modation des Auges nur für nähere Objekte nöthig seyn soll, deren Strahlen nicht parallel auf die Hornhaut fallen, entgegen. Allein für die meisten Thiere würde jene Art der Ein- richtung weit zweckmässiger als diese seyn. Viele derselben, besonders diejenigen, die sich von Gräsern und Insekten nähren, bedürfen zwar des Vermögens, die Gegenstände in der Nähe zu erblicken. Allein hierzu ist ihnen schon ein Wahrnehmungsvermögen des blossen Umrisses und der Farben derselben hinreichend. Mikroskopische Augen können wenig Säugthieren und Vögeln von Nutzen seyn. Desto wichtiger aber ist es für die Herbivoren, ihre Feinde, für die Carnivoren, ihren Raub in einer so grossen Entfernung zu erkennen, als die Grösse und der Bau ihrer Augen nur immer zulässt.
Man könnte jene Hypothese noch weiter ausschmücken und damit das Organ der Vögel in Verbindung setzen, das von Cramptonc) als ein ringförmiger, um den Rand der Horn- haut liegender Muskel beschrieben ist. Bestände dieser Theil wirklich aus Muskelfasern, so würde durch ihn bey seiner Verkürzung die Hornhaut convexer gemacht werden müssen, da die Fasern desselben strahlenförmig nach der Mitte der Cornea gerichtet und mit dem einen
Ende
c) Annals of Philosophy. Y. 1813. Vol. 1. p. 170.
modation des Auges nur für nähere Objekte nöthig seyn soll, deren Strahlen nicht parallel auf die Hornhaut fallen, entgegen. Allein für die meisten Thiere würde jene Art der Ein- richtung weit zweckmäſsiger als diese seyn. Viele derselben, besonders diejenigen, die sich von Gräsern und Insekten nähren, bedürfen zwar des Vermögens, die Gegenstände in der Nähe zu erblicken. Allein hierzu ist ihnen schon ein Wahrnehmungsvermögen des bloſsen Umrisses und der Farben derselben hinreichend. Mikroskopische Augen können wenig Säugthieren und Vögeln von Nutzen seyn. Desto wichtiger aber ist es für die Herbivoren, ihre Feinde, für die Carnivoren, ihren Raub in einer so groſsen Entfernung zu erkennen, als die Gröſse und der Bau ihrer Augen nur immer zuläſst.
Man könnte jene Hypothese noch weiter ausschmücken und damit das Organ der Vögel in Verbindung setzen, das von Cramptonc) als ein ringförmiger, um den Rand der Horn- haut liegender Muskel beschrieben ist. Bestände dieser Theil wirklich aus Muskelfasern, so würde durch ihn bey seiner Verkürzung die Hornhaut convexer gemacht werden müssen, da die Fasern desselben strahlenförmig nach der Mitte der Cornea gerichtet und mit dem einen
Ende
c) Annals of Philosophy. Y. 1813. Vol. 1. p. 170.
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modation des Auges nur für nähere Objekte
nöthig seyn soll, deren Strahlen nicht parallel
auf die Hornhaut fallen, entgegen. Allein für
die meisten Thiere würde jene Art der Ein-
richtung weit zweckmäſsiger als diese seyn.
Viele derselben, besonders diejenigen, die sich
von Gräsern und Insekten nähren, bedürfen
zwar des Vermögens, die Gegenstände in der
Nähe zu erblicken. Allein hierzu ist ihnen
schon ein Wahrnehmungsvermögen des bloſsen
Umrisses und der Farben derselben hinreichend.
Mikroskopische Augen können wenig Säugthieren
und Vögeln von Nutzen seyn. Desto wichtiger
aber ist es für die Herbivoren, ihre Feinde, für
die Carnivoren, ihren Raub in einer so groſsen
Entfernung zu erkennen, als die Gröſse und der
Bau ihrer Augen nur immer zuläſst.
Man könnte jene Hypothese noch weiter
ausschmücken und damit das Organ der Vögel
in Verbindung setzen, das von Crampton c)
als ein ringförmiger, um den Rand der Horn-
haut liegender Muskel beschrieben ist. Bestände
dieser Theil wirklich aus Muskelfasern, so
würde durch ihn bey seiner Verkürzung die
Hornhaut convexer gemacht werden müssen,
da die Fasern desselben strahlenförmig nach der
Mitte der Cornea gerichtet und mit dem einen
Ende
c) Annals of Philosophy. Y. 1813. Vol. 1. p. 170.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 536. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/558>, abgerufen am 24.11.2024.
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