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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822.

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stand drehen, wenden und von allen Seiten be-
rühren, beweist, dass sie auch das Aeussere
eines solchen Körpers dadurch auskundschaften.

Mau hat von dieser, zur Erforschung der
Gestalt der Körper dienenden Modifikation des
Tastsinns geglaubt, dass sie mit dem Grade der
geistigen Bildung in naher Beziehung stehe und
dass mit darum der Mensch nebst den Thieren,
die Hände besitzen, die geistreichsten Geschöpfe
seyen, weil ihnen der Sinn für Formen ver-
liehen ist l). Soviel ist zwar richtig, dass die
Thiere, die keine Hände oder Surrogate der
Hände haben, sich nicht so deutliche Begriffe
von der Gestalt der Körper machen können,
als die, welche mit solchen Tastorganen ausge-
stattet sind. Aber die mit vier Händen versche-
nen Affen haben doch im Allgemeinen nicht
mehr Geist, sondern nur Geist von anderer
Art, als der Hund, der Fuchs, der Bieber
u. s. w.

An den erwähnten fleischigen Enden der
Insektenpalpen habe ich keine Nervenwärzchen
entdecken können. Die Richtigkeit der Beob-
achtung Knoch's m), der die Haut dieser Theile
unter starken Vergrösserungsgläsern aus Papillen

zusam-
l) Buffon a. a. O. p. 381.
m) A. a. O. S. 30.

stand drehen, wenden und von allen Seiten be-
rühren, beweist, daſs sie auch das Aeuſsere
eines solchen Körpers dadurch auskundschaften.

Mau hat von dieser, zur Erforschung der
Gestalt der Körper dienenden Modifikation des
Tastsinns geglaubt, daſs sie mit dem Grade der
geistigen Bildung in naher Beziehung stehe und
daſs mit darum der Mensch nebst den Thieren,
die Hände besitzen, die geistreichsten Geschöpfe
seyen, weil ihnen der Sinn für Formen ver-
liehen ist l). Soviel ist zwar richtig, daſs die
Thiere, die keine Hände oder Surrogate der
Hände haben, sich nicht so deutliche Begriffe
von der Gestalt der Körper machen können,
als die, welche mit solchen Tastorganen ausge-
stattet sind. Aber die mit vier Händen versche-
nen Affen haben doch im Allgemeinen nicht
mehr Geist, sondern nur Geist von anderer
Art, als der Hund, der Fuchs, der Bieber
u. s. w.

An den erwähnten fleischigen Enden der
Insektenpalpen habe ich keine Nervenwärzchen
entdecken können. Die Richtigkeit der Beob-
achtung Knoch’s m), der die Haut dieser Theile
unter starken Vergröſserungsgläsern aus Papillen

zusam-
l) Buffon a. a. O. p. 381.
m) A. a. O. S. 30.
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[212/0230] stand drehen, wenden und von allen Seiten be- rühren, beweist, daſs sie auch das Aeuſsere eines solchen Körpers dadurch auskundschaften. Mau hat von dieser, zur Erforschung der Gestalt der Körper dienenden Modifikation des Tastsinns geglaubt, daſs sie mit dem Grade der geistigen Bildung in naher Beziehung stehe und daſs mit darum der Mensch nebst den Thieren, die Hände besitzen, die geistreichsten Geschöpfe seyen, weil ihnen der Sinn für Formen ver- liehen ist l). Soviel ist zwar richtig, daſs die Thiere, die keine Hände oder Surrogate der Hände haben, sich nicht so deutliche Begriffe von der Gestalt der Körper machen können, als die, welche mit solchen Tastorganen ausge- stattet sind. Aber die mit vier Händen versche- nen Affen haben doch im Allgemeinen nicht mehr Geist, sondern nur Geist von anderer Art, als der Hund, der Fuchs, der Bieber u. s. w. An den erwähnten fleischigen Enden der Insektenpalpen habe ich keine Nervenwärzchen entdecken können. Die Richtigkeit der Beob- achtung Knoch’s m), der die Haut dieser Theile unter starken Vergröſserungsgläsern aus Papillen zusam- l) Buffon a. a. O. p. 381. m) A. a. O. S. 30.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/230>, abgerufen am 14.05.2024.