Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Fis etwas grössere Beine haben, zuStöbern gebraucht. Jnsgemein sind dergleichen Hunde von behertz- ter und beissender Art, murrisch und spielen nicht mit andern Hun- den, haben braune stachlichte Haare, und tragen die Ohren zu beyden Seiten meist abhängig. Jhre Abrichtung geschiehet vor- nemlich in der Jugend mit spie- lender Lust, und angenehmer Auf- munterung in kleinen Wasser-Pfü- tzen, sonderlich in warmen Som- mer, da sie anfänglich das Frösche- Fangen am Ufer gewohnen, nach- mals bey hungerigen Magen nach kleinen Marcks-Knochen, so man ins Wasser wirfft, eintauchen ler- nen; oder man muß von Jugend auf ihnen zu ihrem Fraß kleine ge- kochte Fische geben, und sie nach jungen Fischen schnappen lassen, denn wenn der Magen von Ju- gend auf anders nichts als Fische genossen, wodurch sie an das Was- ser-suchen gewöhnet werden, so wer- den sie von dem Jagen des Wil- des, und anderer Begierde gantz abgehalten werden, wie man ihnen denn im Holtze herum zu lauffen keines wegs gestatten muß. Uiber dieses würde nicht undienlich seyn, wenn man einen halbwüchsigen lebendigen Fisch-Otter an einem Kettlein in einem grossen Wasser- trog hätte, den Hund daselbst zum öfftern einhetzte, und hierzu be- gierig machte, endlich aber, wenn es etliche mal geschehen, ihn den- selben würgen liesse, und er also genossen würde, oder so man einen Fisch-Otter ausstöbert, und im Garn lebendig gefangen, könte solcher auf dem Lande gehetzet, mit der Zange gehalten, und von den Hunden, denen man dabey fleis- sig zusprechen, und sie recht begie- [Spaltenumbruch] Fis rig machen müste, gezauset wer-den, und würden die kleinen Hun- de desto mehr aufgemuntert und hitziger, wenn sonderlich ein alter abgerichteter Hund den Fisch-Ot- ter halten und würgen solte. Fisch-Otter-Netze, Jst ein besonderes zu Fangung von B b 5
[Spaltenumbruch] Fiſ etwas groͤſſere Beine haben, zuStoͤbern gebraucht. Jnsgemein ſind dergleichen Hunde von behertz- ter und beiſſender Art, murriſch und ſpielen nicht mit andern Hun- den, haben braune ſtachlichte Haare, und tragen die Ohren zu beyden Seiten meiſt abhaͤngig. Jhre Abrichtung geſchiehet vor- nemlich in der Jugend mit ſpie- lender Luſt, und angenehmer Auf- munterung in kleinen Waſſer-Pfuͤ- tzen, ſonderlich in warmen Som- mer, da ſie anfaͤnglich das Froͤſche- Fangen am Ufer gewohnen, nach- mals bey hungerigen Magen nach kleinen Marcks-Knochen, ſo man ins Waſſer wirfft, eintauchen ler- nen; oder man muß von Jugend auf ihnen zu ihrem Fraß kleine ge- kochte Fiſche geben, und ſie nach jungen Fiſchen ſchnappen laſſen, denn wenn der Magen von Ju- gend auf anders nichts als Fiſche genoſſen, wodurch ſie an das Waſ- ſer-ſuchen gewoͤhnet werden, ſo wer- den ſie von dem Jagen des Wil- des, und anderer Begierde gantz abgehalten werden, wie man ihnen denn im Holtze herum zu lauffen keines wegs geſtatten muß. Uiber dieſes wuͤrde nicht undienlich ſeyn, wenn man einen halbwuͤchſigen lebendigen Fiſch-Otter an einem Kettlein in einem groſſen Waſſer- trog haͤtte, den Hund daſelbſt zum oͤfftern einhetzte, und hierzu be- gierig machte, endlich aber, wenn es etliche mal geſchehen, ihn den- ſelben wuͤrgen lieſſe, und er alſo genoſſen wuͤrde, oder ſo man einen Fiſch-Otter ausſtoͤbert, und im Garn lebendig gefangen, koͤnte ſolcher auf dem Lande gehetzet, mit der Zange gehalten, und von den Hunden, denen man dabey fleiſ- ſig zuſprechen, und ſie recht begie- [Spaltenumbruch] Fiſ rig machen muͤſte, gezauſet wer-den, und wuͤrden die kleinen Hun- de deſto mehr aufgemuntert und hitziger, wenn ſonderlich ein alter abgerichteter Hund den Fiſch-Ot- ter halten und wuͤrgen ſolte. Fiſch-Otter-Netze, Jſt ein beſonderes zu Fangung von B b 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0413"/><cb n="785"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Fiſ</hi></hi></fw><lb/> etwas groͤſſere Beine haben, zu<lb/> Stoͤbern gebraucht. Jnsgemein<lb/> ſind dergleichen Hunde von behertz-<lb/> ter und beiſſender Art, murriſch<lb/> und ſpielen nicht mit andern Hun-<lb/> den, haben braune ſtachlichte<lb/> Haare, und tragen die Ohren zu<lb/> beyden Seiten meiſt abhaͤngig.