Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch]

Hir
stat eines Niese-Pulvers dienet,
indem sie durch das Niesen ihr Ge-
hirn reinigen, daß viel böses damit
weggehet. Wenn ein Hirsch was
vermercket, gehet er gemeiniglich
dem Wind entgegen, und so er ge-
jaget wird, laufft er mit dem
Winde, daß keine Witterung von
ihm zurücke bleibe. Eben also
schwimmet er lieber abwerts, als
wider den Strom. Wenn viel
Wild und Hirsche beysammen
flüchtig werden, lauffen die stärck-
sten hinten nach, stossen und schla-
gen die andern vor sich fort. Wenn
es donnert und grosses Ungewit-
ter entstehet, bleiben sie nicht ger-
ne unter den Bäumen, sondern
begeben sich lieber, wo keine Di-
ckigt ist, in flache Felder, Wiesen
und lichte Plätze, und stehen da-
selbst auch in dem größten Regen;
bey Sturm-Winden aber sehen sie
allezeit in die Höhe, wohin diesel-
ben in der Noth fallen möchten.
Die Losung des Hirsches ist im
Sommer zur Hirschfeist-Zeit flach,
und als ein Zwey-Groschen-Stück
breit; hänget schleimigt an einan-
der, wie die Beeren an einer
Weintraube, und gläntzet, wie
Oel an der Sonnen, und ie fei-
ster der Hirsch, ie schleimigter ist
seine Losung; im Winter aber ist
sie gedrungener, schwärtzer und
rundeckigter. Des Wildes Lo-
sung hingegen ist kleiner, und am
Ende spitzig, verzettelt solche, als
eine zerrissene Schnure Corallen,
und lässet die Lorbern zerstreuet
hin und her fallen, wie die Ziegen,
und wird man in der Losung fin-
den, was das Wildpret gutes oder
böses, verdauliches oder unver-
dauliches genossen, und im Ma-
gen und Wanst gehabt, doch ist
die Tages-Losung von der Ruhe
[Spaltenumbruch]
Hir
besser verdauet, als die Nachts-
Losung. Der Hirsch wird von den
Jägern erschlichen und gepürschet,
wo er aber nicht gleich fället, son-
dern nur an- oder Weide-wund
geschossen ist, verfolgen sie ihn mit
dem Schweiß-Hund, bis sie ihn
wieder zum Schuß bekommen, oder
für Mattigkeit niedergethan fin-
den, da sie ihm mit einem Fang
den Rest geben; oder er wird ge-
jaget, und dieses geschiehet auf
zweyerley Manier, entweder durch
ein umgestelltes Jagen, oder durch
ein sogenanntes Renn- oder Par-
force-
Jagen; wovon am gehöri-
gen Orte. Wie ein Hirsch
oder Thier auf Weidmännisch soll
aufgebrochen und zerwircket wer-
den, davon siehe unter dem Wort
Aufbrechen und Zerwircken. Das
Jäger-Recht vom Hirschen ist der
Hals mit den nächst daran stos-
senden dreyen Rippen. An dem-
selben ist alles gut, und kan er so-
wol in der Küche als Apothecke
genutzet werden. Das Fleisch
oder Wildpret des Hirschen ist
unterschiedlich. Von alten Hir-
schen wird es für hart, unverdau-
lich und schwerer Nahrung gehal-
ten; alleine diesem angeblichen
Mangel wissen die Köche durch
gut Gewürtz, oder durch Einbei-
tzen und Einschlagen in Pasteten
gar wohl abzuhelffen doch ist be-
kannt, daß die Schmal-Thiere,
ingleichen die Spieß-Hirsche ein
weit zärteres, die Kälber aber das
allerbeste Fleisch haben; dahero
auch diese letztern nur auf grosser
Herren Tafeln gehören. Ausser
diesen aber findet sich noch ver-
schiedenes, so in der Küchen als
ein delicates Essen zuzubereiten,
dergleichen sind die Kolben, Hirsch-
Ohren und Hirsch-Läuffte. Zur

Brunst-

[Spaltenumbruch]

Hir
ſtat eines Nieſe-Pulvers dienet,
indem ſie durch das Nieſen ihr Ge-
hirn reinigen, daß viel boͤſes damit
weggehet. Wenn ein Hirſch was
vermercket, gehet er gemeiniglich
dem Wind entgegen, und ſo er ge-
jaget wird, laufft er mit dem
Winde, daß keine Witterung von
ihm zuruͤcke bleibe. Eben alſo
ſchwimmet er lieber abwerts, als
wider den Strom. Wenn viel
Wild und Hirſche beyſammen
fluͤchtig werden, lauffen die ſtaͤrck-
ſten hinten nach, ſtoſſen und ſchla-
gen die andern vor ſich fort. Wenn
es donnert und groſſes Ungewit-
ter entſtehet, bleiben ſie nicht ger-
ne unter den Baͤumen, ſondern
begeben ſich lieber, wo keine Di-
ckigt iſt, in flache Felder, Wieſen
und lichte Plaͤtze, und ſtehen da-
ſelbſt auch in dem groͤßten Regen;
bey Sturm-Winden aber ſehen ſie
allezeit in die Hoͤhe, wohin dieſel-
ben in der Noth fallen moͤchten.
