Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727.Die XXIV. Anmerckung. (kk) land, Engelland, und einen grossen Theilvom Römischen-Teutschen Reiche, an Geld und Volck so florissant gemacht, als die der Religioni dominanti unschädliche Tole- rantz anderer Religionen, oder die Gewis- sens- und Commercien-Freyheit? Denn in diesen Ländern circuliret das Geld, die Commercien und Manufacturen floriren, die Städte sind wohl angebauet, und mit Einwohnern überflüßig besetzt; und ein ie- der kan seinem GOtt, nach seinem Wissen und Gewissen, bey Beobachtung der diß- falls gemachten Verordnungen der Hohen Obrigkeit, ohne Zwang dienen. Woraus dieser Schluß folget: Jn welchem Lande, von der Hohen Landes-Obrigkeit, ohne der Haupt-Religion Tort zu thun, die Tole- rantz eingeführet ist, und die Gewissens- und Handlungs-Freyheit denen Untertha- nen gelassen wird, in demselben kan an Geld und Volck kein Mangel seyn; hin- gegen wo dieses nicht erlaubet ist, da muß es nothwendig am Gelde und Volcke ge- brechen. Spanien und Portugal haben durch die Inquisition; Franckreich aber in denen Jahren von 1681. biß 1685. durch die Verfolgung derer Hugenotten, beydes viel Geld und Volck verlohren, und dadurch oberwehnte Länder, an Commercien, Ma- nufacturen, Geld und Volck bereichert. Man lese die von diesen, durch einen denen Die XXIV. Anmerckung. (kk) land, Engelland, und einen groſſen Theilvom Roͤmiſchen-Teutſchen Reiche, an Geld und Volck ſo floriſſant gemacht, als die der Religioni dominanti unſchaͤdliche Tole- rantz anderer Religionen, oder die Gewiſ- ſens- und Commercien-Freyheit? Denn in dieſen Laͤndern circuliret das Geld, die Commercien und Manufacturen floriren, die Staͤdte ſind wohl angebauet, und mit Einwohnern uͤberfluͤßig beſetzt; und ein ie- der kan ſeinem GOtt, nach ſeinem Wiſſen und Gewiſſen, bey Beobachtung der diß- falls gemachten Verordnungen der Hohen Obrigkeit, ohne Zwang dienen. Woraus dieſer Schluß folget: Jn welchem Lande, von der Hohen Landes-Obrigkeit, ohne der Haupt-Religion Tort zu thun, die Tole- rantz eingefuͤhret iſt, und die Gewiſſens- und Handlungs-Freyheit denen Untertha- nen gelaſſen wird, in demſelben kan an Geld und Volck kein Mangel ſeyn; hin- gegen wo dieſes nicht erlaubet iſt, da muß es nothwendig am Gelde und Volcke ge- brechen. Spanien und Portugal haben durch die Inquiſition; Franckreich aber in denen Jahren von 1681. biß 1685. durch die Verfolgung derer Hugenotten, beydes viel Geld und Volck verlohren, und dadurch oberwehnte Laͤnder, an Commercien, Ma- nufacturen, Geld und Volck bereichert. Man leſe die von dieſen, durch einen denen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <note xml:id="nkk" prev="#zkk" place="end" n="(kk)"><pb facs="#f0197" n="175"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq">XXIV.