Ein Fohlen bringet alle seine Zähne mit auf die Welt, aus- ser den 4 Hacken-Zähnen. Es sind derselben 40 an der Zahl, die 12, so vorn im Maule stehen, 6 oben und 6 unten, heissen Rab-Zähne; mit den 24 Stockzähnen geschie- het das Kauen. Jm vierten Jah- re fangen die 4 Hacken- oder Hunds-Zähne an zu wachsen, s. Haacken. Bey Herannahung des dritten Jahres fallen die mittel- sten 4 Vorderzähne aus, 2 oben und 2 unten, welches Ausfallen auch Schieben oder Brechen ge- nennet wird. Wenn das vierte Jahr herbey nahet, schiebt oder bricht das Pferd wieder 2 oben und 2 unten, nemlich die nächsten neben denen, so es vor dem Jahre geschoben. Jm annahenden fünf- ten schiebt es die äussersten vier. Wenn es nun völlig gescho- ben, alsdenn ist das Pferd bey feinem rechten Gewächse, und fänget an in die Breite und Dicke zu wachsen. Die geschobene Zäh- ne sind nicht so weiß, wie die so es mit auf die Welt gebracht, son- dern Honig-Farb, mit eingetieff- ten Grüblein, oder schwartzen Flecken oder Pünctlein darinnen, welche letzte man die Kennung, Bone oder den Kern nennet. Sind diese Zähne oben gantz glatt und weiß, so ist das Pferd alt, und hat die Bonen ausgefressen. Die Bonen verlieret es an den- selben Zähnen, die es der Ordnung nach geschoben hat: Denn nach- dem es im sechsten Jahre stille ge- stander, frißt es den Kern an den 4 vordersten Zähnen im siebenden Jahre aus, im achten die 4 näch- [Spaltenumbruch]
Zäu
sten bey jenen, und im neunten Jahre die 4 äussersten. Nach dem neunten Jahre hat es keinen Kern mehr, sondern die Zähne sind glatt, vollkommen, und fangen an weiß zu werden, die Hacken- zähne werden nun auch vollkom- men rund und starck. Die Stock- zähne schieben zugleich mit den andern Zähnen.
Zäumung der Pferde,
Le Brider des chevaux, ist ein nothwendig Stück der Reit- kunst, gleichwie an einem Schiff das Steuerruder, also ist an ei- nem Pferde das Maul das vor- nehmste, damit man den gantzen Leib wenden, kehren und regieren soll; daher selbiges im Anfange sanfft und gelinde zu zäumen, da- mit es willig, gerne, lustig und gedultig der Faust folge, und nicht durch Ungestüm, Grobheit und Unwissenheit verderbt und zer- nichtet werde. Anfangs sind also die allergelindesten Mundstücke und Stangen bey einem jungen Pferde zu gebrauchen, solche muß man nicht grob und zornmüthig in das Maul stossen und einzwin- gen, sondern mit leiser Hand und guten Worten, auch das Gebiß mit Saltz bestreichen, damit sie es lieber einnehmen, und ja nicht reissen oder zucken, dabey wohl zu- sehen, daß es recht hinter den Hackenzähnen ins Maul hinein einen Qveer-Daumen liege, und wann es aufgezäumt, kan man es im Stande umkehren, und mit den Hefftzügeln beyderseits an den Seulen, aber nicht zulang anbinden, eine Zeitlang so stehen lassen, und dann wieder sittsam und gemach abzäumen, mit der
Hand
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Zaͤh
Z.
