Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727.Die XXIV. Anmerckung. (kk) ses vor Reisende, sehr gefährlicheLänder sind, und wolte nicht leicht jungen Leuten, ohne Conduite guter Hofmeister, sie zu besuchen, anra- then; Aber ich vor meine Person, wolte nicht um was grosses geben, daß solche gesehen habe. man in dem letz- tern pro- fitiren (kk) Jn Jtalien) Wer ein Liebhaber der Römischen Antiquitäten, der Mahlerey, der Civil-Bau-Kunst und der Music ist, der wird auser Jtalien, kein Land antref- fen, darinnen er seiner Curiosität und In- clination ein grösseres Genügen geben kön- te. Wer aber auf die Staats-Verfas- sung acht geben will, der wird allhier eini- ger Regierungen Einrichtung, als eine, nach dem Urtheil vieler Politicorum, denen Com- merciis und folglich auch der leiblichen Wohlfahrt derer Unterthanen zuwider lauf- fende Politic bemercken. Die meisten ihrer armen Unterthanen seuffzen unter dem Jo- che so vieler Straf-Gesetze, und Verstän- dige geben es heimlich denen Frembden selbst und obser- viren kan.zu verstehen. Ja die grösten Städte ha- ben so schlechte Handlungen, sind so unbe- bauet und vom Volck entblösset, daß man sich darüber verwundern muß, wenn man sie gegen anderer Länder Beschaffenheit in Vergleichung bringet. Was hat Hol- Die XXIV. Anmerckung. (kk) ſes vor Reiſende, ſehr gefaͤhrlicheLaͤnder ſind, und wolte nicht leicht jungen Leuten, ohne Conduite guter Hofmeiſter, ſie zu beſuchen, anra- then; Aber ich vor meine Perſon, wolte nicht um was groſſes geben, daß ſolche geſehen habe. man in dem letz- tern pro- fitiren (kk) Jn Jtalien) Wer ein Liebhaber der Roͤmiſchen Antiquitaͤten, der Mahlerey, der Civil-Bau-Kunſt und der Muſic iſt, der wird auſer Jtalien, kein Land antref- fen, darinnen er ſeiner Curioſitaͤt und In- clination ein groͤſſeres Genuͤgen geben koͤn- te. Wer aber auf die Staats-Verfaſ- ſung acht geben will, der wird allhier eini- ger Regierungen Einrichtung, als eine, nach dem Urtheil vieler Politicorum, denen Com- merciis und folglich auch der leiblichen Wohlfahrt derer Unterthanen zuwider lauf- fende Politic bemercken. Die meiſten ihrer armen Unterthanen ſeuffzen unter dem Jo- che ſo vieler Straf-Geſetze, und Verſtaͤn- dige geben es heimlich denen Frembden ſelbſt und obſer- viren kan.zu verſtehen. Ja die groͤſten Staͤdte ha- ben ſo ſchlechte Handlungen, ſind ſo unbe- bauet und vom Volck entbloͤſſet, daß man ſich daruͤber verwundern muß, wenn man ſie gegen anderer Laͤnder Beſchaffenheit in Vergleichung bringet. Was hat Hol- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0196" n="174"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq">XXIV.</hi> Anmerckung. (<hi rendition="#aq">kk</hi>)</hi></fw><lb/> ſes vor Reiſende, ſehr gefaͤhrliche<lb/> Laͤnder ſind, und wolte nicht leicht<lb/> jungen Leuten, ohne <hi rendition="#aq">Conduite</hi> guter<lb/> Hofmeiſter, ſie zu beſuchen, anra-<lb/> then; Aber ich vor meine Perſon,<lb/> wolte nicht um was groſſes geben,<lb/> daß ſolche geſehen habe.</p><lb/> <note place="left">und was<lb/> man in<lb/> dem letz-<lb/> tern <hi rendition="#aq">pro-<lb/> fiti</hi>ren</note> <note xml:id="nkk" prev="#zkk" place="end" n="(kk)"><hi rendition="#fr">Jn Jtalien</hi>) Wer ein Liebhaber<lb/> der Roͤmiſchen <hi rendition="#aq">Antiqui</hi>taͤten, der Mahlerey,<lb/> der <hi rendition="#aq">Civil-</hi>Bau-Kunſt und der Muſic iſt,<lb/> der wird auſer Jtalien, kein Land antref-<lb/> fen, darinnen er ſeiner <hi rendition="#aq">Curioſi</hi>taͤt und <hi rendition="#aq">In-<lb/> clination</hi> ein groͤſſeres Genuͤgen geben koͤn-<lb/> te. Wer aber auf die Staats-Verfaſ-<lb/> ſung acht geben will, der wird allhier eini-<lb/> ger Regierungen Einrichtung, als eine, nach<lb/> dem Urtheil vieler <hi rendition="#aq">Politicorum,</hi> denen <hi rendition="#aq">Com-<lb/> merciis</hi> und folglich auch der leiblichen<lb/> Wohlfahrt derer Unterthanen zuwider lauf-<lb/> fende <hi rendition="#aq">Politic</hi> bemercken. Die meiſten ihrer<lb/> armen Unterthanen ſeuffzen unter dem Jo-<lb/> che ſo vieler Straf-Geſetze, und Verſtaͤn-<lb/> dige geben es heimlich denen Frembden ſelbſt<lb/><note place="left">und <hi rendition="#aq">obſer-<lb/> vi</hi>ren kan.</note>zu verſtehen. Ja die groͤſten Staͤdte ha-<lb/> ben ſo ſchlechte Handlungen, ſind ſo unbe-<lb/> bauet und vom Volck entbloͤſſet, daß man<lb/> ſich daruͤber verwundern muß, wenn man<lb/> ſie gegen anderer Laͤnder Beſchaffenheit<lb/> in Vergleichung bringet. Was hat Hol-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">land,</fw><lb/></note> </div> </body> </text> </TEI> [174/0196]
Die XXIV. Anmerckung. (kk)
ſes vor Reiſende, ſehr gefaͤhrliche
Laͤnder ſind, und wolte nicht leicht
jungen Leuten, ohne Conduite guter
Hofmeiſter, ſie zu beſuchen, anra-
then; Aber ich vor meine Perſon,
wolte nicht um was groſſes geben,
daß ſolche geſehen habe.
⁽kk⁾ Jn Jtalien) Wer ein Liebhaber
der Roͤmiſchen Antiquitaͤten, der Mahlerey,
der Civil-Bau-Kunſt und der Muſic iſt,
der wird auſer Jtalien, kein Land antref-
fen, darinnen er ſeiner Curioſitaͤt und In-
clination ein groͤſſeres Genuͤgen geben koͤn-
te. Wer aber auf die Staats-Verfaſ-
ſung acht geben will, der wird allhier eini-
ger Regierungen Einrichtung, als eine, nach
dem Urtheil vieler Politicorum, denen Com-
merciis und folglich auch der leiblichen
Wohlfahrt derer Unterthanen zuwider lauf-
fende Politic bemercken. Die meiſten ihrer
armen Unterthanen ſeuffzen unter dem Jo-
che ſo vieler Straf-Geſetze, und Verſtaͤn-
dige geben es heimlich denen Frembden ſelbſt
zu verſtehen. Ja die groͤſten Staͤdte ha-
ben ſo ſchlechte Handlungen, ſind ſo unbe-
bauet und vom Volck entbloͤſſet, daß man
ſich daruͤber verwundern muß, wenn man
ſie gegen anderer Laͤnder Beſchaffenheit
in Vergleichung bringet. Was hat Hol-
land,
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