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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Bes
nemlich vom Ausgange des Mer-
tzens bis gegen Ausgang des
Mayes, iedesmal zwischen dem
Neu- und Vollmond. Denn weil
eine Stute 11 Monat und 10 Ta-
ge, oder doch nicht viel weniger zu
tragen pflegt; so kan das Füllen
auf der frischen Weide von seiner
Mutter desto besser ernehret wer-
den, und den Antritt seines
Wachsthums mit mehrerem Vor-
schub fortsetzen und ausführen.

Bescheller, Bescheler,

Heißt ein Hengst oder gantzes
Pferd, welches man zu Belegung
der Stuten hält. Die vornehm-
sten Eigenschafften eines Beschel-
lers sind, daß er an allen seinen
Gliedern vollkommen und erwach-
sen, starck im Rücken, fest auf den
Beinen und seiner Schenckel ge-
wiß, nicht weich, noch krafftlos,
sondern dauerhafft, behertzt und
freudig, weder stetig noch untreu
oder heimtückisch, sondern fromm
gegen Menschen und Pferde sey;
er soll weder Feuer noch Wasser,
weder Geräusche noch Getümmel
scheuen, sich gerne zäumen, strie-
geln, warten, auf- und absitzen,
beschlagen und satteln lassen; der
Schlauch soll schwartz, das Ge-
schröte aber aufgezogen und klein
seyn, weil die mit weissen Schläu-
chen zur Zucht für undienlich ge-
halten werden. Das allernöthig-
ste Stück, ohne welches alle andre
nichts nutzen, ist, daß ein zur
Zucht bestimmter Hengst gnugsa-
me Lust, Begierde und Kräfte
zum Beschellen habe; denn die aus
den Apothecker-Büchsen geholte
Hülfe ist von wenigem Nachdruck
und hat noch weniger Bestand.
Ein Bescheller soll zu diesem Dienst
nicht eher gebraucht werden, bis er
das 5te oder sechste Jahr zurück-
[Spaltenumbruch]

Bes
geleget hat. Seine besten Dienste
bey den Mutter-Pferden, deren
ihm 10 bis 12, aufs höchste 15 in
einem Jahr zu untergeben sind,
kan er bis ins vierzehende oder
funffzehende Jahr verrichten; denn
ob er gleich nach diesem noch mu-
thig gnug zum Springen ist, brin-
get er doch keine schöne Fohlen
mehr zu wege. Seine Wartung
betreffend, muß man ihn wohl
füttern, damit er fein bey Leibe
und Kräften bleibe; die übrige
Feiste aber ist ihm schädlich. Zur
Beschellens-Zeit kan man ihm bis-
weilen geschrotene Körner unters
Futter geben, und ihm in den
Tranck ein wenig weisses Mehl
thun, daß er eine Milch-Farbe an
sich nehme; mit dergleichen Tran-
cke, der ein wenig warm seyn muß,
soll man einen Monat vor und so
lange nach dem Beschellen anhal-
ten. Die Zeit, da der Beschel-
ler zugelassen wird, soll man ihm
so viel geben, als er will; und
daferne er nicht essen wolte, muß
man ihm die Zunge und das Maul
inwendig wohl mit Eßig und Saltz
reiben, auch das Futter mit gesal-
tzenem Wasser besprengen; man
kan ihm auch Ziser-Erbsen und ge-
schrotene Bohnen unter dem Ha-
ber mengen, und manchmahl eine
Hand voll grünes geben, damit er
desto lustiger bleibe. Wenn der
Bescheller mit dem Sprunge einer
Stute fertig ist, soll man ihn im
Angesicht der Stute eine gute
Viertel-Stunde spatzieren führen,
sodenn ihn in seinen Stall brin-
gen, fleißig striegeln, putzen und
warten, ihm das Geschröte mit
warmen Wein, darinnen ein pul-
verisiter Hirsch-Zahn gesotten
worden, bähen, ihn mit einer sau-
bern leinenen Decke zuhüllen und

wohl

[Spaltenumbruch]

Beſ
nemlich vom Ausgange des Mer-
tzens bis gegen Ausgang des
Mayes, iedesmal zwiſchen dem
Neu- und Vollmond. Denn weil
eine Stute 11 Monat und 10 Ta-
ge, oder doch nicht viel weniger zu
tragen pflegt; ſo kan das Fuͤllen
auf der friſchen Weide von ſeiner
Mutter deſto beſſer ernehret wer-
den, und den Antritt ſeines
Wachsthums mit mehrerem Vor-
ſchub fortſetzen und ausfuͤhren.