</hi> Anmerckung. (<hi rendition="#aq">kk</hi>)</hi></fw><lb/> land, Engelland, und einen groſſen Theil<lb/> vom Roͤmiſchen-Teutſchen Reiche, an Geld<lb/> und Volck ſo <hi rendition="#aq">floriſſant</hi> gemacht, als die der<lb/><hi rendition="#aq">Religioni dominanti</hi> unſchaͤdliche <hi rendition="#aq">Tole-<lb/> rantz</hi> anderer <hi rendition="#aq">Religion</hi>en, oder die Gewiſ-<lb/> ſens- und <hi rendition="#aq">Commerci</hi>en-Freyheit? Denn<lb/> in dieſen Laͤndern <hi rendition="#aq">circuli</hi>ret das Geld, die<lb/><hi rendition="#aq">Commerci</hi>en und <hi rendition="#aq">Manufactu</hi>ren <hi rendition="#aq">flori</hi>ren,<lb/> die Staͤdte ſind wohl angebauet, und mit<lb/> Einwohnern uͤberfluͤßig beſetzt; und ein ie-<lb/> der kan ſeinem GOtt, nach ſeinem Wiſſen<lb/> und Gewiſſen, bey Beobachtung der diß-<lb/> falls gemachten Verordnungen der Hohen<lb/> Obrigkeit, ohne Zwang dienen. Woraus<lb/> dieſer Schluß folget: Jn welchem Lande,<lb/> von der Hohen Landes-Obrigkeit, ohne der<lb/> Haupt-<hi rendition="#aq">Religion</hi> Tort zu thun, die <hi rendition="#aq">Tole-<lb/> rantz</hi> eingefuͤhret iſt, und die Gewiſſens-<lb/> und Handlungs-Freyheit denen Untertha-<lb/> nen gelaſſen wird, in demſelben kan an<lb/> Geld und Volck kein Mangel ſeyn; hin-<lb/> gegen wo dieſes nicht erlaubet iſt, da muß<lb/> es nothwendig am Gelde und Volcke ge-<lb/> brechen. Spanien und Portugal haben<lb/> durch die <hi rendition="#aq">Inquiſition;</hi> Franckreich aber in<lb/> denen Jahren von 1681. biß 1685. durch die<lb/> Verfolgung derer Hugenotten, beydes viel<lb/> Geld und Volck verlohren, und dadurch<lb/> oberwehnte Laͤnder, an <hi rendition="#aq">Commerci</hi>en, <hi rendition="#aq">Ma-<lb/> nufactu</hi>ren, Geld und Volck bereichert.<lb/> Man leſe die von dieſen, durch einen denen<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Lehr-</fw><lb/></note> </div> </body> </text> </TEI> [175/0197]
Die XXIV. Anmerckung. (kk)
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land, Engelland, und einen groſſen Theil
vom Roͤmiſchen-Teutſchen Reiche, an Geld
und Volck ſo floriſſant gemacht, als die der
Religioni dominanti unſchaͤdliche Tole-
rantz anderer Religionen, oder die Gewiſ-
ſens- und Commercien-Freyheit? Denn
in dieſen Laͤndern circuliret das Geld, die
Commercien und Manufacturen floriren,
die Staͤdte ſind wohl angebauet, und mit
Einwohnern uͤberfluͤßig beſetzt; und ein ie-
der kan ſeinem GOtt, nach ſeinem Wiſſen
und Gewiſſen, bey Beobachtung der diß-
falls gemachten Verordnungen der Hohen
Obrigkeit, ohne Zwang dienen. Woraus
dieſer Schluß folget: Jn welchem Lande,
von der Hohen Landes-Obrigkeit, ohne der
Haupt-Religion Tort zu thun, die Tole-
rantz eingefuͤhret iſt, und die Gewiſſens-
und Handlungs-Freyheit denen Untertha-
nen gelaſſen wird, in demſelben kan an
Geld und Volck kein Mangel ſeyn; hin-
gegen wo dieſes nicht erlaubet iſt, da muß
es nothwendig am Gelde und Volcke ge-
brechen. Spanien und Portugal haben
durch die Inquiſition; Franckreich aber in
denen Jahren von 1681. biß 1685. durch die
Verfolgung derer Hugenotten, beydes viel
Geld und Volck verlohren, und dadurch
oberwehnte Laͤnder, an Commercien, Ma-
nufacturen, Geld und Volck bereichert.
Man leſe die von dieſen, durch einen denen
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