Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727.

Bild:
<< vorherige Seite
Die I. Anmerckung. (c)
Nutzen dieses Raths ist unvergleichlich groß,und davon
grossen Nu-
tzen haben
kan.

und sie werden niemahls besser überzeuget,
daß sie eine Sache gründlich wohl verste-
hen, als wenn sie derjenige, den sie solche
wieder gelehret haben, auch gleicher Ge-
stalt wohl begriffen hat.
(c) Von andern Religionen han-
delnde Bücher.)
Der Autor setzet hier
meines Erachtens zum Voraus: Daß der
Untergebene schon vollkommen in Thesi
richtig sey, und alsdenn ist die gegebene Ma-
xime
mit Nutzen applicable, und des um
die Kirche Christi wohl verdienten Herrn
Caspari Neumanni Trutina Religionum zuWer nicht
in Thesi
richtig ist,
kan ande-
rer Religio-
nen Bücher
nicht mit
Nutzen le-
sen.

lesen. Wenn man aber denen, so noch
in Thesi nicht recht fundiret sind, anderer
Antithesin zu lesen geben wollte, würde man
sie nur confundiren, und wohl gar zu An-
nehmung allerley Opinionen, welche äus-
serlichen Schein und Farbe der Wahrheit
haben, verleiten helffen.
Dahero wäre zu wünschen, daß der
gröste Theil derer Praeceptorum und Hof-
meister selbst bessere Christen, und im
Stande wären, bey vorfallenden höchst-
schädlichen Meynungen, sich selbst, und ih-
re Anvertrauten, vor solchem Gifft zu ver-
wahren, und durch solide Widerlegungen
ein rechtes Antidotum zu adhibiren; Allein
so geben sie vielmahls, als schwache Chri-
sten, die entweder nicht genungsame Erkänt-
Die I. Anmerckung. (c)
Nutzen dieſes Raths iſt unvergleichlich groß,und davon
groſſen Nu-
tzen haben
kan.

und ſie werden niemahls beſſer uͤberzeuget,
daß ſie eine Sache gruͤndlich wohl verſte-
hen, als wenn ſie derjenige, den ſie ſolche
wieder gelehret haben, auch gleicher Ge-
ſtalt wohl begriffen hat.
(c) Von andern Religionen han-
delnde Buͤcher.)
Der Autor ſetzet hier
meines Erachtens zum Voraus: Daß der
Untergebene ſchon vollkommen in Theſi
richtig ſey, und alsdenn iſt die gegebene Ma-
xime
mit Nutzen applicable, und des um
die Kirche Chriſti wohl verdienten Herrn
Caſpari Neumanni Trutina Religionum zuWer nicht
in Theſi
richtig iſt,
kan ande-
rer Religio-
nen Buͤcher
nicht mit
Nutzen le-
ſen.