Die Loſung des Hirſches iſt im
Som̃er zur Hirſchfeiſt-Zeit flach,
und als ein Zwey-Groſchen-Stuͤck
breit; haͤnget ſchleimigt an einan-
der, wie die Beeren an einer
Weintraube, und glaͤntzet, wie
Oel an der Sonnen, und ie fei-
ſter der Hirſch, ie ſchleimigter iſt
ſeine Loſung; im Winter aber iſt
ſie gedrungener, ſchwaͤrtzer und
rundeckigter. Des Wildes Lo-
ſung hingegen iſt kleiner, und am
Ende ſpitzig, verzettelt ſolche, als
eine zerriſſene Schnure Corallen,
und laͤſſet die Lorbern zerſtreuet
hin und her fallen, wie die Ziegen,
und wird man in der Loſung fin-
den, was das Wildpret gutes oder
boͤſes, verdauliches oder unver-
dauliches genoſſen, und im Ma-
gen und Wanſt gehabt, doch iſt
die Tages-Loſung von der Ruhe
[Spaltenumbruch]
Hir
beſſer verdauet, als die Nachts-
Loſung. Der Hirſch wird von den
Jaͤgern erſchlichen und gepuͤrſchet,
wo er aber nicht gleich faͤllet, ſon-
dern nur an- oder Weide-wund
geſchoſſen iſt, verfolgen ſie ihn mit
dem Schweiß-Hund, bis ſie ihn
wieder zum Schuß bekommen, oder
fuͤr Mattigkeit niedergethan fin-
den, da ſie ihm mit einem Fang
den Reſt geben; oder er wird ge-
jaget, und dieſes geſchiehet auf
zweyerley Manier, entweder durch
ein umgeſtelltes Jagen, oder durch
ein ſogenanntes Renn- oder Par-
force-
Jagen; wovon am gehoͤri-
gen Orte. Wie ein Hirſch
oder Thier auf Weidmaͤnniſch ſoll
aufgebrochen und zerwircket wer-
den, davon ſiehe unter dem Wort
Aufbrechen und Zerwircken. Das
Jaͤger-Recht vom Hirſchen iſt der
Hals mit den naͤchſt daran ſtoſ-
ſenden dreyen Rippen. An dem-
ſelben iſt alles gut, und kan er ſo-
wol in der Kuͤche als Apothecke
genutzet werden. Das Fleiſch
oder Wildpret des Hirſchen iſt
unterſchiedlich. Von alten Hir-
ſchen wird es fuͤr hart, unverdau-
lich und ſchwerer Nahrung gehal-
ten; alleine dieſem angeblichen
Mangel wiſſen die Koͤche durch
gut Gewuͤrtz, oder durch Einbei-
tzen und Einſchlagen in Paſteten
gar wohl abzuhelffen doch iſt be-
kannt, daß die Schmal-Thiere,
ingleichen die Spieß-Hirſche ein
weit zaͤrteres, die Kaͤlber aber das
allerbeſte Fleiſch haben; dahero
auch dieſe letztern nur auf groſſer
Herren Tafeln gehoͤren. Auſſer
dieſen aber findet ſich noch ver-
ſchiedenes, ſo in der Kuͤchen als
ein delicates Eſſen zuzubereiten,
dergleichen ſind die Kolben, Hirſch-
Ohren und Hirſch-Laͤuffte. Zur

Brunſt-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0556"/><cb n="1071"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Hir</hi></hi></fw><lb/>
&#x017F;tat eines Nie&#x017F;e-Pulvers dienet,<lb/>
indem &#x017F;ie durch das Nie&#x017F;en ihr Ge-<lb/>
hirn reinigen, daß viel bo&#x0364;&#x017F;es damit<lb/>
weggehet. Wenn ein Hir&#x017F;ch was<lb/>
vermercket, gehet er gemeiniglich<lb/>
