Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Fic als wo das Holtz in solchem Un-werth, daß es gantz und gar nicht an den Mann zu bringen ist: Denn wenn die Fichte, ehe sie zwey- bis dreyspännig ist, gelochet oder gerissen wird, so wird sie von dem Risse zehen, zwölff und mehr Ellen hinaus roth, und dahero zu Bret- und andern Nutz-Holtze un- brauchbar gemacht, es ist auch der Klöpffel, so weit der Riß gehet, zum Floß-Holtze nicht diensam, weil er durch das in einander ge- lauffene, und von Jahren zu Jah- ren verwachsene Hartz, schwer worden. Dieser Baum, wenn er gerade erwachsen, lässet sich trefflich zu Schindeln brauchen, massen dieselben im Wetter dauer- haffter, als die tännenen, weilen sie nicht so mastig von Holtze sind; iedoch ist manche Fichte voller Hartz-Gallen, welche in dem Holtze nach und nach zwischen den Jahren, oder jährigen Trieben mit wachsen, und offt Fingers lang werden, die hernachmals, wenn die Schindel aufs Dach kommt, von der Sonnen ausschmeltzen, da denn durch die leeren Ritze und Klüffte, der Regen eindringet, und Schaden verursachet. Die Amei- sen bereiten den sogenannten Wald-Rauch, von dem Fichten- und anderer Bäume Hartz, wel- ches sie in der Nähe herum samm- len, in ihre Hauffen tragen, und daselbst zu unterst auf dem Bo- den verbergen; So dienet auch dieses Hartz den wilden Schwei- nen zum Harnisch, als welche sich an niedrig-gerissene Fichten rei- ben, und mit dem Hartz ihre Haa- re und Borsten dergestalt bepichen und feste machen, daß kein Hund durch die Haut greiffen, auch fast kein Fang-Eisen oder Hirsch-Fän- [Spaltenumbruch] Fid ger durchdringen kan, sie seyn dennsehr starck, steiff und spitzig. Die Rinden werden sehr starck von den Rothgerbern zu Garmachung der Häute gebraucht. Der Geruch von angezündetem Fichten-Holtz soll die Fliegen und Mücken aus den Gemächern treiben, und das Holtz, zu den Kleidern gelegt, ver- wehren, daß die Mottten nicht darein kommen. Fidalgis, Sind diejenigen jungen Edel- Fidelite des chevaux, Treue der Pferde, ist eine gute Fides, Ritter-Lexic. B b
[Spaltenumbruch] Fic als wo das Holtz in ſolchem Un-werth, daß es gantz und gar nicht an den Mann zu bringen iſt: Denn wenn die Fichte, ehe ſie zwey- bis dreyſpaͤnnig iſt, gelochet oder geriſſen wird, ſo wird ſie von dem Riſſe zehen, zwoͤlff und mehr Ellen hinaus roth, und dahero zu Bret- und andern Nutz-Holtze un- brauchbar gemacht, es iſt auch der Kloͤpffel, ſo weit der Riß gehet, zum Floß-Holtze nicht dienſam, weil er durch das in einander ge- lauffene, und von Jahren zu Jah- ren verwachſene Hartz, ſchwer worden. Dieſer Baum, wenn er gerade erwachſen, laͤſſet ſich trefflich zu Schindeln brauchen, maſſen dieſelben im Wetter dauer- haffter, als die taͤnnenen, weilen ſie nicht ſo maſtig von Holtze ſind; iedoch iſt manche Fichte voller Hartz-Gallen, welche in dem Holtze nach und nach zwiſchen den Jahren, oder jaͤhrigen Trieben mit wachſen, und offt Fingers lang werden, die hernachmals, wenn die Schindel aufs Dach kommt, von der Sonnen ausſchmeltzen, da denn durch die leeren Ritze und Kluͤffte, der Regen eindringet, und Schaden verurſachet. Die Amei- ſen bereiten den ſogenannten Wald-Rauch, von dem Fichten- und anderer Baͤume Hartz, wel- ches ſie in der Naͤhe herum ſamm- len, in ihre Hauffen tragen, und daſelbſt zu unterſt auf dem Bo- den verbergen; So dienet auch dieſes Hartz den wilden Schwei- nen zum Harniſch, als welche ſich an niedrig-geriſſene Fichten rei- ben, und mit dem Hartz ihre Haa- re und Borſten dergeſtalt bepichen und feſte machen, daß kein Hund durch die Haut