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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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neuen Rigaudons, Passepieds und
dergleichen; Engelland von seinen
lustigen mit vier oder mehr Paa-
ren zugleich vorstellenden Täntzen
wissen will. Deutschland nebst
vielen andern Provintzen, hat
noch die alte Tantz-Art, Paar-weis
hinter einander zu tantzen, beybe-
halten: Jn diesem variiret nun,
was die Stellungen, Posituren,
Verdrehungen und Figuren an-
belanget, immer ein Land von dem
andern, und sind desfalls die ver-
schiedenen Bauren-Täntze nicht
ohne Kurtzweil anzusehen, wie sie
denn auch mehrmal an Fürstli-
chen Hösen zu einem Zeit-Ver-
treib, auf Masqveraden und bey
angestellten Wirthschafften dienen
müssen. Künstliches Tantzen
kommet allein den Tantz-Meistern,
oder denen, welche sich die Kunst
des Tantzens en Maitre zu verste-
hen rühmen können, und bestehen
in Sarabanden, Giquen, Entreen
&c.
in welchen allen der Tantzen-
de nicht allein die Geschicklichkeit
seiner Glieder, und gantzen Lei-
bes-Stellung, in Capriolen, Fri-
sirungen, Pirouetten, künstlichen
Schritten und Wendungen muß
sehen lassen, sondern auch bey der
Invention des Tantzens selbst, die
Cadence nach der Music accurat
zu halten wissen, wie solches bes-
ser unten, unter der Beschreibung
des Tantzmeisters mit mehrern
soll ausgeführet werden. Thea-
tralische Täntze bestehen in En-
treen, Balletten, Sarabanden
und
andern künstlichen Täntzen, wel-
che die auf dem Theatro vorzustel-
lende Materiam zur Absicht haben,
und solcher Gestalt der tantzen-
den Personen Kleider, Gestus,
Stellung und Schritte, darnach
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Tan
eingerichtet werden, als wenn
z. E. des Vulcani Höhle, wie in
solcher des Achillis Schwerdt ge-
schmiedet wird, solte vorgestellet
werden, so würde ein Aufzug von
Cyclopen in ihren Schurtz-Fellen,
mit Hämmern auf den Achseln,
um etwan einen Amboß herum
gebrauchet werden müssen; Bey
Präsentirung der Elisäischen Fel-
der, Absterben eines Helden, Auf-
führung des Charontis Kahn,
würde ein Tantz von Geistern,
bey Tragödien aber von lauter
Furien vorzustellen seyn. Gro-
tesque
-Täntze stellen allerhand
seltsame verkleidete Personen, mit
ihren wunderlichen Trachten,
Stellungen und Bewegungen vor,
also, daß entweder ein trunckener
Bauer-Zigeuner- oder Harleqvins-
Tantz aufgeführet wird. Bizarre-
Täntze sind der Landes-Gewohn-
heit nach, entweder sehens-wür-
dig, weil oft einige wohlgesetzte
frische Bauren-Kerl und Bau-
ren-Mägde sich darunter finden,
die eben so ungeschickt nicht tan-
tzen, hurtig auf den Füssen, und
manierlich in Wendungen sind,
auch mancher Dorff-Galan seine
Phyllis bey solchem Dorff-Hoch-
zeit- oder Kirchmeß-Tantz so herum
zu schwingen weiß, daß es eine
Lust anzusehen ist. Andere gemei-
ne Schwelg- und Sauff-Gelacks-
Täntze sind hingegen wieder so ab-
geschmackt, daß man sie ohne
Verdruß und Aergerniß nicht lan-
ge ansehen kan. Harmonische
Täntze sind mit den Theatralischen
sehr verwandt, als wenn etwan
die Cyclopen mit ihren Hämmern
schlagen, streitende Soldaten und
Fechter mit dem Geklapper ihrer
Schilder und Schwerdter, die

Tacte

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Tan
neuen Rigaudons, Paſſepieds und
dergleichen; Engelland von ſeinen
luſtigen mit vier oder mehr Paa-
ren zugleich vorſtellenden Taͤntzen
wiſſen will. Deutſchland nebſt
vielen andern Provintzen, hat
noch die alte Tantz-Art, Paar-weis
hinter einander zu tantzen, beybe-
halten: Jn dieſem variiret nun,
was die Stellungen, Poſituren,
Verdrehungen und Figuren an-
belanget, immer ein Land von dem
andern, und ſind desfalls die ver-
ſchiedenen Bauren-Taͤntze nicht
ohne Kurtzweil anzuſehen, wie ſie
denn auch mehrmal an Fuͤrſtli-
chen Hoͤſen zu einem Zeit-Ver-
treib, auf Maſqveraden und bey
angeſtellten Wirthſchafften dienen
muͤſſen. Kuͤnſtliches Tantzen
kommet allein den Tantz-Meiſtern,
oder denen, welche ſich die Kunſt
des Tantzens en Maitre zu verſte-
hen ruͤhmen koͤnnen, und beſtehen
in Sarabanden, Giquen, Entreen
&c.
