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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Eic
nen Kräfften wieder abnehme oder
eingehe. Seine Knospen, welche
sehr zart und empfindlich sind, hält
die Natur unter allen Bäumen
am längsten zurücke, damit sie
nicht von dem Froste Schaden
nehmen, und zu Grunde gehen
mögen. Er ist auf denen Schlä-
gen vor andern Bäumen wohl zu
dulten, indem er dem jungen Un-
terwuchs nicht so nachtheilig mit
Unterdrucken ist, noch mit seinen
Wurtzeln, nach Proportion seiner
Stärcke, so weit, wie die Linde
oder Buche, um sich greiffet, son-
dern seine Geilung und Safft am
meisten durch die Hertz-Wurtzel
erhält. Uibrigens machen starcke
Fröste denselben gerne Eis-klüff-
tig. Von diesem Baum kan man
alle Theile brauchen, nemlich das
Laub zur Streu und zur Dün-
gung, ingleichen auch zum Fleisch-
Räuchern; die Früchte, nemlich
die Eckern oder Eicheln, zur
Schweine-Mastung, und die auf
den Blättern wachsende Eich- oder
Gall-Aepffel zum Färben und zur
Dinte; das Holtz theils zum
Bauen, besonders zum Schiff-
Bau, Mühl- und andern Wasser-
Gebäuden; theils zu Böttger-
Holtz; theils aber, was zu erstge-
dachtem Gebrauch nicht tauglich,
zum Maltz-Darren und Ziegel-
Brennen, auch eine gute warme
Stube zu machen. Die Rinde
davon wird doppelt genutzet, in-
dem sie erstlich von denen so ge-
nannten Roth- oder Loh-Gerbern
zu ihrer Häute-Gare häuffig ge-
braucht, nachgehends zu Loh-Bal-
len oder Loh-Kuchen gemacht, und
mit besonderer Menage, stat des
Holtzes, den Winter durch im O-
fen verbrannt wird. Ja so gar
der aus den Stöcken und Aesten
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Eic
der alten Eichen gewachsene
Schwamm hat seinen Nutzen,
und dienet sowol zum Färben, als
auch, wenn er in einer scharffen
Salpeter-Laugen abgekocht, ge-
trocknet und wohl geschlagen wor-
den, als ein Zunder zum Feuer-
anmachen. Uiber dieses haben
auch alle vorher beschriehene Stü-
cke des Eichbaums ihren besondern
Nutzen in der Artzney: Denn das
Holtz und die Späne gesotten und
davon getruncken dienen vor die
geschwollene Füsse, Wassersucht
und Frantzosen, weswegen das
Eichen-Holtz auch Lignum San-
ctum vel Guajacum Germanorum,

oder das Deutsche Frantzosen-
Holtz genennet wird. Die Blät-
ter sind gut vor das Zahn-Weh
und faule Zahn-Fleisch. Die
Würmlein, so zwischen dem Holtz
und der Rinde seyn, dienen vor das
blöde Gehör und Ohren-Klang.
Die Eichen sind nützlich gegen den
Stein, Mutter-Beschwerung,
gifftiger Thiere Biß und Blut-
Harnen. Die Schwämme stillen
das Bluten. Der Eichen-Mi-
stel wird vor die schwere Noth,
rothe Ruhr, und schwere Geburt
gebraucht; äusserlich am Hals
oder Arm getragen, stärckt er die
Frucht im Mutterleibe; mit Hartz
und Wachs zu einem Pflaster ge-
macht, zeitiget er die Beulen und
Geschwäre. Ja aus denen frisch
gehauenen eichenen Holtz-Spänen
hat man auch einen ziemlich guten
Eßig zuzubereiten gelernet.

