Fenster verknöchert war, und Cotunniu) ein Beyspiel von Verschliessung des runden Fensters durch einen Knochen, wobey zugleich die Ge- hörknöchelchen doppelt so gross wie gewöhnlich waren. Aber in Valsalva's Fall fand wäh- rend des Lebens völlige Taubheit statt, die vielleicht noch andere Ursachen als blos jene Verknöcherung hatte, und Cotunni giebt nicht an, wie in dem von ihm beobachteten Fall das Gehör beschaffen gewesen war.
Durch den Druck des Steigbügels auf die Haut des ovalen Fensters wird zugleich eine Anspannung der Membran des runden Fensters hervorgebracht. Nach Cuvier'sv) Meinung geschieht diese Spannung, indem von jenem Druck das Labyrinthwasser gegen die Haut des runden Fensters gedrängt wird. Ein solches Drängen kann hierbey aber nicht in bedeuten- dem Grade eintreten. Die Natur hat dasselbe verhütet, indem sie allen, mit einem Spannungs- apparat des ovalen Fensters versehenen Thieren die Wasserleitungen des Labyrinths gab, deren Bestimmung ist, das Labyrinthwasser bey dessen Zusammendrückung abzuleiten *). Die Anspan-
nung
u) De aquaed. auris hum. p. 132.
v) A. a. O. p. 510.
*) Nach Cotunni (A. a. O. p. 127.) ist die Wasserlei- tung des Vorhofs bey allen Säugthieren vorhanden,
bey
Fenster verknöchert war, und Cotunniu) ein Beyspiel von Verschlieſsung des runden Fensters durch einen Knochen, wobey zugleich die Ge- hörknöchelchen doppelt so groſs wie gewöhnlich waren. Aber in Valsalva’s Fall fand wäh- rend des Lebens völlige Taubheit statt, die vielleicht noch andere Ursachen als blos jene Verknöcherung hatte, und Cotunni giebt nicht an, wie in dem von ihm beobachteten Fall das Gehör beschaffen gewesen war.
Durch den Druck des Steigbügels auf die Haut des ovalen Fensters wird zugleich eine Anspannung der Membran des runden Fensters hervorgebracht. Nach Cuvier’sv) Meinung geschieht diese Spannung, indem von jenem Druck das Labyrinthwasser gegen die Haut des runden Fensters gedrängt wird. Ein solches Drängen kann hierbey aber nicht in bedeuten- dem Grade eintreten. Die Natur hat dasselbe verhütet, indem sie allen, mit einem Spannungs- apparat des ovalen Fensters versehenen Thieren die Wasserleitungen des Labyrinths gab, deren Bestimmung ist, das Labyrinthwasser bey dessen Zusammendrückung abzuleiten *). Die Anspan-
nung
u) De aquaed. auris hum. p. 132.
v) A. a. O. p. 510.
*) Nach Cotunni (A. a. O. p. 127.) ist die Wasserlei- tung des Vorhofs bey allen Säugthieren vorhanden,
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Fenster verknöchert war, und Cotunni u) ein
Beyspiel von Verschlieſsung des runden Fensters
durch einen Knochen, wobey zugleich die Ge-
hörknöchelchen doppelt so groſs wie gewöhnlich
waren. Aber in Valsalva’s Fall fand wäh-
rend des Lebens völlige Taubheit statt, die
vielleicht noch andere Ursachen als blos jene
Verknöcherung hatte, und Cotunni giebt nicht
an, wie in dem von ihm beobachteten Fall das
Gehör beschaffen gewesen war.
Durch den Druck des Steigbügels auf die
Haut des ovalen Fensters wird zugleich eine
Anspannung der Membran des runden Fensters
hervorgebracht. Nach Cuvier’s v) Meinung
geschieht diese Spannung, indem von jenem
Druck das Labyrinthwasser gegen die Haut des
runden Fensters gedrängt wird. Ein solches
Drängen kann hierbey aber nicht in bedeuten-
dem Grade eintreten. Die Natur hat dasselbe
verhütet, indem sie allen, mit einem Spannungs-
apparat des ovalen Fensters versehenen Thieren
die Wasserleitungen des Labyrinths gab, deren
Bestimmung ist, das Labyrinthwasser bey dessen
Zusammendrückung abzuleiten *). Die Anspan-
nung
u) De aquaed. auris hum. p. 132.
v) A. a. O. p. 510.
*) Nach Cotunni (A. a. O. p. 127.) ist die Wasserlei-
tung des Vorhofs bey allen Säugthieren vorhanden,
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/416>, abgerufen am 22.11.2024.
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