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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Tan
unten gemeiniglich ohne Knoten,
oben aber knötig ist. Aus iedem
Knoten wachsen vier oder auch
mehr qver gegen einander stehen-
de Aeste, so allmählig in die Hö-
he steigen, daraus denn abermal
zwey kleinere Zwerg-Aeste ent-
spriessen. Die Blätter oder Tan-
geln sind länglicht, schmal, und
vorne spitzig und scharff. Die
Früchte oder Tannen-Zapffen,
so am Ende der Zweige wachsen,
und in die Höhe stehen, bestehen
aus vielen zusammengefügten hol-
zichten Schuppen, darunter der
Saamen verstecket lieget. Der
weisse Tannen-Baum, so auch
abies femina genennet wird, hat
eine weißlichte und brüchige Rin-
de, kleinere Zapffen, einen weiß-
lichten Saamen, und etwas grös-
sere Tangeln. Das fließige Hartz
aus den Tangeln wird für Vene-
tianischen Terpentin, das trocke-
ne aber, welches die Ameisen samm-
len, für Weyrauch gebrauchet,
Der rothe oder schwartze Tannen-
Baum, der auch an vielen Orten
der Fichten-Baum, Lat. Picea,
abies rubra sive mascula
geheissen
wird, hat eine röthlichte und zä-
he Rinde; die Tangeln sind etwas
kleiner, und stehen nicht Kamm-
weise, auf beyden Seiten, son-
dern fast rings um die kleinen
Aestgen herum, der Saame ist
bräunlicht und voll starck-riechen-
den Oels. Die Abköpfung des
Gipfels oder seiner Spitzen, in-
gleichen die Abschelung der Rinde,
verursachen dessen Tod und Ver-
derben. Aus dem Hartz, welches
in grosser Menge aus der geritz-
ten Rinde heraus fliest, wird das
gemeine Pech gemacht. Von
den Tannen-Bäumen werden
auch hin und wieder in Gär-
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Tan
ten, und sonsten zur Zierde, gan-
tze Gänge und Alleen gepflan-
tzet.

Tantzen,

Saltare, danser, ballare, ist,
wenn es in gebührender Maaß
geschiehet, eine dem Leibe nützliche
und das Gemüth ergötzende Be-
wegung, welches gar wohl kan
zugelassen werden, und wenn son-
derlich des Tantzenden Leibes-Po-
situr, Addresse und Geschicklich-
keit darzu kommt, für angenehm
gehalten wird. Es sind aber sol-
che Täntze und ihre Arten unter-
schiedlich, als nemlich serieuses
oder ernsthafte, lustige, oder gail-
lardes,
künstliche und theatralische,
grotesques, bizarres, bäurische,
harmonische, leichtfertige, schänd-
liche und lasterhafte Täntze. Und
zwar das lustige Tantzen betref-
fend, welches bey vergönnter Er-
götzlichkeit jungen und Sorgfreyen
Gemüthern gemein, ist entweder
der Kunst, oder auch der Natur
und Land-üblichen Gewohnheit
gemäß. Das erste bestehet in
Tantzen einiger Frantzösischen
Täntze, als Gavotten, Gaillarden,
Bourreen,
und Menuetten &c.
Das andere in der Geschicklich-
keit, welche die Natur, einem ie-
den gesunden, wohlgewachsenen
Cörper, sich hurtig zu drehen, zu
springen, und mit geschliffenen
oder überhüpfften Schritten fort-
zurücken, gegeben hat, sonderlich-
wenn dazu die Hand und Hülf,
leistung des Mit-Tantzenden und
bey der Hand Führenden das be-
ste thut, worzu hernach die Lands-
und Standes-Art das ihrige mit
beyträget, also, daß Franckreich
anders nichts, als von seinen ob-
bemeldten Frantzösischen Täntzen,

