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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Bes
Beschehlen, Beschellen,

Heißt, wenn der Hengst zum
Mutter-Pferde oder zur Stute
gelassen, und diese von jenem be-
sprungen wird. Dieses pfleget
auf zweyerley Art zu geschehen,
entweder durch das freye Beschel-
len, oder durch das Beschellen von
der Hand aus. Das Beschellen
von der Hand aus ist, wenn man
den Bescheller nicht frey, sondern
mit der Halffter gezähmt, auf die
Stute, welche gleichfalls mit Stri-
cken und Riemen gespannet ist, un-
ter Beyhülfe des Stuten-Mei-
sters oder Hengst-Mannes, und
der Stall-Knechte, förmlich sprin-
gen läßt. Diese Art hält man für
weit besser als das freye Beschel-
len. Denn erstlich kan man zu ei-
ner ieden Stute einen Bescheller
lassen, welchen man will; so sich
beym Ein- oder Unterlauffen nicht
thun lässet. Ferner kan man einen
Bescheller schonen, daß er sich
nicht abarbeite und ablauffe, son-
dern daß er seine Sprünge thue so
vielmal und wenn man will. Wei-
ter können die Bescheller auch
besser gewartet werden mit Essen,
Trincken und sonst allerley guten
Pflege, deren sie zur Zeit des Be-
schellens sonderlich vonnöthen ha-
ben. Sodenn kan hierdurch auch
verhütet werden, daß die Stuten
die Bescheller nicht schlagen, oder
ihnen sonst Schaden zufügen;
denn siehet man, daß eine Wilde
den Bescheller nicht gerne leiden
will, kan man ihr die hintern
Füsse an die vördern spannen, und
alsdenn den Hengst ohne alle Ge-
fahr zulassen. Hierbey ist aber
wohl Acht zu haben, ob auch die
Stute, so man belegen will, strut-
tig und geschickt dazu sey; denn
wo dieses nicht ist, so wird auch
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Bes
der Sprung vergebens seyn. Die
andere Art, oder das freye Be-
schellen, oder Einlauffen, heisset,
wenn ein Hengst unter den Stuten
so lange herum lauffen und sie be-
springen darf, bis diese jenen nicht
mehr achten. Denn der Augen-
schein selbst giebt, daß der Hengst
oftermals von den Stuten geschla-
gen, auch zuletzt dahin gebracht
werde, daß er sich der Stuten gar
nicht mehr annehmen, und wenn er
schon gerne steigen wollte, aus
Furcht der Streiche, die er von ih-
nen bekömmt, nicht zu ihnen sich na-
hen darf. Absonderlich aber wollen
diejenigen, so jungen haben, den
Bescheller nicht zu sich lassen; dar-
aus denn folget, daß dieselben
Stuten erst späte roßig oder strut-
tig werden, und des Beschellers
begehren, und daher auch späte
Füllen fallen, welche man nicht für
gut hält. So befindet sich auch,
daß sich der Bescheller oftmals in
eine Stute verliebet, derselben
stets anhänget und nachläufft, die
andern aber unbedient gehen läßt;
wodurch denn viel Stuten unbe-
schellet bleiben, welches bey einer
Stuterey kein geringer Schade ist.
Ja es lauffen sich die Bescheller
auf der Weide ab, fressen nicht,
und treiben die Wilden oder Stu-
ten stets zusammen, steigen auch
mehr und öfters, als ihnen gut
ist, dadurch sie sehr von Kräfften
kommen, und ihr Steigen daher
desto nichtiger und kraftloser wird;
welches alles eine Ursache ist, daß
sie nicht lange dauren oder zu ge-
brauchen sind, sondern gerne blmd,
krumm und lahm werden. Die
Beschellungs-Zeit anlangend, ist
der Frühling die beqvemste Zeit
hierzu, und zwar etwan 8 Tage
nach der Tag- und Nacht-Gleiche,

