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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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gen Märtyrer Cosinä und Dami-
ani stunden, warteten die krancken
Fremdlinge im gelobten Lande, sol-
ten über dieses die Gefangenen
auslösen, und die Todten begra-
ben.

Equites Crucigeri Teuto-
nici Ordinis,

Creutz-Herren, werden sonst
auch Ritter der Jungfrauen Ma-
riä und Brüder des Deutschen
Hauses unser Lieben Frauen zu
Jerusalem benahmet, und haben
mit den Johannitern einerley Ur-
sprung. Denn anfänglich bauete
ein andächtiger Deutscher, der sich
zu Jerusalem häuslich niederge-
lassen, vor die krancken Pilgrim-
me und Landsleute ein Hospital,
nebst einer Capelle, zu Ehren der
Mutter Gottes. Nachgehends
nahmen sich die Bremer und Lü-
becker der Krancken in Belagerung
vor Acri fleißig an, und begaben
sich viele in obbesagtes Hospital,
die krancken Pilgrimme zu pflegen.
Also legten viel Grosse die Hand
an das Werck, daß Pabst Cölesti-
nus der III einen förmlichen Or-
den stifftete, zu dessen Ober-Haupt
die Brüderschafft Heinrichen von
Waldpot aus ihrem Mittel er-
wählet, und 1191 die Regeln des
Heil. Augustini angenommen. Sie
tragen einen weissen Mantel, und
auf demselben ein schwartzes
Creutz, im Wappen führen sie
auch ein schwartzes Creutz im sil-
bernen Felde, dem König Johan-
nes zu Jerusalem ein güldenes
beygefüget. Kayser Friedrich II
hat den schwartzen Reichs-Adler
im güldenen Felde hinzugethan,
und endlich König Ludwig IX in
Franckreich des Creutzes Spitzen
mit 4 güldenen Linien bezieret. Sie
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setzten sich durch ihre Tapfferkeit
wider die Ungläubigen in solche
Consideration, daß Hertzog Con-
rad von Masovien 1229 diesen Or-
den wider die ungläubigen Preus-
sen zu Hülffe ruffte, dem sie unter
Anführung ihres vierten Meisters,
Hermanns von Saltza genannt,
so statlich geholfen, daß ihnen der
Hertzog zur Vergeltung den Strich
Landes von Culm, und was zwi-
schen der Weixel, Mocker und Tre-
bende gelegen, eingeräumet. Wie-
wohl die Pohlen den Rittern
Schuld geben, sie hätten sich dieses
Striches wider des Hertzogs Wil-
len, eigenmächtig angemasset. Das
ist gewiß, der Orden griff nach
und nach weiter, und brachte
gantz Preussen, Liefland und ande-
re Ländereyen unter sich, so daß ihr
Meister Herman von Saltza den
Nahmen eines Hochmeisters, des-
sen Stathalter in Preussen aber
den Titel eines Landmeisters führ-
te. Weil nun indessen die Chri-
sten in Palästina alles wieder ver-
lohren, so setzte der Orden in
Preussen festen Fuß, verlegte die
Residentz nach Marpurg in Hes-
sen, wo noch bis dato ein präch-
tiges Deutsches Haus zu befinden,
und von dar nach Marienburg in
Preussen, führte nachgehends mit
den Litthauern schwere Kriege, ver-
einigte die Schwerdt-Träger aus
Liefland mit sich, und fieng an
wegen seiner Macht übermüthig
zu werden, wie auch die Unter-
thanen mit unerträglichen Scha-
tzungen zu beschweren. Dannen-
hero machte sich Uladislaus Ja-
gello, König von Pohlen, über sie,
und lieferte ihnen Anno 1410 den
15 Jul. auf dem Tannenberge eine
so blutige Schlacht, daß 50000
Mann von der Ordens-Armee,

und
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Eqv
gen Maͤrtyrer Coſinaͤ und Dami-
ani ſtunden, warteten die krancken
Fremdlinge im gelobten Lande, ſol-
ten uͤber dieſes die Gefangenen
ausloͤſen, und die Todten begra-
ben.

