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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Bal
her, welche ihren Generalen und
Soldaten in ihren öffentlichen
Schauspielen Präsenten ausge-
theilet, und ist auch noch bey den
Tourniren und Carrousels ge-
bräuchlich, daß man die Preise auf
denen darauf folgenden Bals un-
ter währendem Tantzen austhei-
let. 3) Zapates, sind diese Bal-
lets, welche sich unverhofft prä-
sentiren, und meist auch Geschen-
cke dabey überreichet werden. 4)
Roß-Ballets, diese sind Militairs,
und zeigen, wie weit ein Cavalier
ein so nobles Thier, als ein Pferd
ist, dreßiren kan, und Gelegenheit
hat, seine Geschicklichkeit zu wei-
sen, ein solches Thier auch ad nu-
tum
(auf den Winck) in mensura
und tempo einer Melodie zu re-
gieren. Diese Ballets haben auch
die gehörigen 6 Stücke, nur daß
man sich in den Expreßionen, welche
durch Bewegen geschehen, nach
dem Vermögen der Thiere richten
muß. Endlich giebt es auch noch
andere Arten, welche man Bal-
lets d' Attache nennet, d. i. welche
nicht für sich selbst, sondern mit
andern Repräsentationen ver-
knüpft sind, als 1) bey der Tragö-
die, 2) bey der Comödie, 3) bey der
Opera, 4) bey den Carrousels, 5)
bey den Masqveraden, 6) bey den
Königs-Spielen, 7) bey den Wirth-
schafften, 8) bey den Redouten.
Worbey absonderlich die vielerley
Arten der Völcker in ihren Tan-
tzen, in Consideration kommen.
Auch sind die letzten 4 Arten, als
Essentiale Metaphoren, wenn sie
wohl ordiniret sind, gar sinnreiche
Dinge.

Ballia,

Ein Schrancken oder hohes Ge-
länder, da ein geharnischter Rit-
ter den andern zu Pferde, mit dem
[Spaltenumbruch]

Bal
starcken Spieß oder Lantze im Tur-
nier attaqvirte. Die Ballia war
250 Werckschuh lang, und 6 Schuh
hoch, die Weite zum Einzug war
12 Schuh weit, damit bey dem
Einritt desto mehr Raum blieb.

Ballon, s. Ball.
Ball, Spiel, s. Ball.
Balottades,

Sind lüfftige Sprünge, in die-
ser Art muß das Pferd mit allen
vier Füssen losgemacht seyn, in-
dem es sich zugleich von der Erden
erhebet, und in die Lufft gehet,
und in einem Tempo mit allen 4
Füssen, wie ein Ball wieder zur
Erden fället, welches die zierlich-
ste Art unter den Lufftsprüngen ist.
Je höher nun die Erhebung von
der Erden geschehen kan, ie wohl-
anständiger ist sie, wiewohl auch
solche Höhe eine Eben-Maaß ha-
ben soll, damit das Pferd in sei-
ner Gestalt bleibe, und kein Bäu-
men daraus komme. Von den
Crouppaden sind sie darinnen un-
terschieden, daß wann ein Pferd
balottiret und die Crouppe erhebet,
so weiset es die Eisen, wenn es
aber Crouppaden macht, ziehet es
die Hinter-Füsse unter den Leib zu
sich.

Balzane,

Jst ein Zeichen von weissem
Haar, welches von dem Kegel bis
an den Saum gehet, so wol hin-
ten als vorn. Man unterscheidet
es in Balzane Trastravat, als zwey
rechte und zwey lincke weisse Füsse
oder Creutzweise. Der Aberglau-
be bringt etlichen Reutern ins Ge-
müth, daß darinne eine unglückli-
che Fatalität, an die Balzane sey
angehängt.

