fung verursachen. Ihre Zusammenziehung ist es eben so wenig: denn diese begleitet den Starrkrampf, wo alle contraktile Organe in Zusammenziehungen begriffen sind. Es giebt aber nur zwey Formen der lebendigen Bewe- gung fester Theile: Turgescenz, die mit ver- mehrtem Zufluss der Säfte verbunden ist, und Verkürzung durch Verminderung der Dimensio- nen. Die Zusammenziehung der Iris lässt sich blos auf die letztere Form zurückführen. Ihre Ausdehnung kann sowohl Turgescenz, als Ver- kürzung seyn. In Verkürzung wird dieselbe bestehen, wenn die Iris an ihrem innern Rande ringförmige Fasern hat, die nach Art der Schliessmuskeln wirken. Ich glaube nicht, dass alle bisherige Beobachtungen hinreichend sind, um in dieser Sache einen entscheidenden Aus- spruch zu thun. Für ein Anschwellen der Iris bey ihrer Ausdehnung spricht der Grund, dass da, wo die Wirkungen des Lichts auf das Le- ben am deutlichsten erscheinen, im Pflanzen- reiche, Turgescenzen immer die Folgen von dessen Einflusse sind. Dagegen lässt sich frey- lich einwenden, dass sich von den Erscheinun- gen der Pflanzenwelt nicht unbedingt auf die des Thierreichs schliessen lässt. Doch ist we- nigstens der Einwurf nicht gültig, dass sich nach einigen Erfahrungen kein vermehrter Andrang des Bluts zu den Gefässen der Iris bey der
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fung verursachen. Ihre Zusammenziehung ist es eben so wenig: denn diese begleitet den Starrkrampf, wo alle contraktile Organe in Zusammenziehungen begriffen sind. Es giebt aber nur zwey Formen der lebendigen Bewe- gung fester Theile: Turgescenz, die mit ver- mehrtem Zufluſs der Säfte verbunden ist, und Verkürzung durch Verminderung der Dimensio- nen. Die Zusammenziehung der Iris läſst sich blos auf die letztere Form zurückführen. Ihre Ausdehnung kann sowohl Turgescenz, als Ver- kürzung seyn. In Verkürzung wird dieselbe bestehen, wenn die Iris an ihrem innern Rande ringförmige Fasern hat, die nach Art der Schlieſsmuskeln wirken. Ich glaube nicht, daſs alle bisherige Beobachtungen hinreichend sind, um in dieser Sache einen entscheidenden Aus- spruch zu thun. Für ein Anschwellen der Iris bey ihrer Ausdehnung spricht der Grund, daſs da, wo die Wirkungen des Lichts auf das Le- ben am deutlichsten erscheinen, im Pflanzen- reiche, Turgescenzen immer die Folgen von dessen Einflusse sind. Dagegen läſst sich frey- lich einwenden, daſs sich von den Erscheinun- gen der Pflanzenwelt nicht unbedingt auf die des Thierreichs schlieſsen läſst. Doch ist we- nigstens der Einwurf nicht gültig, daſs sich nach einigen Erfahrungen kein vermehrter Andrang des Bluts zu den Gefäſsen der Iris bey der
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fung verursachen. Ihre Zusammenziehung ist
es eben so wenig: denn diese begleitet den
Starrkrampf, wo alle contraktile Organe in
Zusammenziehungen begriffen sind. Es giebt
aber nur zwey Formen der lebendigen Bewe-
gung fester Theile: Turgescenz, die mit ver-
mehrtem Zufluſs der Säfte verbunden ist, und
Verkürzung durch Verminderung der Dimensio-
nen. Die Zusammenziehung der Iris läſst sich
blos auf die letztere Form zurückführen. Ihre
Ausdehnung kann sowohl Turgescenz, als Ver-
kürzung seyn. In Verkürzung wird dieselbe
bestehen, wenn die Iris an ihrem innern Rande
ringförmige Fasern hat, die nach Art der
Schlieſsmuskeln wirken. Ich glaube nicht, daſs
alle bisherige Beobachtungen hinreichend sind,
um in dieser Sache einen entscheidenden Aus-
spruch zu thun. Für ein Anschwellen der Iris
bey ihrer Ausdehnung spricht der Grund, daſs
da, wo die Wirkungen des Lichts auf das Le-
ben am deutlichsten erscheinen, im Pflanzen-
reiche, Turgescenzen immer die Folgen von
dessen Einflusse sind. Dagegen läſst sich frey-
lich einwenden, daſs sich von den Erscheinun-
gen der Pflanzenwelt nicht unbedingt auf die
des Thierreichs schlieſsen läſst. Doch ist we-
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 483. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/505>, abgerufen am 22.11.2024.
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