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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Eqv
gefüget, und dem Heil. Johanni
Baptistae
geweihet, um die Pil-
grimme aufzunehmen. Hierauf
wurden sie von Godofredo und
Balduino nach Wieder-Eroberung
der Stadt Jerusalem, mit reichen
Einkünfften versehen, und ihnen
Städte und Schlösser anvertrauet,
weil sie sich nebst den Tempel-Her-
ren zu Beschirmung des heiligen
Landes gebrauchen liessen, wiewol
sie es im Anfang bey weitem nicht
so hoch, als jene bringen können.
Jm XII Seculo fieng der Orden
eigentlich recht an, doch musten
sie Anno 1187, als Jerusalem an
den Sultan Saladin übergieng,
nach Margat, von dar Anno 1192
nach Acri oder Ptolomais, wieder-
um Anno 1291 nach Limisso in Cy-
pern sich retiriren. Von dar
wandten sie sich 1380 nach Rhodis,
jagten den 15 Aug die Saracenen
aus selbiger und noch 7 andern
beyliegenden Jnseln, welche ihnen
aber 1523 vom Türckischen Kayser
Soliman sämtlich wieder abge-
nommen worden. Darauf wan-
derten sie etliche Jahre nach Rom,
Viterbo, Conetto, Villafranca
und Nizza, bis ihnen endlich
Kayser Carl V Anno 1530 den 24
Mart die Jnsel Malta mit der
Bedingung übergeben, daß sie be-
ständig wider die Türcken und
See-Räuber fechten, den König
in Spanien, als König in Sici-
lien, vor ihren Lehn-Herrn erken-
nen, und ihm zur Danckbarkeit
jährlich einen Falcken schicken sol-
ten. Jhr Oberhaupt nennet sich
einen Großmeister des Heil. Hospi-
tals zu St. Johann von Jerusa-
lem und Gardian der Armen Je-
su Christi. Der Orden bestehet
aus Rittern, Capellänen und
Servienten, und wird in 8 Zun-
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Eqv
gen oder Nationes eingetheilet,
welche sind 1) die von Provence;
2) die von Auvergne; 3) die von
Franckreich oder Paris, deren
Groß-Prior ist seit 1719 der Rit-
ter von Orleans, des letztverstor-
benen Regenten von Franckreich
hinterlassener natürlicher Sohn;
4) die Jtaliänische; 5) die Ara-
gonische; 6) die Englische, die
seit Anno 1537 nicht mehr üblich
gewesen; 7) die Deutsche, welche
auch die Böhmen, Hungarn, Poh-
len, Dänen, Schweden, Croaten
und Dalmatier unter sich begreif-
fet; und 8) die Castilianische, un-
ter welcher auch Leon, Portugall,
Algarbien, Granada, Toledo,
Gallicien und Andalusien stehen.
Der Großmeister führet den Titel
der Eminenz wie die Cardinäle,
und die hohen Aemter des Ordens
sind folgende: Nemlich der Groß-
Commenthur, der aus der Zunge
von Provence erwehlet wird; der
Marschall, welcher das Haupt
der Zunge von Auvergne ist; der
Hospitalier, als das Haupt der
Zungen von Franckreich; der Ad-
miral, als das Haupt der Zun-
gen von Welschland; der Gran-
Conservatore,
als Haupt der Zun-
gen von Aragon; der Groß-Cantz-
ler, als Haupt der Zungen von
Castilien und Portugall; der Groß-
Baley von Deutschland, als
Haupt der Deutschen Zungen;
und der Turcopelier, als Haupt
der Englischen Nationen, welches
letzte Amt seit 1550 aufgehöret.
Die Ritter folgen der Regel St.
Augustini, und tragen zu Kriegs-
Zeiten einen rothen Gürtel mit ei-
nem Silber-färbigen geraden
Creutz. Zu Friedens-Zeiten aber,
oder wenn sie nicht in Waffen
sind, ist ihre Kleidung ein langer

schwar-

[Spaltenumbruch]