dem Wind entgegen, und &#x017F;o er ge-<lb/>
jaget wird, laufft er mit dem<lb/>
Winde, daß keine Witterung von<lb/>
ihm zuru&#x0364;cke bleibe. Eben al&#x017F;o<lb/>
&#x017F;chwimmet er lieber abwerts, als<lb/>
wider den Strom. Wenn viel<lb/>
Wild und Hir&#x017F;che bey&#x017F;ammen<lb/>
flu&#x0364;chtig werden, lauffen die &#x017F;ta&#x0364;rck-<lb/>
&#x017F;ten hinten nach, &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en und &#x017F;chla-<lb/>
gen die andern vor &#x017F;ich fort. Wenn<lb/>
es donnert und gro&#x017F;&#x017F;es Ungewit-<lb/>
ter ent&#x017F;tehet, bleiben &#x017F;ie nicht ger-<lb/>
ne unter den Ba&#x0364;umen, &#x017F;ondern<lb/>
begeben &#x017F;ich lieber, wo keine Di-<lb/>
ckigt i&#x017F;t, in flache Felder, Wie&#x017F;en<lb/>
und lichte Pla&#x0364;tze, und &#x017F;tehen da-<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t auch in dem gro&#x0364;ßten Regen;<lb/>
bey Sturm-Winden aber &#x017F;ehen &#x017F;ie<lb/>
allezeit in die Ho&#x0364;he, wohin die&#x017F;el-<lb/>
ben in der Noth fallen mo&#x0364;chten.<lb/>
Die Lo&#x017F;ung des Hir&#x017F;ches i&#x017F;t im<lb/>
Som&#x0303;er zur Hir&#x017F;chfei&#x017F;t-Zeit flach,<lb/>
und als ein Zwey-Gro&#x017F;chen-Stu&#x0364;ck<lb/>
breit; ha&#x0364;nget &#x017F;chleimigt an einan-<lb/>
der, wie die Beeren an einer<lb/>
Weintraube, und gla&#x0364;ntzet, wie<lb/>
Oel an der Sonnen, und ie fei-<lb/>
&#x017F;ter der Hir&#x017F;ch, ie &#x017F;chleimigter i&#x017F;t<lb/>
&#x017F;eine Lo&#x017F;ung; im Winter aber i&#x017F;t<lb/>
&#x017F;ie gedrungener, &#x017F;chwa&#x0364;rtzer und<lb/>
rundeckigter. Des Wildes Lo-<lb/>
&#x017F;ung hingegen i&#x017F;t kleiner, und am<lb/>
Ende &#x017F;pitzig, verzettelt &#x017F;olche, als<lb/>
eine zerri&#x017F;&#x017F;ene Schnure Corallen,<lb/>
und la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et die Lorbern zer&#x017F;treuet<lb/>
hin und her fallen, wie die Ziegen,<lb/>
und wird man in der Lo&#x017F;ung fin-<lb/>
den, was das Wildpret gutes oder<lb/>
bo&#x0364;&#x017F;es, verdauliches oder unver-<lb/>
dauliches geno&#x017F;&#x017F;en, und im Ma-<lb/>
gen und Wan&#x017F;t gehabt, doch i&#x017F;t<lb/>
die Tages-Lo&#x017F;ung von der Ruhe<lb/><cb n="1072"/>
<fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Hir</hi></hi></fw><lb/>
be&#x017F;&#x017F;er verdauet, als die Nachts-<lb/>
Lo&#x017F;ung. Der Hir&#x017F;ch wird von den<lb/>
Ja&#x0364;gern er&#x017F;chlichen und gepu&#x0364;r&#x017F;chet,<lb/>
wo er aber nicht gleich fa&#x0364;llet, &#x017F;on-<lb/>
dern nur an- oder Weide-wund<lb/>
ge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t, verfolgen &#x017F;ie ihn mit<lb/>
dem Schweiß-Hund, bis &#x017F;ie ihn<lb/>