nem-
[Spaltenumbruch]
Beſ
Beſchehlen, Beſchellen,

Heißt, wenn der Hengſt zum
Mutter-Pferde oder zur Stute
gelaſſen, und dieſe von jenem be-
ſprungen wird. Dieſes pfleget
auf zweyerley Art zu geſchehen,
entweder durch das freye Beſchel-
len, oder durch das Beſchellen von
der Hand aus. Das Beſchellen
von der Hand aus iſt, wenn man
den Beſcheller nicht frey, ſondern
mit der Halffter gezaͤhmt, auf die
Stute, welche gleichfalls mit Stri-
cken und Riemen geſpannet iſt, un-
ter Beyhuͤlfe des Stuten-Mei-
ſters oder Hengſt-Mannes, und
der Stall-Knechte, foͤrmlich ſprin-
gen laͤßt. Dieſe Art haͤlt man fuͤr
weit beſſer als das freye Beſchel-
len. Denn erſtlich kan man zu ei-
ner ieden Stute einen Beſcheller
laſſen, welchen man will; ſo ſich
beym Ein- oder Unterlauffen nicht
thun laͤſſet. Ferner kan man einen
Beſcheller ſchonen, daß er ſich
nicht abarbeite und ablauffe, ſon-
dern daß er ſeine Spruͤnge thue ſo
vielmal und wenn man will. Wei-
ter koͤnnen die Beſcheller auch
beſſer gewartet werden mit Eſſen,
Trincken und ſonſt allerley guten
Pflege, deren ſie zur Zeit des Be-
ſchellens ſonderlich vonnoͤthen ha-
ben. Sodenn kan hierdurch auch
verhuͤtet werden, daß die Stuten
die Beſcheller nicht ſchlagen, oder
ihnen ſonſt Schaden zufuͤgen;
denn ſiehet man, daß eine Wilde
den Beſcheller nicht gerne leiden
will, kan man ihr die hintern
Fuͤſſe an die voͤrdern ſpannen, und
alsdenn den Hengſt ohne alle Ge-
fahr zulaſſen. Hierbey iſt aber
wohl Acht zu haben, ob auch die
Stute, ſo man belegen will, ſtrut-
tig und geſchickt dazu ſey; denn
wo dieſes nicht iſt, ſo wird auch
[Spaltenumbruch]