in welchen allen der Tantzen-
de nicht allein die Geſchicklichkeit
ſeiner Glieder, und gantzen Lei-
bes-Stellung, in Capriolen, Fri-
ſirungen, Pirouetten, kuͤnſtlichen
Schritten und Wendungen muß
ſehen laſſen, ſondern auch bey der
Invention des Tantzens ſelbſt, die
Cadence nach der Muſic accurat
zu halten wiſſen, wie ſolches beſ-
ſer unten, unter der Beſchreibung
des Tantzmeiſters mit mehrern
ſoll ausgefuͤhret werden. Thea-
traliſche Taͤntze beſtehen in En-
treen, Balletten, Sarabanden
und
andern kuͤnſtlichen Taͤntzen, wel-
che die auf dem Theatro vorzuſtel-
lende Materiam zur Abſicht haben,
und ſolcher Geſtalt der tantzen-
den Perſonen Kleider, Geſtus,
Stellung und Schritte, darnach
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Tan
eingerichtet werden, als wenn
z. E. des Vulcani Hoͤhle, wie in
ſolcher des Achillis Schwerdt ge-
ſchmiedet wird, ſolte vorgeſtellet
werden, ſo wuͤrde ein Aufzug von
Cyclopen in ihren Schurtz-Fellen,
mit Haͤmmern auf den Achſeln,
um etwan einen Amboß herum
gebrauchet werden muͤſſen; Bey
Praͤſentirung der Eliſaͤiſchen Fel-
der, Abſterben eines Helden, Auf-
fuͤhrung des Charontis Kahn,
wuͤrde ein Tantz von Geiſtern,
bey Tragoͤdien aber von lauter
Furien vorzuſtellen ſeyn. Gro-
tesque
-Taͤntze ſtellen allerhand
ſeltſame verkleidete Perſonen, mit
ihren wunderlichen Trachten,
Stellungen und Bewegungen vor,
alſo, daß entweder ein trunckener
Bauer-Zigeuner- oder Harleqvins-
Tantz aufgefuͤhret wird. Bizarre-
Taͤntze ſind der Landes-Gewohn-
heit nach, entweder ſehens-wuͤr-
dig, weil oft einige wohlgeſetzte
friſche Bauren-Kerl und Bau-
ren-Maͤgde ſich darunter finden,
die eben ſo ungeſchickt nicht tan-
tzen, hurtig auf den Fuͤſſen, und
manierlich in Wendungen ſind,
auch mancher Dorff-Galan ſeine
Phyllis bey ſolchem Dorff-Hoch-
zeit- oder Kirchmeß-Tantz ſo herum
zu ſchwingen weiß, daß es eine
Luſt anzuſehen iſt. Andere gemei-
ne Schwelg- und Sauff-Gelacks-
Taͤntze ſind hingegen wieder ſo ab-
geſchmackt, daß man ſie ohne
Verdruß und Aergerniß nicht lan-
ge anſehen kan. Harmoniſche
Taͤntze ſind mit den Theatraliſchen
ſehr verwandt, als wenn etwan
die Cyclopen mit ihren Haͤmmern
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Fechter mit dem Geklapper ihrer
Schilder und Schwerdter, die

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[1118] Tan Tan neuen Rigaudons, Paſſepieds und dergleichen; Engelland von ſeinen luſtigen mit vier oder mehr Paa- ren zugleich vorſtellenden Taͤntzen wiſſen will. Deutſchland nebſt vielen andern Provintzen, hat noch die alte Tantz-Art, Paar-weis hinter einander zu tantzen, beybe- halten: Jn dieſem variiret nun, was die Stellungen, Poſituren, Verdrehungen und Figuren an- belanget, immer ein Land von dem andern, und ſind desfalls die ver- ſchiedenen Bauren-Taͤntze nicht ohne Kurtzweil anzuſehen, wie ſie denn auch mehrmal an Fuͤrſtli- chen Hoͤſen zu einem Zeit-Ver- treib, auf Maſqveraden und bey angeſtellten Wirthſchafften dienen muͤſſen. Kuͤnſtliches Tantzen kommet allein den Tantz-Meiſtern, oder denen, welche ſich die Kunſt des Tantzens en Maitre zu verſte- hen ruͤhmen koͤnnen, und beſtehen in Sarabanden, Giquen, Entreen &c. in welchen allen der Tantzen- de nicht allein die Geſchicklichkeit ſeiner Glieder, und gantzen Lei- bes-Stellung, in Capriolen, Fri- ſirungen, Pirouetten, kuͤnſtlichen Schritten und Wendungen muß ſehen laſſen, ſondern auch bey der Invention des Tantzens ſelbſt, die Cadence nach der Muſic accurat zu halten wiſſen, wie ſolches beſ- ſer unten, unter der Beſchreibung des Tantzmeiſters mit mehrern ſoll ausgefuͤhret werden. Thea- traliſche Taͤntze beſtehen in En- treen, Balletten, Sarabanden und andern kuͤnſtlichen Taͤntzen, wel- che die auf dem Theatro vorzuſtel- lende Materiam zur Abſicht haben, und ſolcher Geſtalt der tantzen- den Perſonen Kleider, Geſtus, Stellung und Schritte, darnach eingerichtet werden, als wenn z. E. des Vulcani Hoͤhle, wie in ſolcher des Achillis Schwerdt ge- ſchmiedet wird, ſolte vorgeſtellet werden, ſo wuͤrde ein Aufzug von Cyclopen in ihren Schurtz-Fellen, mit Haͤmmern auf den Achſeln, um etwan einen Amboß herum gebrauchet werden muͤſſen; Bey Praͤſentirung der Eliſaͤiſchen Fel- der, Abſterben eines Helden, Auf- fuͤhrung des Charontis Kahn, wuͤrde ein Tantz von Geiſtern, bey Tragoͤdien aber von lauter Furien vorzuſtellen ſeyn. Gro- tesque-Taͤntze ſtellen allerhand ſeltſame verkleidete Perſonen, mit ihren wunderlichen Trachten, Stellungen und Bewegungen vor, alſo, daß entweder ein trunckener Bauer-Zigeuner- oder Harleqvins- Tantz aufgefuͤhret wird. Bizarre- Taͤntze ſind der Landes-Gewohn- heit nach, entweder ſehens-wuͤr- dig, weil oft einige wohlgeſetzte friſche Bauren-Kerl und Bau- ren-Maͤgde ſich darunter finden, die eben ſo ungeſchickt nicht tan- tzen, hurtig auf den Fuͤſſen, und manierlich in Wendungen ſind, auch mancher Dorff-Galan ſeine Phyllis bey ſolchem Dorff-Hoch- zeit- oder Kirchmeß-Tantz ſo herum zu ſchwingen weiß, daß es eine Luſt anzuſehen iſt. Andere gemei- ne Schwelg- und Sauff-Gelacks- Taͤntze ſind hingegen wieder ſo ab- geſchmackt, daß man ſie ohne Verdruß und Aergerniß nicht lan- ge anſehen kan. Harmoniſche Taͤntze ſind mit den Theatraliſchen ſehr verwandt, als wenn etwan die Cyclopen mit ihren Haͤmmern ſchlagen, ſtreitende Soldaten und Fechter mit dem Geklapper ihrer Schilder und Schwerdter, die Tacte

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/1118>, abgerufen am 24.11.2024.