Balzane faux,

Falsche Blässe ist ein monstro-

sisches
D 5

[Spaltenumbruch]

Bal
her, welche ihren Generalen und
Soldaten in ihren oͤffentlichen
Schauſpielen Praͤſenten ausge-
theilet, und iſt auch noch bey den
Tourniren und Carrouſels ge-
braͤuchlich, daß man die Preiſe auf
denen darauf folgenden Bals un-
ter waͤhrendem Tantzen austhei-
let. 3) Zapates, ſind dieſe Bal-
lets, welche ſich unverhofft praͤ-
ſentiren, und meiſt auch Geſchen-
cke dabey uͤberreichet werden. 4)
Roß-Ballets, dieſe ſind Militairs,
und zeigen, wie weit ein Cavalier
ein ſo nobles Thier, als ein Pferd
iſt, dreßiren kan, und Gelegenheit
hat, ſeine Geſchicklichkeit zu wei-
ſen, ein ſolches Thier auch ad nu-
tum
(auf den Winck) in menſura
und tempo einer Melodie zu re-
gieren. Dieſe Ballets haben auch
die gehoͤrigen 6 Stuͤcke, nur daß
man ſich in den Expreßionen, welche
durch Bewegen geſchehen, nach
dem Vermoͤgen der Thiere richten
muß. Endlich giebt es auch noch
andere Arten, welche man Bal-
lets d’ Attache nennet, d. i. welche
nicht fuͤr ſich ſelbſt, ſondern mit
andern Repraͤſentationen ver-
knuͤpft ſind, als 1) bey der Tragoͤ-
die, 2) bey der Comoͤdie, 3) bey der
Opera, 4) bey den Carrouſels, 5)
bey den Maſqveraden, 6) bey den
Koͤnigs-Spielen, 7) bey den Wirth-
ſchafften, 8) bey den Redouten.
Worbey abſonderlich die vielerley
Arten der Voͤlcker in ihren Tan-
tzen, in Conſideration kommen.
Auch ſind die letzten 4 Arten, als
Eſſentiale Metaphoren, wenn ſie
wohl ordiniret ſind, gar ſinnreiche
Dinge.

Ballia,

Ein Schrancken oder hohes Ge-
laͤnder, da ein geharniſchter Rit-
ter den andern zu Pferde, mit dem
[Spaltenumbruch]

Bal
ſtarcken Spieß oder Lantze im Tur-
nier attaqvirte. Die Ballia war
250 Werckſchuh lang, und 6 Schuh
hoch, die Weite zum Einzug war
12 Schuh weit, damit bey dem
Einritt deſto mehr Raum blieb.

Ballon, ſ. Ball.
Ball, Spiel, ſ. Ball.
Balottades,

Sind luͤfftige Spruͤnge, in die-
ſer Art muß das Pferd mit allen
vier Fuͤſſen losgemacht ſeyn, in-
dem es ſich zugleich von der Erden
erhebet, und in die Lufft gehet,
und in einem Tempo mit allen 4
Fuͤſſen, wie ein Ball wieder zur
Erden faͤllet, welches die zierlich-
ſte Art unter den Lufftſpruͤngen iſt.
Je hoͤher nun die Erhebung von
der Erden geſchehen kan, ie wohl-
anſtaͤndiger iſt ſie, wiewohl auch
ſolche Hoͤhe eine Eben-Maaß ha-
ben ſoll, damit das Pferd in ſei-
ner Geſtalt bleibe, und kein Baͤu-
men daraus komme. Von den
Crouppaden ſind ſie darinnen un-
terſchieden, daß wann ein Pferd
balottiret und die Crouppe erhebet,
ſo weiſet es die Eiſen, wenn es
aber Crouppaden macht, ziehet es
die Hinter-Fuͤſſe unter den Leib zu
ſich.

