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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Ebe
Eber,

Wird unter den wilden Schwei-
nen erstlich ein Keuler, und wenn
er vier Jahr alt worden, da er sei-
Waffen oder grosse hauende Zäh-
ne bekommen, ein hauend Schwein
genannt. Sie sind gewaltig böse,
und hauen mächtig um sich, ie-
doch alles über sich. Dahero darf
sich der Jäger im Fall der Noth
nur platt auf die Erde werfen.

Ebereschen-Baum, Vogel-
Beer-Baum,

Jst ein hochstämmiger Baum,
welcher am fügligsten unter die wil-
den oder Wald-Bäume gezehlet
wird. Sein Laub wächset, wie
das Laub des Eschen-Baumes,
paarweis an seinem langen Stie-
le, welcher sich mit einem eintzel-
nen Blate endiget, ist aber viel
kleiner, und am Rande herum
zerkerbet. Die Blüthen sind weiß,
die Beeren aber, so darauf folgen,
erstlich gelb, und wenn sie reiff
sind, recht Zinnober-roth, von
Gestalt länglicht-rund, wie die
Arles-Beere, doch etwas kleiner,
wachsen aber eben so traublicht
wie dieselben. Diese werden im
September und October bey schö-
nem Wetter gebrochen, und an ei-
nem trocknen Ort, wo es lüfftig,
aufgehänget und verwahret, um
solche im späten Herbst und Win-
ter, auf den Vogel-Herden und
zu den Donen zu gebrauchen.
Man pflegt auch auf dem Lande
unter denen Bauren einen Safft
zur Artzney daraus zu sieden, wel-
chen sie ihren Theriac nennen, und
als ein adstringirendes Mittel, wi-
der die rothe Ruhr und andere Zu-
fälle nützlich gebrauchen. Das
Holtz hat einen sehr harten und
zärtlichen Wuchs an Jahren, ist
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Ebe
sehr dauerhafft und der Fäulung
wenig unterworffen, arbeitet sich
auch auch sehr glatt, und wird so-
wol deswegen, als um seiner schö-
nen Farbe willen, von Tischern,
Drechslern und Büchsenschäfftern
sehr wohl zu allerhand Dingen ge-
braucht. Es wächset auch manch-
mal zu einem guten Bau-Stamm,
und wo dergleichen viel, kan man
es wol zum Verkohlen anwenden,
indem es eine derbe Kohle giebt.
An denen Wänden oder Zäunen,
item in Alleen geben sie einen
schönen Prospect, sonderlich wenn
sie voll Früchte hängen. Dieser
Baum lässet sich leichtlich fort-
pflantzen, sowol von Beeren, als
von Aussproßlingen. Die Beere
werden gesäet, gleichwie anderer
Baum-Saamen. Sie pflantzen
sich auch selber leichtlich fort, da-
her man zum öfftern siehet, daß
wenn dergleichen Saamen in die
alten holen Weiden gefallen, er da-
rinnen wurtzelt, und aus derselben
heraus wächset, auch seine Wur-
tzel durch die alte Weide bis in die
Erde hinein treibet; desgleichen
findet sichs, daß sie in alten Mau-
ren und Ruinen aufwachsen. Man
kan sie auch in der Baum-Schule
aufziehen, und hernach versetzen,
da sie denn, wenn man sie mit
Fleiß aushebet und verpflantzet,
gar leichtlich und besser fortkom-
men, als wenn sie auf der ersten
Stelle geblieben wären, tragen
auch besser Frucht. Sie lieben
fast allen Boden, ausser gar zu
trockenen und morastigen, iedoch
den guten mehr als den geringen.

Ebersdorff,

Ein schöner Flecken in Unter-Oe-
sterreich, zwo Meilen unterhalb
Wien, samt einem schönen Kay-

serlichen
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Ebe
Eber,

Wird unter den wilden Schwei-
nen erſtlich ein Keuler, und wenn
er vier Jahr alt worden, da er ſei-
Waffen oder groſſe hauende Zaͤh-
ne bekommen, ein hauend Schwein
genannt. Sie ſind gewaltig boͤſe,
und hauen maͤchtig um ſich, ie-
doch alles uͤber ſich. Dahero darf
ſich der Jaͤger im Fall der Noth
nur platt auf die Erde werfen.

