Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Ebe serlichen Pallast und Thier-Gar-ten, wohin der Kayser offt Lust halben hinzugehen pflegte. Eber-Wurtzel, Radix Carlinae, ist eines Dau- Ebr gleichen wenn man ein abgetriebenRoß mit wenig Kosten wieder auffüttern will, gebrauchet. Wenn man aber solche vor ein Pferd und unter das Futter gebraucht, soll man dasselbe nicht zu andern Pfer- den, sondern in einen absonderli- chen Stall stellen, weil es sonsten denen andern die Stärcke nehmen soll. Man sagt auch, wenn man diese Wurtzel einem Pferd in das Mund-Stücke einflechte, und also neben andern über Land reise, es denen übrigen mit und neben ihm gehenden Pferden, alle Krafft be- nehmen, und sie matt und müde machen solle; dahero es unter den Reutern für ein verbotenes Stück- lein gehalten wird. Eber-Zahn, Dens apri, Dent de sanglie, ein Ebrillade, Jst ein starcker Anzug mit dem Ebrouer, cheval qui s' ebroue, Bedeutet ein gesundes, munte- wissen
[Spaltenumbruch] Ebe ſerlichen Pallaſt und Thier-Gar-ten, wohin der Kayſer offt Luſt halben hinzugehen pflegte. Eber-Wurtzel, Radix Carlinæ, iſt eines Dau- Ebr gleichen wenn man ein abgetriebenRoß mit wenig Koſten wieder auffuͤttern will, gebrauchet. Wenn man aber ſolche vor ein Pferd und unter das Futter gebraucht, ſoll man daſſelbe nicht zu andern Pfer- den, ſondern in einen abſonderli- chen Stall ſtellen, weil es ſonſten denen andern die Staͤrcke nehmen ſoll. Man ſagt auch, wenn man dieſe Wurtzel einem Pferd in das Mund-Stuͤcke einflechte, und alſo neben andern uͤber Land reiſe, es denen uͤbrigen mit und neben ihm gehenden Pferden, alle Krafft be- nehmen, und ſie matt und muͤde machen ſolle; dahero es unter den Reutern fuͤr ein verbotenes Stuͤck- lein gehalten wird. Eber-Zahn, Dens apri, Dent de ſanglie, ein Ebrillade, Jſt ein ſtarcker Anzug mit dem Ebrouer, cheval qui s’ ebroue, Bedeutet ein geſundes, munte- wiſſen
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Ebe
Ebr
ſerlichen Pallaſt und Thier-Gar-
ten, wohin der Kayſer offt Luſt
halben hinzugehen pflegte.
Eber-Wurtzel,
Radix Carlinæ, iſt eines Dau-
mens dicke und lange, auswendig
braune, und inwendig weiſſe Wur-
tzel, eines ſtarcken Geruchs, und
ziemlich angenehmen, doch etwas
ſcharffen Geſchmacks. Das Kraut
iſt eine Art von Diſteln, denn ſei-
ne Blaͤtter ſind groß, rauch, breit,
ſpitzig und ſtachelicht, mitten zwi-
ſchen denenſelben bricht eine groſ-
ſe und etwan fuͤnff Zoll breite
weiſſe Blume hervor, ſo ohne
Stengel hart auf der Wurtzel ſitzet;
wird bey uns in Deutſchland auf
bergichten Orten gefunden. Man
findet auſſer dieſer erſtbeſchriebenen
noch eine weiſſe Eber-Wurtz mit
einem Stengel, die kommt ins-
gemein mit vielen Koͤpffen herfuͤr,
und waͤchſt mit dem Stengel El-
len hoch. Denn giebts auch eine
ſchwartze Wurtzel, welche rauhe,
ſtachlichte, und etwas roͤthlichte
Blaͤtter hat. Der Stengel iſt in
der Dicke eines Fingers, Span-
nen hoch, und oben mit dornich-
ten in laͤnglichten Huͤlſen ſitzenden
Purpur-rothen auch etwas weiſ-
ſen Blumen beſetzet. Die Wur-
tzel iſt dick, ſchwartz, fett, inwen-
dig gelb, und am Geſchmack ſcharf
und beiſſend. Man pflegt dieſe
Wurtzeln gemeiniglich im Sept.
des Morgens zu graben, alsdenn
zu ſaubern und aufzutrocknen.
Sie heilet die Wunden und Ge-
ſchwuͤre ſauber aus, wenn ſie in
Wein geſotten, und dieſe damit
ausgewaſchen werden, und dienet
in allen gifftigen, peſtilentzialiſchen
Kranckheiten; ſonderlich wird ſie
mit unter den Roß-Artzneyen, in-
gleichen wenn man ein abgetrieben
Roß mit wenig Koſten wieder
auffuͤttern will, gebrauchet. Wenn
man aber ſolche vor ein Pferd und
unter das Futter gebraucht, ſoll
man daſſelbe nicht zu andern Pfer-
den, ſondern in einen abſonderli-
chen Stall ſtellen, weil es ſonſten
denen andern die Staͤrcke nehmen
ſoll. Man ſagt auch, wenn man
dieſe Wurtzel einem Pferd in das
Mund-Stuͤcke einflechte, und alſo
neben andern uͤber Land reiſe, es
denen uͤbrigen mit und neben ihm
gehenden Pferden, alle Krafft be-
nehmen, und ſie matt und muͤde
machen ſolle; dahero es unter den
Reutern fuͤr ein verbotenes Stuͤck-
lein gehalten wird.
Eber-Zahn,
Dens apri, Dent de ſanglie, ein
groſſer, wie ein Horn, oben et-
was ausgekruͤmmter Zahn, vom
wilden Schweine. Er ſoll vor die
Braͤune, Seitenſtechen, und an-
dere Entzuͤndungen, ſo von geron-
nenem Gebluͤte entſtanden, ein
treffliches Mittel ſeyn.
Ebrillade,
Jſt ein ſtarcker Anzug mit dem
Zaum, wenn der Reuter das
Pferd mit dem einen Zuͤgel ruͤcket,
ſo es ſich nicht wenden will. Dieſe
Ebrillade iſt von der Saccade unter-
ſchieden, weil dieſe geſchiehet,
wenn man die zwey Zuͤgel auf
einmal ruͤcket. Beydes iſt eine
harte Caſtigation und keine Huͤlfe;
dahero auf den Academien ver-
worffen, weil ſie die Maͤuler ver-
wundet, und die Pferde mit dem
Kopfe unſtet machet.
Ebrouer, cheval qui s’ ebroue,
Bedeutet ein geſundes, munte-
res, feuriges Pferd, ſo einen ge-
wiſſen
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