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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Pas
passare, weil man gar sanft und
allmählig dabey im Tantzen her-
eintritt, und weil ein solcher Tantz
nur halb so viel Tritte oder Pas
hat, als eine Gaillarde, welche
deren 5 hat, so heißt es mezzo,
das ist, die Helffte bey dem Pas-
sade-
Gehen. Jst also gleichsam
eine halbe Gaillarde den Tritten
nach.

Passau,

Alte, schöne und grosse Bischöf-
liche Stadt an der Donau, wo
sich dieselbe mit dem Jnn und der
Jltz vereiniget, so in 4 Theile ge-
theilet ist. Der Theil, so ober-
halb liegt, ehe der Jnn in die
Donau fällt, wird Passau genen-
net, unterhalb aber, wenn sich der-
selbe in die Donau ergossen, heißt
Jnnstadt. Unterhalb der Jltz
liegt Jltzstadt, und oberhalb ist
Oberhausen. Die ersten 3 Theile
sind einiger massen befestiget, der
4te ist eine Vorstadt, wo das Bi-
schöfliche Schloß, das Ober Haus
genannt, auf dem S. Georgen-
Berge befindlich ist. Von diesem
Orte führet das Bißthum Passau
seinen Nahmen, welches in Bay-
ern lieget, und dessen Bischof
sonst ein Suffraganeus des Ertz-
Stifftes Saltzburg war. Es hat
aber der itzige Bischof, welcher
zugleich die Würde eines Cardi-
nals der Römischen Kirche füh-
ret, den langwierigen Streit die-
ses Stifftes mit dem Ertz-Biß-
thum Saltzburg wegen des alten
Ertz-Stifftes Lorch zu Ende ge-
bracht, so daß das Stifft Passau
von dem Ertz-Stiffte Saltzburg
1728 eximiret, dem Päbstlichen
Stule unmittelbar unterworfen,
und dem Bischofe das Pallium er-
theilet worden. Das Wappen
[Spaltenumbruch]

Pas
dieses Stifftes ist ein rother sprin-
gender Wolf im silbernen Felde.

Passecaille, Passacaglio,
Passagaglio,

Ein Tantz, welcher meistens mit
der Chaconne übereinstimmet.
Der Unterschied zwischen beyden
kommt auf folgende 4 Merckmah-
le an: 1) daß die Chaconne lang-
samer und bedächtiger einhergehet,
als die Passecaille; 2) daß jene die
grossen Ton-Arten, diese herge-
gen die kleinen liebet; 3) daß die
Passecaille nimmer zum Singen ge-
braucht wird, wie die Chaconne,
sondern allein zum Tantzen, da-
her auch natürlicher Weise eine
hurtigere Bewegung entstehet;
und 4) daß die Chaconne ein fe-
stes Baß-Thema führet, welches,
ob man gleich bisweilen aus Mü-
digkeit der Ohren zur Verände-
rung davon abgehet, doch bald
wieder zum Vorschein kommet,
und seinen Posten sattsam behaup-
tet; dahingegen die Passecaille
sich an kein eigentliches Subject
bindet, und schier nichts anders
von der Chaconne behält, als
das blosse, doch um etwas beschleu-
nigte Mouvement. Welchen
Umständen nach man billig der
Passecaille den Vorzug gönnet.

Passeger par le droit,

Jst von obbemeldtem Passagi-
ren unterschieden, und eine schöne
Lection; wird aber auf wenig
Reit-Schulen gefunden: weil
es einem Pferde schwer beyzubrin-
gen ist; daher sucht man eins aus,
das Vigueur und eine natürliche
Action und ringfertige Bewegung
in den Schenckeln hat, und indem
es passegiret, muß man zur Hülffe
auf einen Steigbügel um den an-

dern

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Paſ
paſſare, weil man gar ſanft und
allmaͤhlig dabey im Tantzen her-
eintritt, und weil ein ſolcher Tantz
nur halb ſo viel Tritte oder Pas
hat, als eine Gaillarde, welche
deren 5 hat, ſo heißt es mezzo,
das iſt, die Helffte bey dem Paſ-
ſade-
Gehen. Jſt alſo gleichſam
eine halbe Gaillarde den Tritten
nach.

