Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch]

Cap
die Bewegung der Gemüther der
Zuhörer ist; so siehet ein ieder von
selbsten, daß er ohne vollkommene
Erkenntniß der verbesserten Lehre
von den Temperamenten, und wie
die Affecten rege zu machen und
zu stillen seyn, wenig fruchtbarli-
ches zu wege bringen werde. Er
muß auch dahin bedacht seyn, die
Gemüths-Beschaffenheit seiner
Zuhörer, oder des vornehmsten
Theiles derselben, zu erforschen etc.

Capistrum,

Ward die Binde genannt, wel-
che sich ehemahls die Musicanten,
so sich bey öffentlichen Festen und
Schauspielen starck mit Blasen
angreiffen musten, um den Mund
zu binden pflegten, damit sie die
Backen nicht allzusehr auf blasen,
oder sich sonsten Schaden thun
möchten.

Capital,

Heißt der Haupt-Ton, welcher
in einem Modo musico der Herr
oder Führer ist.

Capo d' Istromentisti,

Nennen die Welschen denjeni-
gen, welcher der vornehmste ist un-
ter denen, so auf Jnstrumenten
spielen.

Capriccio, Caprice,

Jst in der Music eine Gattung
der Fantasten, darinnen ein Künst-
ler seinem Sinne folget, und
nach seiner Caprice etwas hinsetzet
oder herspielet, welches iedoch
manchesmahl weit artiger zu hö-
ren ist, als was regulirtes und stu-
dirtes, wenn es aus einem freyen
Geiste kömmt. Andere beschrei-
ben sie also: Capriccio ist ein sol-
ches Stück, worinnen der Com-
ponist, ohne sich an eine gewisse
Anzahl Täcte, Tact-Art, oder
[Spaltenumbruch]

Cap
aber vorher überlegten Entwurf zu
binden, der Hitze seines Naturells
den freyen Lauff lässet. Kurtz:
Es ist ein Einfall, worauf vorher
nicht meditiret worden. Die für
das Clavier gesetzte, aber nicht
sonderlich ausgearbeitete Fugen
werden auch also genennet. Herr
Mattheson sagt: Die Capricci
lassen sich nicht wohl beschreiben.
Der eine hat diese, der andere jene
Einfälle. Je wunderlicher und
ausserordentlicher sie sind, ie mehr
verdienen sie ihren Nahmen. Nur
nicht zu viel davon angebracht, so
sind sie auch gut.

de Caprice tantzen,

Jst der höchste Grad in der
Praxi oder Executione der Tantz-
kunst. Dieses aber heisset nicht
ohne Vernunfft und ohne Regu-
lirung herum springen, sondern
wie ein Redner ex tempore eine
Rede, als wenn sie nach allen
Regeln der Beredtsamkeit wohl
prämeditiret und abgefasset wäre,
hält, also nimmt ein Maitre oder
fertiger Täntzer einen gewissen
Character an, und thut bey An-
hörung einer auch wol ihm unbe-
kandten Melodie aus dem Stege-
reiffe einen Tantz so gut, als wä-
re er mit allem Fleiß componiret
worden. Hierzu gehören aber ei-
ne grosse Wissenschafft und Fer-
tigkeit, eine hauptsächliche Dispo-
sition der Glieder, eine treffliche
Memorie vieler Pas, ein zartes
und musicalisches Gehör, eine reif-
fe und im Augenblick schnelle Be-
urtheilungs-Krafft. Und alle
diese Eigenschafften müssen von
natürlichen Kräfften der Jugend
unterstützet werden, als welche
hier nervus rerum gerendarum
sind.

Ca-

[Spaltenumbruch]

Cap
die Bewegung der Gemuͤther der
Zuhoͤrer iſt; ſo ſiehet ein ieder von
ſelbſten, daß er ohne vollkommene
Erkenntniß der verbeſſerten Lehre
von den Temperamenten, und wie
die Affecten rege zu machen und
zu ſtillen ſeyn, wenig fruchtbarli-
ches zu wege bringen werde. Er
muß auch dahin bedacht ſeyn, die
Gemuͤths-Beſchaffenheit ſeiner
Zuhoͤrer, oder des vornehmſten
Theiles derſelben, zu erforſchen ꝛc.

Capiſtrum,

Ward die Binde genannt, wel-
che ſich ehemahls die Muſicanten,
ſo ſich bey oͤffentlichen Feſten und
Schauſpielen ſtarck mit Blaſen
angreiffen muſten, um den Mund
zu binden pflegten, damit ſie die
Backen nicht allzuſehr auf blaſen,
oder ſich ſonſten Schaden thun
moͤchten.

Capital,

Heißt der Haupt-Ton, welcher
in einem Modo muſico der Herr
oder Fuͤhrer iſt.

