Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Gen reutern für eine Unvollkommen-heit gehalten, bey den Spaniern aber für eine Nettigkeit und Zierde geachtet wird. Es ist aber bey einem sporflüchtigen Pferde gefährlich zu practiciren. Genf, Geneve, Grosse prächtige Stadt, welche Gen Laster werden mit allem Ernst ge-strafft, und ist die Trunckenheit allhier sehr wenig bekannt. Es sind allhier zu sehen die Bischöff- liche Haupt-Kirche zu St. Peter, das Rathhaus, das Collegium der Academie, Bibliothec und eine be- rühmte Reitschule, welche von vielen Fremden besucht wird. Die- se Republic ward vor einigen Jahren durch innerliche Unruhen gewaltig erschüttert, es ist aber durch Vermittelung des Königs in Franckreich und der beyden Can- tonen Zürich und Bern 1738 die Ruhe völlig wieder hergestellet worden. Jn dem Wappen die- ses freyen Staats erscheinet zur Rechten ein halber schwartzer Ad- ler mit einer rothen Crone im gül- denen Felde, und zur Lincken ein silberner Schlüssel im rothen Fel- de. Oben auf stehet eine offene Crone. Genick fangen, Heißt bey der Jägerey einem cker
[Spaltenumbruch] Gen reutern fuͤr eine Unvollkommen-heit gehalten, bey den Spaniern aber fuͤr eine Nettigkeit und Zierde geachtet wird. Es iſt aber bey einem ſporfluͤchtigen Pferde gefaͤhrlich zu practiciren. Genf, Geneve, Groſſe praͤchtige Stadt, welche Gen Laſter werden mit allem Ernſt ge-ſtrafft, und iſt die Trunckenheit allhier ſehr wenig bekannt. Es ſind allhier zu ſehen die Biſchoͤff- liche Haupt-Kirche zu St. Peter, das Rathhaus, das Collegium der Academie, Bibliothec und eine be- ruͤhmte Reitſchule, welche von vielen Fremden beſucht wird. Die- ſe Republic ward vor einigen Jahren durch innerliche Unruhen gewaltig erſchuͤttert, es iſt aber durch Vermittelung des Koͤnigs in Franckreich und der beyden Can- tonen Zuͤrich und Bern 1738 die Ruhe voͤllig wieder hergeſtellet worden. Jn dem Wappen die- ſes freyen Staats erſcheinet zur Rechten ein halber ſchwartzer Ad- ler mit einer rothen Crone im guͤl- denen Felde, und zur Lincken ein ſilberner Schluͤſſel im rothen Fel- de. Oben auf ſtehet eine offene Crone. Genick fangen, Heißt bey der Jaͤgerey einem cker
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Gen
Gen
reutern fuͤr eine Unvollkommen-
heit gehalten, bey den Spaniern
aber fuͤr eine Nettigkeit und Zierde
geachtet wird. Es iſt aber bey einem
ſporfluͤchtigen Pferde gefaͤhrlich
zu practiciren.
Genf, Geneve,
Groſſe praͤchtige Stadt, welche
mit dem Hertzogthum Savoyen
umſchloſſen iſt, und an dem Weſt-
lichen Ufer des Genfer-Sees lie-
get. Die Rhone ſondert ſie in 3
Theile ab. Sie iſt wohl gebauet,
treibet viel Handlung und Ma-
nufacturen, iſt wohl befeſtiget, hat
ein gutes Zeug-Haus und eine be-
ruͤhmte Univerſitaͤt, auf welcher
gelehrte Profeſſores und allerhand
Exercitien-Meiſter ſich befinden.
Die oͤffentliche Bibliothec in dem
Collegio beſtehet in etlichen tau-
ſend Buͤchern. Die Regierung
iſt Ariſtocratiſch, weilen die Vor-
nehmſten, welche den Rath der
Fuͤnffundzwantziger aus 200 ma-
chen, das Regiment fuͤhren; ſie
halten feſt uͤber der Gerechtigkeit,
und hilfft der weltliche Arm dem
Geiſtlichen. Auſſer denen zweyen
erwehlten Raͤthen giebt es noch
ein drittes Collegium, ſo aus 60
Perſonen beſtehet, und dem Rath
zuweilen an die Hand gehen muß.
Die Stadt iſt Calvini Lehre zuge-
than, und mit den Bernern und
Zuͤrchern verbunden, und lebet
als eine Frey-Stadt. Die Gen-
fer ſind ſehr freundliche, hoͤfliche,
kluge und verſtaͤndige Leute, die
meiſtens im Latein, in Streit-
Fragen und denen Hiſtorien er-
fahren. Sie ſind gute Schuͤtzen,
und wird ſelten einer auf 500
Schritt fehlen. Die Weiber ſind
wohlgeſtalt, geiſtreich, fromm und
hoͤfflich, und nett gekleidet. Die
Laſter werden mit allem Ernſt ge-
ſtrafft, und iſt die Trunckenheit
allhier ſehr wenig bekannt. Es
ſind allhier zu ſehen die Biſchoͤff-
liche Haupt-Kirche zu St. Peter,
das Rathhaus, das Collegium der
Academie, Bibliothec und eine be-
ruͤhmte Reitſchule, welche von
vielen Fremden beſucht wird. Die-
ſe Republic ward vor einigen
Jahren durch innerliche Unruhen
gewaltig erſchuͤttert, es iſt aber
durch Vermittelung des Koͤnigs
in Franckreich und der beyden Can-
tonen Zuͤrich und Bern 1738 die
Ruhe voͤllig wieder hergeſtellet
worden. Jn dem Wappen die-
ſes freyen Staats erſcheinet zur
Rechten ein halber ſchwartzer Ad-
ler mit einer rothen Crone im guͤl-
denen Felde, und zur Lincken ein
ſilberner Schluͤſſel im rothen Fel-
de. Oben auf ſtehet eine offene
Crone.
Genick fangen,
Heißt bey der Jaͤgerey einem
Stuͤcke Wild mit einem Meſſer
oder ſpitzigen Stahl einen Stich
ins Genicke geben. Beym Ab-
jagen ſoll ein ieder Weidemann
billig beobachten, daß er keinen
jagdbaren Hirſch mit dem Meſſer
Genick fange, ſondern mit dem
Hirſch-Faͤnger demſelben einen
Fang gebe, und zwar ſo ſoll der
Fang nicht nach dem Geſcheido
zu, ſondern gegen die Hertz-Kam-
mer geſchehen; das Wildpret und
Rehe hingegen ſollen nur mit dem
Meſſer Genick fangen werden,
als welches zur Ordnung und Zier-
lichkeit eines Lauff-Jagens vor-
nehmlich mit gehoͤret. Bey dem
Schwartz-Wildpret aber wuͤrde
es ſich mit dem Genick fangen
nicht wohl ſchicken; denn ie ſtaͤr-
cker
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