Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Pas ihnen schwerlich abzugewöhnen:Der Pastine aber liegt dem Foh- len an allen Orten gleich auf den Rücken, und weil keine Steig- bügel dran sind, lernet ein Scho- lar fest sitzen, die Knie zusammen schliessen, und sich der Stärcke des Rückens zu gebrauchen: über diß ist nicht so grosse Gefahr we- gen des Fallens zu besorgen, als wie in einem tieffen Sattel, und wann gleich ein Wildfang sich wältzet, wie sie gerne anfänglich thun, kan sich der Reuter leichter helffen. Pastorale, Drama Pastori- tium, Ein Schäfer-Spiel, ist eine Pat eine erhabnere Schreib-Art in dendahin gehörigen Vorträgen und Umständen; aber der Haupt- Punct muß doch über alle andere hervorragen. Zwar haben die Schäfer-Spiele ihre Lustbarkeit eben sowol als andere; sie sind aber einfältiger, kindischer und dem Land-Leben gemäß: Sie ha- ben auch Aufzüge und Spiele, aber sie sind nicht prächtig, son- dern nur artig. Diesen Eigen- schaften müssen die Melodien, so viel möglich, ähnlich seyn. Pastorita, Wird in der Orgel zu Sendo- Pate, Das Unterste an einer Pfeiffe Pate, Heist in der Wappen-Kunst Patelle d' un homme, Nennen die Chirurgi den Aff- Patente, Nennen die Jäger das weibli- Pati- Ritter-Lexic. J i i
[Spaltenumbruch] Pas ihnen ſchwerlich abzugewoͤhnen:Der Paſtine aber liegt dem Foh- len an allen Orten gleich auf den Ruͤcken, und weil keine Steig- buͤgel dran ſind, lernet ein Scho- lar feſt ſitzen, die Knie zuſammen ſchlieſſen, und ſich der Staͤrcke des Ruͤckens zu gebrauchen: uͤber diß iſt nicht ſo groſſe Gefahr we- gen des Fallens zu beſorgen, als wie in einem tieffen Sattel, und wann gleich ein Wildfang ſich waͤltzet, wie ſie gerne anfaͤnglich thun, kan ſich der Reuter leichter helffen. Paſtorale, Drama Paſtori- tium, Ein Schaͤfer-Spiel, iſt eine Pat eine erhabnere Schreib-Art in dendahin gehoͤrigen Vortraͤgen und Umſtaͤnden; aber der Haupt- Punct muß doch uͤber alle andere hervorragen. Zwar haben die Schaͤfer-Spiele ihre Luſtbarkeit eben ſowol als andere; ſie ſind aber einfaͤltiger, kindiſcher und dem Land-Leben gemaͤß: Sie ha- ben auch Aufzuͤge und Spiele, aber ſie ſind nicht praͤchtig, ſon- dern nur artig. Dieſen Eigen- ſchaften muͤſſen die Melodien, ſo viel moͤglich, aͤhnlich ſeyn. Paſtorita, Wird in der Orgel zu Sendo- Pate, Das Unterſte an einer Pfeiffe Paté, Heiſt in der Wappen-Kunſt Patelle d’ un homme, Nennen die Chirurgi den Aff- Patente, Nennen die Jaͤger das weibli- Pati- Ritter-Lexic. J i i
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Pas
Pat
ihnen ſchwerlich abzugewoͤhnen:
Der Paſtine aber liegt dem Foh-
len an allen Orten gleich auf den
Ruͤcken, und weil keine Steig-
buͤgel dran ſind, lernet ein Scho-
lar feſt ſitzen, die Knie zuſammen
ſchlieſſen, und ſich der Staͤrcke
des Ruͤckens zu gebrauchen: uͤber
diß iſt nicht ſo groſſe Gefahr we-
gen des Fallens zu beſorgen, als
wie in einem tieffen Sattel, und
wann gleich ein Wildfang ſich
waͤltzet, wie ſie gerne anfaͤnglich
thun, kan ſich der Reuter leichter
helffen.
Paſtorale, Drama Paſtori-
tium,
Ein Schaͤfer-Spiel, iſt eine
Piece fuͤrs Theatrum, worinne
von Leibes-Haͤndeln und Jntri-
gven der Schaͤfer ſingend und
klingend gehandelt wird. Es iſt
entweder tragique oder comique,
und findet ſein Kennzeichen, nach
welchem ſich alle Arten und Theile
deſſelben, inſonderheit aber die
Melodien richten muͤſſen, nicht
in Frolocken und Jauchzen, nicht
in praͤchtigen Aufzuͤgen, ſondern
in einer unſchuldigen, beſcheide-
nen Liebe, in einer ungeſchminck-
ten, angebohrnen, doch angeneh-
men Einfalt. Ein Paſtoral mit
gutem Beyfall in die Muſic zu
bringen, muß man ſich uͤberhaupt
ſolcher Melodien befleißigen, die
eine gewiſſe Unſchuld und Gut-
hertzigkeit ausdruͤcken, und muß
der Componiſt dabey ſo viel Ver-
liebtes ſelbſt empfinden, als wenn
er die Haupt-Perſon im Spiele
vorſtellete. Die Heroiſchen
Schaͤfer-Spiele, wo Koͤnige und
Printzen unter verſtellter Tracht,
ingleichen Goͤtter und Luft-Wa-
gen eingefuͤhret werden, erfodern
eine erhabnere Schreib-Art in den
dahin gehoͤrigen Vortraͤgen und
Umſtaͤnden; aber der Haupt-
Punct muß doch uͤber alle andere
hervorragen. Zwar haben die
Schaͤfer-Spiele ihre Luſtbarkeit
eben ſowol als andere; ſie ſind
aber einfaͤltiger, kindiſcher und
dem Land-Leben gemaͤß: Sie ha-
ben auch Aufzuͤge und Spiele,
aber ſie ſind nicht praͤchtig, ſon-
dern nur artig. Dieſen Eigen-
ſchaften muͤſſen die Melodien, ſo
viel moͤglich, aͤhnlich ſeyn.
Paſtorita,
Wird in der Orgel zu Sendo-
mir in Polen dasjenige Orgel-
Regiſter, welches ſonſt Nachthorn
heiſſet, genennet.
Pate,
Das Unterſte an einer Pfeiffe
oder Schallmey; Pate de Haut-
bois, de Flûte. Pate wird auch
eine Noten-Linien-Feder oder
Raſtral genennet.
Paté,
Heiſt in der Wappen-Kunſt
eine Figur, welche uͤber das gan-
tze Wappen gehet, z. E. ein Creutz.
Patelle d’ un homme,
Nennen die Chirurgi den Aff-
ter- oder Maſt-Darm, welchen
ein Reuter im Sitzen zu Pferde
ſoll wohl einziehen, abſonderlich
im Anſchlieſſen und Schenckel-
ſtrecken, ſo wird er deſto feſter
und daurhafter im Reiten ſeyn,
auch niemalen von keinem Zwang
incommodirt werden.
Patente,
Nennen die Jaͤger das weibli-
che Glied an einem Stuͤck Wild.
ſ. Feigblatt.
Pati-
Ritter-Lexic. J i i
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