Eichel Ecker,

Jst die bekannte Frucht des
Eich-Baumes, welche etwas
länglicht-rund, doch oben spitziger
als unten, und am Stiele gleich-
sam mit einem Käppgen oder

Mütz-

[Spaltenumbruch]

Eic
nen Kraͤfften wieder abnehme oder
eingehe. Seine Knoſpen, welche
ſehr zart und empfindlich ſind, haͤlt
die Natur unter allen Baͤumen
am laͤngſten zuruͤcke, damit ſie
nicht von dem Froſte Schaden
nehmen, und zu Grunde gehen
moͤgen. Er iſt auf denen Schlaͤ-
gen vor andern Baͤumen wohl zu
dulten, indem er dem jungen Un-
terwuchs nicht ſo nachtheilig mit
Unterdrucken iſt, noch mit ſeinen
Wurtzeln, nach Proportion ſeiner
Staͤrcke, ſo weit, wie die Linde
oder Buche, um ſich greiffet, ſon-
dern ſeine Geilung und Safft am
meiſten durch die Hertz-Wurtzel
erhaͤlt. Uibrigens machen ſtarcke
Froͤſte denſelben gerne Eis-kluͤff-
tig. Von dieſem Baum kan man
alle Theile brauchen, nemlich das
Laub zur Streu und zur Duͤn-
gung, ingleichen auch zum Fleiſch-
Raͤuchern; die Fruͤchte, nemlich
die Eckern oder Eicheln, zur
Schweine-Maſtung, und die auf
den Blaͤttern wachſende Eich- oder
Gall-Aepffel zum Faͤrben und zur
Dinte; das Holtz theils zum
Bauen, beſonders zum Schiff-
Bau, Muͤhl- und andern Waſſer-
Gebaͤuden; theils zu Boͤttger-
Holtz; theils aber, was zu erſtge-
dachtem Gebrauch nicht tauglich,
zum Maltz-Darren und Ziegel-
Brennen, auch eine gute warme
Stube zu machen. Die Rinde
davon wird doppelt genutzet, in-
dem ſie erſtlich von denen ſo ge-
nannten Roth- oder Loh-Gerbern
zu ihrer Haͤute-Gare haͤuffig ge-
braucht, nachgehends zu Loh-Bal-
len oder Loh-Kuchen gemacht, und
mit beſonderer Menage, ſtat des
Holtzes, den Winter durch im O-
fen verbrannt wird. Ja ſo gar
der aus den Stoͤcken und Aeſten
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Eic
der alten Eichen gewachſene
Schwamm hat ſeinen Nutzen,
und dienet ſowol zum Faͤrben, als
auch, wenn er in einer ſcharffen
Salpeter-Laugen abgekocht, ge-
trocknet und wohl geſchlagen wor-
den, als ein Zunder zum Feuer-
anmachen. Uiber dieſes haben
auch alle vorher beſchriehene Stuͤ-
cke des Eichbaums ihren beſondern
Nutzen in der Artzney: Denn das
Holtz und die Spaͤne geſotten und
davon getruncken dienen vor die
geſchwollene Fuͤſſe, Waſſerſucht
und Frantzoſen, weswegen das
Eichen-Holtz auch Lignum San-
ctum vel Guajacum Germanorum,

oder das Deutſche Frantzoſen-
Holtz genennet wird. Die Blaͤt-
ter ſind gut vor das Zahn-Weh
und faule Zahn-Fleiſch. Die
Wuͤrmlein, ſo zwiſchen dem Holtz
und der Rinde ſeyn, dienen vor das
bloͤde Gehoͤr und Ohren-Klang.
Die Eichen ſind nuͤtzlich gegen den
Stein, Mutter-Beſchwerung,
gifftiger Thiere Biß und Blut-
Harnen. Die Schwaͤmme ſtillen
das Bluten. Der Eichen-Mi-
ſtel wird vor die ſchwere Noth,
rothe Ruhr, und ſchwere Geburt
gebraucht; aͤuſſerlich am Hals
oder Arm getragen, ſtaͤrckt er die
Frucht im Mutterleibe; mit Hartz
und Wachs zu einem Pflaſter ge-
macht, zeitiget er die Beulen und
Geſchwaͤre. Ja aus denen friſch
gehauenen eichenen Holtz-Spaͤnen
hat man auch einen ziemlich guten
Eßig zuzubereiten gelernet.