Equites Crucigeri Teuto-
nici Ordinis,

Creutz-Herren, werden ſonſt
auch Ritter der Jungfrauen Ma-
riaͤ und Bruͤder des Deutſchen
Hauſes unſer Lieben Frauen zu
Jeruſalem benahmet, und haben
mit den Johannitern einerley Ur-
ſprung. Denn anfaͤnglich bauete
ein andaͤchtiger Deutſcher, der ſich
zu Jeruſalem haͤuslich niederge-
laſſen, vor die krancken Pilgrim-
me und Landsleute ein Hoſpital,
nebſt einer Capelle, zu Ehren der
Mutter Gottes. Nachgehends
nahmen ſich die Bremer und Luͤ-
becker der Krancken in Belagerung
vor Acri fleißig an, und begaben
ſich viele in obbeſagtes Hoſpital,
die krancken Pilgrimme zu pflegen.
Alſo legten viel Groſſe die Hand
an das Werck, daß Pabſt Coͤleſti-
nus der III einen foͤrmlichen Or-
den ſtifftete, zu deſſen Ober-Haupt
die Bruͤderſchafft Heinrichen von
Waldpot aus ihrem Mittel er-
waͤhlet, und 1191 die Regeln des
Heil. Auguſtini angenommen. Sie
tragen einen weiſſen Mantel, und
auf demſelben ein ſchwartzes
Creutz, im Wappen fuͤhren ſie
auch ein ſchwartzes Creutz im ſil-
bernen Felde, dem Koͤnig Johan-
nes zu Jeruſalem ein guͤldenes
beygefuͤget. Kayſer Friedrich II
hat den ſchwartzen Reichs-Adler
im guͤldenen Felde hinzugethan,
und endlich Koͤnig Ludwig IX in
Franckreich des Creutzes Spitzen
mit 4 guͤldenen Linien bezieret. Sie
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ſetzten ſich durch ihre Tapfferkeit
wider die Unglaͤubigen in ſolche
Conſideration, daß Hertzog Con-
rad von Maſovien 1229 dieſen Or-
den wider die unglaͤubigen Preuſ-
ſen zu Huͤlffe ruffte, dem ſie unter
Anfuͤhrung ihres vierten Meiſters,
Hermanns von Saltza genannt,
ſo ſtatlich geholfen, daß ihnen der
Hertzog zur Vergeltung den Strich
Landes von Culm, und was zwi-
ſchen der Weixel, Mocker und Tre-
bende gelegen, eingeraͤumet. Wie-
wohl die Pohlen den Rittern
Schuld geben, ſie haͤtten ſich dieſes
Striches wider des Hertzogs Wil-
len, eigenmaͤchtig angemaſſet. Das
iſt gewiß, der Orden griff nach
und nach weiter, und brachte
gantz Preuſſen, Liefland und ande-
re Laͤndereyen unter ſich, ſo daß ihr
Meiſter Herman von Saltza den
Nahmen eines Hochmeiſters, deſ-
ſen Stathalter in Preuſſen aber
den Titel eines Landmeiſters fuͤhr-
te. Weil nun indeſſen die Chri-
ſten in Palaͤſtina alles wieder ver-
lohren, ſo ſetzte der Orden in
Preuſſen feſten Fuß, verlegte die
Reſidentz nach Marpurg in Heſ-
ſen, wo noch bis dato ein praͤch-
tiges Deutſches Haus zu befinden,
und von dar nach Marienburg in
Preuſſen, fuͤhrte nachgehends mit
den Litthauern ſchwere Kriege, ver-
einigte die Schwerdt-Traͤger aus
Liefland mit ſich, und fieng an
wegen ſeiner Macht uͤbermuͤthig
zu werden, wie auch die Unter-
thanen mit unertraͤglichen Scha-
tzungen zu beſchweren. Dannen-
hero machte ſich Uladislaus Ja-
gello, Koͤnig von Pohlen, uͤber ſie,
und lieferte ihnen Anno 1410 den
15 Jul. auf dem Tannenberge eine
ſo blutige Schlacht, daß 50000
Mann von der Ordens-Armee,

