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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Pas
treu seyn? Was vor Lectiones
und Auctores sie tractiren, ob sie
auch zum öfftern Disputationes
und Orationes halten? Ob der
Studirenden viel seyn, und wie
sie gehalten werden? Ob die rit-
terlichen Exercitia wohl bestellt,
und mit tüchtigen Maitres verse-
hen seyn? Ferner: Was es vor
eine Beschaffenheit mit dem ge-
meinen Wesen habe? Ob es ein
Status rectus oder aberrans seye?
Ob das gemeine Wesen Monar-
chisch, Aristocratisch oder Demo-
crat
isch seye? Was für Gesetze
floriren? Ob das Regiment abso-
lut
seye oder nicht? Ob es erblich
oder nicht erblich? Was man all-
da für Land- und Stadt-Recht
habe? Ob eine Stadt grosses
Einkommen von der Steuer, Zöl-
len und dergleichen habe? Ob die
Unterthanen müssen viel Tribut,
Steuer und Anlagen geben? Wie
die Judicia exerciret, und was vor
Processe darinnen gehalten wer-
den, sowol in civil-als criminal-
Sachen? Ob die Justitz schleunig
ertheilet werde, und wohin die
Appellation gehe? So soll er auch
Achtung geben auf allerhand gute
Ordnungen, als Tumult und Auf-
ruhr vorzukommen, gute Nacht-
wacht zu halten, Feuer-Ordnung,
Kleider-Ordnung, Ordnung im
Kauffen und Verkauffen, ob ein
Regiment viel Unterthanen habe?
Ob der Herrschafft Macht grösser
sey zu Wasser als zu Land, mäch-
tiger zu Pferd als zu Fuß, wie es
mit Munition und Victualien
versehen? Ob es mit andern in
Bündniß seye oder nicht? Ob es
viel tapffere Leute gebe in allerhand
Künsten, als im Kriegs-Wesen
gute Obriste und Kriegs-Bedien-
te, worinnen die Nahrung der
[Spaltenumbruch]
Pas
Unterthanen bestehe, was für
Waaren in das Land, und wieder
hinaus geführet werden? Weiter
soll ein Reisender sehen, ob die
Stadt feste sey, ob sie auf einem
Berg oder Ebene, am Meer oder
Wasserstrom lieget, und wie groß
sie im Bezirck seye? Er soll auch
besichtigen die Kirchen, Capellen,
Klöster, Schulen, Hospitäle, der
Fürsten oder Herren Wohnungen
und Palläste, schöne Märckte,
Rath-Spiel-Zeug-Korn- und
Proviant-Häuser, Lust- und Thier-
Garten, die schöne Wasserwercke.
Jtem, die Bibliothecken, Kunst-
Kammern, Antiquitaeten, Ehren-
Seulen, alte Müntzen, und was
dergleichen mehr.

Passager, oder Promener
un cheval,

Heist ein Pferd im Trot auf
zweyen Fußtapffen passagiren, in-
dem man es an einer Mauer qveer
oder neben der Seite gehen läst,
daß es des Reuters Schenckel
weicht, und die Groppa einhält,
also daß die Hanche und Schul-
tern zwey Parallel-Linien formi-
ren. V. Traverser.

Passagier,

Jst der Nahme, welchen man
einem Falcken oder Habichte
giebt, der im ersten Jahre seines
Alters, zur Zeit, da diese Raub-
Vögel sonsten ihren Strich zu ha-
ben pflegen, nemlich vom Sep-
tember bis in den December ge-
fangen wird. Wenn ein Falcke-
nier einen Passagier kauffen will,
soll er auf folgende Stücke wohl
Acht haben: Erstlich soll er an
dem Kopff auswendig nachsehen,
ob die Augen sauber und rein; ob
die Ohren rein und gesund, inglei-

chen,

[Spaltenumbruch]