Capo d’ Iſtromentiſti,

Nennen die Welſchen denjeni-
gen, welcher der vornehmſte iſt un-
ter denen, ſo auf Jnſtrumenten
ſpielen.

Capriccio, Caprice,

Jſt in der Muſic eine Gattung
der Fantaſten, darinnen ein Kuͤnſt-
ler ſeinem Sinne folget, und
nach ſeiner Caprice etwas hinſetzet
oder herſpielet, welches iedoch
manchesmahl weit artiger zu hoͤ-
ren iſt, als was regulirtes und ſtu-
dirtes, wenn es aus einem freyen
Geiſte koͤmmt. Andere beſchrei-
ben ſie alſo: Capriccio iſt ein ſol-
ches Stuͤck, worinnen der Com-
poniſt, ohne ſich an eine gewiſſe
Anzahl Taͤcte, Tact-Art, oder
[Spaltenumbruch]

Cap
aber vorher uͤberlegten Entwurf zu
binden, der Hitze ſeines Naturells
den freyen Lauff laͤſſet. Kurtz:
Es iſt ein Einfall, worauf vorher
nicht meditiret worden. Die fuͤr
das Clavier geſetzte, aber nicht
ſonderlich ausgearbeitete Fugen
werden auch alſo genennet. Herr
Mattheſon ſagt: Die Capricci
laſſen ſich nicht wohl beſchreiben.
Der eine hat dieſe, der andere jene
Einfaͤlle. Je wunderlicher und
auſſerordentlicher ſie ſind, ie mehr
verdienen ſie ihren Nahmen. Nur
nicht zu viel davon angebracht, ſo
ſind ſie auch gut.

de Caprice tantzen,

Jſt der hoͤchſte Grad in der
Praxi oder Executione der Tantz-
kunſt. Dieſes aber heiſſet nicht
ohne Vernunfft und ohne Regu-
lirung herum ſpringen, ſondern
wie ein Redner ex tempore eine
Rede, als wenn ſie nach allen
Regeln der Beredtſamkeit wohl
praͤmeditiret und abgefaſſet waͤre,
haͤlt, alſo nimmt ein Maitre oder
fertiger Taͤntzer einen gewiſſen
Character an, und thut bey An-
hoͤrung einer auch wol ihm unbe-
kandten Melodie aus dem Stege-
reiffe einen Tantz ſo gut, als waͤ-
re er mit allem Fleiß componiret
worden. Hierzu gehoͤren aber ei-
ne groſſe Wiſſenſchafft und Fer-
tigkeit, eine hauptſaͤchliche Diſpo-
ſition der Glieder, eine treffliche
Memorie vieler Pas, ein zartes
und muſicaliſches Gehoͤr, eine reif-
fe und im Augenblick ſchnelle Be-
urtheilungs-Krafft. Und alle
dieſe Eigenſchafften muͤſſen von
natuͤrlichen Kraͤfften der Jugend
unterſtuͤtzet werden, als welche
hier nervus rerum gerendarum
ſind.