<lb/> Jhre Abrichtung geſchiehet vor-<lb/> nemlich in der Jugend mit ſpie-<lb/> lender Luſt, und angenehmer Auf-<lb/> munterung in kleinen Waſſer-Pfuͤ-<lb/> tzen, ſonderlich in warmen Som-<lb/> mer, da ſie anfaͤnglich das Froͤſche-<lb/> Fangen am Ufer gewohnen, nach-<lb/> mals bey hungerigen Magen nach<lb/> kleinen Marcks-Knochen, ſo man<lb/> ins Waſſer wirfft, eintauchen ler-<lb/> nen; oder man muß von Jugend<lb/> auf ihnen zu ihrem Fraß kleine ge-<lb/> kochte Fiſche geben, und ſie nach<lb/> jungen Fiſchen ſchnappen laſſen,<lb/> denn wenn der Magen von Ju-<lb/> gend auf anders nichts als Fiſche<lb/> genoſſen, wodurch ſie an das Waſ-<lb/> ſer-ſuchen gewoͤhnet werden, ſo wer-<lb/> den ſie von dem Jagen des Wil-<lb/> des, und anderer Begierde gantz<lb/> abgehalten werden, wie man ihnen<lb/> denn im Holtze herum zu lauffen<lb/> keines wegs geſtatten muß. Uiber<lb/> dieſes wuͤrde nicht undienlich ſeyn,<lb/> wenn man einen halbwuͤchſigen<lb/> lebendigen Fiſch-Otter an einem<lb/> Kettlein in einem groſſen Waſſer-<lb/> trog haͤtte, den Hund daſelbſt zum<lb/> oͤfftern einhetzte, und hierzu be-<lb/> gierig machte, endlich aber, wenn<lb/> es etliche mal geſchehen, ihn den-<lb/> ſelben wuͤrgen lieſſe, und er alſo<lb/> genoſſen wuͤrde, oder ſo man einen<lb/> Fiſch-Otter ausſtoͤbert, und im<lb/> Garn lebendig gefangen, koͤnte<lb/> ſolcher auf dem Lande gehetzet, mit<lb/> der Zange gehalten, und von den<lb/> Hunden, denen man dabey fleiſ-<lb/> ſig zuſprechen, und ſie recht begie-<lb/><cb n="786"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Fiſ</hi></hi></fw><lb/> rig machen muͤſte, gezauſet wer-<lb/> den, und wuͤrden die kleinen Hun-<lb/> de deſto mehr aufgemuntert und<lb/> hitziger, wenn ſonderlich ein alter<lb/> abgerichteter Hund den Fiſch-Ot-<lb/> ter halten und wuͤrgen ſolte.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#fr">Fiſch-Otter-Netze,</hi> </head><lb/> <p>Jſt ein beſonderes zu Fangung<lb/> der Fiſch-Otter geſtricktes Netze,<lb/> welches vornen am Einſatze fein<lb/> weit ſeyn muß, damit man beyde<lb/> Seiten des Ufers wohl beſchlieſ-<lb/> ſen moͤge. Das unterſte Zug-<lb/> Seil, ſo den Boden beruͤhret, ſoll<lb/> mit einem Geſencke verſehen, das<lb/> iſt, mit Eiſen- oder Bley-Stuͤ-<lb/> cken umhaͤngt, die oberſte Leine<lb/> aber mit Floͤſſen von Korck oder<lb/> leichter Holtz-Rinde beſetzet ſeyn.<lb/> Das Netz muß immer enger und<lb/> enger zuſammen gehen, und zu<lb/> unterſt am Sack oder Zipffel des<lb/> Netzes noch ein Zug-Seil haben,<lb/> welches einer am Ufer des Fluſſes<lb/> halten ſoll, damit derſelbe, wenn<lb/> der Otter im Netze ſich befaͤnde,<lb/> ſolches am Regen und Bewegen des<lb/> Seils ſpuͤren und vermercken moͤ-<lb/> ge. Wenn man nun einen Fiſch-<lb/> Otter ausſpuͤret, oder man denſel-<lb/> ben an einem gewiſſen Orte ver-<lb/> muthet, ſo wird dieſes Netze da-<lb/> ſelbſt eingeworffen und gerichtet,<lb/> hiernechſt aber die Hunde los ge-<lb/> laſſen, welche denn den Fiſch-Ot-<lb/> ter bald aufſuchen und fangen,<lb/> oder in das Netze jagen werden;<lb/> iſt das letztere geſchehen, ſo reget<lb/> ſich das untere Zug-Seil, ſo bald<lb/> der Fiſch-Otter darinnen iſt, und<lb/> alsdenn muß man die Unter-Leine<lb/> mit dem Geſencke behende aufhe-<lb/> ben, das Netze zuſammen ziehen,<lb/> und alſo den eingegangenen Otter<lb/> damit beſchlieſſen. Als ein noch<lb/> beſſeres Fiſch-Otter-Netze wird<lb/> <fw place="bottom" type="sig">B b 5</fw><fw place="bottom" type="catch">von</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0413]
Fiſ
Fiſ
etwas groͤſſere Beine haben, zu
Stoͤbern gebraucht. Jnsgemein
ſind dergleichen Hunde von behertz-
ter und beiſſender Art, murriſch
und ſpielen nicht mit andern Hun-
den, haben braune ſtachlichte
Haare, und tragen die Ohren zu
beyden Seiten meiſt abhaͤngig.
