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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Jag
3 und eine halbe Elle lang, auf
beyden Enden mit eisernen Spi-
tzen beschlagen, damit, im Fall
der Noth, ein Mann, welcher ihn
wohl zu führen weiß, gegen 10
oder 20, die mit blossen Degen auf
ihn ansetzen, sich defendiren könne.
Die darzu gehörigen Lectiones
sind vornemlich die so genannten
Glissades, vor- und rückwerts und
auf allen Seiten, daß man nem-
lich den Jäger-Stock geschwinde
durch die Hände durch auf dieje-
nigen, die uns angreiffen wollen,
glißiren lasse. Ferner hat man
die so genannten Spanischen Sto-
ckaden auf alle 4 Ecken, die Schlä-
ge über den Kopff, die Paraden
von oben, vor und zurück, die
Paraden von unten, vor und zu-
rücke; die Hiebe auf beyden Sei-
ten und mit beyden Händen, vor
und zurück, in einem gantzen Cir-
ckel; die Hiebe rechts und lincks
rund herum, in alle Seiten oder
4 Ecken; die Schläge von unten
herauf und wieder von oben her-
unter in alle 4 Ecken, samt eini-
gen andern Lectionen mehr, wie-
wol dieses Exercitium nicht viel
mehr auf unsern Teutschen Fecht-
Böden getrieben, sondern viel-
mehr das Piqven-Spiel dafür ge-
lernet wird.

Jagd, Venatio, la Chasse,

Jst nicht nur eine Fürstliche Lust
und Uibung, und welche zur Ge-
sundheit des Leibes überaus dien-
lich ist, sondern auch, weil sie den
tapffern Uibungen in vielen Stü-
cken gleichförmig und verwandt,
grossen Herren und andern Stan-
des-Personen vor andern höchst
anständig. Man lernet auf sol-
cher das Gewehr zu Pferd und
Fuß hurtig und geschickt zu ge-
[Spaltenumbruch]

Jag
brauchen, ein wildes Thier aus-
zuspüren, demselben vorzubeugen,
ja als einen Feind anzufallen,
und zu erlegen, über dieses Frost
und Hitze, Regen und Ungewit-
ter, Durst und Mattigkeit zu er-
tragen, und seine Brust gegen
die Gewalt grösserer Fatigven
tapffer und rittermäßig zu härten.
Sie ist die Wissenschafft, durch
eine geschickte Ausübung den wil-
den Thieren und Vögeln entweder
mit Gewalt oder durch List nach-
zustellen, sie zu fangen oder zu
fällen. Sie ist ein der hohen Lan-
des-Obrigkeit zustehendes Regale,
von welcher sie aber auch zuwei-
len an verdiente Vasallen in ge-
wisser Masse überlassen wird.
Diese Uibung ist so nöthig als
nützlich. Denn ausser dem, was
bereits angeführet, wird ein Land
oder Gegend von schädlichen reis-
senden Thieren gereiniget und ge-
säubert, das übrige Wild aber
an Hirschen, Rehen, Schweinen,
Hasen und Feder-Wildpret in ge-
höriger Zeit zu Nutz gebracht.
Jn ihrer rechten Ordnung und
Masse ist sie auch eine löbliche Ui-
bung. Es sind aber die Jagden
unterschiedlich, nach Art des Wil-
des, das gejaget wird, indem
theils desselben sich von der Weide
nähret, theils beißig ist, und in
reissenden Thieren bestehet; unter
jene zehlet man die Hirsche, Re-
hen, Damm-Hirsche, Hasen, Gem-
sen; unter die beißigen aber die
Bären, das Schwein, den Luchs,
Wolff und Fuchs. Nach Unter-
scheid der vielerley Arten der
Thiere ist auch die Jagd, nach
welcher ihnen nachgestellet, und
der Zeug, so dabey gebraucht wird,
unterschiedlich. Denn einige wer-
den mit Tüchern umstellet, durch

Hunde

[Spaltenumbruch]