Balzane,

Jſt ein Zeichen von weiſſem
Haar, welches von dem Kegel bis
an den Saum gehet, ſo wol hin-
ten als vorn. Man unterſcheidet
es in Balzane Traſtravat, als zwey
rechte und zwey lincke weiſſe Fuͤſſe
oder Creutzweiſe. Der Aberglau-
be bringt etlichen Reutern ins Ge-
muͤth, daß darinne eine ungluͤckli-
che Fatalitaͤt, an die Balzane ſey
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ſiſches
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[0077] Bal Bal her, welche ihren Generalen und Soldaten in ihren oͤffentlichen Schauſpielen Praͤſenten ausge- theilet, und iſt auch noch bey den Tourniren und Carrouſels ge- braͤuchlich, daß man die Preiſe auf denen darauf folgenden Bals un- ter waͤhrendem Tantzen austhei- let. 3) Zapates, ſind dieſe Bal- lets, welche ſich unverhofft praͤ- ſentiren, und meiſt auch Geſchen- cke dabey uͤberreichet werden. 4) Roß-Ballets, dieſe ſind Militairs, und zeigen, wie weit ein Cavalier ein ſo nobles Thier, als ein Pferd iſt, dreßiren kan, und Gelegenheit hat, ſeine Geſchicklichkeit zu wei- ſen, ein ſolches Thier auch ad nu- tum (auf den Winck) in menſura und tempo einer Melodie zu re- gieren. Dieſe Ballets haben auch die gehoͤrigen 6 Stuͤcke, nur daß man ſich in den Expreßionen, welche durch Bewegen geſchehen, nach dem Vermoͤgen der Thiere richten muß. Endlich giebt es auch noch andere Arten, welche man Bal- lets d’ Attache nennet, d. i. welche nicht fuͤr ſich ſelbſt, ſondern mit andern Repraͤſentationen ver- knuͤpft ſind, als 1) bey der Tragoͤ- die, 2) bey der Comoͤdie, 3) bey der Opera, 4) bey den Carrouſels, 5) bey den Maſqveraden, 6) bey den Koͤnigs-Spielen, 7) bey den Wirth- ſchafften, 8) bey den Redouten. Worbey abſonderlich die vielerley Arten der Voͤlcker in ihren Tan- tzen, in Conſideration kommen. Auch ſind die letzten 4 Arten, als Eſſentiale Metaphoren, wenn ſie wohl ordiniret ſind, gar ſinnreiche Dinge. Ballia, Ein Schrancken oder hohes Ge- laͤnder, da ein geharniſchter Rit- ter den andern zu Pferde, mit dem ſtarcken Spieß oder Lantze im Tur- nier attaqvirte. Die Ballia war 250 Werckſchuh lang, und 6 Schuh hoch, die Weite zum Einzug war 12 Schuh weit, damit bey dem Einritt deſto mehr Raum blieb. Ballon, ſ. Ball. Ball, Spiel, ſ. Ball. Balottades, Sind luͤfftige Spruͤnge, in die- ſer Art muß das Pferd mit allen vier Fuͤſſen losgemacht ſeyn, in- dem es ſich zugleich von der Erden erhebet, und in die Lufft gehet, und in einem Tempo mit allen 4 Fuͤſſen, wie ein Ball wieder zur Erden faͤllet, welches die zierlich- ſte Art unter den Lufftſpruͤngen iſt. Je hoͤher nun die Erhebung von der Erden geſchehen kan, ie wohl- anſtaͤndiger iſt ſie, wiewohl auch ſolche Hoͤhe eine Eben-Maaß ha- ben ſoll, damit das Pferd in ſei- ner Geſtalt bleibe, und kein Baͤu- men daraus komme. Von den Crouppaden ſind ſie darinnen un- terſchieden, daß wann ein Pferd balottiret und die Crouppe erhebet, ſo weiſet es die Eiſen, wenn es aber Crouppaden macht, ziehet es die Hinter-Fuͤſſe unter den Leib zu ſich. Balzane, Jſt ein Zeichen von weiſſem Haar, welches von dem Kegel bis an den Saum gehet, ſo wol hin- ten als vorn. Man unterſcheidet es in Balzane Traſtravat, als zwey rechte und zwey lincke weiſſe Fuͤſſe oder Creutzweiſe. Der Aberglau- be bringt etlichen Reutern ins Ge- muͤth, daß darinne eine ungluͤckli- che Fatalitaͤt, an die Balzane ſey angehaͤngt. Balzane faux, Falſche Blaͤſſe iſt ein monſtro- ſiſches D 5

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/77>, abgerufen am 24.11.2024.