Jhre Abrichtung geſchiehet vor-
nemlich in der Jugend mit ſpie-
lender Luſt, und angenehmer Auf-
munterung in kleinen Waſſer-Pfuͤ-
tzen, ſonderlich in warmen Som-
mer, da ſie anfaͤnglich das Froͤſche-
Fangen am Ufer gewohnen, nach-
mals bey hungerigen Magen nach
kleinen Marcks-Knochen, ſo man
ins Waſſer wirfft, eintauchen ler-
nen; oder man muß von Jugend
auf ihnen zu ihrem Fraß kleine ge-
kochte Fiſche geben, und ſie nach
jungen Fiſchen ſchnappen laſſen,
denn wenn der Magen von Ju-
gend auf anders nichts als Fiſche
genoſſen, wodurch ſie an das Waſ-
ſer-ſuchen gewoͤhnet werden, ſo wer-
den ſie von dem Jagen des Wil-
des, und anderer Begierde gantz
abgehalten werden, wie man ihnen
denn im Holtze herum zu lauffen
keines wegs geſtatten muß. Uiber
dieſes wuͤrde nicht undienlich ſeyn,
wenn man einen halbwuͤchſigen
lebendigen Fiſch-Otter an einem
Kettlein in einem groſſen Waſſer-
trog haͤtte, den Hund daſelbſt zum
oͤfftern einhetzte, und hierzu be-
gierig machte, endlich aber, wenn
es etliche mal geſchehen, ihn den-
ſelben wuͤrgen lieſſe, und er alſo
genoſſen wuͤrde, oder ſo man einen
Fiſch-Otter ausſtoͤbert, und im
Garn lebendig gefangen, koͤnte
ſolcher auf dem Lande gehetzet, mit
der Zange gehalten, und von den
Hunden, denen man dabey fleiſ-
ſig zuſprechen, und ſie recht begie-
rig machen muͤſte, gezauſet wer-
den, und wuͤrden die kleinen Hun-
de deſto mehr aufgemuntert und
hitziger, wenn ſonderlich ein alter
abgerichteter Hund den Fiſch-Ot-
ter halten und wuͤrgen ſolte.
Fiſch-Otter-Netze,
Jſt ein beſonderes zu Fangung
der Fiſch-Otter geſtricktes Netze,
welches vornen am Einſatze fein
weit ſeyn muß, damit man beyde
Seiten des Ufers wohl beſchlieſ-
ſen moͤge. Das unterſte Zug-
Seil, ſo den Boden beruͤhret, ſoll
mit einem Geſencke verſehen, das
iſt, mit Eiſen- oder Bley-Stuͤ-
cken umhaͤngt, die oberſte Leine
aber mit Floͤſſen von Korck oder
leichter Holtz-Rinde beſetzet ſeyn.
Das Netz muß immer enger und
enger zuſammen gehen, und zu
unterſt am Sack oder Zipffel des
Netzes noch ein Zug-Seil haben,
welches einer am Ufer des Fluſſes
halten ſoll, damit derſelbe, wenn
der Otter im Netze ſich befaͤnde,
ſolches am Regen und Bewegen des
Seils ſpuͤren und vermercken moͤ-
ge. Wenn man nun einen Fiſch-
Otter ausſpuͤret, oder man denſel-
ben an einem gewiſſen Orte ver-
muthet, ſo wird dieſes Netze da-
ſelbſt eingeworffen und gerichtet,
hiernechſt aber die Hunde los ge-
laſſen, welche denn den Fiſch-Ot-
ter bald aufſuchen und fangen,
oder in das Netze jagen werden;
iſt das letztere geſchehen, ſo reget
ſich das untere Zug-Seil, ſo bald
der Fiſch-Otter darinnen iſt, und
alsdenn muß man die Unter-Leine
mit dem Geſencke behende aufhe-
ben, das Netze zuſammen ziehen,
und alſo den eingegangenen Otter
damit beſchlieſſen. Als ein noch
beſſeres Fiſch-Otter-Netze wird
von
B b 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |