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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Pas
chen, ob die Nasen-Löcher offen
seyn; zum andern soll er dem Vo-
gel, so weit als er kan in den Hals
hinein sehen, um zu erfahren, ob
alles gesund und unversehret sey?
ob er keine Finnen an der Zunge
habe? ob der Hals weit ange-
lauffen, ingleichen, ob er im Maul
alterirt sey, welches man mit dem
Mittel-Finger fühlen kan. Und
endlich drittens hat er beym übri-
gen Leibe zu beobachten: Ob der
Vogel die Flügel recht und an
ihrer Stelle trägt, und ob er sie
über einander schlägt? ob er sie
recht beweget, wie es sich gebüh-
ret, wenn man ihn auf der Faust
ein wenig schüttelt? ob die Flügel
überall gantz, oder ihm der Trä-
ger nicht vielleicht eine versehrte
Feder ausgerissen? denn dieses
thun sie offtmahls, auf daß die
Vögel überall glatt aussehen, und
sie dieselben desto eher an den
Mann bringen mögen; ob der
Schwantz seine zwölff Federn ha-
be oder nicht? ob die Hände über-
all sauber sind, und keine War-
tzen haben, oder ob sie zu hitzig,
geschwollen, oder sonst versehret
sind? ob der Rücken starck oder
schwach ist, welches man sehen
kan, wenn man ihn ein wenig
auf der Faust bewegt, oder eine
Treppe mit ihm herab gehet, da
er, wo er schwach, gleich die Flü-
gel sperren, und sich für dem Fall
fürchten wird. Endlich hat er
auch Achtung zu geben, ob der
Vogel fräßig ist, denn dieses sind
gemeiniglich die besten; wie denn
auch diejenigen, so nicht flattern,
sondern sich gegen dem Winde
schliessen, vor die besten und ge-
fündesten gehalten werden. Ei-
nen Passagier-Falcken zahm zu ge-
wöhnen und abzutragen, ist eine
[Spaltenumbruch]
Pas
verdrüßliche und mühsame Arbeit;
massen dieser Vogel durch vieles
Herumwandern schon klug wor-
den, und also wol durch fünff-tä-
gig- und fünff-nächtiges Wachen
bezwungen werden muß, bis er
gantz übertäubet ist, und alle seine
vorige gehabte Freyheit gäntzlich
vergessen hat. Vor allen muß man
ihn anfänglich zu der Haube ge-
wöhnen, ihm grosse Schellen an-
legen, und drey bis vier Wochen
fleißig umher tragen, ehe man
ihm recht wohl trauen darff. Zu
dem hohen Weide-Werck wird er
auf junge Reiher oder Störche,
Truthüner, oder junge zahme graue
Gänse, abgerichtet; auf den Ha-
sen-Fang aber erstlich in der Kam-
mer ein grau Caninichen zu fan-
gen angewöhnet, hernach im frey-
en Felde, ein ausgestopffter Ha-
sen-Balg, an einer langen Schnur,
durch einen Mann zu Pferde,
demselben schnell vorgezogen, da-
mit er einen Hasen kennen lerne,
und solchergestalt wird man mit
ihm bald dergleichen baitzen kön-
nen. Mit dem Rebhuhn, Ente
und Wachtel hat es gleiche Be-
wandniß; worzu man ihn von
diesem Feder-Wild gewöhnen
will, demselben müssen die stärck-
sten Schwing-Federn ausgerauf-
fet werden, daß es nicht fliegen
könne: Wenn nun der Falcke
hungerig, wird er von sich selbst
gantz begierig drauf fallen, wel-
chen man aber gemach bedecken,
den Vogel ihm säuberlich abneh-
men, und mit dem Hirn, Her-
tzen, Eingeweide und einem Schen-
ckel, als seiner Gerechtigkeit, ver-
gnügen und befriedigen kan.