wieder zum Schuß bekommen, oder<lb/>
fu&#x0364;r Mattigkeit niedergethan fin-<lb/>
den, da &#x017F;ie ihm mit einem Fang<lb/>
den Re&#x017F;t geben; oder er wird ge-<lb/>
jaget, und die&#x017F;es ge&#x017F;chiehet auf<lb/>
zweyerley Manier, entweder durch<lb/>
ein umge&#x017F;telltes Jagen, oder durch<lb/>
ein &#x017F;ogenanntes Renn- oder <hi rendition="#aq">Par-<lb/>
force-</hi>Jagen; wovon am geho&#x0364;ri-<lb/>
gen Orte. Wie ein Hir&#x017F;ch<lb/>
oder Thier auf Weidma&#x0364;nni&#x017F;ch &#x017F;oll<lb/>
aufgebrochen und zerwircket wer-<lb/>
den, davon &#x017F;iehe unter dem Wort<lb/>
Aufbrechen und Zerwircken. Das<lb/>
Ja&#x0364;ger-Recht vom Hir&#x017F;chen i&#x017F;t der<lb/>
Hals mit den na&#x0364;ch&#x017F;t daran &#x017F;to&#x017F;-<lb/>
&#x017F;enden dreyen Rippen. An dem-<lb/>
&#x017F;elben i&#x017F;t alles gut, und kan er &#x017F;o-<lb/>
wol in der Ku&#x0364;che als Apothecke<lb/>
genutzet werden. Das Flei&#x017F;ch<lb/>
oder Wildpret des Hir&#x017F;chen i&#x017F;t<lb/>
unter&#x017F;chiedlich. Von alten Hir-<lb/>
&#x017F;chen wird es fu&#x0364;r hart, unverdau-<lb/>
lich und &#x017F;chwerer Nahrung gehal-<lb/>
ten; alleine die&#x017F;em angeblichen<lb/>
Mangel wi&#x017F;&#x017F;en die Ko&#x0364;che durch<lb/>
gut Gewu&#x0364;rtz, oder durch Einbei-<lb/>
tzen und Ein&#x017F;chlagen in Pa&#x017F;teten<lb/>
gar wohl abzuhelffen doch i&#x017F;t be-<lb/>
kannt, daß die Schmal-Thiere,<lb/>
ingleichen die Spieß-Hir&#x017F;che ein<lb/>
weit za&#x0364;rteres, die Ka&#x0364;lber aber das<lb/>
allerbe&#x017F;te Flei&#x017F;ch haben; dahero<lb/>
auch die&#x017F;e letztern nur auf gro&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Herren Tafeln geho&#x0364;ren. Au&#x017F;&#x017F;er<lb/>
die&#x017F;en aber findet &#x017F;ich noch ver-<lb/>
&#x017F;chiedenes, &#x017F;o in der Ku&#x0364;chen als<lb/>
ein delicates E&#x017F;&#x017F;en zuzubereiten,<lb/>
dergleichen &#x017F;ind die Kolben, Hir&#x017F;ch-<lb/>
Ohren und Hir&#x017F;ch-La&#x0364;uffte. Zur<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Brun&#x017F;t-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0556] Hir Hir ſtat eines Nieſe-Pulvers dienet, indem ſie durch das Nieſen ihr Ge- hirn reinigen, daß viel boͤſes damit weggehet. Wenn ein Hirſch was vermercket, gehet er gemeiniglich dem Wind entgegen, und ſo er ge- jaget wird, laufft er mit dem Winde, daß keine Witterung von ihm zuruͤcke bleibe. Eben alſo ſchwimmet er lieber abwerts, als wider den Strom. Wenn viel Wild und Hirſche beyſammen fluͤchtig werden, lauffen die ſtaͤrck- ſten hinten nach, ſtoſſen und ſchla- gen die andern vor ſich fort. Wenn es donnert und groſſes Ungewit- ter entſtehet, bleiben ſie nicht ger- ne