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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Ebe
serlichen Pallast und Thier-Gar-
ten, wohin der Kayser offt Lust
halben hinzugehen pflegte.

Eber-Wurtzel,

Radix Carlinae, ist eines Dau-
mens dicke und lange, auswendig
braune, und inwendig weisse Wur-
tzel, eines starcken Geruchs, und
ziemlich angenehmen, doch etwas
scharffen Geschmacks. Das Kraut
ist eine Art von Disteln, denn sei-
ne Blätter sind groß, rauch, breit,
spitzig und stachelicht, mitten zwi-
schen denenselben bricht eine gros-
se und etwan fünff Zoll breite
weisse Blume hervor, so ohne
Stengel hart auf der Wurtzel sitzet;
wird bey uns in Deutschland auf
bergichten Orten gefunden. Man
findet ausser dieser erstbeschriebenen
noch eine weisse Eber-Wurtz mit
einem Stengel, die kommt ins-
gemein mit vielen Köpffen herfür,
und wächst mit dem Stengel El-
len hoch. Denn giebts auch eine
schwartze Wurtzel, welche rauhe,
stachlichte, und etwas röthlichte
Blätter hat. Der Stengel ist in
der Dicke eines Fingers, Span-
nen hoch, und oben mit dornich-
ten in länglichten Hülsen sitzenden
Purpur-rothen auch etwas weis-
sen Blumen besetzet. Die Wur-
tzel ist dick, schwartz, fett, inwen-
dig gelb, und am Geschmack scharf
und beissend. Man pflegt diese
Wurtzeln gemeiniglich im Sept.
des Morgens zu graben, alsdenn
zu saubern und aufzutrocknen.
Sie heilet die Wunden und Ge-
schwüre sauber aus, wenn sie in
Wein gesotten, und diese damit
ausgewaschen werden, und dienet
in allen gifftigen, pestilentzialischen
Kranckheiten; sonderlich wird sie
mit unter den Roß-Artzneyen, in-
[Spaltenumbruch]

Ebr
gleichen wenn man ein abgetrieben
Roß mit wenig Kosten wieder
auffüttern will, gebrauchet. Wenn
man aber solche vor ein Pferd und
unter das Futter gebraucht, soll
man dasselbe nicht zu andern Pfer-
den, sondern in einen absonderli-
chen Stall stellen, weil es sonsten
denen andern die Stärcke nehmen
soll. Man sagt auch, wenn man
diese Wurtzel einem Pferd in das
Mund-Stücke einflechte, und also
neben andern über Land reise, es
denen übrigen mit und neben ihm
gehenden Pferden, alle Krafft be-
nehmen, und sie matt und müde
machen solle; dahero es unter den
Reutern für ein verbotenes Stück-
lein gehalten wird.

Eber-Zahn,

Dens apri, Dent de sanglie, ein
grosser, wie ein Horn, oben et-
was ausgekrümmter Zahn, vom
wilden Schweine. Er soll vor die
Bräune, Seitenstechen, und an-
dere Entzündungen, so von geron-
nenem Geblüte entstanden, ein
treffliches Mittel seyn.

Ebrillade,

Jst ein starcker Anzug mit dem
Zaum, wenn der Reuter das
Pferd mit dem einen Zügel rücket,
so es sich nicht wenden will. Diese
Ebrillade ist von der Saccade unter-
schieden, weil diese geschiehet,
wenn man die zwey Zügel auf
einmal rücket. Beydes ist eine
harte Castigation und keine Hülfe;
dahero auf den Academien ver-
worffen, weil sie die Mäuler ver-
wundet, und die Pferde mit dem
Kopfe unstet machet.

Ebrouer, cheval qui s' ebroue,

Bedeutet ein gesundes, munte-
res, feuriges Pferd, so einen ge-

wissen

[Spaltenumbruch]

Ebe
ſerlichen Pallaſt und Thier-Gar-
ten, wohin der Kayſer offt Luſt
halben hinzugehen pflegte.

Eber-Wurtzel,

Radix Carlinæ, iſt eines Dau-
mens dicke und lange, auswendig
braune, und inwendig weiſſe Wur-
tzel, eines ſtarcken Geruchs, und
ziemlich angenehmen, doch etwas
ſcharffen Geſchmacks. Das Kraut
iſt eine Art von Diſteln, denn ſei-
ne Blaͤtter ſind groß, rauch, breit,
ſpitzig und ſtachelicht, mitten zwi-
ſchen denenſelben bricht eine groſ-
ſe und etwan fuͤnff Zoll breite
weiſſe Blume hervor, ſo ohne
Stengel hart auf der Wurtzel ſitzet;
wird bey uns in Deutſchland auf
bergichten Orten gefunden. Man
findet auſſer dieſer erſtbeſchriebenen
noch eine weiſſe Eber-Wurtz mit
einem Stengel, die kommt ins-
gemein mit vielen Koͤpffen herfuͤr,
und waͤchſt mit dem Stengel El-
len hoch. Denn giebts auch eine
ſchwartze Wurtzel, welche rauhe,
ſtachlichte, und etwas roͤthlichte
Blaͤtter hat. Der Stengel iſt in
der Dicke eines Fingers, Span-
nen hoch, und oben mit dornich-
ten in laͤnglichten Huͤlſen ſitzenden
Purpur-rothen auch etwas weiſ-
ſen Blumen beſetzet. Die Wur-
tzel iſt dick, ſchwartz, fett, inwen-
dig gelb, und am Geſchmack ſcharf
und beiſſend. Man pflegt dieſe
Wurtzeln gemeiniglich im Sept.
des Morgens zu graben, alsdenn
zu ſaubern und aufzutrocknen.
Sie heilet die Wunden und Ge-
ſchwuͤre ſauber aus, wenn ſie in
Wein geſotten, und dieſe damit
ausgewaſchen werden, und dienet
in allen gifftigen, peſtilentzialiſchen
Kranckheiten; ſonderlich wird ſie
mit unter den Roß-Artzneyen, in-
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Ebr
gleichen wenn man ein abgetrieben
Roß mit wenig Koſten wieder
auffuͤttern will, gebrauchet. Wenn
man aber ſolche vor ein Pferd und
unter das Futter gebraucht, ſoll
man daſſelbe nicht zu andern Pfer-
den, ſondern in einen abſonderli-
chen Stall ſtellen, weil es ſonſten
denen andern die Staͤrcke nehmen
ſoll. Man ſagt auch, wenn man
dieſe Wurtzel einem Pferd in das
Mund-Stuͤcke einflechte, und alſo
neben andern uͤber Land reiſe, es
denen uͤbrigen mit und neben ihm
gehenden Pferden, alle Krafft be-
nehmen, und ſie matt und muͤde
machen ſolle; dahero es unter den
Reutern fuͤr ein verbotenes Stuͤck-
lein gehalten wird.

Eber-Zahn,

Dens apri, Dent de ſanglie, ein
groſſer, wie ein Horn, oben et-
was ausgekruͤmmter Zahn, vom
wilden Schweine. Er ſoll vor die
Braͤune, Seitenſtechen, und an-
dere Entzuͤndungen, ſo von geron-
nenem Gebluͤte entſtanden, ein
treffliches Mittel ſeyn.

Ebrillade,

Jſt ein ſtarcker Anzug mit dem
Zaum, wenn der Reuter das
Pferd mit dem einen Zuͤgel ruͤcket,
ſo es ſich nicht wenden will. Dieſe
Ebrillade iſt von der Saccade unter-
ſchieden, weil dieſe geſchiehet,
wenn man die zwey Zuͤgel auf
einmal ruͤcket. Beydes iſt eine
harte Caſtigation und keine Huͤlfe;
dahero auf den Academien ver-
worffen, weil ſie die Maͤuler ver-
wundet, und die Pferde mit dem
Kopfe unſtet machet.

Ebrouer, cheval qui s’ ebroue,

Bedeutet ein geſundes, munte-
res, feuriges Pferd, ſo einen ge-

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[0304] Ebe Ebr ſerlichen Pallaſt und Thier-Gar- ten, wohin der Kayſer offt Luſt halben hinzugehen pflegte. Eber-Wurtzel, Radix Carlinæ, iſt eines Dau- mens dicke und lange, auswendig braune, und inwendig weiſſe Wur- tzel, eines ſtarcken Geruchs, und ziemlich angenehmen, doch etwas ſcharffen Geſchmacks. Das Kraut iſt eine Art von Diſteln, denn ſei- ne Blaͤtter ſind groß, rauch, breit, ſpitzig und ſtachelicht, mitten zwi- ſchen denenſelben bricht eine groſ- ſe und etwan fuͤnff Zoll breite weiſſe Blume hervor, ſo ohne Stengel hart auf der Wurtzel ſitzet; wird bey uns in Deutſchland auf bergichten Orten gefunden. Man findet auſſer dieſer erſtbeſchriebenen noch eine weiſſe Eber-Wurtz mit einem Stengel, die kommt ins- gemein mit vielen Koͤpffen herfuͤr, und waͤchſt mit dem Stengel El- len hoch. Denn giebts auch eine ſchwartze Wurtzel, welche rauhe, ſtachlichte, und etwas roͤthlichte Blaͤtter hat. Der Stengel iſt in der Dicke eines Fingers, Span- nen hoch, und oben mit dornich- ten in laͤnglichten Huͤlſen ſitzenden Purpur-rothen auch etwas weiſ- ſen Blumen beſetzet. Die Wur- tzel iſt dick, ſchwartz, fett, inwen- dig gelb, und am Geſchmack ſcharf und beiſſend. Man pflegt dieſe Wurtzeln gemeiniglich im Sept. des Morgens zu graben, alsdenn zu ſaubern und aufzutrocknen. Sie heilet die Wunden und Ge- ſchwuͤre ſauber aus, wenn ſie in Wein geſotten, und dieſe damit ausgewaſchen werden, und dienet in allen gifftigen, peſtilentzialiſchen Kranckheiten; ſonderlich wird ſie mit unter den Roß-Artzneyen, in- gleichen wenn man ein abgetrieben Roß mit wenig Koſten wieder auffuͤttern will, gebrauchet. Wenn man aber ſolche vor ein Pferd und unter das Futter gebraucht, ſoll man daſſelbe nicht zu andern Pfer- den, ſondern in einen abſonderli- chen Stall ſtellen, weil es ſonſten denen andern die Staͤrcke nehmen ſoll. Man ſagt auch, wenn man dieſe Wurtzel einem Pferd in das Mund-Stuͤcke einflechte, und alſo neben andern uͤber Land reiſe, es denen uͤbrigen mit und neben ihm gehenden Pferden, alle Krafft be- nehmen, und ſie matt und muͤde machen ſolle; dahero es unter den Reutern fuͤr ein verbotenes Stuͤck- lein gehalten wird. Eber-Zahn, Dens apri, Dent de ſanglie, ein groſſer, wie ein Horn, oben et- was ausgekruͤmmter Zahn, vom wilden Schweine. Er ſoll vor die Braͤune, Seitenſtechen, und an- dere Entzuͤndungen, ſo von geron- nenem Gebluͤte entſtanden, ein treffliches Mittel ſeyn. Ebrillade, Jſt ein ſtarcker Anzug mit dem Zaum, wenn der Reuter das Pferd mit dem einen Zuͤgel ruͤcket, ſo es ſich nicht wenden will. Dieſe Ebrillade iſt von der Saccade unter- ſchieden, weil dieſe geſchiehet, wenn man die zwey Zuͤgel auf einmal ruͤcket. Beydes iſt eine harte Caſtigation und keine Huͤlfe; dahero auf den Academien ver- worffen, weil ſie die Maͤuler ver- wundet, und die Pferde mit dem Kopfe unſtet machet. Ebrouer, cheval qui s’ ebroue, Bedeutet ein geſundes, munte- res, feuriges Pferd, ſo einen ge- wiſſen

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/304>, abgerufen am 22.11.2024.