Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch]
Air Air, die Artigkeit, das wohl- anständige Wesen, Auf dem Tantz-Boden heist, Air, Jn der Music bedeutet ein Lied, Airs releves, Jst die Bewegung der Pferde, Ali geschicht, wann sie Falcaden, Cour-betten, Croupaden, Ballotaden machen und Capriolen schneiden etc. Ajuger un cheval, Ein Pferd abrichten, zureiten. Alahalah, Jst das mörderliche Geschrey Alais, Ein Orientalischer Raub-Vo- Alezan, Alesan, Ein stichelhäriges Pferd röthli- Aligner, s. Abstecken. Aliment des chevaux, Die Verpflegung der Pferde, wird Ritter-Lexic. B
[Spaltenumbruch]
Air Air, die Artigkeit, das wohl- anſtaͤndige Weſen, Auf dem Tantz-Boden heiſt, Air, Jn der Muſic bedeutet ein Lied, Airs relevés, Jſt die Bewegung der Pferde, Ali geſchicht, wann ſie Falcaden, Cour-betten, Croupaden, Ballotaden machen und Capriolen ſchneiden ꝛc. Ajuger un cheval, Ein Pferd abrichten, zureiten. Alahalah, Jſt das moͤrderliche Geſchrey Alais, Ein Orientaliſcher Raub-Vo- Alezan, Aleſan, Ein ſtichelhaͤriges Pferd roͤthli- Aligner, ſ. Abſtecken. Aliment des chevaux, Die Verpflegung der Pferde, wird Ritter-Lexic. B
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0037"/> <cb n="33"/> </div> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Air</hi> </hi> </fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Air,</hi> </hi> <hi rendition="#fr">die Artigkeit, das wohl-<lb/> anſtaͤndige Weſen,</hi> </head><lb/> <p>Auf dem Tantz-Boden heiſt,<lb/> die aͤuſſerliche Zierlichkeit des Lei-<lb/> bes und der Geberden durch alle<lb/> Glieder deſſelben, wann einer ſei-<lb/> ne Schritte Regelrecht <hi rendition="#aq">formir</hi>et,<lb/> daß ſich dieſelben mit Haͤnden,<lb/> Kopffe und gantzem Leibe wohl zu-<lb/> ſammen ſchicken, die <hi rendition="#aq">Cadence</hi> Re-<lb/> gelrecht in acht nimmt, wie<lb/> auch die Figuren wohl machet, und<lb/> alsdenn von innen heraus mit ſei-<lb/> ner Gemuͤths-Bewegung, ſo von<lb/> ſeinem Naturell, Neigung, Stand,<lb/><hi rendition="#aq">Charge, Profeſſion &c.</hi> herſtam-<lb/> met, in alle vorangezogene Dinge<lb/> gehet, und ſie entweder natuͤrlich,<lb/> oder durch fleißige Uibung ange-<lb/> nommener Weiſe gleichſam abwuͤr-<lb/> tzet, <hi rendition="#aq">tingir</hi>et, und ihnen ihr <hi rendition="#aq">Bril-<lb/> lant</hi> mit einer Anmuth und gehoͤ-<lb/> riger <hi rendition="#aq">Decence</hi> giebt, ſo heiſt ſol-<lb/> ches mit einer wohlanſtaͤndigen<lb/><hi rendition="#aq">Air</hi> gemacht. Dieſes <hi rendition="#aq">Air</hi> iſt nun<lb/> dasjenige, was den Ausſchlag bey<lb/> einem Taͤntzer giebet, und das Ge-<lb/> muͤth, wie es an ſich ſelbſten iſt,<lb/> aͤuſſerlich entweder als wohl geſit-<lb/> tet, oder als <hi rendition="#aq">diſſolut</hi> vorſtellet und<lb/> ins Geſicht bringet, und aller Au-<lb/> gen und Gemuͤther an ſich ziehet.