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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822.

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und von der Furcht die der Darmsäfte ver-
mehrt. Hierauf allein beschränkt sich aber nicht
die Wirkung der Affekten. Auch die abgeson-
derten Säfte selber erleiden Veränderungen, und
zwar nicht blos in ihrer Mischung, sondern
auch in ihren dynamischen Eigenschaften, Ver-
änderungen, bey welchen in manchen Fällen ein
Uebergang des Geistigen in das Materielle nicht
zu läugnen ist. Dieser zeigt sich deutlich bey
der Fortpflanzung der Gemüthseigenschaften des
Vaters auf die Kinder. Eine ähnliche Uebertra-
gung der Idee auf das Körperliche scheint es
aber auch zu seyn, wodurch der Speichel wü-
thender Thiere und selbst des Menschen in ein
Gift verwandelt wird, das in dem Gebissenen
die Wasserscheu zu verursachen geeignet ist s).

Stahl sah in den körperlichen Wirkungen
der Affekten und Leidenschaften Bestrebungen
der thierischen Natur, den nachtheiligen Folgen
der Gemüthsbewegungen vorzubeugen, oder dem
Einfluss der letztern eine günstige Richtung für

den
s) So erzählt Pouteau, dass ein Mensch einen andern
in heftigem Zorn gebissen habe, der darauf wasser-
scheu geworden sey, und die Philosophical Trans-
actions enthalten einen Fall von einem Menschen,
der an der Wuth starb, nachdem er sich nach ei-
nem Spiel, worin ihm Alles verloren gegangen
war, aus Verzweifelung in die Hand gebissen hatte.

und von der Furcht die der Darmsäfte ver-
mehrt. Hierauf allein beschränkt sich aber nicht
die Wirkung der Affekten. Auch die abgeson-
derten Säfte selber erleiden Veränderungen, und
zwar nicht blos in ihrer Mischung, sondern
auch in ihren dynamischen Eigenschaften, Ver-
änderungen, bey welchen in manchen Fällen ein
Uebergang des Geistigen in das Materielle nicht
zu läugnen ist. Dieser zeigt sich deutlich bey
der Fortpflanzung der Gemüthseigenschaften des
Vaters auf die Kinder. Eine ähnliche Uebertra-
gung der Idee auf das Körperliche scheint es
aber auch zu seyn, wodurch der Speichel wü-
thender Thiere und selbst des Menschen in ein
Gift verwandelt wird, das in dem Gebissenen
die Wasserscheu zu verursachen geeignet ist s).

Stahl sah in den körperlichen Wirkungen
der Affekten und Leidenschaften Bestrebungen
der thierischen Natur, den nachtheiligen Folgen
der Gemüthsbewegungen vorzubeugen, oder dem
Einfluſs der letztern eine günstige Richtung für

den
s) So erzählt Pouteau, daſs ein Mensch einen andern
in heftigem Zorn gebissen habe, der darauf wasser-
scheu geworden sey, und die Philosophical Trans-
actions enthalten einen Fall von einem Menschen,
der an der Wuth starb, nachdem er sich nach ei-
nem Spiel, worin ihm Alles verloren gegangen
war, aus Verzweifelung in die Hand gebissen hatte.
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[61/0073] und von der Furcht die der Darmsäfte ver- mehrt. Hierauf allein beschränkt sich aber nicht die Wirkung der Affekten. Auch die abgeson- derten Säfte selber erleiden Veränderungen, und zwar nicht blos in ihrer Mischung, sondern auch in ihren dynamischen Eigenschaften, Ver- änderungen, bey welchen in manchen Fällen ein Uebergang des Geistigen in das Materielle nicht zu läugnen ist. Dieser zeigt sich deutlich bey der Fortpflanzung der Gemüthseigenschaften des Vaters auf die Kinder. Eine ähnliche Uebertra- gung der Idee auf das Körperliche scheint es aber auch zu seyn, wodurch der Speichel wü- thender Thiere und selbst des Menschen in ein Gift verwandelt wird, das in dem Gebissenen die Wasserscheu zu verursachen geeignet ist s). Stahl sah in den körperlichen Wirkungen der Affekten und Leidenschaften Bestrebungen der thierischen Natur, den nachtheiligen Folgen der Gemüthsbewegungen vorzubeugen, oder dem Einfluſs der letztern eine günstige Richtung für den s) So erzählt Pouteau, daſs ein Mensch einen andern in heftigem Zorn gebissen habe, der darauf wasser- scheu geworden sey, und die Philosophical Trans- actions enthalten einen Fall von einem Menschen, der an der Wuth starb, nachdem er sich nach ei- nem Spiel, worin ihm Alles verloren gegangen war, aus Verzweifelung in die Hand gebissen hatte.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/73>, abgerufen am 24.11.2024.