Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Lun Abends und Morgens davon, al-lemal einen guten Löffel voll auf das Futter bey neun Tagen. Luntze, Nennen die Jäger von dem ro- Lut, Luth, Eine Laute. Luthee, was ei- Lux-Brüder, Unter den Klopf-Fechtern sind Luxembourg, Lützelburg, Eine wichtige Festung und die Lydii Cantores, Wurden ehemals diejenigen ge- Lyra, Leyer, Ein uraltes mit Saiten bezo- Lyr genes Spielzeug oder Jnstrument,worauf das gantze Systema der Alten erbauet und gegründet worden, welches Mercurius aus einer gefundenen dürren Schild- kröte, daran er mit dem Fusse ohngefehr gestossen, und von deren Klange Gelegenheit genommen, solches Jnstrument zu verfertigen, soll erfunden, und dem Apollo für die demselben gestohlne aber zurückgegebene Rinder abgetreten haben. Sie soll aber damals nur 3 Saiten gehabt haben, deren erste gegen die zweyte ein Semitonium, und die zweyte gegen die dritte einen gantzen Ton ausgemacht, z. E. H, c, d. Apollo soll die 4te Saite, Coroebus die 5te, Hiagnis die sechste und Terpander die sie- bende Saite hinzugethan haben. Jn solchem Zustande soll sie bis auf Pythagoram, oder nach an- dern dem Lycaon geblieben seyn, welcher die achte Saite hinzuge- füget, um die unterste und ober- ste mit einander einstimmend zu machen. Timotheus soll sie mit der 9ten, 10ten und 11ten vermeh- ret haben, zu welchen noch fünf Saiten, von wem aber, ist unbe- kannt, hinzugekommen. Wie- wol andere wollen, Apollo ha- be seine Leyer mit 7 Saiten be- zogen, weil er so viel Monate im Mutterleibe gelegen, daher bey den Argivis bey hoher Strafe ver- boten, sich nicht mehrerer Sai- ten zu bedienen. Wiederum an- dre sagen, Apollo habe 9 Saiten auf seine Leyer gezogen, nach der Anzahl der 9 Musen, oder auch gar 10, weil er selbst mit den Mu- sen 10 Personen ausgemacht. Bey so vielen verschiedenen Meinun- gen läßt sich von der wahren Be- schaffenheit dieses Jnstruments nichts X x 4
[Spaltenumbruch] Lun Abends und Morgens davon, al-lemal einen guten Loͤffel voll auf das Futter bey neun Tagen. Luntze, Nennen die Jaͤger von dem ro- Lut, Luth, Eine Laute. Luthée, was ei- Lux-Bruͤder, Unter den Klopf-Fechtern ſind Luxembourg, Luͤtzelburg, Eine wichtige Feſtung und die Lydii Cantores, Wurden ehemals diejenigen ge- Lyra, Leyer, Ein uraltes mit Saiten bezo- Lyr genes Spielzeug oder Jnſtrument,worauf das gantze Syſtema der Alten erbauet und gegruͤndet worden, welches Mercurius aus einer gefundenen duͤrren Schild- kroͤte, daran er mit dem Fuſſe ohngefehr geſtoſſen, und von deren Klange Gelegenheit genommen, ſolches Jnſtrument zu verfertigen, ſoll erfunden, und dem Apollo fuͤr die demſelben geſtohlne aber zuruͤckgegebene Rinder abgetreten haben. Sie ſoll aber damals nur 3 Saiten gehabt haben, deren erſte gegen die zweyte ein Semitonium, und die zweyte gegen die dritte einen gantzen Ton ausgemacht, z. E. H, c, d. Apollo ſoll die 4te Saite, Coroebus die 5te, Hiagnis die ſechſte und Terpander die ſie- bende Saite hinzugethan haben. Jn ſolchem Zuſtande ſoll ſie bis auf Pythagoram, oder nach an- dern dem Lycaon geblieben ſeyn, welcher die achte Saite hinzuge- fuͤget, um die unterſte und ober- ſte mit einander einſtimmend zu machen. Timotheus ſoll ſie mit der 9ten, 10ten und 11ten vermeh- ret haben, zu welchen noch fuͤnf Saiten, von wem aber, iſt unbe- kannt, hinzugekommen. Wie- wol andere wollen, Apollo ha- be ſeine Leyer mit 7 Saiten be- zogen, weil er ſo viel Monate im Mutterleibe gelegen, daher bey den Argivis bey hoher Strafe ver- boten, ſich nicht mehrerer Sai- ten zu bedienen. Wiederum an- dre ſagen, Apollo habe 9 Saiten auf ſeine Leyer gezogen, nach der Anzahl der 9 Muſen, oder auch gar 10, weil er ſelbſt mit den Mu- ſen 10 Perſonen ausgemacht. Bey ſo vielen verſchiedenen Meinun- gen laͤßt ſich von der wahren Be- ſchaffenheit dieſes Jnſtruments nichts X x 4
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Lun
Lyr
Abends und Morgens davon, al-
lemal einen guten Loͤffel voll auf
das Futter bey neun Tagen.