neuen
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Tan
unten gemeiniglich ohne Knoten,
oben aber knoͤtig iſt. Aus iedem
Knoten wachſen vier oder auch
mehr qver gegen einander ſtehen-
de Aeſte, ſo allmaͤhlig in die Hoͤ-
he ſteigen, daraus denn abermal
zwey kleinere Zwerg-Aeſte ent-
ſprieſſen. Die Blaͤtter oder Tan-
geln ſind laͤnglicht, ſchmal, und
vorne ſpitzig und ſcharff. Die
Fruͤchte oder Tannen-Zapffen,
ſo am Ende der Zweige wachſen,
und in die Hoͤhe ſtehen, beſtehen
aus vielen zuſammengefuͤgten hol-
zichten Schuppen, darunter der
Saamen verſtecket lieget. Der
weiſſe Tannen-Baum, ſo auch
abies femina genennet wird, hat
eine weißlichte und bruͤchige Rin-
de, kleinere Zapffen, einen weiß-
lichten Saamen, und etwas groͤſ-
ſere Tangeln. Das fließige Hartz
aus den Tangeln wird fuͤr Vene-
tianiſchen Terpentin, das trocke-
ne aber, welches die Ameiſen ſamm-
len, fuͤr Weyrauch gebrauchet,
Der rothe oder ſchwartze Tannen-
Baum, der auch an vielen Orten
der Fichten-Baum, Lat. Picea,
abies rubra ſive maſcula
geheiſſen
wird, hat eine roͤthlichte und zaͤ-
he Rinde; die Tangeln ſind etwas
kleiner, und ſtehen nicht Kamm-
weiſe, auf beyden Seiten, ſon-
dern faſt rings um die kleinen
Aeſtgen herum, der Saame iſt
braͤunlicht und voll ſtarck-riechen-
den Oels. Die Abkoͤpfung des
Gipfels oder ſeiner Spitzen, in-
gleichen die Abſchelung der Rinde,
verurſachen deſſen Tod und Ver-
derben. Aus dem Hartz, welches
in groſſer Menge aus der geritz-
ten Rinde heraus flieſt, wird das
gemeine Pech gemacht. Von
den Tannen-Baͤumen werden
auch hin und wieder in Gaͤr-
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Tan
ten, und ſonſten zur Zierde, gan-
tze Gaͤnge und Alleen gepflan-
tzet.

Tantzen,

Saltare, danſer, ballare, iſt,
wenn es in gebuͤhrender Maaß
geſchiehet, eine dem Leibe nuͤtzliche
und das Gemuͤth ergoͤtzende Be-
wegung, welches gar wohl kan
zugelaſſen werden, und wenn ſon-
derlich des Tantzenden Leibes-Po-
ſitur, Addreſſe und Geſchicklich-
keit darzu kommt, fuͤr angenehm
gehalten wird. Es ſind aber ſol-
che Taͤntze und ihre Arten unter-
ſchiedlich, als nemlich ſerieuſes
oder ernſthafte, luſtige, oder gail-
lardes,
kuͤnſtliche und theatraliſche,
grotesques, bizarres, baͤuriſche,
harmoniſche, leichtfertige, ſchaͤnd-
liche und laſterhafte Taͤntze. Und
zwar das luſtige Tantzen betref-
fend, welches bey vergoͤnnter Er-
goͤtzlichkeit jungen und Sorgfreyen
Gemuͤthern gemein, iſt entweder
der Kunſt, oder auch der Natur
und Land-uͤblichen Gewohnheit
gemaͤß. Das erſte beſtehet in
Tantzen einiger Frantzoͤſiſchen
Taͤntze, als Gavotten, Gaillarden,
Bourreen,
und Menuetten &c.
Das andere in der Geſchicklich-
keit, welche die Natur, einem ie-
den geſunden, wohlgewachſenen
Coͤrper, ſich hurtig zu drehen, zu
ſpringen, und mit geſchliffenen
oder uͤberhuͤpfften Schritten fort-
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wenn dazu die Hand und Huͤlf,
leiſtung des Mit-Tantzenden und
bey der Hand Fuͤhrenden das be-
ſte thut, worzu hernach die Lands-
und Standes-Art das ihrige mit
beytraͤget, alſo, daß Franckreich
anders nichts, als von ſeinen ob-
bemeldten Frantzoͤſiſchen Taͤntzen,

