der Seite, wo der Sehenerve in den Augapfel tritt, eine röthliche Substanz von muskelartigem Ansehen. Auch in unsern Augen lässt sich durch einen Druck auf den Augapfel die Linse verrücken, wodurch dann das harmonische Wirken beyder Augen, nicht aber das Sehe- vermögen in dem gedrückten Auge aufgehoben wird. Die Möglichkeit jener Bewegung lässt sich also nicht bestreiten. Sie kann indess nur bey den Vögeln gelten. In den übrigen Thier- classen giebt es kein Organ, das als bewegend auf die Linse wirken kann.
Mit dem Vermögen, dem Auge willkühr- liche Richtungen zu geben, steht noch eine andere willkührliche Bewegung an diesem Organ in einer gewissen Beziehung. Nur den Thie- ren, die jenes Vermögen besitzen, sind in der Regel auch Organe verliehen, wodurch sie den Zutritt des Lichts willkührlich abhalten können; mit Unbeweglichkeit des Augapfels hingegen ist Unvermögen, das Auge zu schliessen, verbun- den. Jene Unbeweglichkeit findet in der ganzen Classe der Insekten statt, und bey allen diesen Thieren giebt es auch nichts Aehnliches von Augenliedern. Den wenig beweglichen Augen der meisten Fische fehlen sie ebenfalls. Sie sind zwar bey den Schollen- und Lachsarten vorhanden. Ob sie aber wirklich, wie Por-
ter-
der Seite, wo der Sehenerve in den Augapfel tritt, eine röthliche Substanz von muskelartigem Ansehen. Auch in unsern Augen läſst sich durch einen Druck auf den Augapfel die Linse verrücken, wodurch dann das harmonische Wirken beyder Augen, nicht aber das Sehe- vermögen in dem gedrückten Auge aufgehoben wird. Die Möglichkeit jener Bewegung läſst sich also nicht bestreiten. Sie kann indeſs nur bey den Vögeln gelten. In den übrigen Thier- classen giebt es kein Organ, das als bewegend auf die Linse wirken kann.
Mit dem Vermögen, dem Auge willkühr- liche Richtungen zu geben, steht noch eine andere willkührliche Bewegung an diesem Organ in einer gewissen Beziehung. Nur den Thie- ren, die jenes Vermögen besitzen, sind in der Regel auch Organe verliehen, wodurch sie den Zutritt des Lichts willkührlich abhalten können; mit Unbeweglichkeit des Augapfels hingegen ist Unvermögen, das Auge zu schlieſsen, verbun- den. Jene Unbeweglichkeit findet in der ganzen Classe der Insekten statt, und bey allen diesen Thieren giebt es auch nichts Aehnliches von Augenliedern. Den wenig beweglichen Augen der meisten Fische fehlen sie ebenfalls. Sie sind zwar bey den Schollen- und Lachsarten vorhanden. Ob sie aber wirklich, wie Por-
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der Seite, wo der Sehenerve in den Augapfel
tritt, eine röthliche Substanz von muskelartigem
Ansehen. Auch in unsern Augen läſst sich
durch einen Druck auf den Augapfel die Linse
verrücken, wodurch dann das harmonische
Wirken beyder Augen, nicht aber das Sehe-
vermögen in dem gedrückten Auge aufgehoben
wird. Die Möglichkeit jener Bewegung läſst
sich also nicht bestreiten. Sie kann indeſs nur
bey den Vögeln gelten. In den übrigen Thier-
classen giebt es kein Organ, das als bewegend
auf die Linse wirken kann.
Mit dem Vermögen, dem Auge willkühr-
liche Richtungen zu geben, steht noch eine
andere willkührliche Bewegung an diesem Organ
in einer gewissen Beziehung. Nur den Thie-
ren, die jenes Vermögen besitzen, sind in der
Regel auch Organe verliehen, wodurch sie den
Zutritt des Lichts willkührlich abhalten können;
mit Unbeweglichkeit des Augapfels hingegen ist
Unvermögen, das Auge zu schlieſsen, verbun-
den. Jene Unbeweglichkeit findet in der ganzen
Classe der Insekten statt, und bey allen diesen
Thieren giebt es auch nichts Aehnliches von
Augenliedern. Den wenig beweglichen Augen
der meisten Fische fehlen sie ebenfalls. Sie
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 549. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/571>, abgerufen am 24.11.2024.
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