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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Jäg
etwan Gelegenheit diese Lausch-
Netze in solcher Länge, als die vo-
rigen beschrieben, zu adhibiren, so
lässet sich zu desto besserem Vor-
theil ein grösserer Bogen damit
machen, auch eine desto grössere
Anzahl darinnen fangen. Jnzwi-
schen müssen alle diese Netze durch-
gehends viele Busen haben, dar-
ein sich das Wild verwick eln
und fangen könne; an denensel-
ben pflegen insgemein mit Pflö-
cken in der Erden wohl befestigte
Winde-Leinen oder Stricke zum
Aufstellen verfertiget, unter die
Ober-Leine des Netzes oder For-
ckeln gestemmet, und also damit
eine Holtzung, darinne das in die
Eng getriebene Wild sich aufhält,
umgeben zu werden, bey welchen
Umständen man sich einen profi-
tablen Fang versprechen kan.

Jäger-Pursch,

Wenn ein Hunde- oder Jäger-
Junge drey Jahr lang gelernet,
so erlangt er den Titel eines Jä-
ger-Purschen, und die Freyheit
ein Horn-Fessel zu tragen; iedoch
aber, wenn er noch nicht recht
wehrhafft gemachet worden, keinen
Hirsch-Fänger, es sey denn auf
der Reise. Dieser Jäger-Pursch
nun muß sich vor allen angelegen
seyn lassen, Holtz-gerecht zu wer-
den, und dahero sich nicht schä-
men, den einfältigsten Aescherer,
Kohlen-Brenner, Pech-Hauer,
Scheit-Schläger und Zimmer-
Mann, um dieses oder jenes
Holtzes Beschaffenheit zu fragen;
die Fahrten des Wildprets, un-
ter welchen der Hirsch und das
Schwein das vornehmste ist, wie-
wol auch die andern nicht auf die
Seite zu setzen sind, muß er sich
aufs genaueste bekannt machen,
[Spaltenumbruch]

Jäg
und dieselbe von einander richtig
unterscheiden lernen. Damit er
auch des Zeug-Stellens vollkom-
men kundig werde, muß er sich
bey Zeiten mit den Zeug-Knech-
ten und Stell-Leuten bekannt ma-
chen, damit sie ihn, wenn ein Ja-
gen vorgehet, dazu nehmen mögen,
da er denn bey Abführung des
Zeugs die Leinen frisch mit anzu-
greiffen, Hefftel einzuschlagen,
feste zu machen, aufzuheben, an-
zupflöcken, oder was nur nöthig
vorfället, mit vorzunehmen hat,
wenn er anders die Wissenschafft,
den Jagd-Zeug recht zu verstehen,
erlangen will. Er muß auch den
Leit-Hund recht und gründlich zu
arbeiten, und denselben behörig
zu tractiren lernen; im Schies-
sen sowol mit der Flinte im Flug
und Lauf, welches anitzo das ge-
bräuchlichste ist, sonderlich aber
auch mit dem Pürsch-Rohr Wild-
pret zu fällen, muß er sich fleis-
sig exerciren, und dahero etwan
bey einem Förster, oder anderm
Jagd-Bedienten, der viel zu lie-
fern hat, sich bekannt und beliebt
zu machen suchen; damit er zu
solchem Exercitio desto besser Ge-
legenheit bekomme.

Jäger-Recht,

Heisset das Stücke, so dem
Jäger von einem Wildpret, das
er gefangen oder gepürschet, zur
Ergötzlichkeit gelassen wird, und
ist solches von einem Hirsche der
Hals samt den nächst daran stos-
senden drey Rippen, von einem
wilden Schweine aber die Wamme.

