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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822.

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Hauptbestimmung dieser Membran ist jedoch,
unsern obigen Bemerkungen zufolge, bey jeder
Anspannung und Erzitterung des Trommelfells
von dem Steigbügel gegen das Labyrinthwasser
gedrückt zu werden, um das Fortschwingen des
letztern nach einem Impuls desselben und das
Nachklingen der Töne zu verhindern. Diese
Meinung ist freylich für jetzt nur hypothetisch.
Sie hat aber nichts wider sich; hingegen spricht
für sie, dass sich aus ihr erklären lässt, was
sonst keine Erklärung zulässt, das Nachtönen
und das Klingen vor den Ohren unter Umstän-
den, wobey wahrscheinlich die Muskeln des
innern Ohrs geschwächt sind oder unregelmässig
wirken. Zur Entscheidung über die Richtigkeit
unserer Ansicht würden Beobachtungen erfor-
derlich seyn, die uns fehlen, über die Modifi-
kation des Gehörs bey Unbeweglichkeit des
Steigbügels, oder bey Verknöcherung der Haut
eines der beyden Fenster des Labyrinths, Val-
salva
t) hat zwar einen Fall, wo das ovale

Fen-
von den Schallschwingungen der Luft der Trommel-
höhle gerührt und dieser Haut ihre Vibrationen mit-
theilen können. Carlisle (Philos. Transact. Y. 1805.
p. 202.) fand aber Duverney's Wahrnehmung nicht
bestätigt. Er vermuthete, dass es Schleim war, was
dieser für eine Haut ansahe.
t) Tract. de aure. C. 2. §. 10.
C c 2

Hauptbestimmung dieser Membran ist jedoch,
unsern obigen Bemerkungen zufolge, bey jeder
Anspannung und Erzitterung des Trommelfells
von dem Steigbügel gegen das Labyrinthwasser
gedrückt zu werden, um das Fortschwingen des
letztern nach einem Impuls desselben und das
Nachklingen der Töne zu verhindern. Diese
Meinung ist freylich für jetzt nur hypothetisch.
Sie hat aber nichts wider sich; hingegen spricht
für sie, daſs sich aus ihr erklären läſst, was
sonst keine Erklärung zuläſst, das Nachtönen
und das Klingen vor den Ohren unter Umstän-
den, wobey wahrscheinlich die Muskeln des
innern Ohrs geschwächt sind oder unregelmäſsig
wirken. Zur Entscheidung über die Richtigkeit
unserer Ansicht würden Beobachtungen erfor-
derlich seyn, die uns fehlen, über die Modifi-
kation des Gehörs bey Unbeweglichkeit des
Steigbügels, oder bey Verknöcherung der Haut
eines der beyden Fenster des Labyrinths, Val-
salva
t) hat zwar einen Fall, wo das ovale

Fen-
von den Schallschwingungen der Luft der Trommel-
höhle gerührt und dieser Haut ihre Vibrationen mit-
theilen können. Carlisle (Philos. Transact. Y. 1805.
p. 202.) fand aber Duverney’s Wahrnehmung nicht
bestätigt. Er vermuthete, daſs es Schleim war, was
dieser für eine Haut ansahe.
t) Tract. de aure. C. 2. §. 10.
C c 2
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[397/0415] Hauptbestimmung dieser Membran ist jedoch, unsern obigen Bemerkungen zufolge, bey jeder Anspannung und Erzitterung des Trommelfells von dem Steigbügel gegen das Labyrinthwasser gedrückt zu werden, um das Fortschwingen des letztern nach einem Impuls desselben und das Nachklingen der Töne zu verhindern. Diese Meinung ist freylich für jetzt nur hypothetisch. Sie hat aber nichts wider sich; hingegen spricht für sie, daſs sich aus ihr erklären läſst, was sonst keine Erklärung zuläſst, das Nachtönen und das Klingen vor den Ohren unter Umstän- den, wobey wahrscheinlich die Muskeln des innern Ohrs geschwächt sind oder unregelmäſsig wirken. Zur Entscheidung über die Richtigkeit unserer Ansicht würden Beobachtungen erfor- derlich seyn, die uns fehlen, über die Modifi- kation des Gehörs bey Unbeweglichkeit des Steigbügels, oder bey Verknöcherung der Haut eines der beyden Fenster des Labyrinths, Val- salva t) hat zwar einen Fall, wo das ovale Fen- **) t) Tract. de aure. C. 2. §. 10. **) von den Schallschwingungen der Luft der Trommel- höhle gerührt und dieser Haut ihre Vibrationen mit- theilen können. Carlisle (Philos. Transact. Y. 1805. p. 202.) fand aber Duverney’s Wahrnehmung nicht bestätigt. Er vermuthete, daſs es Schleim war, was dieser für eine Haut ansahe. C c 2

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/415>, abgerufen am 22.11.2024.