Jag
3 und eine halbe Elle lang, auf
beyden Enden mit eiſernen Spi-
tzen beſchlagen, damit, im Fall
der Noth, ein Mann, welcher ihn
wohl zu fuͤhren weiß, gegen 10
oder 20, die mit bloſſen Degen auf
ihn anſetzen, ſich defendiren koͤnne.
Die darzu gehoͤrigen Lectiones
ſind vornemlich die ſo genannten
Gliſſades, vor- und ruͤckwerts und
auf allen Seiten, daß man nem-
lich den Jaͤger-Stock geſchwinde
durch die Haͤnde durch auf dieje-
nigen, die uns angreiffen wollen,
glißiren laſſe. Ferner hat man
die ſo genannten Spaniſchen Sto-
ckaden auf alle 4 Ecken, die Schlaͤ-
ge uͤber den Kopff, die Paraden
von oben, vor und zuruͤck, die
Paraden von unten, vor und zu-
ruͤcke; die Hiebe auf beyden Sei-
ten und mit beyden Haͤnden, vor
und zuruͤck, in einem gantzen Cir-
ckel; die Hiebe rechts und lincks
rund herum, in alle Seiten oder
4 Ecken; die Schlaͤge von unten
herauf und wieder von oben her-
unter in alle 4 Ecken, ſamt eini-
gen andern Lectionen mehr, wie-
wol dieſes Exercitium nicht viel
mehr auf unſern Teutſchen Fecht-
Boͤden getrieben, ſondern viel-
mehr das Piqven-Spiel dafuͤr ge-
lernet wird.

Jagd, Venatio, la Chaſſe,

Jſt nicht nur eine Fuͤrſtliche Luſt
und Uibung, und welche zur Ge-
ſundheit des Leibes uͤberaus dien-
lich iſt, ſondern auch, weil ſie den
tapffern Uibungen in vielen Stuͤ-
cken gleichfoͤrmig und verwandt,
groſſen Herren und andern Stan-
des-Perſonen vor andern hoͤchſt
anſtaͤndig. Man lernet auf ſol-
cher das Gewehr zu Pferd und
Fuß hurtig und geſchickt zu ge-
[Spaltenumbruch]

Jag
brauchen, ein wildes Thier aus-
zuſpuͤren, demſelben vorzubeugen,
ja als einen Feind anzufallen,
und zu erlegen, uͤber dieſes Froſt
und Hitze, Regen und Ungewit-
ter, Durſt und Mattigkeit zu er-
tragen, und ſeine Bruſt gegen
die Gewalt groͤſſerer Fatigven
tapffer und rittermaͤßig zu haͤrten.
Sie iſt die Wiſſenſchafft, durch
eine geſchickte Ausuͤbung den wil-
den Thieren und Voͤgeln entweder
mit Gewalt oder durch Liſt nach-
zuſtellen, ſie zu fangen oder zu
faͤllen. Sie iſt ein der hohen Lan-
des-Obrigkeit zuſtehendes Regale,
von welcher ſie aber auch zuwei-
len an verdiente Vaſallen in ge-
wiſſer Maſſe uͤberlaſſen wird.
Dieſe Uibung iſt ſo noͤthig als
nuͤtzlich. Denn auſſer dem, was
bereits angefuͤhret, wird ein Land
oder Gegend von ſchaͤdlichen reiſ-
ſenden Thieren gereiniget und ge-
ſaͤubert, das uͤbrige Wild aber
an Hirſchen, Rehen, Schweinen,
Haſen und Feder-Wildpret in ge-
hoͤriger Zeit zu Nutz gebracht.
Jn ihrer rechten Ordnung und
Maſſe iſt ſie auch eine loͤbliche Ui-
bung. Es ſind aber die Jagden
unterſchiedlich, nach Art des Wil-
des, das gejaget wird, indem
theils deſſelben ſich von der Weide
naͤhret, theils beißig iſt, und in
reiſſenden Thieren beſtehet; unter
jene zehlet man die Hirſche, Re-
hen, Damm-Hirſche, Haſen, Gem-
ſen; unter die beißigen aber die
Baͤren, das Schwein, den Luchs,
Wolff und Fuchs. Nach Unter-
ſcheid der vielerley Arten der
Thiere iſt auch die Jagd, nach
welcher ihnen nachgeſtellet, und
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unterſchiedlich. Denn einige wer-
den mit Tuͤchern umſtellet, durch