Paſ
treu ſeyn? Was vor Lectiones
und Auctores ſie tractiren, ob ſie
auch zum oͤfftern Diſputationes
und Orationes halten? Ob der
Studirenden viel ſeyn, und wie
ſie gehalten werden? Ob die rit-
terlichen Exercitia wohl beſtellt,
und mit tuͤchtigen Maitres verſe-
hen ſeyn? Ferner: Was es vor
eine Beſchaffenheit mit dem ge-
meinen Weſen habe? Ob es ein
Status rectus oder aberrans ſeye?
Ob das gemeine Weſen Monar-
chiſch, Ariſtocratiſch oder Demo-
crat
iſch ſeye? Was fuͤr Geſetze
floriren? Ob das Regiment abſo-
lut
ſeye oder nicht? Ob es erblich
oder nicht erblich? Was man all-
da fuͤr Land- und Stadt-Recht
habe? Ob eine Stadt groſſes
Einkommen von der Steuer, Zoͤl-
len und dergleichen habe? Ob die
Unterthanen muͤſſen viel Tribut,
Steuer und Anlagen geben? Wie
die Judicia exerciret, und was vor
Proceſſe darinnen gehalten wer-
den, ſowol in civil-als criminal-
Sachen? Ob die Juſtitz ſchleunig
ertheilet werde, und wohin die
Appellation gehe? So ſoll er auch
Achtung geben auf allerhand gute
Ordnungen, als Tumult und Auf-
ruhr vorzukommen, gute Nacht-
wacht zu halten, Feuer-Ordnung,
Kleider-Ordnung, Ordnung im
Kauffen und Verkauffen, ob ein
Regiment viel Unterthanen habe?
Ob der Herrſchafft Macht groͤſſer
ſey zu Waſſer als zu Land, maͤch-
tiger zu Pferd als zu Fuß, wie es
mit Munition und Victualien
verſehen? Ob es mit andern in
Buͤndniß ſeye oder nicht? Ob es
viel tapffere Leute gebe in allerhand
Kuͤnſten, als im Kriegs-Weſen
gute Obriſte und Kriegs-Bedien-
te, worinnen die Nahrung der
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Paſ
Unterthanen beſtehe, was fuͤr
Waaren in das Land, und wieder
hinaus gefuͤhret werden? Weiter
ſoll ein Reiſender ſehen, ob die
Stadt feſte ſey, ob ſie auf einem
Berg oder Ebene, am Meer oder
Waſſerſtrom lieget, und wie groß
ſie im Bezirck ſeye? Er ſoll auch
beſichtigen die Kirchen, Capellen,
Kloͤſter, Schulen, Hoſpitaͤle, der
Fuͤrſten oder Herren Wohnungen
und Pallaͤſte, ſchoͤne Maͤrckte,
Rath-Spiel-Zeug-Korn- und
Proviant-Haͤuſer, Luſt- und Thier-
Garten, die ſchoͤne Waſſerwercke.
Jtem, die Bibliothecken, Kunſt-
Kammern, Antiquitæten, Ehren-
Seulen, alte Muͤntzen, und was
dergleichen mehr.

Paſſager, oder Promener
un cheval,

Heiſt ein Pferd im Trot auf
zweyen Fußtapffen paſſagiren, in-
dem man es an einer Mauer qveer
oder neben der Seite gehen laͤſt,
daß es des Reuters Schenckel
weicht, und die Groppa einhaͤlt,
alſo daß die Hanche und Schul-
tern zwey Parallel-Linien formi-
ren. V. Traverſer.

Paſſagier,

Jſt der Nahme, welchen man
einem Falcken oder Habichte
giebt, der im erſten Jahre ſeines
Alters, zur Zeit, da dieſe Raub-
Voͤgel ſonſten ihren Strich zu ha-
ben pflegen, nemlich vom Sep-
tember bis in den December ge-
fangen wird. Wenn ein Falcke-
nier einen Paſſagier kauffen will,
ſoll er auf folgende Stuͤcke wohl
Acht haben: Erſtlich ſoll er an
dem Kopff auswendig nachſehen,
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die Ohren rein und geſund, inglei-