Jäger-Stock,

Gehöret mit zu den Ritterli-
chen Exercitiis, und ist ein starcker
Stock, ungefehr 4 Finger dick, und

3 und

[Spaltenumbruch]

Jaͤg
etwan Gelegenheit dieſe Lauſch-
Netze in ſolcher Laͤnge, als die vo-
rigen beſchrieben, zu adhibiren, ſo
laͤſſet ſich zu deſto beſſerem Vor-
theil ein groͤſſerer Bogen damit
machen, auch eine deſto groͤſſere
Anzahl darinnen fangen. Jnzwi-
ſchen muͤſſen alle dieſe Netze durch-
gehends viele Buſen haben, dar-
ein ſich das Wild verwick eln
und fangen koͤnne; an denenſel-
ben pflegen insgemein mit Pfloͤ-
cken in der Erden wohl befeſtigte
Winde-Leinen oder Stricke zum
Aufſtellen verfertiget, unter die
Ober-Leine des Netzes oder For-
ckeln geſtemmet, und alſo damit
eine Holtzung, darinne das in die
Eng getriebene Wild ſich aufhaͤlt,
umgeben zu werden, bey welchen
Umſtaͤnden man ſich einen profi-
tablen Fang verſprechen kan.

Jaͤger-Purſch,

Wenn ein Hunde- oder Jaͤger-
Junge drey Jahr lang gelernet,
ſo erlangt er den Titel eines Jaͤ-
ger-Purſchen, und die Freyheit
ein Horn-Feſſel zu tragen; iedoch
aber, wenn er noch nicht recht
wehrhafft gemachet worden, keinen
Hirſch-Faͤnger, es ſey denn auf
der Reiſe. Dieſer Jaͤger-Purſch
nun muß ſich vor allen angelegen
ſeyn laſſen, Holtz-gerecht zu wer-
den, und dahero ſich nicht ſchaͤ-
men, den einfaͤltigſten Aeſcherer,
Kohlen-Brenner, Pech-Hauer,
Scheit-Schlaͤger und Zimmer-
Mann, um dieſes oder jenes
Holtzes Beſchaffenheit zu fragen;
die Fahrten des Wildprets, un-
ter welchen der Hirſch und das
Schwein das vornehmſte iſt, wie-
wol auch die andern nicht auf die
Seite zu ſetzen ſind, muß er ſich
aufs genaueſte bekannt machen,
[Spaltenumbruch]

Jaͤg
und dieſelbe von einander richtig
unterſcheiden lernen. Damit er
auch des Zeug-Stellens vollkom-
men kundig werde, muß er ſich
bey Zeiten mit den Zeug-Knech-
ten und Stell-Leuten bekannt ma-
chen, damit ſie ihn, wenn ein Ja-
gen vorgehet, dazu nehmen moͤgen,
da er denn bey Abfuͤhrung des
Zeugs die Leinen friſch mit anzu-
greiffen, Hefftel einzuſchlagen,
feſte zu machen, aufzuheben, an-
zupfloͤcken, oder was nur noͤthig
vorfaͤllet, mit vorzunehmen hat,
wenn er anders die Wiſſenſchafft,
den Jagd-Zeug recht zu verſtehen,
erlangen will. Er muß auch den
Leit-Hund recht und gruͤndlich zu
arbeiten, und denſelben behoͤrig
zu tractiren lernen; im Schieſ-
ſen ſowol mit der Flinte im Flug
und Lauf, welches anitzo das ge-
braͤuchlichſte iſt, ſonderlich aber
auch mit dem Puͤrſch-Rohr Wild-
pret zu faͤllen, muß er ſich fleiſ-
ſig exerciren, und dahero etwan
bey einem Foͤrſter, oder anderm
Jagd-Bedienten, der viel zu lie-
fern hat, ſich bekannt und beliebt
zu machen ſuchen; damit er zu
ſolchem Exercitio deſto beſſer Ge-
legenheit bekomme.

Jaͤger-Recht,

Heiſſet das Stuͤcke, ſo dem
Jaͤger von einem Wildpret, das
er gefangen oder gepuͤrſchet, zur
Ergoͤtzlichkeit gelaſſen wird, und
iſt ſolches von einem Hirſche der
Hals ſamt den naͤchſt daran ſtoſ-
ſenden drey Rippen, von einem
wilden Schweine aber die Wam̃e.

