Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

der Druck eigentlich gerichtet seyn. Es kann
also keine gleichförmige Pressung auf jeden
Punkt der Seiten des Augapfels entstehen, und
der Glaskörper wird nicht blos nach vorne und
nach hinten, sondern auch nach den Zwischen-
räumen der Augenmuskeln hingedrückt werden.
Der Druck muss ferner beym Menschen durch
die sphärische Gestalt des Augapfels sehr ver-
mindert werden. Dieser ist zwar nicht bey
allen, doch bey vielen Menschen eine vollkom-
mene Kugel m), und bey den meisten weicht er
von der völligen Kugelgestalt nur wenig ab.
Olbers nimmt weiter an, der Druck brauche
nur sehr sanft zu seyn, um die nöthigen Ver-
änderungen der Augenaxe hervorzubringen.
Aber wegen der Seitenausdehnung des Aug-
apfels und der sphärischen Gestalt desselben
beym Menschen wird jener schon nicht so ge-
ring seyn dürfen. Wie stark er aber auch seyn
mag, so bleibt noch die Frage, ob er hinrei-
chen wird, die Hornhaut auch nur um 0,06
Theile eines Zolls auszudehnen. Dass diese
contraktil ist, zeigt freylich die Erfahrung; dass
sie sich aber durch einen mässigen Andrang
der wässrigen Flüssigkeit über den Grad von
Spannung, den sie unmittelbar nach dem Tode
hat, ausdehnen lässt, muss ich nach meinen

Er-
m) Home a. a. O. Y. 1796.
L l 3

der Druck eigentlich gerichtet seyn. Es kann
also keine gleichförmige Pressung auf jeden
Punkt der Seiten des Augapfels entstehen, und
der Glaskörper wird nicht blos nach vorne und
nach hinten, sondern auch nach den Zwischen-
räumen der Augenmuskeln hingedrückt werden.
Der Druck muſs ferner beym Menschen durch
die sphärische Gestalt des Augapfels sehr ver-
mindert werden. Dieser ist zwar nicht bey
allen, doch bey vielen Menschen eine vollkom-
mene Kugel m), und bey den meisten weicht er
von der völligen Kugelgestalt nur wenig ab.
Olbers nimmt weiter an, der Druck brauche
nur sehr sanft zu seyn, um die nöthigen Ver-
änderungen der Augenaxe hervorzubringen.
Aber wegen der Seitenausdehnung des Aug-
apfels und der sphärischen Gestalt desselben
beym Menschen wird jener schon nicht so ge-
ring seyn dürfen. Wie stark er aber auch seyn
mag, so bleibt noch die Frage, ob er hinrei-
chen wird, die Hornhaut auch nur um 0,06
Theile eines Zolls auszudehnen. Daſs diese
contraktil ist, zeigt freylich die Erfahrung; daſs
sie sich aber durch einen mäſsigen Andrang
der wäſsrigen Flüssigkeit über den Grad von
Spannung, den sie unmittelbar nach dem Tode
hat, ausdehnen läſst, muſs ich nach meinen

Er-
m) Home a. a. O. Y. 1796.
L l 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0549" n="527"/>
der Druck eigentlich gerichtet seyn. Es kann<lb/>
also keine gleichförmige Pressung auf jeden<lb/>
Punkt der Seiten des Augapfels entstehen, und<lb/>
der Glaskörper wird nicht blos nach vorne und<lb/>
nach hinten, sondern auch nach den Zwischen-<lb/>
räumen der Augenmuskeln hingedrückt werden.<lb/>
Der Druck mu&#x017F;s ferner beym Menschen durch<lb/>
die sphärische Gestalt des Augapfels sehr ver-<lb/>
mindert werden. Dieser ist zwar nicht bey<lb/>
allen, doch bey vielen Menschen eine vollkom-<lb/>
mene Kugel <note place="foot" n="m)"><hi rendition="#k">Home</hi> a. a. O. Y. 1796.</note>, und bey den meisten weicht er<lb/>
von der völligen Kugelgestalt nur wenig ab.<lb/><hi rendition="#k">Olbers</hi> nimmt weiter an, der Druck brauche<lb/>
nur sehr sanft zu seyn, um die nöthigen Ver-<lb/>
änderungen der Augenaxe hervorzubringen.<lb/>
Aber wegen der Seitenausdehnung des Aug-<lb/>
apfels und der sphärischen Gestalt desselben<lb/>
beym Menschen wird jener schon nicht so ge-<lb/>
ring seyn dürfen. Wie stark er aber auch seyn<lb/>
mag, so bleibt noch die Frage, ob er hinrei-<lb/>
chen wird, die Hornhaut auch nur um 0,06<lb/>
Theile eines Zolls auszudehnen. Da&#x017F;s diese<lb/>
contraktil ist, zeigt freylich die Erfahrung; da&#x017F;s<lb/>
sie sich aber durch einen mä&#x017F;sigen Andrang<lb/>
der wä&#x017F;srigen Flüssigkeit über den Grad von<lb/>
Spannung, den sie unmittelbar nach dem Tode<lb/>
hat, ausdehnen lä&#x017F;st, mu&#x017F;s ich nach meinen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Er-</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L l 3</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[527/0549] der Druck eigentlich gerichtet seyn. Es kann also keine gleichförmige Pressung auf jeden Punkt der Seiten des Augapfels entstehen, und der Glaskörper wird nicht blos nach vorne und nach hinten, sondern auch nach den Zwischen- räumen der Augenmuskeln hingedrückt werden. Der Druck muſs ferner beym Menschen durch die sphärische Gestalt des Augapfels sehr ver- mindert werden. Dieser ist zwar nicht bey allen, doch bey vielen Menschen eine vollkom- mene Kugel m), und bey den meisten weicht er von der völligen Kugelgestalt nur wenig ab. Olbers nimmt weiter an, der Druck brauche nur sehr sanft zu seyn, um die nöthigen Ver- änderungen der Augenaxe hervorzubringen. Aber wegen der Seitenausdehnung des Aug- apfels und der sphärischen Gestalt desselben beym Menschen wird jener schon nicht so ge- ring seyn dürfen. Wie stark er aber auch seyn mag, so bleibt noch die Frage, ob er hinrei- chen wird, die Hornhaut auch nur um 0,06 Theile eines Zolls auszudehnen. Daſs diese contraktil ist, zeigt freylich die Erfahrung; daſs sie sich aber durch einen mäſsigen Andrang der wäſsrigen Flüssigkeit über den Grad von Spannung, den sie unmittelbar nach dem Tode hat, ausdehnen läſst, muſs ich nach meinen Er- m) Home a. a. O. Y. 1796. L l 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/549
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 527. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/549>, abgerufen am 22.11.2024.