Ca-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0163"/><cb n="285"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Cap</hi></hi></fw><lb/>
die Bewegung der Gemu&#x0364;ther der<lb/>
Zuho&#x0364;rer i&#x017F;t; &#x017F;o &#x017F;iehet ein ieder von<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;ten, daß er ohne vollkommene<lb/>
Erkenntniß der verbe&#x017F;&#x017F;erten Lehre<lb/>
von den Temperamenten, und wie<lb/>
die Affecten rege zu machen und<lb/>
zu &#x017F;tillen &#x017F;eyn, wenig fruchtbarli-<lb/>
ches zu wege bringen werde. Er<lb/>
muß auch dahin bedacht &#x017F;eyn, die<lb/>
Gemu&#x0364;ths-Be&#x017F;chaffenheit &#x017F;einer<lb/>
Zuho&#x0364;rer, oder des vornehm&#x017F;ten<lb/>
Theiles der&#x017F;elben, zu erfor&#x017F;chen &#xA75B;c.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Capi&#x017F;trum,</hi> </hi> </head><lb/>
          <p>Ward die Binde genannt, wel-<lb/>
che &#x017F;ich ehemahls die Mu&#x017F;icanten,<lb/>
&#x017F;o &#x017F;ich bey o&#x0364;ffentlichen Fe&#x017F;ten und<lb/>
Schau&#x017F;pielen &#x017F;tarck mit Bla&#x017F;en<lb/>
angreiffen mu&#x017F;ten, um den Mund<lb/>
zu binden pflegten, damit &#x017F;ie die<lb/>
Backen nicht allzu&#x017F;ehr auf bla&#x017F;en,<lb/>
oder &#x017F;ich &#x017F;on&#x017F;ten Schaden thun<lb/>
mo&#x0364;chten.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Capital,</hi> </hi> </head><lb/>
          <p>Heißt der Haupt-Ton, welcher<lb/>
in einem <hi rendition="#aq">Modo mu&#x017F;ico</hi> der Herr<lb/>
oder Fu&#x0364;hrer i&#x017F;t.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Capo d&#x2019; I&#x017F;tromenti&#x017F;ti,</hi> </hi> </head><lb/>
          <p>Nennen die Wel&#x017F;chen denjeni-<lb/>
gen, welcher der vornehm&#x017F;te i&#x017F;t un-<lb/>
ter denen, &#x017F;o auf Jn&#x017F;trumenten<lb/>
&#x017F;pielen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Capriccio, Caprice,</hi> </hi> </head><lb/>
          <p>J&#x017F;t in der Mu&#x017F;ic eine Gattung<lb/>
der Fanta&#x017F;ten, darinnen ein Ku&#x0364;n&#x017F;t-<lb/>
ler &#x017F;einem Sinne folget, und<lb/>
nach &#x017F;einer <hi rendition="#aq">Caprice</hi> etwas hin&#x017F;etzet<lb/>
oder her&#x017F;pielet, welches iedoch<lb/>
manchesmahl weit artiger zu ho&#x0364;-<lb/>
ren i&#x017F;t, als was regulirtes und &#x017F;tu-<lb/>
dirtes, wenn es aus einem freyen<lb/>
Gei&#x017F;te ko&#x0364;mmt. Andere be&#x017F;chrei-<lb/>
ben &#x017F;ie al&#x017F;o: <hi rendition="#aq">Capriccio</hi> i&#x017F;t ein &#x017F;ol-<lb/>
ches Stu&#x0364;ck, worinnen der Com-<lb/>
poni&#x017F;t, ohne &#x017F;ich an eine gewi&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Anzahl Ta&#x0364;cte, Tact-Art, oder<lb/><cb n="286"/>
<fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Cap</hi></hi></fw><lb/>
aber vorher u&#x0364;berlegten Entwurf zu<lb/>
binden, der Hitze &#x017F;eines Naturells<lb/>
den freyen Lauff la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et. Kurtz:<lb/>
Es i&#x017F;t ein Einfall, worauf vorher<lb/>
nicht meditiret worden. Die fu&#x0364;r<lb/>
das Clavier ge&#x017F;etzte, aber nicht<lb/>
&#x017F;onderlich ausgearbeitete Fugen<lb/>
werden auch al&#x017F;o genennet. Herr<lb/>
Matthe&#x017F;on &#x017F;agt: Die <hi rendition="#aq">Capricci</hi><lb/>
la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich nicht wohl be&#x017F;chreiben.<lb/>
Der eine hat die&#x017F;e, der andere jene<lb/>
Einfa&#x0364;lle. Je wunderlicher und<lb/>
au&#x017F;&#x017F;erordentlicher &#x017F;ie &#x017F;ind, ie mehr<lb/>
verdienen &#x017F;ie ihren Nahmen. Nur<lb/>
nicht zu viel davon angebracht, &#x017F;o<lb/>
&#x017F;ind &#x017F;ie auch gut.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">de Caprice</hi> </hi> <hi rendition="#fr">tantzen,</hi> </head><lb/>
          <p>J&#x017F;t der ho&#x0364;ch&#x017F;te Grad in der<lb/><hi rendition="#aq">Praxi</hi> oder Executione der Tantz-<lb/>
kun&#x017F;t. Die&#x017F;es aber hei&#x017F;&#x017F;et nicht<lb/>
ohne Vernunfft und ohne Regu-<lb/>
lirung herum &#x017F;pringen, &#x017F;ondern<lb/>
wie ein Redner <hi rendition="#aq">ex tempore</hi> eine<lb/>
Rede, als wenn &#x017F;ie nach allen<lb/>
Regeln der Beredt&#x017F;amkeit wohl<lb/>