Beſ
der Sprung vergebens ſeyn. Die
andere Art, oder das freye Be-
ſchellen, oder Einlauffen, heiſſet,
wenn ein Hengſt unter den Stuten
ſo lange herum lauffen und ſie be-
ſpringen darf, bis dieſe jenen nicht
mehr achten. Denn der Augen-
ſchein ſelbſt giebt, daß der Hengſt
oftermals von den Stuten geſchla-
gen, auch zuletzt dahin gebracht
werde, daß er ſich der Stuten gar
nicht mehr annehmen, und wenn er
ſchon gerne ſteigen wollte, aus
Furcht der Streiche, die er von ih-
nen bekoͤmmt, nicht zu ihnen ſich na-
hen darf. Abſonderlich aber wollen
diejenigen, ſo jungen haben, den
Beſcheller nicht zu ſich laſſen; dar-
aus denn folget, daß dieſelben
Stuten erſt ſpaͤte roßig oder ſtrut-
tig werden, und des Beſchellers
begehren, und daher auch ſpaͤte
Fuͤllen fallen, welche man nicht fuͤr
gut haͤlt. So befindet ſich auch,
daß ſich der Beſcheller oftmals in
eine Stute verliebet, derſelben
ſtets anhaͤnget und nachlaͤufft, die
andern aber unbedient gehen laͤßt;
wodurch denn viel Stuten unbe-
ſchellet bleiben, welches bey einer
Stuterey kein geringer Schade iſt.
Ja es lauffen ſich die Beſcheller
auf der Weide ab, freſſen nicht,
und treiben die Wilden oder Stu-
ten ſtets zuſammen, ſteigen auch
mehr und oͤfters, als ihnen gut
iſt, dadurch ſie ſehr von Kraͤfften
kommen, und ihr Steigen daher
deſto nichtiger und kraftloſer wird;
welches alles eine Urſache iſt, daß
ſie nicht lange dauren oder zu ge-
brauchen ſind, ſondern gerne blmd,
krumm und lahm werden. Die
Beſchellungs-Zeit anlangend, iſt
der Fruͤhling die beqvemſte Zeit
hierzu, und zwar etwan 8 Tage
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[0095] Beſ Beſ Beſchehlen, Beſchellen, Heißt, wenn der Hengſt zum Mutter-Pferde oder zur Stute gelaſſen, und dieſe von jenem be- ſprungen wird. Dieſes pfleget auf zweyerley Art zu geſchehen, entweder durch das freye Beſchel- len, oder durch das Beſchellen von der Hand aus. Das Beſchellen von der Hand aus iſt, wenn man den Beſcheller nicht frey, ſondern mit der Halffter gezaͤhmt, auf die Stute, welche gleichfalls mit Stri- cken und Riemen geſpannet iſt, un- ter Beyhuͤlfe des Stuten-Mei- ſters oder Hengſt-Mannes, und der Stall-Knechte, foͤrmlich ſprin- gen laͤßt. Dieſe Art haͤlt man fuͤr weit beſſer als das freye Beſchel- len. Denn erſtlich kan man zu ei- ner ieden Stute einen Beſcheller laſſen, welchen man will; ſo ſich beym Ein- oder Unterlauffen nicht thun laͤſſet. Ferner kan man einen Beſcheller ſchonen, daß er ſich nicht abarbeite und ablauffe, ſon- dern daß er ſeine Spruͤnge thue ſo vielmal und wenn man will. Wei- ter koͤnnen die Beſcheller auch beſſer gewartet werden mit Eſſen, Trincken und ſonſt allerley guten Pflege, deren ſie zur Zeit des Be- ſchellens ſonderlich vonnoͤthen ha- ben. Sodenn kan hierdurch auch verhuͤtet werden, daß die Stuten die Beſcheller nicht ſchlagen, oder ihnen ſonſt Schaden zufuͤgen; denn ſiehet man, daß eine Wilde den Beſcheller nicht gerne leiden will, kan man ihr die hintern Fuͤſſe an die voͤrdern ſpannen, und alsdenn den Hengſt ohne alle Ge- fahr zulaſſen. Hierbey iſt aber wohl Acht zu haben, ob auch die Stute, ſo man belegen will, ſtrut- tig und geſchickt dazu ſey; denn wo dieſes nicht iſt, ſo wird auch der Sprung vergebens ſeyn. Die andere Art, oder das freye Be- ſchellen, oder Einlauffen, heiſſet, wenn ein Hengſt unter den Stuten ſo lange herum lauffen und ſie be- ſpringen darf, bis dieſe jenen nicht mehr achten. Denn der Augen- ſchein ſelbſt giebt, daß der Hengſt oftermals von den Stuten geſchla- gen, auch zuletzt dahin gebracht werde, daß er ſich der Stuten gar nicht mehr annehmen, und wenn er ſchon gerne ſteigen wollte, aus Furcht der Streiche, die er von ih- nen bekoͤmmt, nicht zu ihnen ſich na- hen darf. Abſonderlich aber wollen diejenigen, ſo jungen haben, den Beſcheller nicht zu ſich laſſen; dar- aus denn folget, daß dieſelben Stuten erſt ſpaͤte roßig oder ſtrut- tig werden, und des Beſchellers begehren, und daher auch ſpaͤte Fuͤllen fallen, welche man nicht fuͤr gut haͤlt. So befindet ſich auch, daß ſich der Beſcheller oftmals in eine Stute verliebet, derſelben ſtets anhaͤnget und nachlaͤufft, die andern aber unbedient gehen laͤßt; wodurch denn viel Stuten unbe- ſchellet bleiben, welches bey einer Stuterey kein geringer Schade iſt. Ja es lauffen ſich die Beſcheller auf der Weide ab, freſſen nicht, und treiben die Wilden oder Stu- ten ſtets zuſammen, ſteigen auch mehr und oͤfters, als ihnen gut iſt, dadurch ſie ſehr von Kraͤfften kommen, und ihr Steigen daher deſto nichtiger und kraftloſer wird; welches alles eine Urſache iſt, daß ſie nicht lange dauren oder zu ge- brauchen ſind, ſondern gerne blmd, krumm und lahm werden. Die Beſchellungs-Zeit anlangend, iſt der Fruͤhling die beqvemſte Zeit hierzu, und zwar etwan 8 Tage nach der Tag- und Nacht-Gleiche, nem-

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/95>, abgerufen am 21.11.2024.