leſen. Wenn man aber denen, ſo noch
in Theſi nicht recht fundiret ſind, anderer
Antitheſin zu leſen geben wollte, wuͤrde man
ſie nur confundiren, und wohl gar zu An-
nehmung allerley Opinionen, welche aͤuſ-
ſerlichen Schein und Farbe der Wahrheit
haben, verleiten helffen.
Dahero waͤre zu wuͤnſchen, daß der
groͤſte Theil derer Præceptorum und Hof-
meiſter ſelbſt beſſere Chriſten, und im
Stande waͤren, bey vorfallenden hoͤchſt-
ſchaͤdlichen Meynungen, ſich ſelbſt, und ih-
re Anvertrauten, vor ſolchem Gifft zu ver-
wahren, und durch ſolide Widerlegungen
ein rechtes Antidotum zu adhibiren; Allein
ſo geben ſie vielmahls, als ſchwache Chri-
ſten, die entweder nicht genungſame Erkaͤnt-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <note xml:id="nb" prev="#zb" place="end" n="(b)"><pb facs="#f0035" n="13"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq">I.</hi> Anmerckung. <hi rendition="#aq">(c)</hi></hi></fw><lb/>
Nutzen die&#x017F;es Raths i&#x017F;t unvergleichlich groß,<note place="right">und davon<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en Nu-<lb/>
tzen haben<lb/>
kan.</note><lb/>
und &#x017F;ie werden niemahls be&#x017F;&#x017F;er u&#x0364;berzeuget,<lb/>
daß &#x017F;ie eine Sache gru&#x0364;ndlich wohl ver&#x017F;te-<lb/>
hen, als wenn &#x017F;ie derjenige, den &#x017F;ie &#x017F;olche<lb/>
wieder gelehret haben, auch gleicher Ge-<lb/>
&#x017F;talt wohl begriffen hat.</note><lb/>
        <note xml:id="nc" prev="#zc" place="end" n="(c)"><hi rendition="#fr">Von andern Religionen han-<lb/>
delnde Bu&#x0364;cher.)</hi> Der <hi rendition="#aq">Autor</hi> &#x017F;etzet hier<lb/>
meines Erachtens zum Voraus: Daß der<lb/>
Untergebene &#x017F;chon vollkommen <hi rendition="#aq">in The&#x017F;i</hi><lb/>
richtig &#x017F;ey, und alsdenn i&#x017F;t die gegebene <hi rendition="#aq">Ma-<lb/>
xime</hi> mit Nutzen <hi rendition="#aq">applicable,</hi> und des um<lb/>
die Kirche Chri&#x017F;ti wohl verdienten Herrn<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ca&#x017F;pari Neumanni</hi> Trutina Religionum</hi> zu<note place="right">Wer nicht<lb/><hi rendition="#aq">in The&#x017F;i</hi><lb/>
richtig i&#x017F;t,<lb/>
kan ande-<lb/>
rer Religio-<lb/>
nen Bu&#x0364;cher<lb/>
nicht mit<lb/>
Nutzen le-<lb/>
&#x017F;en.</note><lb/>
le&#x017F;en. Wenn man aber denen, &#x017F;o noch<lb/><hi rendition="#aq">in The&#x017F;i</hi> nicht recht <hi rendition="#aq">fundi</hi>ret &#x017F;ind, anderer<lb/><hi rendition="#aq">Antithe&#x017F;in</hi> zu le&#x017F;en geben wollte, wu&#x0364;rde man<lb/>
&#x017F;ie nur <hi rendition="#aq">confundi</hi>ren, und wohl gar zu An-<lb/>
nehmung allerley <hi rendition="#aq">Opinion</hi>en, welche a&#x0364;u&#x017F;-<lb/>
&#x017F;erlichen Schein und Farbe der Wahrheit<lb/>
haben, verleiten helffen.<lb/>
Dahero wa&#x0364;re zu wu&#x0364;n&#x017F;chen, daß der<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;te Theil derer <hi rendition="#aq">Præceptorum</hi> und Hof-<lb/>
mei&#x017F;ter &#x017F;elb&#x017F;t be&#x017F;&#x017F;ere Chri&#x017F;ten, und im<lb/>
Stande wa&#x0364;ren, bey vorfallenden ho&#x0364;ch&#x017F;t-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;dlichen Meynungen, &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t, und ih-<lb/>
re Anvertrauten, vor &#x017F;olchem Gifft zu ver-<lb/>
wahren, und durch <hi rendition="#aq">&#x017F;olide</hi> Widerlegungen<lb/>
ein rechtes <hi rendition="#aq">Antidotum</hi> zu <hi rendition="#aq">adhibi</hi>ren; Allein<lb/>
&#x017F;o geben &#x017F;ie vielmahls, als &#x017F;chwache Chri-<lb/>
&#x017F;ten, die entweder nicht genung&#x017F;ame Erka&#x0364;nt-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">niß</fw><lb/></note>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0035] Die I. Anmerckung. (c) ⁽b⁾ Nutzen dieſes Raths iſt unvergleichlich groß, und ſie werden niemahls beſſer uͤberzeuget, daß ſie eine Sache gruͤndlich wohl verſte- hen, als wenn ſie derjenige, den ſie ſolche wieder gelehret haben, auch gleicher Ge- ſtalt wohl begriffen hat. ⁽c⁾ Von andern Religionen han- delnde Buͤcher.) Der Autor ſetzet hier meines Erachtens zum Voraus: Daß der Untergebene ſchon vollkommen in Theſi richtig ſey, und alsdenn iſt die gegebene Ma- xime mit Nutzen applicable, und des um die Kirche Chriſti wohl verdienten Herrn Caſpari Neumanni Trutina Religionum zu leſen. Wenn man aber denen, ſo noch in Theſi nicht recht fundiret ſind, anderer Antitheſin zu leſen geben wollte, wuͤrde man ſie nur confundiren, und wohl gar zu An- nehmung allerley Opinionen, welche aͤuſ- ſerlichen Schein und Farbe der Wahrheit haben, verleiten helffen. Dahero waͤre zu wuͤnſchen, daß der groͤſte Theil derer Præceptorum und Hof- meiſter ſelbſt beſſere Chriſten, und im Stande waͤren, bey vorfallenden hoͤchſt- ſchaͤdlichen Meynungen, ſich ſelbſt, und ih- re Anvertrauten, vor ſolchem Gifft zu ver- wahren, und durch ſolide Widerlegungen ein rechtes Antidotum zu adhibiren; Allein ſo geben ſie vielmahls, als ſchwache Chri- ſten, die entweder nicht genungſame Erkaͤnt- niß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727/35
Zitationshilfe: Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727/35>, abgerufen am 21.11.2024.