Zaͤhne der Pferde,
Ein Fohlen bringet alle ſeine Zaͤhne mit auf die Welt, auſ- ſer den 4 Hacken-Zaͤhnen. Es ſind derſelben 40 an der Zahl, die 12, ſo vorn im Maule ſtehen, 6 oben und 6 unten, heiſſen Rab-Zaͤhne; mit den 24 Stockzaͤhnen geſchie- het das Kauen. Jm vierten Jah- re fangen die 4 Hacken- oder Hunds-Zaͤhne an zu wachſen, ſ. Haacken. Bey Herannahung des dritten Jahres fallen die mittel- ſten 4 Vorderzaͤhne aus, 2 oben und 2 unten, welches Ausfallen auch Schieben oder Brechen ge- nennet wird. Wenn das vierte Jahr herbey nahet, ſchiebt oder bricht das Pferd wieder 2 oben und 2 unten, nemlich die naͤchſten neben denen, ſo es vor dem Jahre geſchoben. Jm annahenden fuͤnf- ten ſchiebt es die aͤuſſerſten vier. Wenn es nun voͤllig geſcho- ben, alsdenn iſt das Pferd bey feinem rechten Gewaͤchſe, und faͤnget an in die Breite und Dicke zu wachſen. Die geſchobene Zaͤh- ne ſind nicht ſo weiß, wie die ſo es mit auf die Welt gebracht, ſon- dern Honig-Farb, mit eingetieff- ten Gruͤblein, oder ſchwartzen Flecken oder Puͤnctlein darinnen, welche letzte man die Kennung, Bone oder den Kern nennet. Sind dieſe Zaͤhne oben gantz glatt und weiß, ſo iſt das Pferd alt, und hat die Bonen ausgefreſſen. Die Bonen verlieret es an den- ſelben Zaͤhnen, die es der Ordnung nach geſchoben hat: Denn nach- dem es im ſechſten Jahre ſtille ge- ſtander, frißt es den Kern an den 4 vorderſten Zaͤhnen im ſiebenden Jahre aus, im achten die 4 naͤch- [Spaltenumbruch]
Zaͤu
ſten bey jenen, und im neunten Jahre die 4 aͤuſſerſten. Nach dem neunten Jahre hat es keinen Kern mehr, ſondern die Zaͤhne ſind glatt, vollkommen, und fangen an weiß zu werden, die Hacken- zaͤhne werden nun auch vollkom- men rund und ſtarck. Die Stock- zaͤhne ſchieben zugleich mit den andern Zaͤhnen.
Zaͤumung der Pferde,
Le Brider des chevaux, iſt ein nothwendig Stuͤck der Reit- kunſt, gleichwie an einem Schiff das Steuerruder, alſo iſt an ei- nem Pferde das Maul das vor- nehmſte, damit man den gantzen Leib wenden, kehren und regieren ſoll; daher ſelbiges im Anfange ſanfft und gelinde zu zaͤumen, da- mit es willig, gerne, luſtig und gedultig der Fauſt folge, und nicht durch Ungeſtuͤm, Grobheit und Unwiſſenheit verderbt und zer- nichtet werde. Anfangs ſind alſo die allergelindeſten Mundſtuͤcke und Stangen bey einem jungen Pferde zu gebrauchen, ſolche muß man nicht grob und zornmuͤthig in das Maul ſtoſſen und einzwin- gen, ſondern mit leiſer Hand und guten Worten, auch das Gebiß mit Saltz beſtreichen, damit ſie es lieber einnehmen, und ja nicht reiſſen oder zucken, dabey wohl zu- ſehen, daß es recht hinter den Hackenzaͤhnen ins Maul hinein einen Qveer-Daumen liege, und wann es aufgezaͤumt, kan man es im Stande umkehren, und mit den Hefftzuͤgeln beyderſeits an den Seulen, aber nicht zulang anbinden, eine Zeitlang ſo ſtehen laſſen, und dann wieder ſittſam und gemach abzaͤumen, mit der
Hand
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Zaͤhne der Pferde,
Ein Fohlen bringet alle ſeine
Zaͤhne mit auf die Welt, auſ-
ſer den 4 Hacken-Zaͤhnen. Es ſind
derſelben 40 an der Zahl, die 12,
ſo vorn im Maule ſtehen, 6 oben
und 6 unten, heiſſen Rab-Zaͤhne;
mit den 24 Stockzaͤhnen geſchie-
het das Kauen. Jm vierten Jah-
re fangen die 4 Hacken- oder
Hunds-Zaͤhne an zu wachſen, ſ.