Luntze,
Nennen die Jaͤger von dem ro-
then und ſchwartzen Wildpret das
Geſchlincke, nemlich Lunge und
Leber. Die Woͤlfe und Fuͤchſe
aber haben eine Lunge.
Lut, Luth,
Eine Laute. Luthée, was ei-
ner Lante gleich iſt. Luthier, ein
Lautenmacher.
Lux-Bruͤder,
Unter den Klopf-Fechtern ſind
diejenigen, welche eine Fecht-
Schule, ſowol wider die Marx-
Bruͤder als Feder-Fechter an-
ſchlagen, als auch um wenigen
Gewinſtes willen, ſo ſie von den
Zuſchauern bekommen, einander
die Haut derb abſchlagen laſſen,
ungeachtet ſie nach geendigter
Schule wiederum zu ihrer alten
Partey uͤbergehen.
Luxembourg, Luͤtzelburg,
Eine wichtige Feſtung und die
Hauptſtadt des Hertzogthums
gleiches Nahmens, welches eine
der 17 Niederlaͤndiſchen Provin-
zen iſt. Ein Theil gehoͤret davon
Franckreich, das meiſte aber zu
den Oeſterreichiſchen Niederlan-
den. Das Wappen deſſelben iſt
ein blauer Loͤwe im gelben Felde,
mit der Crone.
Lydii Cantores,
Wurden ehemals diejenigen ge-
nennet, welche auf den Schau-
buͤhnen ſchaͤndliche Lieder ſungen
oder tantzten.
Lyra, Leyer,
Ein uraltes mit Saiten bezo-
genes Spielzeug oder Jnſtrument,
worauf das gantze Syſtema der
Alten erbauet und gegruͤndet
worden, welches Mercurius aus
einer gefundenen duͤrren Schild-
kroͤte, daran er mit dem Fuſſe
ohngefehr geſtoſſen, und von deren
Klange Gelegenheit genommen,
ſolches Jnſtrument zu verfertigen,
ſoll erfunden, und dem Apollo
fuͤr die demſelben geſtohlne aber
zuruͤckgegebene Rinder abgetreten
haben. Sie ſoll aber damals nur 3
Saiten gehabt haben, deren erſte
gegen die zweyte ein Semitonium,
und die zweyte gegen die dritte
einen gantzen Ton ausgemacht,
z. E. H, c, d. Apollo ſoll die 4te
Saite, Coroebus die 5te, Hiagnis
die ſechſte und Terpander die ſie-
bende Saite hinzugethan haben.
Jn ſolchem Zuſtande ſoll ſie bis
auf Pythagoram, oder nach an-
dern dem Lycaon geblieben ſeyn,
welcher die achte Saite hinzuge-
fuͤget, um die unterſte und ober-
ſte mit einander einſtimmend zu
machen. Timotheus ſoll ſie mit
der 9ten, 10ten und 11ten vermeh-
ret haben, zu welchen noch fuͤnf
Saiten, von wem aber, iſt unbe-
kannt, hinzugekommen. Wie-
wol andere wollen, Apollo ha-
be ſeine Leyer mit 7 Saiten be-
zogen, weil er ſo viel Monate im
Mutterleibe gelegen, daher bey
den Argivis bey hoher Strafe ver-
boten, ſich nicht mehrerer Sai-
ten zu bedienen. Wiederum an-
dre ſagen, Apollo habe 9 Saiten
auf ſeine Leyer gezogen, nach der
Anzahl der 9 Muſen, oder auch
gar 10, weil er ſelbſt mit den Mu-
ſen 10 Perſonen ausgemacht. Bey
ſo vielen verſchiedenen Meinun-
gen laͤßt ſich von der wahren Be-
ſchaffenheit dieſes Jnſtruments
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