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Air,</hi> </hi> </head><lb/> <p>Jn der Muſic bedeutet ein Lied,<lb/> eine Melodie. Die Frantzoͤſiſchen<lb/><hi rendition="#aq">Airs</hi> beſtehen aus einer kurtzgefaß-<lb/> ten, an einander hangenden und<lb/> mit wenig <hi rendition="#aq">Paſſagen</hi> verſehenen Me-<lb/> lodie; weßwegen ſie auch ohne <hi rendition="#aq">Ac-<lb/> compagnement</hi> und <hi rendition="#aq">cavalliere-<lb/> ment</hi> koͤnnen geſungen werden.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Airs relevés,</hi> </hi> </head><lb/> <p>Jſt die Bewegung der Pferde,<lb/> ſo ſie hoͤher als bey der Erde, <hi rendition="#aq">Ter-<lb/> re à terre</hi> machen, welches <hi rendition="#aq">en haut</hi><lb/><cb n="34"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Ali</hi></hi></fw><lb/> geſchicht, wann ſie <hi rendition="#aq">Falcaden, Cour-<lb/> betten, Croupaden, Ballotaden</hi><lb/> machen und <hi rendition="#aq">Capriol</hi>en ſchneiden ꝛc.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Ajuger un cheval,</hi> </hi> </head><lb/> <p>Ein Pferd abrichten, zureiten.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Alahalah,</hi> </hi> </head><lb/> <p>Jſt das moͤrderliche Geſchrey<lb/> derer Tuͤrckiſchen <hi rendition="#aq">Spahi,</hi> womit ſie<lb/> ihre Feinde in voͤlligem Lauff der<lb/> Pferde zu erſchrecken gedencken,<lb/><hi rendition="#g">um</hi> ſie dadurch in <hi rendition="#aq">Confuſion</hi> zu<lb/> bringen, und ſie deſto ehender zu<lb/> uͤberwinden, welches ihnen zuwei-<lb/> len gegluͤcket, wenn ſie dadurch ih-<lb/> re Feinde zertrennt haben.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Alais,</hi> </hi> </head><lb/> <p>Ein Orientaliſcher Raub-Vo-<lb/> gel, der ſich zum Rebhuͤnner-Fan-<lb/> ge abrichten laͤſſet.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Alezan, Aleſan,</hi> </hi> </head><lb/> <p>Ein ſtichelhaͤriges Pferd roͤthli-<lb/> cher Farbe, deſſen Maͤhne und<lb/> Schweiff entweder roth oder weiß.<lb/> Es giebt eine Art, <hi rendition="#aq">Alezan brulé</hi> ge-<lb/> nannt, ein Schweiß- oder Brand-<lb/> Fuchs; dieſes iſt insgemein ein<lb/> Zeichen guter Art und eines treff-<lb/> lichen Pferdes, von welchem man<lb/> zu ſagen pflegt: Dieſer Fuchs ver-<lb/> leugnet ſeine Haare nicht, und trifft<lb/> das Sprichwort mehrentheils ein:<lb/><hi rendition="#aq">Alezan brulé plûtôt mort, que<lb/> laſſé,</hi> der Brand-Fuchs laͤufft ſich<lb/> eher zu Tode, als daß er laſch oder<lb/> faul wird. Die andre Gattung,<lb/><hi rendition="#aq">Alezan clair,</hi> Licht- oder Hell-<lb/> Fuchs, mit weiſſen <hi rendition="#aq">Extremi</hi>taͤten,<lb/> hingegen iſt von geringem Ver-<lb/> moͤgen und ſchlechter Dauer; da-<lb/> hero auch ihr Preis ſich verringert.<lb/><hi rendition="#aq">Voyez Bay.</hi></p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Aligner,</hi> </hi> <hi rendition="#fr">ſ. Abſtecken.</hi> </head> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Aliment des chevaux,</hi> </hi> </head><lb/> <p>Die Verpflegung der Pferde,<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Ritter-</hi><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Lexic.</hi></hi> B</fw><fw place="bottom" type="catch">wird</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0037]