Haacken. Bey Herannahung des
dritten Jahres fallen die mittel-
ſten 4 Vorderzaͤhne aus, 2 oben
und 2 unten, welches Ausfallen
auch Schieben oder Brechen ge-
nennet wird. Wenn das vierte
Jahr herbey nahet, ſchiebt oder
bricht das Pferd wieder 2 oben
und 2 unten, nemlich die naͤchſten
neben denen, ſo es vor dem Jahre
geſchoben. Jm annahenden fuͤnf-
ten ſchiebt es die aͤuſſerſten vier.
Wenn es nun voͤllig geſcho-
ben, alsdenn iſt das Pferd bey
feinem rechten Gewaͤchſe, und
faͤnget an in die Breite und Dicke
zu wachſen. Die geſchobene Zaͤh-
ne ſind nicht ſo weiß, wie die ſo
es mit auf die Welt gebracht, ſon-
dern Honig-Farb, mit eingetieff-
ten Gruͤblein, oder ſchwartzen
Flecken oder Puͤnctlein darinnen,
welche letzte man die Kennung,
Bone oder den Kern nennet.
Sind dieſe Zaͤhne oben gantz glatt
und weiß, ſo iſt das Pferd alt,
und hat die Bonen ausgefreſſen.
Die Bonen verlieret es an den-
ſelben Zaͤhnen, die es der Ordnung
nach geſchoben hat: Denn nach-
dem es im ſechſten Jahre ſtille ge-
ſtander, frißt es den Kern an den
4 vorderſten Zaͤhnen im ſiebenden
Jahre aus, im achten die 4 naͤch-
ſten bey jenen, und im neunten
Jahre die 4 aͤuſſerſten. Nach dem
neunten Jahre hat es keinen Kern
mehr, ſondern die Zaͤhne ſind
glatt, vollkommen, und fangen
an weiß zu werden, die Hacken-
zaͤhne werden nun auch vollkom-
men rund und ſtarck. Die Stock-
zaͤhne ſchieben zugleich mit den
andern Zaͤhnen.
Zaͤumung der Pferde,
Le Brider des chevaux, iſt
ein nothwendig Stuͤck der Reit-
kunſt, gleichwie an einem Schiff
das Steuerruder, alſo iſt an ei-
nem Pferde das Maul das vor-
nehmſte, damit man den gantzen
Leib wenden, kehren und regieren
ſoll; daher ſelbiges im Anfange
ſanfft und gelinde zu zaͤumen, da-
mit es willig, gerne, luſtig und
gedultig der Fauſt folge, und
nicht durch Ungeſtuͤm, Grobheit
und Unwiſſenheit verderbt und zer-
nichtet werde. Anfangs ſind alſo
die allergelindeſten Mundſtuͤcke
und Stangen bey einem jungen
Pferde zu gebrauchen, ſolche muß
man nicht grob und zornmuͤthig
in das Maul ſtoſſen und einzwin-
gen, ſondern mit leiſer Hand und
guten Worten, auch das Gebiß
mit Saltz beſtreichen, damit ſie es
lieber einnehmen, und ja nicht
reiſſen oder zucken, dabey wohl zu-
ſehen, daß es recht hinter den
Hackenzaͤhnen ins Maul hinein
einen Qveer-Daumen liege, und
wann es aufgezaͤumt, kan man
es im Stande umkehren, und
mit den Hefftzuͤgeln beyderſeits
an den Seulen, aber nicht zulang
anbinden, eine Zeitlang ſo ſtehen
laſſen, und dann wieder ſittſam
und gemach abzaͤumen, mit der
Hand
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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/1199>, abgerufen am 24.11.2024.
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