Paſſau,

Alte, ſchoͤne und groſſe Biſchoͤf-
liche Stadt an der Donau, wo
ſich dieſelbe mit dem Jnn und der
Jltz vereiniget, ſo in 4 Theile ge-
theilet iſt. Der Theil, ſo ober-
halb liegt, ehe der Jnn in die
Donau faͤllt, wird Paſſau genen-
net, unterhalb aber, wenn ſich der-
ſelbe in die Donau ergoſſen, heißt
Jnnſtadt. Unterhalb der Jltz
liegt Jltzſtadt, und oberhalb iſt
Oberhauſen. Die erſten 3 Theile
ſind einiger maſſen befeſtiget, der
4te iſt eine Vorſtadt, wo das Bi-
ſchoͤfliche Schloß, das Ober Haus
genannt, auf dem S. Georgen-
Berge befindlich iſt. Von dieſem
Orte fuͤhret das Bißthum Paſſau
ſeinen Nahmen, welches in Bay-
ern lieget, und deſſen Biſchof
ſonſt ein Suffraganeus des Ertz-
Stifftes Saltzburg war. Es hat
aber der itzige Biſchof, welcher
zugleich die Wuͤrde eines Cardi-
nals der Roͤmiſchen Kirche fuͤh-
ret, den langwierigen Streit die-
ſes Stifftes mit dem Ertz-Biß-
thum Saltzburg wegen des alten
Ertz-Stifftes Lorch zu Ende ge-
bracht, ſo daß das Stifft Paſſau
von dem Ertz-Stiffte Saltzburg
1728 eximiret, dem Paͤbſtlichen
Stule unmittelbar unterworfen,
und dem Biſchofe das Pallium er-
theilet worden. Das Wappen
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Paſ
dieſes Stifftes iſt ein rother ſprin-
gender Wolf im ſilbernen Felde.

Paſſecaille, Paſſacaglio,
Paſſagaglio,

Ein Tantz, welcher meiſtens mit
der Chaconne uͤbereinſtimmet.
Der Unterſchied zwiſchen beyden
kommt auf folgende 4 Merckmah-
le an: 1) daß die Chaconne lang-
ſamer und bedaͤchtiger einhergehet,
als die Paſſecaille; 2) daß jene die
groſſen Ton-Arten, dieſe herge-
gen die kleinen liebet; 3) daß die
Paſſecaille nimmer zum Singen ge-
braucht wird, wie die Chaconne,
ſondern allein zum Tantzen, da-
her auch natuͤrlicher Weiſe eine
hurtigere Bewegung entſtehet;
und 4) daß die Chaconne ein fe-
ſtes Baß-Thema fuͤhret, welches,
ob man gleich bisweilen aus Muͤ-
digkeit der Ohren zur Veraͤnde-
rung davon abgehet, doch bald
wieder zum Vorſchein kommet,
und ſeinen Poſten ſattſam behaup-
tet; dahingegen die Paſſecaille
ſich an kein eigentliches Subject
bindet, und ſchier nichts anders
von der Chaconne behaͤlt, als
das bloſſe, doch um etwas beſchleu-
nigte Mouvement. Welchen
Umſtaͤnden nach man billig der
Paſſecaille den Vorzug goͤnnet.

