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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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me zu rechter Zeit, und in rechter
Ordnung angewendet wird.

l' Ours, der Bär,

Gehört unter das grosse Wild-
pret, und ist ein sehr starckes und
grimmiges Thier, absonderlich
wenn es erzürnet ist, wiewol es
sonsten von sich selber den Men-
schen nicht leicht Schaden zufügt.
Es finden sich derselben unter-
schiedliche Geschlechte, deren Un-
terscheid vornemlich in der Grösse,
Farbe, Nahrung und natürlichen
Eigenschafften bestehet. Denn
etliche sind groß, etliche kleiner,
etliche schwartz, und zwar die
meiste, etliche weiß, welche allein
in Eißland und Moscau anzu-
treffen sind, etliche gelb und Ca-
stanien-braun, dergleichen es in
Arabia giebt. Die jungen Bäre
werden gesetzt in der grossen Käl-
te um Weihnachten, sind anfäng-
lich sehr klein, wie eine Ratz,
und bis zum 5ten Tage blind, wenn
sie klein sind, sind sie kurtzweilig,
können die Bäume leicht hinauf klet-
tern, und den Honig suchen, dar-
von sie grosse Liebhaber sind,
wenn ein jünger Bär ein Jahr
alt ist, so verläst er seine Mutter.
Sie wohnen gern in grossen wü-
sten Wäldern, worinnen es Fel-
sen, Klippen und Höhlen hat.
Jhr schwächstes Glied ist das
Haupt, hingegen haben sie in den
Tatzen desto grössere Krafft, daß
sie einen Hund ersticken können,
doch sind die Zähne schädlicher als
die Klauen, an welchen sie nach
der Brunst pflegen zu sangen,
und können etliche 20 Jahr leben.
Man kan ihnen allerhand Künste
angewöhnen, welches sonderlich
die Polen practiciren, und sie mi[t]
Trompeten und Schalmeyen be-
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Ouv
täuben. Sie werden geschossen,
auch mit Knebelspiessen mit Hülffe
starcker Englischen Hunde gefan-
gen. So bald ihn aber ein Jäger
verwundet, gehet er schnell auf
ihn los, und suchet ihm das Fang-
Eisen aus der Hand zu drehen.
s. Bär.

Outrer, cheval outre de
douleur,

Bedeutet ein Pferd, das aus-
gemergelt, abgemattet, von
Schmertzen eingenommen, und
völlig zu schanden geritten ist,
welches auf mancherley Art und
Weise geschehen kan.

Ouverture,

Eine Eröffnung. Jn der Mu-
sic führet diesen Nahmen eine ge-
wisse Jnstrumental-Piece, weil sie
gleichsam die Thüre zu den Svi-
ten oder folgenden Sachen auf-
schliesset. Jhr eigentlicher Platz
ist zu Anfang einer Opera, oder
eines andern Schau-Spieles, wie-
wol man sie auch vor Cammer-
Sachen setzet. Sie leidet haupt-
sächlich zwo Eintheilungen, deren
erste einen eigenen Tact, und or-
dentlicher Weise den zwey halben
haben wird, dabey ein etwas
frisches, ermunterndes und auch
zugleich erhabenes Wesen mit sich
führet, kurtz und wohl gefasset,
auch mehrentheils nicht über 2
Cadenzen aufs höchste zulassen
muß. Der zweyte Theil bestehet
in einem nach der freyen Erfin-
dung des Componisten eingerich-
teten brillirenden Themate, wel-
ches entweder eine reguliere oder
irreguliere Fuge, bisweilen und
mehrentheils auch nur eine blosse,
aber lebhafte Jmitation seyn kan.
Die meisten Frantzösischen Ou-

ver-
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Our
me zu rechter Zeit, und in rechter
Ordnung angewendet wird.