Air
Ali
Air, die Artigkeit, das wohl-
anſtaͤndige Weſen,
Auf dem Tantz-Boden heiſt,
die aͤuſſerliche Zierlichkeit des Lei-
bes und der Geberden durch alle
Glieder deſſelben, wann einer ſei-
ne Schritte Regelrecht formiret,
daß ſich dieſelben mit Haͤnden,
Kopffe und gantzem Leibe wohl zu-
ſammen ſchicken, die Cadence Re-
gelrecht in acht nimmt, wie
auch die Figuren wohl machet, und
alsdenn von innen heraus mit ſei-
ner Gemuͤths-Bewegung, ſo von
ſeinem Naturell, Neigung, Stand,
Charge, Profeſſion &c. herſtam-
met, in alle vorangezogene Dinge
gehet, und ſie entweder natuͤrlich,
oder durch fleißige Uibung ange-
nommener Weiſe gleichſam abwuͤr-
tzet, tingiret, und ihnen ihr Bril-
lant mit einer Anmuth und gehoͤ-
riger Decence giebt, ſo heiſt ſol-
ches mit einer wohlanſtaͤndigen
Air gemacht. Dieſes Air iſt nun
dasjenige, was den Ausſchlag bey
einem Taͤntzer giebet, und das Ge-
muͤth, wie es an ſich ſelbſten iſt,
aͤuſſerlich entweder als wohl geſit-
tet, oder als diſſolut vorſtellet und
ins Geſicht bringet, und aller Au-
gen und Gemuͤther an ſich ziehet.
Air,
Jn der Muſic bedeutet ein Lied,
eine Melodie. Die Frantzoͤſiſchen
Airs beſtehen aus einer kurtzgefaß-
ten, an einander hangenden und
mit wenig Paſſagen verſehenen Me-
lodie; weßwegen ſie auch ohne Ac-
compagnement und cavalliere-
ment koͤnnen geſungen werden.
Airs relevés,
Jſt die Bewegung der Pferde,
ſo ſie hoͤher als bey der Erde, Ter-
re à terre machen, welches en haut
geſchicht, wann ſie Falcaden, Cour-
betten, Croupaden, Ballotaden
machen und Capriolen ſchneiden ꝛc.
Ajuger un cheval,
Ein Pferd abrichten, zureiten.
Alahalah,
Jſt das moͤrderliche Geſchrey
derer Tuͤrckiſchen Spahi, womit ſie
ihre Feinde in voͤlligem Lauff der
Pferde zu erſchrecken gedencken,
um ſie dadurch in Confuſion zu
bringen, und ſie deſto ehender zu
uͤberwinden, welches ihnen zuwei-
len gegluͤcket, wenn ſie dadurch ih-
re Feinde zertrennt haben.
Alais,
Ein Orientaliſcher Raub-Vo-
gel, der ſich zum Rebhuͤnner-Fan-
ge abrichten laͤſſet.
Alezan, Aleſan,
Ein ſtichelhaͤriges Pferd roͤthli-
cher Farbe, deſſen Maͤhne und
Schweiff entweder roth oder weiß.
Es giebt eine Art, Alezan brulé ge-
nannt, ein Schweiß- oder Brand-
Fuchs; dieſes iſt insgemein ein
Zeichen guter Art und eines treff-
lichen Pferdes, von welchem man
zu ſagen pflegt: Dieſer Fuchs ver-
leugnet ſeine Haare nicht, und trifft
das Sprichwort mehrentheils ein:
Alezan brulé plûtôt mort, que
laſſé, der Brand-Fuchs laͤufft ſich
eher zu Tode, als daß er laſch oder
faul wird. Die andre Gattung,
Alezan clair, Licht- oder Hell-
Fuchs, mit weiſſen Extremitaͤten,
hingegen iſt von geringem Ver-
moͤgen und ſchlechter Dauer; da-
hero auch ihr Preis ſich verringert.
Voyez Bay.
Aligner, ſ. Abſtecken.
Aliment des chevaux,
Die Verpflegung der Pferde,
wird
Ritter-Lexic. B
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |