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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Eic
tzem, als Fichten-Tannen- oder
Kieffern-Holtze sich befindet, wäch-
set zwar schön gerade in die Höhe,
weil ihr das schwartze Holtz den
Gipffel immer mit zusammen hält,
und sie nicht so sehr, als wenn sie
frey stünde, in die Seiten-Aeste
sich ausbreiten und sömmern läßt;
alleine, weil sie auf solche Art
schatticht erwächset, wird sie dahe-
ro brosch und brüchig, und ist al-
so nicht wohl zum Bauen, Pfo-
sten-Klötzern und dergleichen zu
nutzen. Man zehlet insgemein
dreyerley Arten von Eichen, welche
aber nicht aller Orten gleich, ja
selten zwey Arten beysammen zu
finden, welche hier so, und ande-
rer Orten wieder anders genennet
werden. Die gemeinste Art von
Eichen, welche auf Feldern, Wie-
sen und Angern wachsen, und von
den meisten den Nahmen Stein-
Eiche bekommen, hat einen nie-
drigen starcken Stamm, aber da-
bey viele grosse und weit ausge-
breitete Aeste, und kleinere Blät-
ter als die andern beyden Arten,
von dunckel-grüner Farbe; und
diese träget die meisten Eicheln,
so zur Mastung der Schweine
absonderlich dienen, weil sie grös-
ser und süsser sind, als die auf an-
dern Eichen wachsen; so hat sie
auch ein weit härteres Holtz zum
Bauen, wenn sie nur wegen ihrer
Kürtze und ästigen Wuchses darzu
tauglicher wäre. Die Hasel-Ei-
che hat einen geraden und hohen
Stamm, aber desto weniger
fruchtbare Zweige und Aeste, trä-
get auch nicht so viel, und noch dar-
zu kleinere Früchte, als die erste.
Sie wächset meistens in Heiden
und Wäldern, und wird von ei-
nigen Loch-Eiche oder Roth-Eiche
genannt; das Laub derselben ist
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Eic
etwas grösser, aber an Farbe lich-
ter als der Stein-Eiche. Der
Safft färbet die Axt blau, dahero
die Färber solches Holtz gerne ge-
brauchen. Die dritte Art wird
die Zirn-Eiche, ohne Zweiffel von
dem Lateinischen Wort Cerrus ge-
nannt, welche die beyden ersten
Arten an Höhe des Stammes
übersteiget, und gleichfalls wenig
Früchte träget, welche noch dazu
so klein sind, daß sie kaum aus ih-
ren Mützgen oder Käppgen her-
aus sehen. Diese beyden letzten
Gattungen taugen zum Bauen,
die erstere hingegen, wie gedacht,
hauptsächlich zur Schwein-Ma-
stung. Sonsten ist iegliche von
diesen nur beschriebenen Arten am
besten und schicklichsten von der
Frucht, das ist, von der Eichel
aufzuziehen; Denn wenn er vom
Stocke wieder aus und in die Hö-
he wächset, so wird er nicht so ge-
rade und geschicklich wie andere.