l’ Ours, der Baͤr,

Gehoͤrt unter das groſſe Wild-
pret, und iſt ein ſehr ſtarckes und
grimmiges Thier, abſonderlich
wenn es erzuͤrnet iſt, wiewol es
ſonſten von ſich ſelber den Men-
ſchen nicht leicht Schaden zufuͤgt.
Es finden ſich derſelben unter-
ſchiedliche Geſchlechte, deren Un-
terſcheid vornemlich in der Groͤſſe,
Farbe, Nahrung und natuͤrlichen
Eigenſchafften beſtehet. Denn
etliche ſind groß, etliche kleiner,
etliche ſchwartz, und zwar die
meiſte, etliche weiß, welche allein
in Eißland und Moſcau anzu-
treffen ſind, etliche gelb und Ca-
ſtanien-braun, dergleichen es in
Arabia giebt. Die jungen Baͤre
werden geſetzt in der groſſen Kaͤl-
te um Weihnachten, ſind anfaͤng-
lich ſehr klein, wie eine Ratz,
und bis zum 5ten Tage blind, wenn
ſie klein ſind, ſind ſie kurtzweilig,
koͤñen die Baͤume leicht hinauf klet-
tern, und den Honig ſuchen, dar-
von ſie groſſe Liebhaber ſind,
wenn ein juͤnger Baͤr ein Jahr
alt iſt, ſo verlaͤſt er ſeine Mutter.
Sie wohnen gern in groſſen wuͤ-
ſten Waͤldern, worinnen es Fel-
ſen, Klippen und Hoͤhlen hat.
Jhr ſchwaͤchſtes Glied iſt das
Haupt, hingegen haben ſie in den
Tatzen deſto groͤſſere Krafft, daß
ſie einen Hund erſticken koͤnnen,
doch ſind die Zaͤhne ſchaͤdlicher als
die Klauen, an welchen ſie nach
der Brunſt pflegen zu ſangen,
und koͤnnen etliche 20 Jahr leben.
Man kan ihnen allerhand Kuͤnſte
angewoͤhnen, welches ſonderlich
die Polen practiciren, und ſie mi[t]
Trompeten und Schalmeyen be-
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Ouv
taͤuben. Sie werden geſchoſſen,
auch mit Knebelſpieſſen mit Huͤlffe
ſtarcker Engliſchen Hunde gefan-
gen. So bald ihn aber ein Jaͤger
verwundet, gehet er ſchnell auf
ihn los, und ſuchet ihm das Fang-
Eiſen aus der Hand zu drehen.
ſ. Baͤr.

Outrer, cheval outré de
douleur,

Bedeutet ein Pferd, das aus-
gemergelt, abgemattet, von
Schmertzen eingenommen, und
voͤllig zu ſchanden geritten iſt,
welches auf mancherley Art und
Weiſe geſchehen kan.

Ouverture,

Eine Eroͤffnung. Jn der Mu-
ſic fuͤhret dieſen Nahmen eine ge-
wiſſe Jnſtrumental-Piece, weil ſie
gleichſam die Thuͤre zu den Svi-
ten oder folgenden Sachen auf-
ſchlieſſet. Jhr eigentlicher Platz
iſt zu Anfang einer Opera, oder
eines andern Schau-Spieles, wie-
wol man ſie auch vor Cammer-
Sachen ſetzet. Sie leidet haupt-
ſaͤchlich zwo Eintheilungen, deren
erſte einen eigenen Tact, und or-
dentlicher Weiſe den zwey halben
haben wird, dabey ein etwas
friſches, ermunterndes und auch
zugleich erhabenes Weſen mit ſich
fuͤhret, kurtz und wohl gefaſſet,
auch mehrentheils nicht uͤber 2
Cadenzen aufs hoͤchſte zulaſſen
muß. Der zweyte Theil beſtehet
in einem nach der freyen Erfin-
dung des Componiſten eingerich-
teten brillirenden Themate, wel-
ches entweder eine reguliere oder
irreguliere Fuge, bisweilen und
mehrentheils auch nur eine bloſſe,
aber lebhafte Jmitation ſeyn kan.
Die meiſten Frantzoͤſiſchen Ou-