Eichel Ecker,

Jſt die bekannte Frucht des
Eich-Baumes, welche etwas
laͤnglicht-rund, doch oben ſpitziger
als unten, und am Stiele gleich-
ſam mit einem Kaͤppgen oder

Muͤtz-
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[0312] Eic Eic nen Kraͤfften wieder abnehme oder eingehe. Seine Knoſpen, welche ſehr zart und empfindlich ſind, haͤlt die Natur unter allen Baͤumen am laͤngſten zuruͤcke, damit ſie nicht von dem Froſte Schaden nehmen, und zu Grunde gehen moͤgen. Er iſt auf denen Schlaͤ- gen vor andern Baͤumen wohl zu dulten, indem er dem jungen Un- terwuchs nicht ſo nachtheilig mit Unterdrucken iſt, noch mit ſeinen Wurtzeln, nach Proportion ſeiner Staͤrcke, ſo weit, wie die Linde oder Buche, um ſich greiffet, ſon- dern ſeine Geilung und Safft am meiſten durch die Hertz-Wurtzel erhaͤlt. Uibrigens machen ſtarcke Froͤſte denſelben gerne Eis-kluͤff- tig. Von dieſem Baum kan man alle Theile brauchen, nemlich das Laub zur Streu und zur Duͤn- gung, ingleichen auch zum Fleiſch- Raͤuchern; die Fruͤchte, nemlich die Eckern oder Eicheln, zur Schweine-Maſtung, und die auf den Blaͤttern wachſende Eich- oder Gall-Aepffel zum Faͤrben und zur Dinte; das Holtz theils zum Bauen, beſonders zum Schiff- Bau, Muͤhl- und andern Waſſer- Gebaͤuden; theils zu Boͤttger- Holtz; theils aber, was zu erſtge- dachtem Gebrauch nicht tauglich, zum Maltz-Darren und Ziegel- Brennen, auch eine gute warme Stube zu machen. Die Rinde davon wird doppelt genutzet, in- dem ſie erſtlich von denen ſo ge- nannten Roth- oder Loh-Gerbern zu ihrer Haͤute-Gare haͤuffig ge- braucht, nachgehends zu Loh-Bal- len oder Loh-Kuchen gemacht, und mit beſonderer Menage, ſtat des Holtzes, den Winter durch im O- fen verbrannt wird. Ja ſo gar der aus den Stoͤcken und Aeſten der alten Eichen gewachſene Schwamm hat ſeinen Nutzen, und dienet ſowol zum Faͤrben, als auch, wenn er in einer ſcharffen Salpeter-Laugen abgekocht, ge- trocknet und wohl geſchlagen wor- den, als ein Zunder zum Feuer- anmachen. Uiber dieſes haben auch alle vorher beſchriehene Stuͤ- cke des Eichbaums ihren beſondern Nutzen in der Artzney: Denn das Holtz und die Spaͤne geſotten und davon getruncken dienen vor die geſchwollene Fuͤſſe, Waſſerſucht und Frantzoſen, weswegen das Eichen-Holtz auch Lignum San- ctum vel Guajacum Germanorum, oder das Deutſche Frantzoſen- Holtz genennet wird. Die Blaͤt- ter ſind gut vor das Zahn-Weh und faule Zahn-Fleiſch. Die Wuͤrmlein, ſo zwiſchen dem Holtz und der Rinde ſeyn, dienen vor das bloͤde Gehoͤr und Ohren-Klang. Die Eichen ſind nuͤtzlich gegen den Stein, Mutter-Beſchwerung, gifftiger Thiere Biß und Blut- Harnen. Die Schwaͤmme ſtillen das Bluten. Der Eichen-Mi- ſtel wird vor die ſchwere Noth, rothe Ruhr, und ſchwere Geburt gebraucht; aͤuſſerlich am Hals oder Arm getragen, ſtaͤrckt er die Frucht im Mutterleibe; mit Hartz und Wachs zu einem Pflaſter ge- macht, zeitiget er die Beulen und Geſchwaͤre. Ja aus denen friſch gehauenen eichenen Holtz-Spaͤnen hat man auch einen ziemlich guten Eßig zuzubereiten gelernet. Eichel Ecker, Jſt die bekannte Frucht des Eich-Baumes, welche etwas laͤnglicht-rund, doch oben ſpitziger als unten, und am Stiele gleich- ſam mit einem Kaͤppgen oder Muͤtz-

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/312>, abgerufen am 22.11.2024.