Ob wohl einige diesen Baum
schneideln, so geschiehet es doch
nie mit Nutzen, und mehrentheils
nur von unverständigen Hauswir-
then, indem durch das Schnei-
deln der Safft auf allen Seiten
des Hiebes heraus und in die
Schößlinge dringet, folglich de-
nen Gipffel-Aesten, als die er nicht
erreichen kan, dadurch die benö-
thigte Nahrung entzogen wird,
daß also ein auf solche Art behan-
delter Baum, von wegen der Näs-
se, mit Gewalt von oben hinein
faulet, und mülmigt wird; da-
hingegen er, ausser solchen Fall,
einer von denen festesten und dau-
erhafftesten Bäumen ist, von wel-
chem die Naturkündiger schreiben,
daß er hundert Jahr wachse, hun-
dert Jahr stille stehe und gesund
bleibe, und hundert Jahr an sei-

nen
T 2

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Eic
tzem, als Fichten-Tannen- oder
Kieffern-Holtze ſich befindet, waͤch-
ſet zwar ſchoͤn gerade in die Hoͤhe,
weil ihr das ſchwartze Holtz den
Gipffel immer mit zuſammen haͤlt,
und ſie nicht ſo ſehr, als wenn ſie
frey ſtuͤnde, in die Seiten-Aeſte
ſich ausbreiten und ſoͤmmern laͤßt;
alleine, weil ſie auf ſolche Art
ſchatticht erwaͤchſet, wird ſie dahe-
ro broſch und bruͤchig, und iſt al-
ſo nicht wohl zum Bauen, Pfo-
ſten-Kloͤtzern und dergleichen zu
nutzen. Man zehlet insgemein
dreyerley Arten von Eichen, welche
aber nicht aller Orten gleich, ja
ſelten zwey Arten beyſammen zu
finden, welche hier ſo, und ande-
rer Orten wieder anders genennet
werden. Die gemeinſte Art von
Eichen, welche auf Feldern, Wie-
ſen und Angern wachſen, und von
den meiſten den Nahmen Stein-
Eiche bekommen, hat einen nie-
drigen ſtarcken Stamm, aber da-
bey viele groſſe und weit ausge-
breitete Aeſte, und kleinere Blaͤt-
ter als die andern beyden Arten,
von dunckel-gruͤner Farbe; und
dieſe traͤget die meiſten Eicheln,
ſo zur Maſtung der Schweine
abſonderlich dienen, weil ſie groͤſ-
ſer und ſuͤſſer ſind, als die auf an-
dern Eichen wachſen; ſo hat ſie
auch ein weit haͤrteres Holtz zum
Bauen, wenn ſie nur wegen ihrer
Kuͤrtze und aͤſtigen Wuchſes darzu
tauglicher waͤre. Die Haſel-Ei-
che hat einen geraden und hohen
Stamm, aber deſto weniger
fruchtbare Zweige und Aeſte, traͤ-
get auch nicht ſo viel, und noch dar-
zu kleinere Fruͤchte, als die erſte.
Sie waͤchſet meiſtens in Heiden
und Waͤldern, und wird von ei-
nigen Loch-Eiche oder Roth-Eiche
genannt; das Laub derſelben iſt
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Eic
etwas groͤſſer, aber an Farbe lich-
ter als der Stein-Eiche. Der
Safft faͤrbet die Axt blau, dahero
die Faͤrber ſolches Holtz gerne ge-
brauchen. Die dritte Art wird
die Zirn-Eiche, ohne Zweiffel von
dem Lateiniſchen Wort Cerrus ge-
nannt, welche die beyden erſten
Arten an Hoͤhe des Stammes
uͤberſteiget, und gleichfalls wenig
Fruͤchte traͤget, welche noch dazu
ſo klein ſind, daß ſie kaum aus ih-
ren Muͤtzgen oder Kaͤppgen her-
aus ſehen. Dieſe beyden letzten
Gattungen taugen zum Bauen,
die erſtere hingegen, wie gedacht,
hauptſaͤchlich zur Schwein-Ma-
ſtung. Sonſten iſt iegliche von
dieſen nur beſchriebenen Arten am
beſten und ſchicklichſten von der
Frucht, das iſt, von der Eichel
aufzuziehen; Denn wenn er vom
Stocke wieder aus und in die Hoͤ-
he waͤchſet, ſo wird er nicht ſo ge-
rade und geſchicklich wie andere.