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[1117] Tan Tan unten gemeiniglich ohne Knoten, oben aber knoͤtig iſt. Aus iedem Knoten wachſen vier oder auch mehr qver gegen einander ſtehen- de Aeſte, ſo allmaͤhlig in die Hoͤ- he ſteigen, daraus denn abermal zwey kleinere Zwerg-Aeſte ent- ſprieſſen. Die Blaͤtter oder Tan- geln ſind laͤnglicht, ſchmal, und vorne ſpitzig und ſcharff. Die Fruͤchte oder Tannen-Zapffen, ſo am Ende der Zweige wachſen, und in die Hoͤhe ſtehen, beſtehen aus vielen zuſammengefuͤgten hol- zichten Schuppen, darunter der Saamen verſtecket lieget. Der weiſſe Tannen-Baum, ſo auch abies femina genennet wird, hat eine weißlichte und bruͤchige Rin- de, kleinere Zapffen, einen weiß- lichten Saamen, und etwas groͤſ- ſere Tangeln. Das fließige Hartz aus den Tangeln wird fuͤr Vene- tianiſchen Terpentin, das trocke- ne aber, welches die Ameiſen ſamm- len, fuͤr Weyrauch gebrauchet, Der rothe oder ſchwartze Tannen- Baum, der auch an vielen Orten der Fichten-Baum, Lat. Picea, abies rubra ſive maſcula geheiſſen wird, hat eine roͤthlichte und zaͤ- he Rinde; die Tangeln ſind etwas kleiner, und ſtehen nicht Kamm- weiſe, auf beyden Seiten, ſon- dern faſt rings um die kleinen Aeſtgen herum, der Saame iſt braͤunlicht und voll ſtarck-riechen- den Oels. Die Abkoͤpfung des Gipfels oder ſeiner Spitzen, in- gleichen die Abſchelung der Rinde, verurſachen deſſen Tod und Ver- derben. Aus dem Hartz, welches in groſſer Menge aus der geritz- ten Rinde heraus flieſt, wird das gemeine Pech gemacht. Von den Tannen-Baͤumen werden auch hin und wieder in Gaͤr- ten, und ſonſten zur Zierde, gan- tze Gaͤnge und Alleen gepflan- tzet. Tantzen, Saltare, danſer, ballare, iſt, wenn es in gebuͤhrender Maaß geſchiehet, eine dem Leibe nuͤtzliche und das Gemuͤth ergoͤtzende Be- wegung, welches gar wohl kan zugelaſſen werden, und wenn ſon- derlich des Tantzenden Leibes-Po- ſitur, Addreſſe und Geſchicklich- keit darzu kommt, fuͤr angenehm gehalten wird. Es ſind aber ſol- che Taͤntze und ihre Arten unter- ſchiedlich, als nemlich ſerieuſes oder ernſthafte, luſtige, oder gail- lardes, kuͤnſtliche und theatraliſche, grotesques, bizarres, baͤuriſche, harmoniſche, leichtfertige, ſchaͤnd- liche und laſterhafte Taͤntze. Und zwar das luſtige Tantzen betref- fend, welches bey vergoͤnnter Er- goͤtzlichkeit jungen und Sorgfreyen Gemuͤthern gemein, iſt entweder der Kunſt, oder auch der Natur und Land-uͤblichen Gewohnheit gemaͤß. Das erſte beſtehet in Tantzen einiger Frantzoͤſiſchen Taͤntze, als Gavotten, Gaillarden, Bourreen, und Menuetten &c. Das andere in der Geſchicklich- keit, welche die Natur, einem ie- den geſunden, wohlgewachſenen Coͤrper, ſich hurtig zu drehen, zu ſpringen, und mit geſchliffenen oder uͤberhuͤpfften Schritten fort- zuruͤcken, gegeben hat, ſonderlich- wenn dazu die Hand und Huͤlf, leiſtung des Mit-Tantzenden und bey der Hand Fuͤhrenden das be- ſte thut, worzu hernach die Lands- und Standes-Art das ihrige mit beytraͤget, alſo, daß Franckreich anders nichts, als von ſeinen ob- bemeldten Frantzoͤſiſchen Taͤntzen, neuen Z z z 3

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/1117>, abgerufen am 24.11.2024.