unter den Baͤumen, ſondern begeben ſich lieber, wo keine Di- ckigt iſt, in flache Felder, Wieſen und lichte Plaͤtze, und ſtehen da- ſelbſt auch in dem groͤßten Regen; bey Sturm-Winden aber ſehen ſie allezeit in die Hoͤhe, wohin dieſel- ben in der Noth fallen moͤchten. Die Loſung des Hirſches iſt im Som̃er zur Hirſchfeiſt-Zeit flach, und als ein Zwey-Groſchen-Stuͤck breit; haͤnget ſchleimigt an einan- der, wie die Beeren an einer Weintraube, und glaͤntzet, wie Oel an der Sonnen, und ie fei- ſter der Hirſch, ie ſchleimigter iſt ſeine Loſung; im Winter aber iſt ſie gedrungener, ſchwaͤrtzer und rundeckigter. Des Wildes Lo- ſung hingegen iſt kleiner, und am Ende ſpitzig, verzettelt ſolche, als eine zerriſſene Schnure Corallen, und laͤſſet die Lorbern zerſtreuet hin und her fallen, wie die Ziegen, und wird man in der Loſung fin- den, was das Wildpret gutes oder boͤſes, verdauliches oder unver- dauliches genoſſen, und im Ma- gen und Wanſt gehabt, doch iſt die Tages-Loſung von der Ruhe beſſer verdauet, als die Nachts- Loſung. Der Hirſch wird von den Jaͤgern erſchlichen und gepuͤrſchet, wo er aber nicht gleich faͤllet, ſon- dern nur an- oder Weide-wund geſchoſſen iſt, verfolgen ſie ihn mit dem Schweiß-Hund, bis ſie ihn wieder zum Schuß bekommen, oder fuͤr Mattigkeit niedergethan fin- den, da ſie ihm mit einem Fang den Reſt geben; oder er wird ge- jaget, und dieſes geſchiehet auf zweyerley Manier, entweder durch ein umgeſtelltes Jagen, oder durch ein ſogenanntes Renn- oder Par- force-Jagen; wovon am gehoͤri- gen Orte. Wie ein Hirſch oder Thier auf Weidmaͤnniſch ſoll aufgebrochen und zerwircket wer- den, davon ſiehe unter dem Wort Aufbrechen und Zerwircken. Das Jaͤger-Recht vom Hirſchen iſt der Hals mit den naͤchſt daran ſtoſ- ſenden dreyen Rippen. An dem- ſelben iſt alles gut, und kan er ſo- wol in der Kuͤche als Apothecke genutzet werden. Das Fleiſch oder Wildpret des Hirſchen iſt unterſchiedlich. Von alten Hir- ſchen wird es fuͤr hart, unverdau- lich und ſchwerer Nahrung gehal- ten; alleine dieſem angeblichen Mangel wiſſen die Koͤche durch gut Gewuͤrtz, oder durch Einbei- tzen und Einſchlagen in Paſteten gar wohl abzuhelffen doch iſt be- kannt, daß die Schmal-Thiere, ingleichen die Spieß-Hirſche ein weit zaͤrteres, die Kaͤlber aber das allerbeſte Fleiſch haben; dahero auch dieſe letztern nur auf groſſer Herren Tafeln gehoͤren. Auſſer dieſen aber findet ſich noch ver- ſchiedenes, ſo in der Kuͤchen als ein delicates Eſſen zuzubereiten, dergleichen ſind die Kolben, Hirſch- Ohren und Hirſch-Laͤuffte. Zur Brunſt-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/556
Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/556>, abgerufen am 22.11.2024.