Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727.Die XVI. Anmerckung. (z) sich allezeit zu solchen Leuten halten soll, vondenen man in Literis & Moribus seinem Sco- po gemäß etwas lernen kan. Also wenn man in einem Lande die Sprachen lernenes wird aber hier noch wei- ter ausge- führet, und angewie- sen. will, muß man mit denen angesessenen Na- tional-Personen conversiren, und seiner ei- genen Landes-Leute Umgang, so viel möglich, evitiren, weil sie gern ihre Mutter-Spra- che reden, und sub specie der Landsmann- schafft öffters gar künstlich zu betriegen, und zu allerhand unnöthigen Depensen und sünd- lichen Verführungen Gelegenheit zu geben wissen. Jngleichen wer eines Landes oder Ortes bald kundig werden will, der suche nicht allein die darüber im Druck befindli- chen Schrifften zu lesen, sondern auch mit solchen Leuten, die davon Nachricht geben können und wollen, zu discuriren. Und al- so mache er es auch in andern Dingen. Er nehme ehrlicher Leute Rath mit allem DanckMan soll gutem Rath folgen, und willigem Hertzen an, und bedencke: Daß, wenn man gutem Rathe folget, man viel besser, geschwinder, sicherer, und wohl- feiler zur Erkäntniß der Sachen kommt, als wenn man sich dieselbe durch eigene kostbah- re Erfahrung zuwege bringen will. Wenn manche junge Herren dieser Regel mit gu- tem Verstande und Willen nachgelebet hät- ten: So würden sie nicht haben so viel unnö- thiges und sündliches Lehr-Geld geben dürf- fen; Wovon die leidigen Erinnerungen ihre Die XVI. Anmerckung. (z) ſich allezeit zu ſolchen Leuten halten ſoll, vondenen man in Literis & Moribus ſeinem Sco- po gemaͤß etwas lernen kan. Alſo wenn man in einem Lande die Sprachen lernenes wird aber hier noch wei- ter ausge- fuͤhret, und angewie- ſen. will, muß man mit denen angeſeſſenen Na- tional-Perſonen converſiren, und ſeiner ei- genen Landes-Leute Umgang, ſo viel moͤglich, evitiren, weil ſie gern ihre Mutter-Spra- che reden, und ſub ſpecie der Landsmann- ſchafft oͤffters gar kuͤnſtlich zu betriegen, und zu allerhand unnoͤthigen Depenſen und ſuͤnd- lichen Verfuͤhrungen Gelegenheit zu geben wiſſen. Jngleichen wer eines Landes oder Ortes bald kundig werden will, der ſuche nicht allein die daruͤber im Druck befindli- chen Schrifften zu leſen, ſondern auch mit ſolchen Leuten, die davon Nachricht geben koͤnnen und wollen, zu diſcuriren. Und al- ſo mache er es auch in andern Dingen. Er nehme ehrlicher Leute Rath mit allem DanckMan ſoll gutem Rath folgen, und willigem Hertzen an, und bedencke: Daß, wenn man gutem Rathe folget, man viel beſſer, geſchwinder, ſicherer, und wohl- feiler zur Erkaͤntniß der Sachen kommt, als wenn man ſich dieſelbe durch eigene koſtbah- re Erfahrung zuwege bringen will. Wenn manche junge Herren dieſer Regel mit gu- tem Verſtande und Willen nachgelebet haͤt- ten: So wuͤrden ſie nicht haben ſo viel unnoͤ- thiges und ſuͤndliches Lehr-Geld geben duͤrf- fen; Wovon die leidigen Erinnerungen ihre <TEI> <text> <body> <div n="1"> <note xml:id="nz" prev="#zz" place="end" n="(z)"><pb facs="#f0163" n="141"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq">XVI.</hi> Anmerckung. (<hi rendition="#aq">z</hi>)</hi></fw><lb/> ſich allezeit zu ſolchen Leuten halten ſoll, von<lb/> denen man <hi rendition="#aq">in Literis & Moribus</hi> ſeinem <hi rendition="#aq">Sco-<lb/> po</hi> gemaͤß etwas lernen kan. 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Die XVI. Anmerckung. (z)
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ſich allezeit zu ſolchen Leuten halten ſoll, von
denen man in Literis & Moribus ſeinem Sco-
po gemaͤß etwas lernen kan. Alſo wenn
man in einem Lande die Sprachen lernen
will, muß man mit denen angeſeſſenen Na-
tional-Perſonen converſiren, und ſeiner ei-
genen Landes-Leute Umgang, ſo viel moͤglich,
evitiren, weil ſie gern ihre Mutter-Spra-
che reden, und ſub ſpecie der Landsmann-
ſchafft oͤffters gar kuͤnſtlich zu betriegen, und
zu allerhand unnoͤthigen Depenſen und ſuͤnd-
lichen Verfuͤhrungen Gelegenheit zu geben
wiſſen. Jngleichen wer eines Landes oder
Ortes bald kundig werden will, der ſuche
nicht allein die daruͤber im Druck befindli-
chen Schrifften zu leſen, ſondern auch mit
ſolchen Leuten, die davon Nachricht geben
koͤnnen und wollen, zu diſcuriren. Und al-
ſo mache er es auch in andern Dingen. Er
nehme ehrlicher Leute Rath mit allem Danck
und willigem Hertzen an, und bedencke:
Daß, wenn man gutem Rathe folget, man
viel beſſer, geſchwinder, ſicherer, und wohl-
feiler zur Erkaͤntniß der Sachen kommt, als
wenn man ſich dieſelbe durch eigene koſtbah-
re Erfahrung zuwege bringen will. Wenn
manche junge Herren dieſer Regel mit gu-
tem Verſtande und Willen nachgelebet haͤt-
ten: So wuͤrden ſie nicht haben ſo viel unnoͤ-
thiges und ſuͤndliches Lehr-Geld geben duͤrf-
fen; Wovon die leidigen Erinnerungen ihre
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