Passamezzo,

Ein Jtalienischer Tantz, von

passa-

[Spaltenumbruch]

Paſ
chen, ob die Naſen-Loͤcher offen
ſeyn; zum andern ſoll er dem Vo-
gel, ſo weit als er kan in den Hals
hinein ſehen, um zu erfahren, ob
alles geſund und unverſehret ſey?
ob er keine Finnen an der Zunge
habe? ob der Hals weit ange-
lauffen, ingleichen, ob er im Maul
alterirt ſey, welches man mit dem
Mittel-Finger fuͤhlen kan. Und
endlich drittens hat er beym uͤbri-
gen Leibe zu beobachten: Ob der
Vogel die Fluͤgel recht und an
ihrer Stelle traͤgt, und ob er ſie
uͤber einander ſchlaͤgt? ob er ſie
recht beweget, wie es ſich gebuͤh-
ret, wenn man ihn auf der Fauſt
ein wenig ſchuͤttelt? ob die Fluͤgel
uͤberall gantz, oder ihm der Traͤ-
ger nicht vielleicht eine verſehrte
Feder ausgeriſſen? denn dieſes
thun ſie offtmahls, auf daß die
Voͤgel uͤberall glatt ausſehen, und
ſie dieſelben deſto eher an den
Mann bringen moͤgen; ob der
Schwantz ſeine zwoͤlff Federn ha-
be oder nicht? ob die Haͤnde uͤber-
all ſauber ſind, und keine War-
tzen haben, oder ob ſie zu hitzig,
geſchwollen, oder ſonſt verſehret
ſind? ob der Ruͤcken ſtarck oder
ſchwach iſt, welches man ſehen
kan, wenn man ihn ein wenig
auf der Fauſt bewegt, oder eine
Treppe mit ihm herab gehet, da
er, wo er ſchwach, gleich die Fluͤ-
gel ſperren, und ſich fuͤr dem Fall
fuͤrchten wird. Endlich hat er
auch Achtung zu geben, ob der
Vogel fraͤßig iſt, denn dieſes ſind
gemeiniglich die beſten; wie denn
auch diejenigen, ſo nicht flattern,
ſondern ſich gegen dem Winde
ſchlieſſen, vor die beſten und ge-
fuͤndeſten gehalten werden. Ei-
nen Paſſagier-Falcken zahm zu ge-
woͤhnen und abzutragen, iſt eine
[Spaltenumbruch]
Paſ
verdruͤßliche und muͤhſame Arbeit;
maſſen dieſer Vogel durch vieles
Herumwandern ſchon klug wor-
den, und alſo wol durch fuͤnff-taͤ-
gig- und fuͤnff-naͤchtiges Wachen
bezwungen werden muß, bis er
gantz uͤbertaͤubet iſt, und alle ſeine
vorige gehabte Freyheit gaͤntzlich
vergeſſen hat. Vor allen muß man
ihn anfaͤnglich zu der Haube ge-
woͤhnen, ihm groſſe Schellen an-
legen, und drey bis vier Wochen
fleißig umher tragen, ehe man
ihm recht wohl trauen darff. Zu
dem hohen Weide-Werck wird er
auf junge Reiher oder Stoͤrche,
Truthuͤner, oder junge zahme graue
Gaͤnſe, abgerichtet; auf den Ha-
ſen-Fang aber erſtlich in der Kam-
mer ein grau Caninichen zu fan-
gen angewoͤhnet, hernach im frey-
en Felde, ein ausgeſtopffter Ha-
ſen-Balg, an einer langen Schnur,
durch einen Mann zu Pferde,
demſelben ſchnell vorgezogen, da-
mit er einen Haſen kennen lerne,
und ſolchergeſtalt wird man mit
ihm bald dergleichen baitzen koͤn-
nen. Mit dem Rebhuhn, Ente
und Wachtel hat es gleiche Be-
wandniß; worzu man ihn von
dieſem Feder-Wild gewoͤhnen
will, demſelben muͤſſen die ſtaͤrck-
ſten Schwing-Federn ausgerauf-
fet werden, daß es nicht fliegen
koͤnne: Wenn nun der Falcke
hungerig, wird er von ſich ſelbſt
gantz begierig drauf fallen, wel-
chen man aber gemach bedecken,
den Vogel ihm ſaͤuberlich abneh-
men, und mit dem Hirn, Her-
tzen, Eingeweide und einem Schen-
ckel, als ſeiner Gerechtigkeit, ver-
gnuͤgen und befriedigen kan.