Ob wohl einige dieſen Baum
ſchneideln, ſo geſchiehet es doch
nie mit Nutzen, und mehrentheils
nur von unverſtaͤndigen Hauswir-
then, indem durch das Schnei-
deln der Safft auf allen Seiten
des Hiebes heraus und in die
Schoͤßlinge dringet, folglich de-
nen Gipffel-Aeſten, als die er nicht
erreichen kan, dadurch die benoͤ-
thigte Nahrung entzogen wird,
daß alſo ein auf ſolche Art behan-
delter Baum, von wegen der Naͤſ-
ſe, mit Gewalt von oben hinein
faulet, und muͤlmigt wird; da-
hingegen er, auſſer ſolchen Fall,
einer von denen feſteſten und dau-
erhaffteſten Baͤumen iſt, von wel-
chem die Naturkuͤndiger ſchreiben,
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dert Jahr ſtille ſtehe und geſund
bleibe, und hundert Jahr an ſei-

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[0311] Eic Eic tzem, als Fichten-Tannen- oder Kieffern-Holtze ſich befindet, waͤch- ſet zwar ſchoͤn gerade in die Hoͤhe, weil ihr das ſchwartze Holtz den Gipffel immer mit zuſammen haͤlt, und ſie nicht ſo ſehr, als wenn ſie frey ſtuͤnde, in die Seiten-Aeſte ſich ausbreiten und ſoͤmmern laͤßt; alleine, weil ſie auf ſolche Art ſchatticht erwaͤchſet, wird ſie dahe- ro broſch und bruͤchig, und iſt al- ſo nicht wohl zum Bauen, Pfo- ſten-Kloͤtzern und dergleichen zu nutzen. Man zehlet insgemein dreyerley Arten von Eichen, welche aber nicht aller Orten gleich, ja ſelten zwey Arten beyſammen zu finden, welche hier ſo, und ande- rer Orten wieder anders genennet werden. Die gemeinſte Art von Eichen, welche auf Feldern, Wie- ſen und Angern wachſen, und von den meiſten den Nahmen Stein- Eiche bekommen, hat einen nie- drigen ſtarcken Stamm, aber da- bey viele groſſe und weit ausge- breitete Aeſte, und kleinere Blaͤt- ter als die andern beyden Arten, von dunckel-gruͤner Farbe; und dieſe traͤget die meiſten Eicheln, ſo zur Maſtung der Schweine abſonderlich dienen, weil ſie groͤſ- ſer und ſuͤſſer ſind, als die auf an- dern Eichen wachſen; ſo hat ſie auch ein weit haͤrteres Holtz zum Bauen, wenn ſie nur wegen ihrer Kuͤrtze und aͤſtigen Wuchſes darzu tauglicher waͤre. Die Haſel-Ei- che hat einen geraden und hohen Stamm, aber deſto weniger fruchtbare Zweige und Aeſte, traͤ- get auch nicht ſo viel, und noch dar- zu kleinere Fruͤchte, als die erſte. Sie waͤchſet meiſtens in Heiden und Waͤldern, und wird von ei- nigen Loch-Eiche oder Roth-Eiche genannt; das Laub derſelben iſt etwas groͤſſer, aber an Farbe lich- ter als der Stein-Eiche. Der Safft faͤrbet die Axt blau, dahero die Faͤrber ſolches Holtz gerne ge- brauchen. Die dritte Art wird die Zirn-Eiche, ohne Zweiffel von dem Lateiniſchen Wort Cerrus ge- nannt, welche die beyden erſten Arten an Hoͤhe des Stammes uͤberſteiget, und gleichfalls wenig Fruͤchte traͤget, welche noch dazu ſo klein ſind, daß ſie kaum aus ih- ren Muͤtzgen oder Kaͤppgen her- aus ſehen. Dieſe beyden letzten Gattungen taugen zum Bauen, die erſtere hingegen, wie gedacht, hauptſaͤchlich zur Schwein-Ma- ſtung. Sonſten iſt iegliche von dieſen nur beſchriebenen Arten am beſten und ſchicklichſten von der Frucht, das iſt, von der Eichel aufzuziehen; Denn wenn er vom Stocke wieder aus und in die Hoͤ- he waͤchſet, ſo wird er nicht ſo ge- rade und geſchicklich wie andere. Ob wohl einige dieſen Baum ſchneideln, ſo geſchiehet es doch nie mit Nutzen, und mehrentheils nur von unverſtaͤndigen Hauswir- then, indem durch das Schnei- deln der Safft auf allen Seiten des Hiebes heraus und in die Schoͤßlinge dringet, folglich de- nen Gipffel-Aeſten, als die er nicht erreichen kan, dadurch die benoͤ- thigte Nahrung entzogen wird, daß alſo ein auf ſolche Art behan- delter Baum, von wegen der Naͤſ- ſe, mit Gewalt von oben hinein faulet, und muͤlmigt wird; da- hingegen er, auſſer ſolchen Fall, einer von denen feſteſten und dau- erhaffteſten Baͤumen iſt, von wel- chem die Naturkuͤndiger ſchreiben, daß er hundert Jahr wachſe, hun- dert Jahr ſtille ſtehe und geſund bleibe, und hundert Jahr an ſei- nen T 2

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/311>, abgerufen am 22.11.2024.