und
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[0345] Eqv Eqv gen Maͤrtyrer Coſinaͤ und Dami- ani ſtunden, warteten die krancken Fremdlinge im gelobten Lande, ſol- ten uͤber dieſes die Gefangenen ausloͤſen, und die Todten begra- ben. Equites Crucigeri Teuto- nici Ordinis, Creutz-Herren, werden ſonſt auch Ritter der Jungfrauen Ma- riaͤ und Bruͤder des Deutſchen Hauſes unſer Lieben Frauen zu Jeruſalem benahmet, und haben mit den Johannitern einerley Ur- ſprung. Denn anfaͤnglich bauete ein andaͤchtiger Deutſcher, der ſich zu Jeruſalem haͤuslich niederge- laſſen, vor die krancken Pilgrim- me und Landsleute ein Hoſpital, nebſt einer Capelle, zu Ehren der Mutter Gottes. Nachgehends nahmen ſich die Bremer und Luͤ- becker der Krancken in Belagerung vor Acri fleißig an, und begaben ſich viele in obbeſagtes Hoſpital, die krancken Pilgrimme zu pflegen. Alſo legten viel Groſſe die Hand an das Werck, daß Pabſt Coͤleſti- nus der III einen foͤrmlichen Or- den ſtifftete, zu deſſen Ober-Haupt die Bruͤderſchafft Heinrichen von Waldpot aus ihrem Mittel er- waͤhlet, und 1191 die Regeln des Heil. Auguſtini angenommen. Sie tragen einen weiſſen Mantel, und auf demſelben ein ſchwartzes Creutz, im Wappen fuͤhren ſie auch ein ſchwartzes Creutz im ſil- bernen Felde, dem Koͤnig Johan- nes zu Jeruſalem ein guͤldenes beygefuͤget. Kayſer Friedrich II hat den ſchwartzen Reichs-Adler im guͤldenen Felde hinzugethan, und endlich Koͤnig Ludwig IX in Franckreich des Creutzes Spitzen mit 4 guͤldenen Linien bezieret. Sie ſetzten ſich durch ihre Tapfferkeit wider die Unglaͤubigen in ſolche Conſideration, daß Hertzog Con- rad von Maſovien 1229 dieſen Or- den wider die unglaͤubigen Preuſ- ſen zu Huͤlffe ruffte, dem ſie unter Anfuͤhrung ihres vierten Meiſters, Hermanns von Saltza genannt, ſo ſtatlich geholfen, daß ihnen der Hertzog zur Vergeltung den Strich Landes von Culm, und was zwi- ſchen der Weixel, Mocker und Tre- bende gelegen, eingeraͤumet. Wie- wohl die Pohlen den Rittern Schuld geben, ſie haͤtten ſich dieſes Striches wider des Hertzogs Wil- len, eigenmaͤchtig angemaſſet. Das iſt gewiß, der Orden griff nach und nach weiter, und brachte gantz Preuſſen, Liefland und ande- re Laͤndereyen unter ſich, ſo daß ihr Meiſter Herman von Saltza den Nahmen eines Hochmeiſters, deſ- ſen Stathalter in Preuſſen aber den Titel eines Landmeiſters fuͤhr- te. Weil nun indeſſen die Chri- ſten in Palaͤſtina alles wieder ver- lohren, ſo ſetzte der Orden in Preuſſen feſten Fuß, verlegte die Reſidentz nach Marpurg in Heſ- ſen, wo noch bis dato ein praͤch- tiges Deutſches Haus zu befinden, und von dar nach Marienburg in Preuſſen, fuͤhrte nachgehends mit den Litthauern ſchwere Kriege, ver- einigte die Schwerdt-Traͤger aus Liefland mit ſich, und fieng an wegen ſeiner Macht uͤbermuͤthig zu werden, wie auch die Unter- thanen mit unertraͤglichen Scha- tzungen zu beſchweren. Dannen- hero machte ſich Uladislaus Ja- gello, Koͤnig von Pohlen, uͤber ſie, und lieferte ihnen Anno 1410 den 15 Jul. auf dem Tannenberge eine ſo blutige Schlacht, daß 50000 Mann von der Ordens-Armee, und X 3

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/345>, abgerufen am 22.11.2024.