Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

die er über die Entfernung des Vereinigungs-
punkts der Lichtstrahlen im Auge gemacht,
beweisen, dass das Maximum der Veränderungen
dieser Entfernung nur 0,06 Theile eines Pariser
Zolls zu betragen braucht, damit das Auge
einer unendlichen Entfernung des Objekts und
einem Abstande desselben von nur 5 Zoll ange-
passt wird. Mit der Vergrösserung und Ver-
ringerung des Radius der Hornhaut steht hier-
bey immer die Vermehrung und Verminderung
des Abstands der Linse von der Netzhaut in
geradem Verhältniss, so dass die Lichtstrahlen
sich bey jeder Veränderung des Auges nach der
Entfernung des Gegenstandes auf der Retina
vereinigen müssen.

Alles dies ist von Olbers mit grossem
Scharfsinn weiter ausgeführt, und es sind man-
che Schwierigkeiten, die seiner Meinung ent-
gegenstanden, sehr glücklich gehoben. Indess,
es sind doch noch Gründe gegen sie übrig, die
ich nicht wegzuräumen weiss. Olbers setzt
voraus, der Druck der geraden Augenmuskeln
geschehe von allen Seiten so gleichförmig auf
den Augapfel, dass der Glaskörper nur nach
hinten und nach vorne ausweichen könne.
Allein diese Muskeln umfassen den ganzen
Umfang des Augapfels nur nach vorne, nicht in
der Mitte, und gegen die letztere muss doch

der

die er über die Entfernung des Vereinigungs-
punkts der Lichtstrahlen im Auge gemacht,
beweisen, daſs das Maximum der Veränderungen
dieser Entfernung nur 0,06 Theile eines Pariser
Zolls zu betragen braucht, damit das Auge
einer unendlichen Entfernung des Objekts und
einem Abstande desselben von nur 5 Zoll ange-
paſst wird. Mit der Vergröſserung und Ver-
ringerung des Radius der Hornhaut steht hier-
bey immer die Vermehrung und Verminderung
des Abstands der Linse von der Netzhaut in
geradem Verhältniſs, so daſs die Lichtstrahlen
sich bey jeder Veränderung des Auges nach der
Entfernung des Gegenstandes auf der Retina
vereinigen müssen.

Alles dies ist von Olbers mit groſsem
Scharfsinn weiter ausgeführt, und es sind man-
che Schwierigkeiten, die seiner Meinung ent-
gegenstanden, sehr glücklich gehoben. Indeſs,
es sind doch noch Gründe gegen sie übrig, die
ich nicht wegzuräumen weiſs. Olbers setzt
voraus, der Druck der geraden Augenmuskeln
geschehe von allen Seiten so gleichförmig auf
den Augapfel, daſs der Glaskörper nur nach
hinten und nach vorne ausweichen könne.
Allein diese Muskeln umfassen den ganzen
Umfang des Augapfels nur nach vorne, nicht in
der Mitte, und gegen die letztere muſs doch

der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0548" n="526"/>
die er über die Entfernung des Vereinigungs-<lb/>
punkts der Lichtstrahlen im Auge gemacht,<lb/>
beweisen, da&#x017F;s das Maximum der Veränderungen<lb/>
dieser Entfernung nur 0,06 Theile eines Pariser<lb/>
Zolls zu betragen braucht, damit das Auge<lb/>
einer unendlichen Entfernung des Objekts und<lb/>
einem Abstande desselben von nur 5 Zoll ange-<lb/>
pa&#x017F;st wird. Mit der Vergrö&#x017F;serung und Ver-<lb/>
ringerung des Radius der Hornhaut steht hier-<lb/>
bey immer die Vermehrung und Verminderung<lb/>
des Abstands der Linse von der Netzhaut in<lb/>
geradem Verhältni&#x017F;s, so da&#x017F;s die Lichtstrahlen<lb/>
sich bey jeder Veränderung des Auges nach der<lb/>
Entfernung des Gegenstandes auf der Retina<lb/>
vereinigen müssen.</p><lb/>
                <p>Alles dies ist von <hi rendition="#k">Olbers</hi> mit gro&#x017F;sem<lb/>
Scharfsinn weiter ausgeführt, und es sind man-<lb/>
che Schwierigkeiten, die seiner Meinung ent-<lb/>
gegenstanden, sehr glücklich gehoben. Inde&#x017F;s,<lb/>
es sind doch noch Gründe gegen sie übrig, die<lb/>
ich nicht wegzuräumen wei&#x017F;s. <hi rendition="#k">Olbers</hi> setzt<lb/>
voraus, der Druck der geraden Augenmuskeln<lb/>
geschehe von allen Seiten so gleichförmig auf<lb/>
den Augapfel, da&#x017F;s der Glaskörper nur nach<lb/>
hinten und nach vorne ausweichen könne.<lb/>
Allein diese Muskeln umfassen den ganzen<lb/>
Umfang des Augapfels nur nach vorne, nicht in<lb/>
der Mitte, und gegen die letztere mu&#x017F;s doch<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[526/0548] die er über die Entfernung des Vereinigungs- punkts der Lichtstrahlen im Auge gemacht, beweisen, daſs das Maximum der Veränderungen dieser Entfernung nur 0,06 Theile eines Pariser Zolls zu betragen braucht, damit das Auge einer unendlichen Entfernung des Objekts und einem Abstande desselben von nur 5 Zoll ange- paſst wird. Mit der Vergröſserung und Ver- ringerung des Radius der Hornhaut steht hier- bey immer die Vermehrung und Verminderung des Abstands der Linse von der Netzhaut in geradem Verhältniſs, so daſs die Lichtstrahlen sich bey jeder Veränderung des Auges nach der Entfernung des Gegenstandes auf der Retina vereinigen müssen. Alles dies ist von Olbers mit groſsem Scharfsinn weiter ausgeführt, und es sind man- che Schwierigkeiten, die seiner Meinung ent- gegenstanden, sehr glücklich gehoben. Indeſs, es sind doch noch Gründe gegen sie übrig, die ich nicht wegzuräumen weiſs. Olbers setzt voraus, der Druck der geraden Augenmuskeln geschehe von allen Seiten so gleichförmig auf den Augapfel, daſs der Glaskörper nur nach hinten und nach vorne ausweichen könne. Allein diese Muskeln umfassen den ganzen Umfang des Augapfels nur nach vorne, nicht in der Mitte, und gegen die letztere muſs doch der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/548
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 526. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/548>, abgerufen am 22.11.2024.