Beſcheller, Beſcheler,

Heißt ein Hengſt oder gantzes
Pferd, welches man zu Belegung
der Stuten haͤlt. Die vornehm-
ſten Eigenſchafften eines Beſchel-
lers ſind, daß er an allen ſeinen
Gliedern vollkommen und erwach-
ſen, ſtarck im Ruͤcken, feſt auf den
Beinen und ſeiner Schenckel ge-
wiß, nicht weich, noch krafftlos,
ſondern dauerhafft, behertzt und
freudig, weder ſtetig noch untreu
oder heimtuͤckiſch, ſondern fromm
gegen Menſchen und Pferde ſey;
er ſoll weder Feuer noch Waſſer,
weder Geraͤuſche noch Getuͤmmel
ſcheuen, ſich gerne zaͤumen, ſtrie-
geln, warten, auf- und abſitzen,
beſchlagen und ſatteln laſſen; der
Schlauch ſoll ſchwartz, das Ge-
ſchroͤte aber aufgezogen und klein
ſeyn, weil die mit weiſſen Schlaͤu-
chen zur Zucht fuͤr undienlich ge-
halten werden. Das allernoͤthig-
ſte Stuͤck, ohne welches alle andre
nichts nutzen, iſt, daß ein zur
Zucht beſtimmter Hengſt gnugſa-
me Luſt, Begierde und Kraͤfte
zum Beſchellen habe; denn die aus
den Apothecker-Buͤchſen geholte
Huͤlfe iſt von wenigem Nachdruck
und hat noch weniger Beſtand.
Ein Beſcheller ſoll zu dieſem Dienſt
nicht eher gebraucht werden, bis er
das 5te oder ſechſte Jahr zuruͤck-
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Beſ
geleget hat. Seine beſten Dienſte
bey den Mutter-Pferden, deren
ihm 10 bis 12, aufs hoͤchſte 15 in
einem Jahr zu untergeben ſind,
kan er bis ins vierzehende oder
funffzehende Jahr verrichten; denn
ob er gleich nach dieſem noch mu-
thig gnug zum Springen iſt, brin-
get er doch keine ſchoͤne Fohlen
mehr zu wege. Seine Wartung
betreffend, muß man ihn wohl
fuͤttern, damit er fein bey Leibe
und Kraͤften bleibe; die uͤbrige
Feiſte aber iſt ihm ſchaͤdlich. Zur
Beſchellens-Zeit kan man ihm bis-
weilen geſchrotene Koͤrner unters
Futter geben, und ihm in den
Tranck ein wenig weiſſes Mehl
thun, daß er eine Milch-Farbe an
ſich nehme; mit dergleichen Tran-
cke, der ein wenig warm ſeyn muß,
ſoll man einen Monat vor und ſo
lange nach dem Beſchellen anhal-
ten. Die Zeit, da der Beſchel-
ler zugelaſſen wird, ſoll man ihm
ſo viel geben, als er will; und
daferne er nicht eſſen wolte, muß
man ihm die Zunge und das Maul
inwendig wohl mit Eßig und Saltz
reiben, auch das Futter mit geſal-
tzenem Waſſer beſprengen; man
kan ihm auch Ziſer-Erbſen und ge-
ſchrotene Bohnen unter dem Ha-
ber mengen, und manchmahl eine
Hand voll gruͤnes geben, damit er
deſto luſtiger bleibe. Wenn der
Beſcheller mit dem Sprunge einer
Stute fertig iſt, ſoll man ihn im
Angeſicht der Stute eine gute
Viertel-Stunde ſpatzieren fuͤhren,
ſodenn ihn in ſeinen Stall brin-
gen, fleißig ſtriegeln, putzen und
warten, ihm das Geſchroͤte mit
warmen Wein, darinnen ein pul-
