Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727.von Anno 1716. auf die Hitze zu trincken, auffett Fleischzu trincken; Winters-Zeit in grosser Kälte mit blossem Haupte, oder aus der Kälte jähling in eine heisse Stube zu ge- hen, oder an einen heissen Ofen zu tre- ten; und wiederum im Gegentheil aus der Hitze in die Kälte, aus dem Bade geschwind an die Lufft zu gehen, oder bey denen heissen Sommer-Tagen des Nachts bloß zu liegen; unordent- lich in die Nacht hinein zu sitzen, und aus Tag Nacht, und aus Nacht Tag zu machen; vornehmlich auch bey später Nacht zu trincken, und dergleichen Dinge mehr, welche zwar ieder weiß, daß sie schädlich sind: dennoch aber von einem iedweden nicht unterlassen wer- den. Ubrigens können diese wenige Worte eine gantze Vorschrifft einer Diaet ausmachen, nehmlich: Jn kei- ner Sache zu viel. Vor allen Din- gen ist noch hauptsächlich zu erinnern: Daß die Gemüths-Regungen allen Menschen ein Gifft wider die Gesundheit seyn. Dahero sich ein ieder dafür aller- fleißigst zu hüten hat. Jmmassen die tägliche Erfahrung sattsam bezeiget: Daß
von Anno 1716. auf die Hitze zu trincken, auffett Fleiſchzu trincken; Winters-Zeit in groſſer Kaͤlte mit bloſſem Haupte, oder aus der Kaͤlte jaͤhling in eine heiſſe Stube zu ge- hen, oder an einen heiſſen Ofen zu tre- ten; und wiederum im Gegentheil aus der Hitze in die Kaͤlte, aus dem Bade geſchwind an die Lufft zu gehen, oder bey denen heiſſen Sommer-Tagen des Nachts bloß zu liegen; unordent- lich in die Nacht hinein zu ſitzen, und aus Tag Nacht, und aus Nacht Tag zu machen; vornehmlich auch bey ſpaͤter Nacht zu trincken, und dergleichen Dinge mehr, welche zwar ieder weiß, daß ſie ſchaͤdlich ſind: dennoch aber von einem iedweden nicht unterlaſſen wer- den. Ubrigens koͤnnen dieſe wenige Worte eine gantze Vorſchrifft einer Diæt ausmachen, nehmlich: Jn kei- ner Sache zu viel. Vor allen Din- gen iſt noch hauptſaͤchlich zu erinnern: Daß die Gemuͤths-Regungen allen Menſchen ein Gifft wider die Geſundheit ſeyn. Dahero ſich ein ieder dafuͤr aller- fleißigſt zu huͤten hat. Jmmaſſen die taͤgliche Erfahrung ſattſam bezeiget: Daß
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von Anno 1716.
auf die Hitze zu trincken, auffett Fleiſch
zu trincken; Winters-Zeit in groſſer
Kaͤlte mit bloſſem Haupte, oder aus der
Kaͤlte jaͤhling in eine heiſſe Stube zu ge-
hen, oder an einen heiſſen Ofen zu tre-
ten; und wiederum im Gegentheil aus
der Hitze in die Kaͤlte, aus dem Bade
geſchwind an die Lufft zu gehen, oder
bey denen heiſſen Sommer-Tagen
des Nachts bloß zu liegen; unordent-
lich in die Nacht hinein zu ſitzen, und
aus Tag Nacht, und aus Nacht Tag zu
machen; vornehmlich auch bey ſpaͤter
Nacht zu trincken, und dergleichen
Dinge mehr, welche zwar ieder weiß,
daß ſie ſchaͤdlich ſind: dennoch aber von
einem iedweden nicht unterlaſſen wer-
den. Ubrigens koͤnnen dieſe wenige
Worte eine gantze Vorſchrifft einer
Diæt ausmachen, nehmlich: Jn kei-
ner Sache zu viel. Vor allen Din-
gen iſt noch hauptſaͤchlich zu erinnern:
Daß die Gemuͤths-Regungen allen
Menſchen ein Gifft wider die Geſundheit
ſeyn. Dahero ſich ein ieder dafuͤr aller-
fleißigſt zu huͤten hat. Jmmaſſen die
taͤgliche Erfahrung ſattſam bezeiget:
Daß
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