Eqv
gefuͤget, und dem Heil. Johanni
Baptiſtæ
geweihet, um die Pil-
grimme aufzunehmen. Hierauf
wurden ſie von Godofredo und
Balduino nach Wieder-Eroberung
der Stadt Jeruſalem, mit reichen
Einkuͤnfften verſehen, und ihnen
Staͤdte und Schloͤſſer anvertrauet,
weil ſie ſich nebſt den Tempel-Her-
ren zu Beſchirmung des heiligen
Landes gebrauchen lieſſen, wiewol
ſie es im Anfang bey weitem nicht
ſo hoch, als jene bringen koͤnnen.
Jm XII Seculo fieng der Orden
eigentlich recht an, doch muſten
ſie Anno 1187, als Jeruſalem an
den Sultan Saladin uͤbergieng,
nach Margat, von dar Anno 1192
nach Acri oder Ptolomais, wieder-
um Anno 1291 nach Limiſſo in Cy-
pern ſich retiriren. Von dar
wandten ſie ſich 1380 nach Rhodis,
jagten den 15 Aug die Saracenen
aus ſelbiger und noch 7 andern
beyliegenden Jnſeln, welche ihnen
aber 1523 vom Tuͤrckiſchen Kayſer
Soliman ſaͤmtlich wieder abge-
nommen worden. Darauf wan-
derten ſie etliche Jahre nach Rom,
Viterbo, Conetto, Villafranca
und Nizza, bis ihnen endlich
Kayſer Carl V Anno 1530 den 24
Mart die Jnſel Malta mit der
Bedingung uͤbergeben, daß ſie be-
ſtaͤndig wider die Tuͤrcken und
See-Raͤuber fechten, den Koͤnig
in Spanien, als Koͤnig in Sici-
lien, vor ihren Lehn-Herrn erken-
nen, und ihm zur Danckbarkeit
jaͤhrlich einen Falcken ſchicken ſol-
ten. Jhr Oberhaupt nennet ſich
einen Großmeiſter des Heil. Hoſpi-
tals zu St. Johann von Jeruſa-
lem und Gardian der Armen Je-
ſu Chriſti. Der Orden beſtehet
aus Rittern, Capellaͤnen und
Servienten, und wird in 8 Zun-
[Spaltenumbruch]
Eqv
gen oder Nationes eingetheilet,
welche ſind 1) die von Provence;
2) die von Auvergne; 3) die von
Franckreich oder Paris, deren
Groß-Prior iſt ſeit 1719 der Rit-
ter von Orleans, des letztverſtor-
benen Regenten von Franckreich
hinterlaſſener natuͤrlicher Sohn;
4) die Jtaliaͤniſche; 5) die Ara-
goniſche; 6) die Engliſche, die
ſeit Anno 1537 nicht mehr uͤblich
geweſen; 7) die Deutſche, welche
auch die Boͤhmen, Hungarn, Poh-
len, Daͤnen, Schweden, Croaten
und Dalmatier unter ſich begreif-
fet; und 8) die Caſtilianiſche, un-
ter welcher auch Leon, Portugall,
Algarbien, Granada, Toledo,
Gallicien und Andaluſien ſtehen.
Der Großmeiſter fuͤhret den Titel
der Eminenz wie die Cardinaͤle,
und die hohen Aemter des Ordens
ſind folgende: Nemlich der Groß-
Commenthur, der aus der Zunge
von Provence erwehlet wird; der
Marſchall, welcher das Haupt
der Zunge von Auvergne iſt; der
Hoſpitalier, als das Haupt der
Zungen von Franckreich; der Ad-
miral, als das Haupt der Zun-
gen von Welſchland; der Gran-
Conſervatore,
als Haupt der Zun-
gen von Aragon; der Groß-Cantz-
ler, als Haupt der Zungen von
Caſtilien und Portugall; der Groß-
Baley von Deutſchland, als
Haupt der Deutſchen Zungen;
und der Turcopelier, als Haupt
der Engliſchen Nationen, welches
letzte Amt ſeit 1550 aufgehoͤret.
Die Ritter folgen der Regel St.
Auguſtini, und tragen zu Kriegs-
Zeiten einen rothen Guͤrtel mit ei-
nem Silber-faͤrbigen geraden
Creutz. Zu Friedens-Zeiten aber,
oder wenn ſie nicht in Waffen
ſind, iſt ihre Kleidung ein langer