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[0881] Paſ Paſ treu ſeyn? Was vor Lectiones und Auctores ſie tractiren, ob ſie auch zum oͤfftern Diſputationes und Orationes halten? Ob der Studirenden viel ſeyn, und wie ſie gehalten werden? Ob die rit- terlichen Exercitia wohl beſtellt, und mit tuͤchtigen Maitres verſe- hen ſeyn? Ferner: Was es vor eine Beſchaffenheit mit dem ge- meinen Weſen habe? Ob es ein Status rectus oder aberrans ſeye? Ob das gemeine Weſen Monar- chiſch, Ariſtocratiſch oder Demo- cratiſch ſeye? Was fuͤr Geſetze floriren? Ob das Regiment abſo- lut ſeye oder nicht? Ob es erblich oder nicht erblich? Was man all- da fuͤr Land- und Stadt-Recht habe? Ob eine Stadt groſſes Einkommen von der Steuer, Zoͤl- len und dergleichen habe? Ob die Unterthanen muͤſſen viel Tribut, Steuer und Anlagen geben? Wie die Judicia exerciret, und was vor Proceſſe darinnen gehalten wer- den, ſowol in civil-als criminal- Sachen? Ob die Juſtitz ſchleunig ertheilet werde, und wohin die Appellation gehe? So ſoll er auch Achtung geben auf allerhand gute Ordnungen, als Tumult und Auf- ruhr vorzukommen, gute Nacht- wacht zu halten, Feuer-Ordnung, Kleider-Ordnung, Ordnung im Kauffen und Verkauffen, ob ein Regiment viel Unterthanen habe? Ob der Herrſchafft Macht groͤſſer ſey zu Waſſer als zu Land, maͤch- tiger zu Pferd als zu Fuß, wie es mit Munition und Victualien verſehen? Ob es mit andern in Buͤndniß ſeye oder nicht? Ob es viel tapffere Leute gebe in allerhand Kuͤnſten, als im Kriegs-Weſen gute Obriſte und Kriegs-Bedien- te, worinnen die Nahrung der Unterthanen beſtehe, was fuͤr Waaren in das Land, und wieder hinaus gefuͤhret werden? Weiter ſoll ein Reiſender ſehen, ob die Stadt feſte ſey, ob ſie auf einem Berg oder Ebene, am Meer oder Waſſerſtrom lieget, und wie groß ſie im Bezirck ſeye? Er ſoll auch beſichtigen die Kirchen, Capellen, Kloͤſter, Schulen, Hoſpitaͤle, der Fuͤrſten oder Herren Wohnungen und Pallaͤſte, ſchoͤne Maͤrckte, Rath-Spiel-Zeug-Korn- und Proviant-Haͤuſer, Luſt- und Thier- Garten, die ſchoͤne Waſſerwercke. Jtem, die Bibliothecken, Kunſt- Kammern, Antiquitæten, Ehren- Seulen, alte Muͤntzen, und was dergleichen mehr. Paſſager, oder Promener un cheval, Heiſt ein Pferd im Trot auf zweyen Fußtapffen paſſagiren, in- dem man es an einer Mauer qveer oder neben der Seite gehen laͤſt, daß es des Reuters Schenckel weicht, und die Groppa einhaͤlt, alſo daß die Hanche und Schul- tern zwey Parallel-Linien formi- ren. V. Traverſer. Paſſagier, Jſt der Nahme, welchen man einem Falcken oder Habichte giebt, der im erſten Jahre ſeines Alters, zur Zeit, da dieſe Raub- Voͤgel ſonſten ihren Strich zu ha- ben pflegen, nemlich vom Sep- tember bis in den December ge- fangen wird. Wenn ein Falcke- nier einen Paſſagier kauffen will, ſoll er auf folgende Stuͤcke wohl Acht haben: Erſtlich ſoll er an dem Kopff auswendig nachſehen, ob die Augen ſauber und rein; ob die Ohren rein und geſund, inglei- chen,

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/881>, abgerufen am 22.11.2024.