Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

zukömmt, ist endlich noch das Unterschei-
dungsvermögen gleichzeitiger Schall-
schwingungen verschiedener Art
. Auf
diesem beruhet der Sinn für Harmonie, den
kein anderes Thier mit dem Menschen gemein
hat, so viele auch gleich ihm Sinn für Melodie
besitzen. Jeder Vogel singt nur für sich; nie
hörte man mehrere zugleich einen harmoni-
schen Gesang anstimmen. Wie weit die Em-
pfänglichkeit für Melodie noch bey andern
Thieren als dem Menschen und den Singvögeln
vorhanden ist, lässt sich nicht bestimmen. Die
Alten erzählten viel von dem Eindruck der
Musik auf manche Thiere, deren Hörwerkzeuge
von den unsrigen sehr verschieden sind, z. B.
auf den Delphin und, wie schon oben bemerkt
ist, auf gewisse Seekrebse. Man hat auch
neuere Beyspiele von Hunden und andern
Hausthieren, die Wohlgefallen an einigen Arten
von Musik zu finden scheinen. Buffon a) hat
mehrere derselben gesammelt, denen sich noch
eine spätere Beobachtung von R. Archer bey-
fügen lässt, wo eine Maus durch Flötenspiel
deutlich angezogen seyn soll b). Allein es
lässt sich hieraus nicht schliessen, was Buf-

fon
a) Hist. nat. T. XI. p. 143. der Zweybr. Ausg.
b) The American medical Recorder. Vol. 1. Philadelphia.
1818. No. 1. p. 18.
Y 5

zukömmt, ist endlich noch das Unterschei-
dungsvermögen gleichzeitiger Schall-
schwingungen verschiedener Art
. Auf
diesem beruhet der Sinn für Harmonie, den
kein anderes Thier mit dem Menschen gemein
hat, so viele auch gleich ihm Sinn für Melodie
besitzen. Jeder Vogel singt nur für sich; nie
hörte man mehrere zugleich einen harmoni-
schen Gesang anstimmen. Wie weit die Em-
pfänglichkeit für Melodie noch bey andern
Thieren als dem Menschen und den Singvögeln
vorhanden ist, läſst sich nicht bestimmen. Die
Alten erzählten viel von dem Eindruck der
Musik auf manche Thiere, deren Hörwerkzeuge
von den unsrigen sehr verschieden sind, z. B.
auf den Delphin und, wie schon oben bemerkt
ist, auf gewisse Seekrebse. Man hat auch
neuere Beyspiele von Hunden und andern
Hausthieren, die Wohlgefallen an einigen Arten
von Musik zu finden scheinen. Buffon a) hat
mehrere derselben gesammelt, denen sich noch
eine spätere Beobachtung von R. Archer bey-
fügen läſst, wo eine Maus durch Flötenspiel
deutlich angezogen seyn soll b). Allein es
läſst sich hieraus nicht schlieſsen, was Buf-

fon
a) Hist. nat. T. XI. p. 143. der Zweybr. Ausg.
b) The American medical Recorder. Vol. 1. Philadelphia.
1818. No. 1. p. 18.
Y 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0357" n="339"/>
zukömmt, ist endlich noch <hi rendition="#g">das Unterschei-<lb/>
dungsvermögen gleichzeitiger Schall-<lb/>
schwingungen verschiedener Art</hi>. Auf<lb/>
diesem beruhet der Sinn für Harmonie, den<lb/>
kein anderes Thier mit dem Menschen gemein<lb/>
hat, so viele auch gleich ihm Sinn für Melodie<lb/>
besitzen. Jeder Vogel singt nur für sich; nie<lb/>
hörte man mehrere zugleich einen harmoni-<lb/>
schen Gesang anstimmen. Wie weit die Em-<lb/>
pfänglichkeit für Melodie noch bey andern<lb/>
Thieren als dem Menschen und den Singvögeln<lb/>
vorhanden ist, lä&#x017F;st sich nicht bestimmen. Die<lb/>
Alten erzählten viel von dem Eindruck der<lb/>
Musik auf manche Thiere, deren Hörwerkzeuge<lb/>
von den unsrigen sehr verschieden sind, z. B.<lb/>
auf den Delphin und, wie schon oben bemerkt<lb/>
ist, auf gewisse Seekrebse. Man hat auch<lb/>
neuere Beyspiele von Hunden und andern<lb/>
Hausthieren, die Wohlgefallen an einigen Arten<lb/>
von Musik zu finden scheinen. <hi rendition="#k">Buffon</hi> <note place="foot" n="a)">Hist. nat. T. XI. p. 143. der Zweybr. Ausg.</note> hat<lb/>
mehrere derselben gesammelt, denen sich noch<lb/>
eine spätere Beobachtung von R. <hi rendition="#k">Archer</hi> bey-<lb/>
fügen lä&#x017F;st, wo eine Maus durch Flötenspiel<lb/>
deutlich angezogen seyn soll <note place="foot" n="b)">The American medical Recorder. Vol. 1. Philadelphia.<lb/>
1818. No. 1. p. 18.</note>. Allein es<lb/>&#x017F;st sich hieraus nicht schlie&#x017F;sen, was <hi rendition="#k">Buf-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#k">fon</hi></fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Y 5</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[339/0357] zukömmt, ist endlich noch das Unterschei- dungsvermögen gleichzeitiger Schall- schwingungen verschiedener Art. Auf diesem beruhet der Sinn für Harmonie, den kein anderes Thier mit dem Menschen gemein hat, so viele auch gleich ihm Sinn für Melodie besitzen. Jeder Vogel singt nur für sich; nie hörte man mehrere zugleich einen harmoni- schen Gesang anstimmen. Wie weit die Em- pfänglichkeit für Melodie noch bey andern Thieren als dem Menschen und den Singvögeln vorhanden ist, läſst sich nicht bestimmen. Die Alten erzählten viel von dem Eindruck der Musik auf manche Thiere, deren Hörwerkzeuge von den unsrigen sehr verschieden sind, z. B. auf den Delphin und, wie schon oben bemerkt ist, auf gewisse Seekrebse. Man hat auch neuere Beyspiele von Hunden und andern Hausthieren, die Wohlgefallen an einigen Arten von Musik zu finden scheinen. Buffon a) hat mehrere derselben gesammelt, denen sich noch eine spätere Beobachtung von R. Archer bey- fügen läſst, wo eine Maus durch Flötenspiel deutlich angezogen seyn soll b). Allein es läſst sich hieraus nicht schlieſsen, was Buf- fon a) Hist. nat. T. XI. p. 143. der Zweybr. Ausg. b) The American medical Recorder. Vol. 1. Philadelphia. 1818. No. 1. p. 18. Y 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/357
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/357>, abgerufen am 21.11.2024.