Paſſamezzo,

Ein Jtalieniſcher Tantz, von

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[0882] Paſ Paſ chen, ob die Naſen-Loͤcher offen ſeyn; zum andern ſoll er dem Vo- gel, ſo weit als er kan in den Hals hinein ſehen, um zu erfahren, ob alles geſund und unverſehret ſey? ob er keine Finnen an der Zunge habe? ob der Hals weit ange- lauffen, ingleichen, ob er im Maul alterirt ſey, welches man mit dem Mittel-Finger fuͤhlen kan. Und endlich drittens hat er beym uͤbri- gen Leibe zu beobachten: Ob der Vogel die Fluͤgel recht und an ihrer Stelle traͤgt, und ob er ſie uͤber einander ſchlaͤgt? ob er ſie recht beweget, wie es ſich gebuͤh- ret, wenn man ihn auf der Fauſt ein wenig ſchuͤttelt? ob die Fluͤgel uͤberall gantz, oder ihm der Traͤ- ger nicht vielleicht eine verſehrte Feder ausgeriſſen? denn dieſes thun ſie offtmahls, auf daß die Voͤgel uͤberall glatt ausſehen, und ſie dieſelben deſto eher an den Mann bringen moͤgen; ob der Schwantz ſeine zwoͤlff Federn ha- be oder nicht? ob die Haͤnde uͤber- all ſauber ſind, und keine War- tzen haben, oder ob ſie zu hitzig, geſchwollen, oder ſonſt verſehret ſind? ob der Ruͤcken ſtarck oder ſchwach iſt, welches man ſehen kan, wenn man ihn ein wenig auf der Fauſt bewegt, oder eine Treppe mit ihm herab gehet, da er, wo er ſchwach, gleich die Fluͤ- gel ſperren, und ſich fuͤr dem Fall fuͤrchten wird. Endlich hat er auch Achtung zu geben, ob der Vogel fraͤßig iſt, denn dieſes ſind gemeiniglich die beſten; wie denn auch diejenigen, ſo nicht flattern, ſondern ſich gegen dem Winde ſchlieſſen, vor die beſten und ge- fuͤndeſten gehalten werden. Ei- nen Paſſagier-Falcken zahm zu ge- woͤhnen und abzutragen, iſt eine verdruͤßliche und muͤhſame Arbeit; maſſen dieſer Vogel durch vieles Herumwandern ſchon klug wor- den, und alſo wol durch fuͤnff-taͤ- gig- und fuͤnff-naͤchtiges Wachen bezwungen werden muß, bis er gantz uͤbertaͤubet iſt, und alle ſeine vorige gehabte Freyheit gaͤntzlich vergeſſen hat. Vor allen muß man ihn anfaͤnglich zu der Haube ge- woͤhnen, ihm groſſe Schellen an- legen, und drey bis vier Wochen fleißig umher tragen, ehe man ihm recht wohl trauen darff. Zu dem hohen Weide-Werck wird er auf junge Reiher oder Stoͤrche, Truthuͤner, oder junge zahme graue Gaͤnſe, abgerichtet; auf den Ha- ſen-Fang aber erſtlich in der Kam- mer ein grau Caninichen zu fan- gen angewoͤhnet, hernach im frey- en Felde, ein ausgeſtopffter Ha- ſen-Balg, an einer langen Schnur, durch einen Mann zu Pferde, demſelben ſchnell vorgezogen, da- mit er einen Haſen kennen lerne, und ſolchergeſtalt wird man mit ihm bald dergleichen baitzen koͤn- nen. Mit dem Rebhuhn, Ente und Wachtel hat es gleiche Be- wandniß; worzu man ihn von dieſem Feder-Wild gewoͤhnen will, demſelben muͤſſen die ſtaͤrck- ſten Schwing-Federn ausgerauf- fet werden, daß es nicht fliegen koͤnne: Wenn nun der Falcke hungerig, wird er von ſich ſelbſt gantz begierig drauf fallen, wel- chen man aber gemach bedecken, den Vogel ihm ſaͤuberlich abneh- men, und mit dem Hirn, Her- tzen, Eingeweide und einem Schen- ckel, als ſeiner Gerechtigkeit, ver- gnuͤgen und befriedigen kan. Paſſamezzo, Ein Jtalieniſcher Tantz, von paſſa-

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/882>, abgerufen am 22.11.2024.