Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

Canäle der letztern auskleidende Membran, die
sehr reich an Nerven, Blutgefässen und Schleim-
bälgen ist, auf ihrer auswendigen Oberfläche
einen Ueberzug von kurzen, höchst zarten
Flocken hat, und sowohl von dem Schleim
ihrer Schleimbälge, als von der Flüssigkeit der
Thränendrüsen, die ebenfalls bey allen jenen
Thieren zugegen sind, immer feucht erhalten
wird. Diese Feuchtigkeit ist ein nothwendiges
Erforderniss zum Riechen. Der für ihre
Nothwendigkeit oft angeführte Grund, dass bey
der Trockenheit der Nase im Catarrh der Ge-
ruch abgestumpft ist, lässt sich zwar nicht für
gültig annehmen, da schon blos die Entzün-
dung der Schleimhaut, ohne das sie begleitende
Symptom der Trockenheit dieser Haut, Ursache
der Abstumpfung seyn kann. Aber wahr ist es,
dass die in der Luft aufgelösten riechbaren
Stoffe nur durch feuchte Körper angezogen wer-
den, und dass bey vielen luftathmenden Wir-
belthieren die in die Nase abfliessenden Thränen
in grösserem Maass abgesondert werden, als
wahrscheinlich der Fall seyn würde, wenn die
Absonderung derselben nicht eben so sehr, oder
noch mehr, des Geruchsorgans als der Augen
wegen geschähe.

Die zahlreichen, sich unmittelbar unter der
Schleimhaut verzweigenden Nerven der innern

Nase

Canäle der letztern auskleidende Membran, die
sehr reich an Nerven, Blutgefäſsen und Schleim-
bälgen ist, auf ihrer auswendigen Oberfläche
einen Ueberzug von kurzen, höchst zarten
Flocken hat, und sowohl von dem Schleim
ihrer Schleimbälge, als von der Flüssigkeit der
Thränendrüsen, die ebenfalls bey allen jenen
Thieren zugegen sind, immer feucht erhalten
wird. Diese Feuchtigkeit ist ein nothwendiges
Erforderniſs zum Riechen. Der für ihre
Nothwendigkeit oft angeführte Grund, daſs bey
der Trockenheit der Nase im Catarrh der Ge-
ruch abgestumpft ist, läſst sich zwar nicht für
gültig annehmen, da schon blos die Entzün-
dung der Schleimhaut, ohne das sie begleitende
Symptom der Trockenheit dieser Haut, Ursache
der Abstumpfung seyn kann. Aber wahr ist es,
daſs die in der Luft aufgelösten riechbaren
Stoffe nur durch feuchte Körper angezogen wer-
den, und daſs bey vielen luftathmenden Wir-
belthieren die in die Nase abflieſsenden Thränen
in gröſserem Maaſs abgesondert werden, als
wahrscheinlich der Fall seyn würde, wenn die
Absonderung derselben nicht eben so sehr, oder
noch mehr, des Geruchsorgans als der Augen
wegen geschähe.

Die zahlreichen, sich unmittelbar unter der
Schleimhaut verzweigenden Nerven der innern

Nase
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0282" n="264"/>
Canäle der letztern auskleidende Membran, die<lb/>
sehr reich an Nerven, Blutgefä&#x017F;sen und Schleim-<lb/>
bälgen ist, auf ihrer auswendigen Oberfläche<lb/>
einen Ueberzug von kurzen, höchst zarten<lb/>
Flocken hat, und sowohl von dem Schleim<lb/>
ihrer Schleimbälge, als von der Flüssigkeit der<lb/>
Thränendrüsen, die ebenfalls bey allen jenen<lb/>
Thieren zugegen sind, immer feucht erhalten<lb/>
wird. Diese Feuchtigkeit ist ein nothwendiges<lb/>
Erforderni&#x017F;s zum Riechen. Der für ihre<lb/>
Nothwendigkeit oft angeführte Grund, da&#x017F;s bey<lb/>
der Trockenheit der Nase im Catarrh der Ge-<lb/>
ruch abgestumpft ist, lä&#x017F;st sich zwar nicht für<lb/>
gültig annehmen, da schon blos die Entzün-<lb/>
dung der Schleimhaut, ohne das sie begleitende<lb/>
Symptom der Trockenheit dieser Haut, Ursache<lb/>
der Abstumpfung seyn kann. Aber wahr ist es,<lb/>
da&#x017F;s die in der Luft aufgelösten riechbaren<lb/>
Stoffe nur durch feuchte Körper angezogen wer-<lb/>
den, und da&#x017F;s bey vielen luftathmenden Wir-<lb/>
belthieren die in die Nase abflie&#x017F;senden Thränen<lb/>
in grö&#x017F;serem Maa&#x017F;s abgesondert werden, als<lb/>
wahrscheinlich der Fall seyn würde, wenn die<lb/>
Absonderung derselben nicht eben so sehr, oder<lb/>
noch mehr, des Geruchsorgans als der Augen<lb/>
wegen geschähe.</p><lb/>
              <p>Die zahlreichen, sich unmittelbar unter der<lb/>
Schleimhaut verzweigenden Nerven der innern<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Nase</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[264/0282] Canäle der letztern auskleidende Membran, die sehr reich an Nerven, Blutgefäſsen und Schleim- bälgen ist, auf ihrer auswendigen Oberfläche einen Ueberzug von kurzen, höchst zarten Flocken hat, und sowohl von dem Schleim ihrer Schleimbälge, als von der Flüssigkeit der Thränendrüsen, die ebenfalls bey allen jenen Thieren zugegen sind, immer feucht erhalten wird. Diese Feuchtigkeit ist ein nothwendiges Erforderniſs zum Riechen. Der für ihre Nothwendigkeit oft angeführte Grund, daſs bey der Trockenheit der Nase im Catarrh der Ge- ruch abgestumpft ist, läſst sich zwar nicht für gültig annehmen, da schon blos die Entzün- dung der Schleimhaut, ohne das sie begleitende Symptom der Trockenheit dieser Haut, Ursache der Abstumpfung seyn kann. Aber wahr ist es, daſs die in der Luft aufgelösten riechbaren Stoffe nur durch feuchte Körper angezogen wer- den, und daſs bey vielen luftathmenden Wir- belthieren die in die Nase abflieſsenden Thränen in gröſserem Maaſs abgesondert werden, als wahrscheinlich der Fall seyn würde, wenn die Absonderung derselben nicht eben so sehr, oder noch mehr, des Geruchsorgans als der Augen wegen geschähe. Die zahlreichen, sich unmittelbar unter der Schleimhaut verzweigenden Nerven der innern Nase

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/282
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/282>, abgerufen am 21.11.2024.