Jaͤger-Stock,

Gehoͤret mit zu den Ritterli-
chen Exercitiis, und iſt ein ſtarcker
Stock, ungefehr 4 Finger dick, und

3 und
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[0591] Jaͤg Jaͤg etwan Gelegenheit dieſe Lauſch- Netze in ſolcher Laͤnge, als die vo- rigen beſchrieben, zu adhibiren, ſo laͤſſet ſich zu deſto beſſerem Vor- theil ein groͤſſerer Bogen damit machen, auch eine deſto groͤſſere Anzahl darinnen fangen. Jnzwi- ſchen muͤſſen alle dieſe Netze durch- gehends viele Buſen haben, dar- ein ſich das Wild verwick eln und fangen koͤnne; an denenſel- ben pflegen insgemein mit Pfloͤ- cken in der Erden wohl befeſtigte Winde-Leinen oder Stricke zum Aufſtellen verfertiget, unter die Ober-Leine des Netzes oder For- ckeln geſtemmet, und alſo damit eine Holtzung, darinne das in die Eng getriebene Wild ſich aufhaͤlt, umgeben zu werden, bey welchen Umſtaͤnden man ſich einen profi- tablen Fang verſprechen kan. Jaͤger-Purſch, Wenn ein Hunde- oder Jaͤger- Junge drey Jahr lang gelernet, ſo erlangt er den Titel eines Jaͤ- ger-Purſchen, und die Freyheit ein Horn-Feſſel zu tragen; iedoch aber, wenn er noch nicht recht wehrhafft gemachet worden, keinen Hirſch-Faͤnger, es ſey denn auf der Reiſe. Dieſer Jaͤger-Purſch nun muß ſich vor allen angelegen ſeyn laſſen, Holtz-gerecht zu wer- den, und dahero ſich nicht ſchaͤ- men, den einfaͤltigſten Aeſcherer, Kohlen-Brenner, Pech-Hauer, Scheit-Schlaͤger und Zimmer- Mann, um dieſes oder jenes Holtzes Beſchaffenheit zu fragen; die Fahrten des Wildprets, un- ter welchen der Hirſch und das Schwein das vornehmſte iſt, wie- wol auch die andern nicht auf die Seite zu ſetzen ſind, muß er ſich aufs genaueſte bekannt machen, und dieſelbe von einander richtig unterſcheiden lernen. Damit er auch des Zeug-Stellens vollkom- men kundig werde, muß er ſich bey Zeiten mit den Zeug-Knech- ten und Stell-Leuten bekannt ma- chen, damit ſie ihn, wenn ein Ja- gen vorgehet, dazu nehmen moͤgen, da er denn bey Abfuͤhrung des Zeugs die Leinen friſch mit anzu- greiffen, Hefftel einzuſchlagen, feſte zu machen, aufzuheben, an- zupfloͤcken, oder was nur noͤthig vorfaͤllet, mit vorzunehmen hat, wenn er anders die Wiſſenſchafft, den Jagd-Zeug recht zu verſtehen, erlangen will. Er muß auch den Leit-Hund recht und gruͤndlich zu arbeiten, und denſelben behoͤrig zu tractiren lernen; im Schieſ- ſen ſowol mit der Flinte im Flug und Lauf, welches anitzo das ge- braͤuchlichſte iſt, ſonderlich aber auch mit dem Puͤrſch-Rohr Wild- pret zu faͤllen, muß er ſich fleiſ- ſig exerciren, und dahero etwan bey einem Foͤrſter, oder anderm Jagd-Bedienten, der viel zu lie- fern hat, ſich bekannt und beliebt zu machen ſuchen; damit er zu ſolchem Exercitio deſto beſſer Ge- legenheit bekomme. Jaͤger-Recht, Heiſſet das Stuͤcke, ſo dem Jaͤger von einem Wildpret, das er gefangen oder gepuͤrſchet, zur Ergoͤtzlichkeit gelaſſen wird, und iſt ſolches von einem Hirſche der Hals ſamt den naͤchſt daran ſtoſ- ſenden drey Rippen, von einem wilden Schweine aber die Wam̃e. Jaͤger-Stock, Gehoͤret mit zu den Ritterli- chen Exercitiis, und iſt ein ſtarcker Stock, ungefehr 4 Finger dick, und 3 und

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/591>, abgerufen am 22.11.2024.