Ebereſchen-Baum, Vogel-
Beer-Baum,

Jſt ein hochſtaͤmmiger Baum,
welcher am fuͤgligſten unter die wil-
den oder Wald-Baͤume gezehlet
wird. Sein Laub waͤchſet, wie
das Laub des Eſchen-Baumes,
paarweis an ſeinem langen Stie-
le, welcher ſich mit einem eintzel-
nen Blate endiget, iſt aber viel
kleiner, und am Rande herum
zerkerbet. Die Bluͤthen ſind weiß,
die Beeren aber, ſo darauf folgen,
erſtlich gelb, und wenn ſie reiff
ſind, recht Zinnober-roth, von
Geſtalt laͤnglicht-rund, wie die
Arles-Beere, doch etwas kleiner,
wachſen aber eben ſo traublicht
wie dieſelben. Dieſe werden im
September und October bey ſchoͤ-
nem Wetter gebrochen, und an ei-
nem trocknen Ort, wo es luͤfftig,
aufgehaͤnget und verwahret, um
ſolche im ſpaͤten Herbſt und Win-
ter, auf den Vogel-Herden und
zu den Donen zu gebrauchen.
Man pflegt auch auf dem Lande
unter denen Bauren einen Safft
zur Artzney daraus zu ſieden, wel-
chen ſie ihren Theriac nennen, und
als ein adſtringirendes Mittel, wi-
der die rothe Ruhr und andere Zu-
faͤlle nuͤtzlich gebrauchen. Das
Holtz hat einen ſehr harten und
zaͤrtlichen Wuchs an Jahren, iſt
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Ebe
ſehr dauerhafft und der Faͤulung
wenig unterworffen, arbeitet ſich
auch auch ſehr glatt, und wird ſo-
wol deswegen, als um ſeiner ſchoͤ-
nen Farbe willen, von Tiſchern,
Drechslern und Buͤchſenſchaͤfftern
ſehr wohl zu allerhand Dingen ge-
braucht. Es waͤchſet auch manch-
mal zu einem guten Bau-Stamm,
und wo dergleichen viel, kan man
es wol zum Verkohlen anwenden,
indem es eine derbe Kohle giebt.
An denen Waͤnden oder Zaͤunen,
item in Alleen geben ſie einen
ſchoͤnen Proſpect, ſonderlich wenn
ſie voll Fruͤchte haͤngen. Dieſer
Baum laͤſſet ſich leichtlich fort-
pflantzen, ſowol von Beeren, als
von Ausſproßlingen. Die Beere
werden geſaͤet, gleichwie anderer
Baum-Saamen. Sie pflantzen
ſich auch ſelber leichtlich fort, da-
her man zum oͤfftern ſiehet, daß
wenn dergleichen Saamen in die
alten holen Weiden gefallen, er da-
rinnen wurtzelt, und aus derſelben
heraus waͤchſet, auch ſeine Wur-
tzel durch die alte Weide bis in die
Erde hinein treibet; desgleichen
findet ſichs, daß ſie in alten Mau-
ren und Ruinen aufwachſen. Man
kan ſie auch in der Baum-Schule
aufziehen, und hernach verſetzen,
da ſie denn, wenn man ſie mit
Fleiß aushebet und verpflantzet,
gar leichtlich und beſſer fortkom-
men, als wenn ſie auf der erſten
Stelle geblieben waͤren, tragen
auch beſſer Frucht. Sie lieben
faſt allen Boden, auſſer gar zu
trockenen und moraſtigen, iedoch
den guten mehr als den geringen.