pra&#x0364;meditiret und abgefa&#x017F;&#x017F;et wa&#x0364;re,<lb/>
ha&#x0364;lt, al&#x017F;o nimmt ein <hi rendition="#aq">Maitre</hi> oder<lb/>
fertiger Ta&#x0364;ntzer einen gewi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Character an, und thut bey An-<lb/>
ho&#x0364;rung einer auch wol ihm unbe-<lb/>
kandten Melodie aus dem Stege-<lb/>
reiffe einen Tantz &#x017F;o gut, als wa&#x0364;-<lb/>
re er mit allem Fleiß componiret<lb/>
worden. Hierzu geho&#x0364;ren aber ei-<lb/>
ne gro&#x017F;&#x017F;e Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft und Fer-<lb/>
tigkeit, eine haupt&#x017F;a&#x0364;chliche Di&#x017F;po-<lb/>
&#x017F;ition der Glieder, eine treffliche<lb/>
Memorie vieler <hi rendition="#aq">Pas,</hi> ein zartes<lb/>
und mu&#x017F;icali&#x017F;ches Geho&#x0364;r, eine reif-<lb/>
fe und im Augenblick &#x017F;chnelle Be-<lb/>
urtheilungs-Krafft. Und alle<lb/>
die&#x017F;e Eigen&#x017F;chafften mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en von<lb/>
natu&#x0364;rlichen Kra&#x0364;fften der Jugend<lb/>
unter&#x017F;tu&#x0364;tzet werden, als welche<lb/>
hier <hi rendition="#aq">nervus rerum gerendarum</hi><lb/>
&#x017F;ind.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Ca-</hi> </hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0163] Cap Cap die Bewegung der Gemuͤther der Zuhoͤrer iſt; ſo ſiehet ein ieder von ſelbſten, daß er ohne vollkommene Erkenntniß der verbeſſerten Lehre von den Temperamenten, und wie die Affecten rege zu machen und zu ſtillen ſeyn, wenig fruchtbarli- ches zu wege bringen werde. Er muß auch dahin bedacht ſeyn, die Gemuͤths-Beſchaffenheit ſeiner Zuhoͤrer, oder des vornehmſten Theiles derſelben, zu erforſchen ꝛc. Capiſtrum, Ward die Binde genannt, wel- che ſich ehemahls die Muſicanten, ſo ſich bey oͤffentlichen Feſten und Schauſpielen ſtarck mit Blaſen angreiffen muſten, um den Mund zu binden pflegten, damit ſie die Backen nicht allzuſehr auf blaſen, oder ſich ſonſten Schaden thun moͤchten. Capital, Heißt der Haupt-Ton, welcher in einem Modo muſico der Herr oder Fuͤhrer iſt. Capo d’ Iſtromentiſti, Nennen die Welſchen denjeni- gen, welcher der vornehmſte iſt un- ter denen, ſo auf Jnſtrumenten ſpielen. Capriccio, Caprice, Jſt in der Muſic eine Gattung der Fantaſten, darinnen ein Kuͤnſt- ler ſeinem Sinne folget, und nach ſeiner Caprice etwas hinſetzet oder herſpielet, welches iedoch manchesmahl weit artiger zu hoͤ- ren iſt, als was regulirtes und ſtu- dirtes, wenn es aus einem freyen Geiſte koͤmmt. Andere beſchrei- ben ſie alſo: Capriccio iſt ein ſol- ches Stuͤck, worinnen der Com- poniſt, ohne ſich an eine gewiſſe Anzahl Taͤcte, Tact-Art, oder aber vorher uͤberlegten Entwurf zu binden, der Hitze ſeines Naturells den freyen Lauff laͤſſet. Kurtz: Es iſt ein Einfall, worauf vorher nicht meditiret worden. Die fuͤr das Clavier geſetzte, aber nicht ſonderlich ausgearbeitete Fugen werden auch alſo genennet. Herr Mattheſon ſagt: Die Capricci laſſen ſich nicht wohl beſchreiben. Der eine hat dieſe, der andere jene Einfaͤlle. Je wunderlicher und auſſerordentlicher ſie ſind, ie mehr verdienen ſie ihren Nahmen. Nur nicht zu viel davon angebracht, ſo ſind ſie auch gut. de Caprice tantzen, Jſt der hoͤchſte Grad in der Praxi oder Executione der Tantz- kunſt. Dieſes aber heiſſet nicht ohne Vernunfft und ohne Regu- lirung herum ſpringen, ſondern wie ein Redner ex tempore eine Rede, als wenn ſie nach allen Regeln der Beredtſamkeit wohl praͤmeditiret und abgefaſſet waͤre, haͤlt, alſo nimmt ein Maitre oder fertiger Taͤntzer einen gewiſſen Character an, und thut bey An- hoͤrung einer auch wol ihm unbe- kandten Melodie aus dem Stege- reiffe einen Tantz ſo gut, als waͤ- re er mit allem Fleiß componiret worden. Hierzu gehoͤren aber ei- ne groſſe Wiſſenſchafft und Fer- tigkeit, eine hauptſaͤchliche Diſpo- ſition der Glieder, eine treffliche Memorie vieler Pas, ein zartes und muſicaliſches Gehoͤr, eine reif- fe und im Augenblick ſchnelle Be- urtheilungs-Krafft. Und alle dieſe Eigenſchafften muͤſſen von natuͤrlichen Kraͤfften der Jugend unterſtuͤtzet werden, als welche hier nervus rerum gerendarum ſind. Ca-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/163
Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/163>, abgerufen am 24.11.2024.