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[0096] Beſ Beſ nemlich vom Ausgange des Mer- tzens bis gegen Ausgang des Mayes, iedesmal zwiſchen dem Neu- und Vollmond. Denn weil eine Stute 11 Monat und 10 Ta- ge, oder doch nicht viel weniger zu tragen pflegt; ſo kan das Fuͤllen auf der friſchen Weide von ſeiner Mutter deſto beſſer ernehret wer- den, und den Antritt ſeines Wachsthums mit mehrerem Vor- ſchub fortſetzen und ausfuͤhren. Beſcheller, Beſcheler, Heißt ein Hengſt oder gantzes Pferd, welches man zu Belegung der Stuten haͤlt. Die vornehm- ſten Eigenſchafften eines Beſchel- lers ſind, daß er an allen ſeinen Gliedern vollkommen und erwach- ſen, ſtarck im Ruͤcken, feſt auf den Beinen und ſeiner Schenckel ge- wiß, nicht weich, noch krafftlos, ſondern dauerhafft, behertzt und freudig, weder ſtetig noch untreu oder heimtuͤckiſch, ſondern fromm gegen Menſchen und Pferde ſey; er ſoll weder Feuer noch Waſſer, weder Geraͤuſche noch Getuͤmmel ſcheuen, ſich gerne zaͤumen, ſtrie- geln, warten, auf- und abſitzen, beſchlagen und ſatteln laſſen; der Schlauch ſoll ſchwartz, das Ge- ſchroͤte aber aufgezogen und klein ſeyn, weil die mit weiſſen Schlaͤu- chen zur Zucht fuͤr undienlich ge- halten werden. Das allernoͤthig- ſte Stuͤck, ohne welches alle andre nichts nutzen, iſt, daß ein zur Zucht beſtimmter Hengſt gnugſa- me Luſt, Begierde und Kraͤfte zum Beſchellen habe; denn die aus den Apothecker-Buͤchſen geholte Huͤlfe iſt von wenigem Nachdruck und hat noch weniger Beſtand. Ein Beſcheller ſoll zu dieſem Dienſt nicht eher gebraucht werden, bis er das 5te oder ſechſte Jahr zuruͤck- geleget hat. Seine beſten Dienſte bey den Mutter-Pferden, deren ihm 10 bis 12, aufs hoͤchſte 15 in einem Jahr zu untergeben ſind, kan er bis ins vierzehende oder funffzehende Jahr verrichten; denn ob er gleich nach dieſem noch mu- thig gnug zum Springen iſt, brin- get er doch keine ſchoͤne Fohlen mehr zu wege. Seine Wartung betreffend, muß man ihn wohl fuͤttern, damit er fein bey Leibe und Kraͤften bleibe; die uͤbrige Feiſte aber iſt ihm ſchaͤdlich. Zur Beſchellens-Zeit kan man ihm bis- weilen geſchrotene Koͤrner unters Futter geben, und ihm in den Tranck ein wenig weiſſes Mehl thun, daß er eine Milch-Farbe an ſich nehme; mit dergleichen Tran- cke, der ein wenig warm ſeyn muß, ſoll man einen Monat vor und ſo lange nach dem Beſchellen anhal- ten. Die Zeit, da der Beſchel- ler zugelaſſen wird, ſoll man ihm ſo viel geben, als er will; und daferne er nicht eſſen wolte, muß man ihm die Zunge und das Maul inwendig wohl mit Eßig und Saltz reiben, auch das Futter mit geſal- tzenem Waſſer beſprengen; man kan ihm auch Ziſer-Erbſen und ge- ſchrotene Bohnen unter dem Ha- ber mengen, und manchmahl eine Hand voll gruͤnes geben, damit er deſto luſtiger bleibe. Wenn der Beſcheller mit dem Sprunge einer Stute fertig iſt, ſoll man ihn im Angeſicht der Stute eine gute Viertel-Stunde ſpatzieren fuͤhren, ſodenn ihn in ſeinen Stall brin- gen, fleißig ſtriegeln, putzen und warten, ihm das Geſchroͤte mit warmen Wein, darinnen ein pul- veriſiter Hirſch-Zahn geſotten worden, baͤhen, ihn mit einer ſau- bern leinenen Decke zuhuͤllen und wohl

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/96>, abgerufen am 24.11.2024.