Ebersdorff,

Ein ſchoͤner Flecken in Unter-Oe-
ſterreich, zwo Meilen unterhalb
Wien, ſamt einem ſchoͤnen Kay-

ſerlichen
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[0303] Ebe Ebe Eber, Wird unter den wilden Schwei- nen erſtlich ein Keuler, und wenn er vier Jahr alt worden, da er ſei- Waffen oder groſſe hauende Zaͤh- ne bekommen, ein hauend Schwein genannt. Sie ſind gewaltig boͤſe, und hauen maͤchtig um ſich, ie- doch alles uͤber ſich. Dahero darf ſich der Jaͤger im Fall der Noth nur platt auf die Erde werfen. Ebereſchen-Baum, Vogel- Beer-Baum, Jſt ein hochſtaͤmmiger Baum, welcher am fuͤgligſten unter die wil- den oder Wald-Baͤume gezehlet wird. Sein Laub waͤchſet, wie das Laub des Eſchen-Baumes, paarweis an ſeinem langen Stie- le, welcher ſich mit einem eintzel- nen Blate endiget, iſt aber viel kleiner, und am Rande herum zerkerbet. Die Bluͤthen ſind weiß, die Beeren aber, ſo darauf folgen, erſtlich gelb, und wenn ſie reiff ſind, recht Zinnober-roth, von Geſtalt laͤnglicht-rund, wie die Arles-Beere, doch etwas kleiner, wachſen aber eben ſo traublicht wie dieſelben. Dieſe werden im September und October bey ſchoͤ- nem Wetter gebrochen, und an ei- nem trocknen Ort, wo es luͤfftig, aufgehaͤnget und verwahret, um ſolche im ſpaͤten Herbſt und Win- ter, auf den Vogel-Herden und zu den Donen zu gebrauchen. Man pflegt auch auf dem Lande unter denen Bauren einen Safft zur Artzney daraus zu ſieden, wel- chen ſie ihren Theriac nennen, und als ein adſtringirendes Mittel, wi- der die rothe Ruhr und andere Zu- faͤlle nuͤtzlich gebrauchen. Das Holtz hat einen ſehr harten und zaͤrtlichen Wuchs an Jahren, iſt ſehr dauerhafft und der Faͤulung wenig unterworffen, arbeitet ſich auch auch ſehr glatt, und wird ſo- wol deswegen, als um ſeiner ſchoͤ- nen Farbe willen, von Tiſchern, Drechslern und Buͤchſenſchaͤfftern ſehr wohl zu allerhand Dingen ge- braucht. Es waͤchſet auch manch- mal zu einem guten Bau-Stamm, und wo dergleichen viel, kan man es wol zum Verkohlen anwenden, indem es eine derbe Kohle giebt. An denen Waͤnden oder Zaͤunen, item in Alleen geben ſie einen ſchoͤnen Proſpect, ſonderlich wenn ſie voll Fruͤchte haͤngen. Dieſer Baum laͤſſet ſich leichtlich fort- pflantzen, ſowol von Beeren, als von Ausſproßlingen. Die Beere werden geſaͤet, gleichwie anderer Baum-Saamen. Sie pflantzen ſich auch ſelber leichtlich fort, da- her man zum oͤfftern ſiehet, daß wenn dergleichen Saamen in die alten holen Weiden gefallen, er da- rinnen wurtzelt, und aus derſelben heraus waͤchſet, auch ſeine Wur- tzel durch die alte Weide bis in die Erde hinein treibet; desgleichen findet ſichs, daß ſie in alten Mau- ren und Ruinen aufwachſen. Man kan ſie auch in der Baum-Schule aufziehen, und hernach verſetzen, da ſie denn, wenn man ſie mit Fleiß aushebet und verpflantzet, gar leichtlich und beſſer fortkom- men, als wenn ſie auf der erſten Stelle geblieben waͤren, tragen auch beſſer Frucht. Sie lieben faſt allen Boden, auſſer gar zu trockenen und moraſtigen, iedoch den guten mehr als den geringen. Ebersdorff, Ein ſchoͤner Flecken in Unter-Oe- ſterreich, zwo Meilen unterhalb Wien, ſamt einem ſchoͤnen Kay- ſerlichen

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/303>, abgerufen am 22.11.2024.