greiffen, auch faſt kein Fang-Eiſen oder Hirſch-Faͤn- [Spaltenumbruch] Fid ger durchdringen kan, ſie ſeyn dennſehr ſtarck, ſteiff und ſpitzig. Die Rinden werden ſehr ſtarck von den Rothgerbern zu Garmachung der Haͤute gebraucht. Der Geruch von angezuͤndetem Fichten-Holtz ſoll die Fliegen und Muͤcken aus den Gemaͤchern treiben, und das Holtz, zu den Kleidern gelegt, ver- wehren, daß die Mottten nicht darein kommen. Fidalgis, Sind diejenigen jungen Edel- Fidelité des chevaux, Treue der Pferde, iſt eine gute Fides, Ritter-Lexic. B b
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Fic
Fid
als wo das Holtz in ſolchem Un-
werth, daß es gantz und gar nicht
an den Mann zu bringen iſt:
Denn wenn die Fichte, ehe ſie
zwey- bis dreyſpaͤnnig iſt, gelochet
oder geriſſen wird, ſo wird ſie von
dem Riſſe zehen, zwoͤlff und mehr
Ellen hinaus roth, und dahero zu
Bret- und andern Nutz-Holtze un-
brauchbar gemacht, es iſt auch der
Kloͤpffel, ſo weit der Riß gehet,
zum Floß-Holtze nicht dienſam,
weil er durch das in einander ge-
lauffene, und von Jahren zu Jah-
ren verwachſene Hartz, ſchwer
worden. Dieſer Baum, wenn
er gerade erwachſen, laͤſſet ſich
trefflich zu Schindeln brauchen,
maſſen dieſelben im Wetter dauer-
haffter, als die taͤnnenen, weilen
ſie nicht ſo maſtig von Holtze ſind;
iedoch iſt manche Fichte voller
Hartz-Gallen, welche in dem
Holtze nach und nach zwiſchen den
Jahren, oder jaͤhrigen Trieben mit
wachſen, und offt Fingers lang
werden, die hernachmals, wenn
die Schindel aufs Dach kommt,
von der Sonnen ausſchmeltzen, da
denn durch die leeren Ritze und
Kluͤffte, der Regen eindringet, und
Schaden verurſachet. Die Amei-
ſen bereiten den ſogenannten
Wald-Rauch, von dem Fichten-
und anderer Baͤume Hartz, wel-
ches ſie in der Naͤhe herum ſamm-
len, in ihre Hauffen tragen, und
daſelbſt zu unterſt auf dem Bo-
den verbergen; So dienet auch
dieſes Hartz den wilden Schwei-
nen zum Harniſch, als welche ſich
an niedrig-geriſſene Fichten rei-
ben, und mit dem Hartz ihre Haa-
re und Borſten dergeſtalt bepichen
und feſte machen, daß kein Hund
durch die Haut greiffen, auch faſt
kein Fang-Eiſen oder Hirſch-Faͤn-
ger durchdringen kan, ſie ſeyn denn
ſehr ſtarck, ſteiff und ſpitzig. Die
Rinden werden ſehr ſtarck von den
Rothgerbern zu Garmachung der
Haͤute gebraucht. Der Geruch
von angezuͤndetem Fichten-Holtz
ſoll die Fliegen und Muͤcken aus
den Gemaͤchern treiben, und das
Holtz, zu den Kleidern gelegt, ver-
wehren, daß die Mottten nicht
darein kommen.
Fidalgis,
Sind diejenigen jungen Edel-
leute, am Koͤniglichen Portugie-
ſiſchen Hofe, welche reiten lernen u.
Pagen-Dienſte thun, ſie knien bey
der Tafel, tragen weder Hut noch
Degen, und wenn iemand von dem
Koͤniglichen Hauſe trincket, oder
nieſet, ſo ſtehen ſie auf, und beu-
gen ihre Knie, auch bey dem Ein-
ſchencken bedienen ſie ihre Herr-
ſchafft kniend, ſie tragen keine
Hof-Kleider als die nur von den
Cavalieren getragen werden, ſon-
dern weite Hoſen wie am Kayſerl.
Hofe haben.
Fidelité des chevaux,
Treue der Pferde, iſt eine gute
Eigenſchafft, und bey etlichen
Pferden ſo tief eingewurtzelt, daß
ſie offt wider ihrer Herren Feinde
Rache geuͤbet, auch gegen dieſelbe
gleichſam fechten helffen, und alſo
durch Beiſſen, Hauen und Aus-
ſchlagen Krieg mit gefuͤhret, und
die Feinde abgehalten; iſt dero-
wegen nicht allein dieſe ſonderliche,
ſondern auch ſo gar die gemeine
Treue, fo ſie ihren Herren, (wenn
ſie trunckener Weiſe davon herun-
ter gefallen, im ſtill ſtehen und
aufwarten) erweiſen, hochzuſchaͤ-
tzen.
Fides,
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