Tacte und Cadence der Music nachzuahmen und vorzustellen suchen.
Tantz-Kunst,
Jst die erste unter den Ritterli- chen Exercitiis, welche den übri- gen die Thüre auf- und zuschließt, und durch deren wohlgeordnete Ausübung der menschliche Leib zu allen Verrichtungen agil und ge- schickt gemacht, das Gemüth re- creiret und gestärcket, die Lebens- Geister ermuntert, und zu allen wichtigen Geschäfften gleichsam auf das neue befeelet werden. Sie zeiget I) das niedrige Cam- mer-Tantzen, la belle Danse oder la Danse par terre, dessen man sich bey Assembleen, Balls etc. be- dienet, und zwar 1) in prosa, wie man sich manierlich kleiden, pro- portionirlich stellen, nette gehen und bey allen Begebenheiten eine galaute Reverence machen, oder eines beliebten Exterieur und ge- fälligmachenden Aufführung sich befleißigen solle; 2) in theoria, wie man den Grund zur Tantz- Kunst legen, das ist, die verschie- dene Pas regelrecht machen und verbinden solle, und zwar nach der Cadence und mit dem bon Air und Porte les bras vergesell- schafftet; 3) in praxi, wie man auf diesem Grunde die drey Funda- mental-Täntze, Courante, Me- nuet und Bourree, als aus wel- chen die übrigen alle fliessen, wohl fassen und zierlich tantzen solle. Sodenn lehret sie II) das hohe oder theatralische Tantzen la haut Danse, welches auf Ballets serieu- ses und comiques ankömmt, wo- von der vorhergehende Artickel zu sehen.
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Tantzmeister,Saltationis Ma- gister, Maeitre de dance,
Müssen nicht allein selbst wohl tantzen, sondern auch gut informiren können, die Music, und sonderlich den Tact wohl ver- stehen, und so sie an Höfen Tantz- Concert- und Ballets-Meister agiren wollen, wohl gereist, und auch etwas studiret, oder doch viel gelesen und gesehen haben, damit sie bey den Beylagern, Festinen, Kind-Tauffen, Gebuhrts-Tägen und dergleichen Solennitäten, die von ihnen begehrten Balletten, Entreen, Theatralischen Täntze, Aufzüge und Masqveraden mit anzuordnen wissen. Jn der Pri- vat Information muß ein Tantz- meister erstlich höflich, manierlich, freundlich, bescheiden, unverdros- sen, fleißig, aufwartsam, modest, reinlich in Kleidern, und com- plaisant seyn, vor allen dahin se- hen, seines Scholaren Leib zu ei- ner guten Positur und Stellung, manierlichen Schritt, Gang und Reverence zu bringen. Die ein- zelen Schritte und Vorbereitun- gen zu den Täntzen, als da sind die Pas, Coupeen, Fleuretten &c. und dergleichen ihnen vorgänglich wohl beybringen, und so dann ferner zur Courant, Bouree, Me- nuet, Passepied, auch, so es der Lernenden humeur, Leibes-Con- stitution, Stand und Vermögen zuläst, zu einer Sarabande, Gi- que, Entree &c. mit ihnen schreiten, zuweilen mit honetter Leute Kin- dern einen Ball anstellen, damit solche dasjenige, was sie privatim bey ihm gelernet, in Compagnie ausüben, und darüber behertzt und unerschrocken vor ansehnli-
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Tacte und Cadence der Muſic nachzuahmen und vorzuſtellen ſuchen.
Tantz-Kunſt,
Jſt die erſte unter den Ritterli- chen Exercitiis, welche den uͤbri- gen die Thuͤre auf- und zuſchließt, und durch deren wohlgeordnete Ausuͤbung der menſchliche Leib zu allen Verrichtungen agil und ge- ſchickt gemacht, das Gemuͤth re- creiret und geſtaͤrcket, die Lebens- Geiſter ermuntert, und zu allen wichtigen Geſchaͤfften gleichſam auf das neue befeelet werden. Sie zeiget I) das niedrige Cam- mer-Tantzen, la belle Danſe oder la Danſe par terre, deſſen man ſich bey Aſſembleen, Balls ꝛc. be- dienet, und zwar 1) in proſa, wie man ſich manierlich kleiden, pro- portionirlich ſtellen, nette gehen und bey allen Begebenheiten eine galaute Reverence machen, oder eines beliebten Exterieur und ge- faͤlligmachenden Auffuͤhrung ſich befleißigen ſolle; 2) in theoria, wie man den Grund zur Tantz- Kunſt legen, das iſt, die verſchie- dene Pas regelrecht machen und verbinden ſolle, und zwar nach der Cadence und mit dem bon Air und Porte les bras vergeſell- ſchafftet; 3) in praxi, wie man auf dieſem Grunde die drey Funda- mental-Taͤntze, Courante, Me- nuet und Bourrée, als aus wel- chen die uͤbrigen alle flieſſen, wohl faſſen und zierlich tantzen ſolle. Sodenn lehret ſie II) das hohe oder theatraliſche Tantzen la haut Danſe, welches auf Ballets ſerieu- ſes und comiques ankoͤmmt, wo- von der vorhergehende Artickel zu ſehen.
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Tan
Tantzmeiſter,Saltationis Ma- giſter, Maître de dance,
Muͤſſen nicht allein ſelbſt wohl tantzen, ſondern auch gut informiren koͤnnen, die Muſic, und ſonderlich den Tact wohl ver- ſtehen, und ſo ſie an Hoͤfen Tantz- Concert- und Ballets-Meiſter agiren wollen, wohl gereiſt, und auch etwas ſtudiret, oder doch viel geleſen und geſehen haben, damit ſie bey den Beylagern, Feſtinen, Kind-Tauffen, Gebuhrts-Taͤgen und dergleichen Solennitaͤten, die von ihnen begehrten Balletten, Entrêen, Theatraliſchen Taͤntze, Aufzuͤge und Maſqveraden mit anzuordnen wiſſen. Jn der Pri- vat Information muß ein Tantz- meiſter erſtlich hoͤflich, manierlich, freundlich, beſcheiden, unverdroſ- ſen, fleißig, aufwartſam, modeſt, reinlich in Kleidern, und com- plaiſant ſeyn, vor allen dahin ſe- hen, ſeines Scholaren Leib zu ei- ner guten Poſitur und Stellung, manierlichen Schritt, Gang und Reverence zu bringen. Die ein- zelen Schritte und Vorbereitun- gen zu den Taͤntzen, als da ſind die Pas, Coupéen, Fleuretten &c. und dergleichen ihnen vorgaͤnglich wohl beybringen, und ſo dann ferner zur Courant, Bourée, Me- nuet, Paſſepied, auch, ſo es der Lernenden humeur, Leibes-Con- ſtitution, Stand und Vermoͤgen zulaͤſt, zu einer Sarabande, Gi- que, Entrée &c. mit ihnen ſchreiten, zuweilen mit honetter Leute Kin- dern einen Ball anſtellen, damit ſolche dasjenige, was ſie privatim bey ihm gelernet, in Compagnie ausuͤben, und daruͤber behertzt und unerſchrocken vor anſehnli-
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Tacte und Cadence der Muſic
nachzuahmen und vorzuſtellen
ſuchen.
Tantz-Kunſt,
Jſt die erſte unter den Ritterli-
chen Exercitiis, welche den uͤbri-
gen die Thuͤre auf- und zuſchließt,
und durch deren wohlgeordnete
Ausuͤbung der menſchliche Leib zu
allen Verrichtungen agil und ge-
ſchickt gemacht, das Gemuͤth re-
creiret und geſtaͤrcket, die Lebens-
Geiſter ermuntert, und zu allen
wichtigen Geſchaͤfften gleichſam
auf das neue befeelet werden.
Sie zeiget I) das niedrige Cam-
mer-Tantzen, la belle Danſe oder
la Danſe par terre, deſſen man
ſich bey Aſſembleen, Balls ꝛc. be-
dienet, und zwar 1) in proſa, wie
man ſich manierlich kleiden, pro-
portionirlich ſtellen, nette gehen
und bey allen Begebenheiten eine
galaute Reverence machen, oder
eines beliebten Exterieur und ge-
faͤlligmachenden Auffuͤhrung ſich
befleißigen ſolle; 2) in theoria,
wie man den Grund zur Tantz-
Kunſt legen, das iſt, die verſchie-
dene Pas regelrecht machen und
verbinden ſolle, und zwar nach
der Cadence und mit dem bon
Air und Porte les bras vergeſell-
ſchafftet; 3) in praxi, wie man auf
dieſem Grunde die drey Funda-
mental-Taͤntze, Courante, Me-
nuet und Bourrée, als aus wel-
chen die uͤbrigen alle flieſſen, wohl
faſſen und zierlich tantzen ſolle.
Sodenn lehret ſie II) das hohe
oder theatraliſche Tantzen la haut
Danſe, welches auf Ballets ſerieu-
ſes und comiques ankoͤmmt, wo-
von der vorhergehende Artickel
zu ſehen.
Tantzmeiſter, Saltationis Ma-
giſter, Maître de dance,
Muͤſſen nicht allein ſelbſt
wohl tantzen, ſondern auch gut
informiren koͤnnen, die Muſic,
und ſonderlich den Tact wohl ver-
ſtehen, und ſo ſie an Hoͤfen Tantz-
Concert- und Ballets-Meiſter
agiren wollen, wohl gereiſt, und
auch etwas ſtudiret, oder doch viel
geleſen und geſehen haben, damit
ſie bey den Beylagern, Feſtinen,
Kind-Tauffen, Gebuhrts-Taͤgen
und dergleichen Solennitaͤten,
die von ihnen begehrten Balletten,
Entrêen, Theatraliſchen Taͤntze,
Aufzuͤge und Maſqveraden mit
anzuordnen wiſſen. Jn der Pri-
vat Information muß ein Tantz-
meiſter erſtlich hoͤflich, manierlich,
freundlich, beſcheiden, unverdroſ-
ſen, fleißig, aufwartſam, modeſt,
reinlich in Kleidern, und com-
plaiſant ſeyn, vor allen dahin ſe-
hen, ſeines Scholaren Leib zu ei-
ner guten Poſitur und Stellung,
manierlichen Schritt, Gang und
Reverence zu bringen. Die ein-
zelen Schritte und Vorbereitun-
gen zu den Taͤntzen, als da ſind
die Pas, Coupéen, Fleuretten &c.
und dergleichen ihnen vorgaͤnglich
wohl beybringen, und ſo dann
ferner zur Courant, Bourée, Me-
nuet, Paſſepied, auch, ſo es der
Lernenden humeur, Leibes-Con-
ſtitution, Stand und Vermoͤgen
zulaͤſt, zu einer Sarabande, Gi-
que, Entrée &c. mit ihnen ſchreiten,
zuweilen mit honetter Leute Kin-
dern einen Ball anſtellen, damit
ſolche dasjenige, was ſie privatim
bey ihm gelernet, in Compagnie
ausuͤben, und daruͤber behertzt
und unerſchrocken vor anſehnli-
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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/1119>, abgerufen am 24.11.2024.
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