in Beziehung auf die Ausdehnung des Trommel- fells von Wichtigkeit seyn, dessen Funktion also zuvörderst zu untersuchen ist.
Welchen Zweck hat das Trommelfell? Die Antwort bey der bisherigen Theorie des Hörens war: die Schallschwingungen aus dem Gehör- gange aufzufangen. Aber wozu dieses Auffan- gen? Um, sagt man, nach dem verschiedenen Grade der Spannung desselben die deutliche Wahrnehmung des Unterschieds der Töne mög- lich zu machen. Allein eben dies hätte sich durch stärkere und schwächere Spannung der Häute beyder Fenster des Vorhofs möglich ma- chen lassen. Hier ist offenbar eine Lücke in der bisherigen Erklärung des Wirkens der in- nern Gehörwerkzeuge, zu deren Ausfüllung es nöthig seyn wird, diese Theorie näher zu prüfen.
Von dem Trommelfell kann die Fortpflan- zung der Schallschwingungeni zum Labyrinth entweder blos durch die Kette der Gehörknö- chelchen, oder durch die Luft der Trommel- höhle, oder durch beyde zugleich geschehen. Dass sie allein durch die Gehörknöchelchen, ver- mittelt wird, lässt sich auf keinen Fall anneh- men: denn wozu wäre das, mit dem Trommel- fell in keiner Verbindung stehende runde Fen- ster gemacht, als um von den Schwingungen
der
A a 4
in Beziehung auf die Ausdehnung des Trommel- fells von Wichtigkeit seyn, dessen Funktion also zuvörderst zu untersuchen ist.
Welchen Zweck hat das Trommelfell? Die Antwort bey der bisherigen Theorie des Hörens war: die Schallschwingungen aus dem Gehör- gange aufzufangen. Aber wozu dieses Auffan- gen? Um, sagt man, nach dem verschiedenen Grade der Spannung desselben die deutliche Wahrnehmung des Unterschieds der Töne mög- lich zu machen. Allein eben dies hätte sich durch stärkere und schwächere Spannung der Häute beyder Fenster des Vorhofs möglich ma- chen lassen. Hier ist offenbar eine Lücke in der bisherigen Erklärung des Wirkens der in- nern Gehörwerkzeuge, zu deren Ausfüllung es nöthig seyn wird, diese Theorie näher zu prüfen.
Von dem Trommelfell kann die Fortpflan- zung der Schallschwingungeni zum Labyrinth entweder blos durch die Kette der Gehörknö- chelchen, oder durch die Luft der Trommel- höhle, oder durch beyde zugleich geschehen. Daſs sie allein durch die Gehörknöchelchen, ver- mittelt wird, läſst sich auf keinen Fall anneh- men: denn wozu wäre das, mit dem Trommel- fell in keiner Verbindung stehende runde Fen- ster gemacht, als um von den Schwingungen
der
A a 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0387"n="369"/>
in Beziehung auf die Ausdehnung des Trommel-<lb/>
fells von Wichtigkeit seyn, dessen Funktion<lb/>
also zuvörderst zu untersuchen ist.</p><lb/><p>Welchen Zweck hat das Trommelfell? Die<lb/>
Antwort bey der bisherigen Theorie des Hörens<lb/>
war: die Schallschwingungen aus dem Gehör-<lb/>
gange aufzufangen. Aber wozu dieses Auffan-<lb/>
gen? Um, sagt man, nach dem verschiedenen<lb/>
Grade der Spannung desselben die deutliche<lb/>
Wahrnehmung des Unterschieds der Töne mög-<lb/>
lich zu machen. Allein eben dies hätte sich<lb/>
durch stärkere und schwächere Spannung der<lb/>
Häute beyder Fenster des Vorhofs möglich ma-<lb/>
chen lassen. Hier ist offenbar eine Lücke in<lb/>
der bisherigen Erklärung des Wirkens der in-<lb/>
nern Gehörwerkzeuge, zu deren Ausfüllung es<lb/>
nöthig seyn wird, diese Theorie näher zu<lb/>
prüfen.</p><lb/><p>Von dem Trommelfell kann die Fortpflan-<lb/>
zung der Schallschwingungeni zum Labyrinth<lb/>
entweder blos durch die Kette der Gehörknö-<lb/>
chelchen, oder durch die Luft der Trommel-<lb/>
höhle, oder durch beyde zugleich geschehen.<lb/>
Daſs sie allein durch die Gehörknöchelchen, ver-<lb/>
mittelt wird, läſst sich auf keinen Fall anneh-<lb/>
men: denn wozu wäre das, mit dem Trommel-<lb/>
fell in keiner Verbindung stehende runde Fen-<lb/>
ster gemacht, als um von den Schwingungen<lb/><fwplace="bottom"type="sig">A a 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">der</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[369/0387]
in Beziehung auf die Ausdehnung des Trommel-
fells von Wichtigkeit seyn, dessen Funktion
also zuvörderst zu untersuchen ist.
Welchen Zweck hat das Trommelfell? Die
Antwort bey der bisherigen Theorie des Hörens
war: die Schallschwingungen aus dem Gehör-
gange aufzufangen. Aber wozu dieses Auffan-
gen? Um, sagt man, nach dem verschiedenen
Grade der Spannung desselben die deutliche
Wahrnehmung des Unterschieds der Töne mög-
lich zu machen. Allein eben dies hätte sich
durch stärkere und schwächere Spannung der
Häute beyder Fenster des Vorhofs möglich ma-
chen lassen. Hier ist offenbar eine Lücke in
der bisherigen Erklärung des Wirkens der in-
nern Gehörwerkzeuge, zu deren Ausfüllung es
nöthig seyn wird, diese Theorie näher zu
prüfen.
Von dem Trommelfell kann die Fortpflan-
zung der Schallschwingungeni zum Labyrinth
entweder blos durch die Kette der Gehörknö-
chelchen, oder durch die Luft der Trommel-
höhle, oder durch beyde zugleich geschehen.
Daſs sie allein durch die Gehörknöchelchen, ver-
mittelt wird, läſst sich auf keinen Fall anneh-
men: denn wozu wäre das, mit dem Trommel-
fell in keiner Verbindung stehende runde Fen-
ster gemacht, als um von den Schwingungen
der
A a 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/387>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.