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[0354] Eqv Eqv gefuͤget, und dem Heil. Johanni Baptiſtæ geweihet, um die Pil- grimme aufzunehmen. Hierauf wurden ſie von Godofredo und Balduino nach Wieder-Eroberung der Stadt Jeruſalem, mit reichen Einkuͤnfften verſehen, und ihnen Staͤdte und Schloͤſſer anvertrauet, weil ſie ſich nebſt den Tempel-Her- ren zu Beſchirmung des heiligen Landes gebrauchen lieſſen, wiewol ſie es im Anfang bey weitem nicht ſo hoch, als jene bringen koͤnnen. Jm XII Seculo fieng der Orden eigentlich recht an, doch muſten ſie Anno 1187, als Jeruſalem an den Sultan Saladin uͤbergieng, nach Margat, von dar Anno 1192 nach Acri oder Ptolomais, wieder- um Anno 1291 nach Limiſſo in Cy- pern ſich retiriren. Von dar wandten ſie ſich 1380 nach Rhodis, jagten den 15 Aug die Saracenen aus ſelbiger und noch 7 andern beyliegenden Jnſeln, welche ihnen aber 1523 vom Tuͤrckiſchen Kayſer Soliman ſaͤmtlich wieder abge- nommen worden. Darauf wan- derten ſie etliche Jahre nach Rom, Viterbo, Conetto, Villafranca und Nizza, bis ihnen endlich Kayſer Carl V Anno 1530 den 24 Mart die Jnſel Malta mit der Bedingung uͤbergeben, daß ſie be- ſtaͤndig wider die Tuͤrcken und See-Raͤuber fechten, den Koͤnig in Spanien, als Koͤnig in Sici- lien, vor ihren Lehn-Herrn erken- nen, und ihm zur Danckbarkeit jaͤhrlich einen Falcken ſchicken ſol- ten. Jhr Oberhaupt nennet ſich einen Großmeiſter des Heil. Hoſpi- tals zu St. Johann von Jeruſa- lem und Gardian der Armen Je- ſu Chriſti. Der Orden beſtehet aus Rittern, Capellaͤnen und Servienten, und wird in 8 Zun- gen oder Nationes eingetheilet, welche ſind 1) die von Provence; 2) die von Auvergne; 3) die von Franckreich oder Paris, deren Groß-Prior iſt ſeit 1719 der Rit- ter von Orleans, des letztverſtor- benen Regenten von Franckreich hinterlaſſener natuͤrlicher Sohn; 4) die Jtaliaͤniſche; 5) die Ara- goniſche; 6) die Engliſche, die ſeit Anno 1537 nicht mehr uͤblich geweſen; 7) die Deutſche, welche auch die Boͤhmen, Hungarn, Poh- len, Daͤnen, Schweden, Croaten und Dalmatier unter ſich begreif- fet; und 8) die Caſtilianiſche, un- ter welcher auch Leon, Portugall, Algarbien, Granada, Toledo, Gallicien und Andaluſien ſtehen. Der Großmeiſter fuͤhret den Titel der Eminenz wie die Cardinaͤle, und die hohen Aemter des Ordens ſind folgende: Nemlich der Groß- Commenthur, der aus der Zunge von Provence erwehlet wird; der Marſchall, welcher das Haupt der Zunge von Auvergne iſt; der Hoſpitalier, als das Haupt der Zungen von Franckreich; der Ad- miral, als das Haupt der Zun- gen von Welſchland; der Gran- Conſervatore, als Haupt der Zun- gen von Aragon; der Groß-Cantz- ler, als Haupt der Zungen von Caſtilien und Portugall; der Groß- Baley von Deutſchland, als Haupt der Deutſchen Zungen; und der Turcopelier, als Haupt der Engliſchen Nationen, welches letzte Amt ſeit 1550 aufgehoͤret. Die Ritter folgen der Regel St. Auguſtini, und tragen zu Kriegs- Zeiten einen rothen Guͤrtel mit ei- nem Silber-faͤrbigen geraden Creutz. Zu Friedens-Zeiten aber, oder wenn ſie nicht in Waffen ſind, iſt ihre Kleidung ein langer ſchwar-

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/354>, abgerufen am 23.11.2024.