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[0592] Jag Jag 3 und eine halbe Elle lang, auf beyden Enden mit eiſernen Spi- tzen beſchlagen, damit, im Fall der Noth, ein Mann, welcher ihn wohl zu fuͤhren weiß, gegen 10 oder 20, die mit bloſſen Degen auf ihn anſetzen, ſich defendiren koͤnne. Die darzu gehoͤrigen Lectiones ſind vornemlich die ſo genannten Gliſſades, vor- und ruͤckwerts und auf allen Seiten, daß man nem- lich den Jaͤger-Stock geſchwinde durch die Haͤnde durch auf dieje- nigen, die uns angreiffen wollen, glißiren laſſe. Ferner hat man die ſo genannten Spaniſchen Sto- ckaden auf alle 4 Ecken, die Schlaͤ- ge uͤber den Kopff, die Paraden von oben, vor und zuruͤck, die Paraden von unten, vor und zu- ruͤcke; die Hiebe auf beyden Sei- ten und mit beyden Haͤnden, vor und zuruͤck, in einem gantzen Cir- ckel; die Hiebe rechts und lincks rund herum, in alle Seiten oder 4 Ecken; die Schlaͤge von unten herauf und wieder von oben her- unter in alle 4 Ecken, ſamt eini- gen andern Lectionen mehr, wie- wol dieſes Exercitium nicht viel mehr auf unſern Teutſchen Fecht- Boͤden getrieben, ſondern viel- mehr das Piqven-Spiel dafuͤr ge- lernet wird. Jagd, Venatio, la Chaſſe, Jſt nicht nur eine Fuͤrſtliche Luſt und Uibung, und welche zur Ge- ſundheit des Leibes uͤberaus dien- lich iſt, ſondern auch, weil ſie den tapffern Uibungen in vielen Stuͤ- cken gleichfoͤrmig und verwandt, groſſen Herren und andern Stan- des-Perſonen vor andern hoͤchſt anſtaͤndig. Man lernet auf ſol- cher das Gewehr zu Pferd und Fuß hurtig und geſchickt zu ge- brauchen, ein wildes Thier aus- zuſpuͤren, demſelben vorzubeugen, ja als einen Feind anzufallen, und zu erlegen, uͤber dieſes Froſt und Hitze, Regen und Ungewit- ter, Durſt und Mattigkeit zu er- tragen, und ſeine Bruſt gegen die Gewalt groͤſſerer Fatigven tapffer und rittermaͤßig zu haͤrten. Sie iſt die Wiſſenſchafft, durch eine geſchickte Ausuͤbung den wil- den Thieren und Voͤgeln entweder mit Gewalt oder durch Liſt nach- zuſtellen, ſie zu fangen oder zu faͤllen. Sie iſt ein der hohen Lan- des-Obrigkeit zuſtehendes Regale, von welcher ſie aber auch zuwei- len an verdiente Vaſallen in ge- wiſſer Maſſe uͤberlaſſen wird. Dieſe Uibung iſt ſo noͤthig als nuͤtzlich. Denn auſſer dem, was bereits angefuͤhret, wird ein Land oder Gegend von ſchaͤdlichen reiſ- ſenden Thieren gereiniget und ge- ſaͤubert, das uͤbrige Wild aber an Hirſchen, Rehen, Schweinen, Haſen und Feder-Wildpret in ge- hoͤriger Zeit zu Nutz gebracht. Jn ihrer rechten Ordnung und Maſſe iſt ſie auch eine loͤbliche Ui- bung. Es ſind aber die Jagden unterſchiedlich, nach Art des Wil- des, das gejaget wird, indem theils deſſelben ſich von der Weide naͤhret, theils beißig iſt, und in reiſſenden Thieren beſtehet; unter jene zehlet man die Hirſche, Re- hen, Damm-Hirſche, Haſen, Gem- ſen; unter die beißigen aber die Baͤren, das Schwein, den Luchs, Wolff und Fuchs. Nach Unter- ſcheid der vielerley Arten der Thiere iſt auch die Jagd, nach welcher ihnen nachgeſtellet, und der Zeug, ſo dabey gebraucht wird, unterſchiedlich. Denn einige wer- den mit Tuͤchern umſtellet, durch Hunde

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/592>, abgerufen am 22.11.2024.