ver-
G g g 4
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[0859] Our Ouv me zu rechter Zeit, und in rechter Ordnung angewendet wird. l’ Ours, der Baͤr, Gehoͤrt unter das groſſe Wild- pret, und iſt ein ſehr ſtarckes und grimmiges Thier, abſonderlich wenn es erzuͤrnet iſt, wiewol es ſonſten von ſich ſelber den Men- ſchen nicht leicht Schaden zufuͤgt. Es finden ſich derſelben unter- ſchiedliche Geſchlechte, deren Un- terſcheid vornemlich in der Groͤſſe, Farbe, Nahrung und natuͤrlichen Eigenſchafften beſtehet. Denn etliche ſind groß, etliche kleiner, etliche ſchwartz, und zwar die meiſte, etliche weiß, welche allein in Eißland und Moſcau anzu- treffen ſind, etliche gelb und Ca- ſtanien-braun, dergleichen es in Arabia giebt. Die jungen Baͤre werden geſetzt in der groſſen Kaͤl- te um Weihnachten, ſind anfaͤng- lich ſehr klein, wie eine Ratz, und bis zum 5ten Tage blind, wenn ſie klein ſind, ſind ſie kurtzweilig, koͤñen die Baͤume leicht hinauf klet- tern, und den Honig ſuchen, dar- von ſie groſſe Liebhaber ſind, wenn ein juͤnger Baͤr ein Jahr alt iſt, ſo verlaͤſt er ſeine Mutter. Sie wohnen gern in groſſen wuͤ- ſten Waͤldern, worinnen es Fel- ſen, Klippen und Hoͤhlen hat. Jhr ſchwaͤchſtes Glied iſt das Haupt, hingegen haben ſie in den Tatzen deſto groͤſſere Krafft, daß ſie einen Hund erſticken koͤnnen, doch ſind die Zaͤhne ſchaͤdlicher als die Klauen, an welchen ſie nach der Brunſt pflegen zu ſangen, und koͤnnen etliche 20 Jahr leben. Man kan ihnen allerhand Kuͤnſte angewoͤhnen, welches ſonderlich die Polen practiciren, und ſie mit Trompeten und Schalmeyen be- taͤuben. Sie werden geſchoſſen, auch mit Knebelſpieſſen mit Huͤlffe ſtarcker Engliſchen Hunde gefan- gen. So bald ihn aber ein Jaͤger verwundet, gehet er ſchnell auf ihn los, und ſuchet ihm das Fang- Eiſen aus der Hand zu drehen. ſ. Baͤr. Outrer, cheval outré de douleur, Bedeutet ein Pferd, das aus- gemergelt, abgemattet, von Schmertzen eingenommen, und voͤllig zu ſchanden geritten iſt, welches auf mancherley Art und Weiſe geſchehen kan. Ouverture, Eine Eroͤffnung. Jn der Mu- ſic fuͤhret dieſen Nahmen eine ge- wiſſe Jnſtrumental-Piece, weil ſie gleichſam die Thuͤre zu den Svi- ten oder folgenden Sachen auf- ſchlieſſet. Jhr eigentlicher Platz iſt zu Anfang einer Opera, oder eines andern Schau-Spieles, wie- wol man ſie auch vor Cammer- Sachen ſetzet. Sie leidet haupt- ſaͤchlich zwo Eintheilungen, deren erſte einen eigenen Tact, und or- dentlicher Weiſe den zwey halben haben wird, dabey ein etwas friſches, ermunterndes und auch zugleich erhabenes Weſen mit ſich fuͤhret, kurtz und wohl gefaſſet, auch mehrentheils nicht uͤber 2 Cadenzen aufs hoͤchſte zulaſſen muß. Der zweyte Theil beſtehet in einem nach der freyen Erfin- dung des Componiſten eingerich- teten brillirenden Themate, wel- ches entweder eine reguliere oder irreguliere Fuge, bisweilen und mehrentheils auch nur eine bloſſe, aber lebhafte Jmitation ſeyn kan. Die meiſten Frantzoͤſiſchen Ou- ver- G g g 4

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/859>, abgerufen am 22.11.2024.