Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

einen höhern Grad von Verengerung der Pupille
zu erreichen. Jenen Thieren gab die Natur
ein Organ, das ihnen als durchsichtiger Schirm
bey der Einwirkung des Lichts dient, den
schwarzen Fächer (Pecten plicatum), eine dünne
Haut, die gleich einem Fächer der Länge nach
in mehr oder weniger zahlreiche Falten zu-
sammengelegt, bey den meisten Vögeln rauten-
förmig, mit der Basis unmittelbar an der Ein-
trittsstelle des Sehenerven, mit der entgegen-
gesetzten Seite entweder auch unmittelbar, oder
durch einen dünnen Fortsatz an der hintern
Fläche der Linse befestigt, von schwärzlicher
Farbe und im ausgedehnten Zustande durch-
sichtig ist. Bey allen Vögeln hat dieser Theil
eine solche Stellung, dass er einen Theil der
untern und hintern, von der Netzhaut bedeck-
ten Fläche des innern Auges beschattet. Das
Verhältniss seiner Länge und Höhe gegen die
Axe und den Durchmesser der hinter der
Linse liegenden Höhlung des innern Auges
richtet sich nach dem Grade des Lichts, dem
die Vögel ausgesetzt sind. Am kleinsten ist er
in jener Beziehung bey den Eulen, am grössten
bey denjenigen Tagesvögeln, die ihre Nahrung
im Wasser suchen, während dessen Oberfläche
das Sonnenlicht zurückwirft, z. B. den Mewen.
Bey Larus canus ist sein oberer Rand so breit
als die Linse, mit der er unmittelbar zusam-

men-

einen höhern Grad von Verengerung der Pupille
zu erreichen. Jenen Thieren gab die Natur
ein Organ, das ihnen als durchsichtiger Schirm
bey der Einwirkung des Lichts dient, den
schwarzen Fächer (Pecten plicatum), eine dünne
Haut, die gleich einem Fächer der Länge nach
in mehr oder weniger zahlreiche Falten zu-
sammengelegt, bey den meisten Vögeln rauten-
förmig, mit der Basis unmittelbar an der Ein-
trittsstelle des Sehenerven, mit der entgegen-
gesetzten Seite entweder auch unmittelbar, oder
durch einen dünnen Fortsatz an der hintern
Fläche der Linse befestigt, von schwärzlicher
Farbe und im ausgedehnten Zustande durch-
sichtig ist. Bey allen Vögeln hat dieser Theil
eine solche Stellung, daſs er einen Theil der
untern und hintern, von der Netzhaut bedeck-
ten Fläche des innern Auges beschattet. Das
Verhältniſs seiner Länge und Höhe gegen die
Axe und den Durchmesser der hinter der
Linse liegenden Höhlung des innern Auges
richtet sich nach dem Grade des Lichts, dem
die Vögel ausgesetzt sind. Am kleinsten ist er
in jener Beziehung bey den Eulen, am gröſsten
bey denjenigen Tagesvögeln, die ihre Nahrung
im Wasser suchen, während dessen Oberfläche
das Sonnenlicht zurückwirft, z. B. den Mewen.
Bey Larus canus ist sein oberer Rand so breit
als die Linse, mit der er unmittelbar zusam-

men-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0510" n="488"/>
einen höhern Grad von Verengerung der Pupille<lb/>
zu erreichen. Jenen Thieren gab die Natur<lb/>
ein Organ, das ihnen als durchsichtiger Schirm<lb/>
bey der Einwirkung des Lichts dient, den<lb/>
schwarzen Fächer (Pecten plicatum), eine dünne<lb/>
Haut, die gleich einem Fächer der Länge nach<lb/>
in mehr oder weniger zahlreiche Falten zu-<lb/>
sammengelegt, bey den meisten Vögeln rauten-<lb/>
förmig, mit der Basis unmittelbar an der Ein-<lb/>
trittsstelle des Sehenerven, mit der entgegen-<lb/>
gesetzten Seite entweder auch unmittelbar, oder<lb/>
durch einen dünnen Fortsatz an der hintern<lb/>
Fläche der Linse befestigt, von schwärzlicher<lb/>
Farbe und im ausgedehnten Zustande durch-<lb/>
sichtig ist. Bey allen Vögeln hat dieser Theil<lb/>
eine solche Stellung, da&#x017F;s er einen Theil der<lb/>
untern und hintern, von der Netzhaut bedeck-<lb/>
ten Fläche des innern Auges beschattet. Das<lb/>
Verhältni&#x017F;s seiner Länge und Höhe gegen die<lb/>
Axe und den Durchmesser der hinter der<lb/>
Linse liegenden Höhlung des innern Auges<lb/>
richtet sich nach dem Grade des Lichts, dem<lb/>
die Vögel ausgesetzt sind. Am kleinsten ist er<lb/>
in jener Beziehung bey den Eulen, am grö&#x017F;sten<lb/>
bey denjenigen Tagesvögeln, die ihre Nahrung<lb/>
im Wasser suchen, während dessen Oberfläche<lb/>
das Sonnenlicht zurückwirft, z. B. den Mewen.<lb/>
Bey Larus canus ist sein oberer Rand so breit<lb/>
als die Linse, mit der er unmittelbar zusam-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">men-</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[488/0510] einen höhern Grad von Verengerung der Pupille zu erreichen. Jenen Thieren gab die Natur ein Organ, das ihnen als durchsichtiger Schirm bey der Einwirkung des Lichts dient, den schwarzen Fächer (Pecten plicatum), eine dünne Haut, die gleich einem Fächer der Länge nach in mehr oder weniger zahlreiche Falten zu- sammengelegt, bey den meisten Vögeln rauten- förmig, mit der Basis unmittelbar an der Ein- trittsstelle des Sehenerven, mit der entgegen- gesetzten Seite entweder auch unmittelbar, oder durch einen dünnen Fortsatz an der hintern Fläche der Linse befestigt, von schwärzlicher Farbe und im ausgedehnten Zustande durch- sichtig ist. Bey allen Vögeln hat dieser Theil eine solche Stellung, daſs er einen Theil der untern und hintern, von der Netzhaut bedeck- ten Fläche des innern Auges beschattet. Das Verhältniſs seiner Länge und Höhe gegen die Axe und den Durchmesser der hinter der Linse liegenden Höhlung des innern Auges richtet sich nach dem Grade des Lichts, dem die Vögel ausgesetzt sind. Am kleinsten ist er in jener Beziehung bey den Eulen, am gröſsten bey denjenigen Tagesvögeln, die ihre Nahrung im Wasser suchen, während dessen Oberfläche das Sonnenlicht zurückwirft, z. B. den Mewen. Bey Larus canus ist sein oberer Rand so breit als die Linse, mit der er unmittelbar zusam- men-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/510
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 488. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/510>, abgerufen am 22.11.2024.