Paſſeger par le droit,

Jſt von obbemeldtem Paſſagi-
ren unterſchieden, und eine ſchoͤne
Lection; wird aber auf wenig
Reit-Schulen gefunden: weil
es einem Pferde ſchwer beyzubrin-
gen iſt; daher ſucht man eins aus,
das Vigueur und eine natuͤrliche
Action und ringfertige Bewegung
in den Schenckeln hat, und indem
es paſſegiret, muß man zur Huͤlffe
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[0883] Paſ Paſ paſſare, weil man gar ſanft und allmaͤhlig dabey im Tantzen her- eintritt, und weil ein ſolcher Tantz nur halb ſo viel Tritte oder Pas hat, als eine Gaillarde, welche deren 5 hat, ſo heißt es mezzo, das iſt, die Helffte bey dem Paſ- ſade-Gehen. Jſt alſo gleichſam eine halbe Gaillarde den Tritten nach. Paſſau, Alte, ſchoͤne und groſſe Biſchoͤf- liche Stadt an der Donau, wo ſich dieſelbe mit dem Jnn und der Jltz vereiniget, ſo in 4 Theile ge- theilet iſt. Der Theil, ſo ober- halb liegt, ehe der Jnn in die Donau faͤllt, wird Paſſau genen- net, unterhalb aber, wenn ſich der- ſelbe in die Donau ergoſſen, heißt Jnnſtadt. Unterhalb der Jltz liegt Jltzſtadt, und oberhalb iſt Oberhauſen. Die erſten 3 Theile ſind einiger maſſen befeſtiget, der 4te iſt eine Vorſtadt, wo das Bi- ſchoͤfliche Schloß, das Ober Haus genannt, auf dem S. Georgen- Berge befindlich iſt. Von dieſem Orte fuͤhret das Bißthum Paſſau ſeinen Nahmen, welches in Bay- ern lieget, und deſſen Biſchof ſonſt ein Suffraganeus des Ertz- Stifftes Saltzburg war. Es hat aber der itzige Biſchof, welcher zugleich die Wuͤrde eines Cardi- nals der Roͤmiſchen Kirche fuͤh- ret, den langwierigen Streit die- ſes Stifftes mit dem Ertz-Biß- thum Saltzburg wegen des alten Ertz-Stifftes Lorch zu Ende ge- bracht, ſo daß das Stifft Paſſau von dem Ertz-Stiffte Saltzburg 1728 eximiret, dem Paͤbſtlichen Stule unmittelbar unterworfen, und dem Biſchofe das Pallium er- theilet worden. Das Wappen dieſes Stifftes iſt ein rother ſprin- gender Wolf im ſilbernen Felde. Paſſecaille, Paſſacaglio, Paſſagaglio, Ein Tantz, welcher meiſtens mit der Chaconne uͤbereinſtimmet. Der Unterſchied zwiſchen beyden kommt auf folgende 4 Merckmah- le an: 1) daß die Chaconne lang- ſamer und bedaͤchtiger einhergehet, als die Paſſecaille; 2) daß jene die groſſen Ton-Arten, dieſe herge- gen die kleinen liebet; 3) daß die Paſſecaille nimmer zum Singen ge- braucht wird, wie die Chaconne, ſondern allein zum Tantzen, da- her auch natuͤrlicher Weiſe eine hurtigere Bewegung entſtehet; und 4) daß die Chaconne ein fe- ſtes Baß-Thema fuͤhret, welches, ob man gleich bisweilen aus Muͤ- digkeit der Ohren zur Veraͤnde- rung davon abgehet, doch bald wieder zum Vorſchein kommet, und ſeinen Poſten ſattſam behaup- tet; dahingegen die Paſſecaille ſich an kein eigentliches Subject bindet, und ſchier nichts anders von der Chaconne behaͤlt, als das bloſſe, doch um etwas beſchleu- nigte Mouvement. Welchen Umſtaͤnden nach man billig der Paſſecaille den Vorzug goͤnnet. Paſſeger par le droit, Jſt von obbemeldtem Paſſagi- ren unterſchieden, und eine ſchoͤne Lection; wird aber auf wenig Reit-Schulen gefunden: weil es einem Pferde ſchwer beyzubrin- gen iſt; daher ſucht man eins aus, das Vigueur und eine natuͤrliche Action und ringfertige Bewegung in den Schenckeln hat, und indem es paſſegiret, muß man zur Huͤlffe auf einen Steigbuͤgel um den an- dern

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/883>, abgerufen am 22.11.2024.