vom fünften Paar, die Nerven des ersten Paars und die Riechkörper, insoweit diese mehr als blosse Geruchsnerven sind, verschiedene Funk- tionen beym Riechen haben. Die ersten und zweyten dieser Nerven beziehen sich unmittelbar auf den Geruch. Ihre Beziehung ist gewiss verschiedener Art. Worin aber diese Verschie- denheit besteht, ob vielleicht beyderley Nerven für entgegengesetzte Gerüche gebildet sind, wage ich nicht zu entscheiden. Hierüber wird sich dann erst etwas bestimmen lassen, wenn genane Beobachtungen über den Geruchssinn der Cetaceen gemacht seyn werden, hey welchen die Nerven des ersten Paars so klein, die Nasenzweige des fünften Paars hingegen so gross sind, dass bey ihnen nur diese die Haupt- nerven jenes Sinns seyn können. Die Riech- körper sind ohne Zweifel Organe, vermittelst welcher alle Gerüche für die Thiere einen hohen Grad von subjektiver Wirkung, einen weit höhern als für den Menschen, haben, und wodurch auf das Gehirn der Thiere eine eigene, von dem Gehalt an riechbaren Stoffen unabhän- gige Wirkung der atmosphärischen Luft statt findet.
Vermöge jener subjektiven Wirkung ist für das Thier der Geruchssinn die vornehmste und unmittelbarste Triebfeder der Handlungen des-
selben.
vom fünften Paar, die Nerven des ersten Paars und die Riechkörper, insoweit diese mehr als bloſse Geruchsnerven sind, verschiedene Funk- tionen beym Riechen haben. Die ersten und zweyten dieser Nerven beziehen sich unmittelbar auf den Geruch. Ihre Beziehung ist gewiſs verschiedener Art. Worin aber diese Verschie- denheit besteht, ob vielleicht beyderley Nerven für entgegengesetzte Gerüche gebildet sind, wage ich nicht zu entscheiden. Hierüber wird sich dann erst etwas bestimmen lassen, wenn genane Beobachtungen über den Geruchssinn der Cetaceen gemacht seyn werden, hey welchen die Nerven des ersten Paars so klein, die Nasenzweige des fünften Paars hingegen so groſs sind, daſs bey ihnen nur diese die Haupt- nerven jenes Sinns seyn können. Die Riech- körper sind ohne Zweifel Organe, vermittelst welcher alle Gerüche für die Thiere einen hohen Grad von subjektiver Wirkung, einen weit höhern als für den Menschen, haben, und wodurch auf das Gehirn der Thiere eine eigene, von dem Gehalt an riechbaren Stoffen unabhän- gige Wirkung der atmosphärischen Luft statt findet.
Vermöge jener subjektiven Wirkung ist für das Thier der Geruchssinn die vornehmste und unmittelbarste Triebfeder der Handlungen des-
selben.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0298"n="280"/>
vom fünften Paar, die Nerven des ersten Paars<lb/>
und die Riechkörper, insoweit diese mehr als<lb/>
bloſse Geruchsnerven sind, verschiedene Funk-<lb/>
tionen beym Riechen haben. Die ersten und<lb/>
zweyten dieser Nerven beziehen sich unmittelbar<lb/>
auf den Geruch. Ihre Beziehung ist gewiſs<lb/>
verschiedener Art. Worin aber diese Verschie-<lb/>
denheit besteht, ob vielleicht beyderley Nerven<lb/>
für entgegengesetzte Gerüche gebildet sind,<lb/>
wage ich nicht zu entscheiden. Hierüber wird<lb/>
sich dann erst etwas bestimmen lassen, wenn<lb/>
genane Beobachtungen über den Geruchssinn der<lb/>
Cetaceen gemacht seyn werden, hey welchen<lb/>
die Nerven des ersten Paars so klein, die<lb/>
Nasenzweige des fünften Paars hingegen so<lb/>
groſs sind, daſs bey ihnen nur diese die Haupt-<lb/>
nerven jenes Sinns seyn können. Die Riech-<lb/>
körper sind ohne Zweifel Organe, vermittelst<lb/>
welcher alle Gerüche für die Thiere einen<lb/>
hohen Grad von subjektiver Wirkung, einen<lb/>
weit höhern als für den Menschen, haben, und<lb/>
wodurch auf das Gehirn der Thiere eine eigene,<lb/>
von dem Gehalt an riechbaren Stoffen unabhän-<lb/>
gige Wirkung der atmosphärischen Luft statt<lb/>
findet.</p><lb/><p>Vermöge jener subjektiven Wirkung ist für<lb/>
das Thier der Geruchssinn die vornehmste und<lb/>
unmittelbarste Triebfeder der Handlungen des-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">selben.</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[280/0298]
vom fünften Paar, die Nerven des ersten Paars
und die Riechkörper, insoweit diese mehr als
bloſse Geruchsnerven sind, verschiedene Funk-
tionen beym Riechen haben. Die ersten und
zweyten dieser Nerven beziehen sich unmittelbar
auf den Geruch. Ihre Beziehung ist gewiſs
verschiedener Art. Worin aber diese Verschie-
denheit besteht, ob vielleicht beyderley Nerven
für entgegengesetzte Gerüche gebildet sind,
wage ich nicht zu entscheiden. Hierüber wird
sich dann erst etwas bestimmen lassen, wenn
genane Beobachtungen über den Geruchssinn der
Cetaceen gemacht seyn werden, hey welchen
die Nerven des ersten Paars so klein, die
Nasenzweige des fünften Paars hingegen so
groſs sind, daſs bey ihnen nur diese die Haupt-
nerven jenes Sinns seyn können. Die Riech-
körper sind ohne Zweifel Organe, vermittelst
welcher alle Gerüche für die Thiere einen
hohen Grad von subjektiver Wirkung, einen
weit höhern als für den Menschen, haben, und
wodurch auf das Gehirn der Thiere eine eigene,
von dem Gehalt an riechbaren Stoffen unabhän-
gige Wirkung der atmosphärischen Luft statt
findet.
Vermöge jener subjektiven Wirkung ist für
das Thier der Geruchssinn die vornehmste und
unmittelbarste Triebfeder der Handlungen des-
selben.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/298>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.