Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Nar dernich wenn inwendig im Tum-meln und Lauffen das Rothe her- vor blicket, und sie dabey schnar- chen und brausen, wie dann die englöcherichten Nasen der Pferde ein Zeichen eines schwachen A- thems sind, daher sie von etlichen etwas aufgeschnitten werden, ih- nen damit zu helffen; welches in kriegerischen Actionen, da der Athem beständig ausdauren muß, nicht undienlich ist: Es ist aber gemeiniglich ein Misbrauch, daß, wenn man einem Pferde die Na- sen aufschlitzet, auch die Ohren müssen abgeschnitten werden, und also die Ohren offtmals der Nasen entgelten sollen. Narren-Gesellschafft, Orden, Jst An. 1381 an dem Tage Cu- Nas Narren-Gesellschafft wurde auchin Pohlen in der Mitte des 14 Se- culi von etlichen Magnaten auf- gerichtet. Sie creirten darinne einen König, Reichs-Räthe, Ca- stellane, Kron-Jägermeister und andere Officianten mehr. Wer nun was lächerliches oder närri- sches an sich hatte, dem schickten sie eine Vocation zu solchem Am- te ins Haus, und gieng das Ab- sehen dieser Gesellschafft dahin, daß die jungen Leute vor allen dergleichen übel anstehenden Ge- wohnheiten, die darinnen censi- ret wurden, sich möchten hüten lernen. Nasat, Diapente pileata, Jst eine gedeckte Qvint oder ter- D d d 2
[Spaltenumbruch] Nar dernich wenn inwendig im Tum-meln und Lauffen das Rothe her- vor blicket, und ſie dabey ſchnar- chen und brauſen, wie dann die engloͤcherichten Naſen der Pferde ein Zeichen eines ſchwachen A- thems ſind, daher ſie von etlichen etwas aufgeſchnitten werden, ih- nen damit zu helffen; welches in kriegeriſchen Actionen, da der Athem beſtaͤndig ausdauren muß, nicht undienlich iſt: Es iſt aber gemeiniglich ein Misbrauch, daß, wenn man einem Pferde die Na- ſen aufſchlitzet, auch die Ohren muͤſſen abgeſchnitten werden, und alſo die Ohren offtmals der Naſen entgelten ſollen. Narren-Geſellſchafft, Orden, Jſt An. 1381 an dem Tage Cu- Naſ Narren-Geſellſchafft wurde auchin Pohlen in der Mitte des 14 Se- culi von etlichen Magnaten auf- gerichtet. Sie creirten darinne einen Koͤnig, Reichs-Raͤthe, Ca- ſtellane, Kron-Jaͤgermeiſter und andere Officianten mehr. Wer nun was laͤcherliches oder naͤrri- ſches an ſich hatte, dem ſchickten ſie eine Vocation zu ſolchem Am- te ins Haus, und gieng das Ab- ſehen dieſer Geſellſchafft dahin, daß die jungen Leute vor allen dergleichen uͤbel anſtehenden Ge- wohnheiten, die darinnen cenſi- ret wurden, ſich moͤchten huͤten lernen. Naſat, Diapente pileata, Jſt eine gedeckte Qvint oder ter- D d d 2
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Nar
Naſ
dernich wenn inwendig im Tum-
meln und Lauffen das Rothe her-
vor blicket, und ſie dabey ſchnar-
chen und brauſen, wie dann die
engloͤcherichten Naſen der Pferde
ein Zeichen eines ſchwachen A-
thems ſind, daher ſie von etlichen
etwas aufgeſchnitten werden, ih-
nen damit zu helffen; welches in
kriegeriſchen Actionen, da der
Athem beſtaͤndig ausdauren muß,
nicht undienlich iſt: Es iſt aber
gemeiniglich ein Misbrauch, daß,
wenn man einem Pferde die Na-
ſen aufſchlitzet, auch die Ohren
muͤſſen abgeſchnitten werden,
und alſo die Ohren offtmals der
Naſen entgelten ſollen.
Narren-Geſellſchafft,
Orden,
Jſt An. 1381 an dem Tage Cu-
niberti, von dem Grafen zu Cle-
ve, Adolpho und andern 35 Her-
ren geſtifftet worden: Das Or-
dens-Zeichen, welches ſich die Mit-
glieder auf ihre Kleider ſticken lieſ-
ſen, ſtellete einen Narren vor,
der eine halb rothe und halb ſilber-
ne geſtickte Kappe mit gelben
Schellen und ſchwartzen Schuhen
anhatte, darneben eine verguͤlde-
te Schuͤſſel mit Fruͤchten in der
Hand hielt. Jhre Zuſammen-
kunft war zu Cleve, allwo in dem
Archiv ein Brief zu finden ſeyn
foll, welchen die obgedachte Stif-
ter ſaͤmtlich unterſchrieben, und
darinnen unter andern enthalten,
daß die Societaͤt jaͤhrlich einen
Koͤnig und 6 Raths-Herren unter
ſich wehlen, derjenige aber, ſo den
Narren nicht taͤglich auf den Klei-
dern tragen wuͤrde, den Armen
zum beſten drey turoniſche Gro-
ſchen erlegen ſolte. Dergleichen
Narren-Geſellſchafft wurde auch
in Pohlen in der Mitte des 14 Se-
culi von etlichen Magnaten auf-
gerichtet. Sie creirten darinne
einen Koͤnig, Reichs-Raͤthe, Ca-
ſtellane, Kron-Jaͤgermeiſter und
andere Officianten mehr. Wer
nun was laͤcherliches oder naͤrri-
ſches an ſich hatte, dem ſchickten
ſie eine Vocation zu ſolchem Am-
te ins Haus, und gieng das Ab-
ſehen dieſer Geſellſchafft dahin,
daß die jungen Leute vor allen
dergleichen uͤbel anſtehenden Ge-
wohnheiten, die darinnen cenſi-
ret wurden, ſich moͤchten huͤten
lernen.
Naſat, Diapente pileata,
Jſt eine gedeckte Qvint oder
Orgel-Stimme, ſonſt Gemshorn
genannt, welche oben nur halb ſo
weit als unten iſt. Sie hat kei-
nes weges ihren Nahmen von der
Naſe, obgleich die Frantzoſen die-
ſelbe Nazard oder gar Naſarde
ſchreiben, und meinen, der Klang
habe was noͤſelndes, nieſelndes
oder durch die Naſe ſingendes an
ſich. Dieſen ihren Wahn gruͤn-
den ſie auf die gantz kleine Geſtalt
einiger zum Naſat gehoͤriger
Pfeiffen; da es doch Gems-Hoͤr-
ner giebt von anderthalb, von 2,
4, 8 bis 16 Fuß Ton, welche ge-
wiß groß genug an der Pfeiffen-
Maaß ſind. Zudem iſt das Nie-
ſeln eben ſo angenehm nicht, daß
man es in ein Orgel-Werck brin-
gen duͤrffte. Das Wort Naſat
heiſſet vielmehr Nach-Satz. Denn
die Niederlaͤnder, von welchen
die mehreſten Verbeſſerungen der
Orgel wercke herruͤhren, nennen das
Principal den Vor-Satz oder
Praͤſtant, die Mixtur den Hin-
ter-
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