Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727.L. Das II. Diaetische Consilium 1) DieQualität,wein, Wein und hitzige Biere. Nehm- lich, es schadet dieser in gedachtem Ge- träncke enthaltene Spiritus unserm Cörper auf zweyerley Art: 1) Verur- sachet solcher eine hefftige und wider- natürliche Bewegung in dem Geblüte, welches deren Pulß, so viel davon zu sich genommen, sattsam ausweiset; 2) Greiffet derselbe unsere Lebens-Theile in substantia an, extenuiret solche, und verursachet nach und nach grosse Cor- ruptiones. Also ist, zum Exempel, allen Schlächtern bekant, daß, wenn selbige ein Schwein schlachten, so mit Brandt- wein-Spühlicht gemästet worden, die Gedärme zu denen Würsten nicht zu gebrauchen sind, weil solche allzudünn und mürbe. Ferner referirte mir ein Ochsen-Händler, daß er offte derglei- chen Vieh mit Brandtwein-Spühlicht aufzumästen pflege; es würden auch die Ochsen baldigst fett davon; iedoch müsten selbige vorhero schon verhandelt seyn, und zu gewisser Zeit abgeholet und geschlachtet werden; widrigenfalls fielen selbige, wann sie auch nur acht Ta- ge über die Zeit stünden, übern Hauf- fen.
L. Das II. Diætiſche Conſilium 1) DieQualitaͤt,wein, Wein und hitzige Biere. Nehm- lich, es ſchadet dieſer in gedachtem Ge- traͤncke enthaltene Spiritus unſerm Coͤrper auf zweyerley Art: 1) Verur- ſachet ſolcher eine hefftige und wider- natuͤrliche Bewegung in dem Gebluͤte, welches deren Pulß, ſo viel davon zu ſich genommen, ſattſam ausweiſet; 2) Greiffet derſelbe unſere Lebens-Theile in ſubſtantia an, extenuiret ſolche, und verurſachet nach und nach groſſe Cor- ruptiones. Alſo iſt, zum Exempel, allen Schlaͤchtern bekant, daß, wenn ſelbige ein Schwein ſchlachten, ſo mit Brandt- wein-Spuͤhlicht gemaͤſtet worden, die Gedaͤrme zu denen Wuͤrſten nicht zu gebrauchen ſind, weil ſolche allzuduͤnn und muͤrbe. Ferner referirte mir ein Ochſen-Haͤndler, daß er offte derglei- chen Vieh mit Brandtwein-Spuͤhlicht aufzumaͤſten pflege; es wuͤrden auch die Ochſen baldigſt fett davon; iedoch muͤſten ſelbige vorhero ſchon verhandelt ſeyn, und zu gewiſſer Zeit abgeholet und geſchlachtet werden; widrigenfalls fielen ſelbige, wann ſie auch nur acht Ta- ge uͤber die Zeit ſtuͤnden, uͤbern Hauf- fen.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0352" n="330"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">L.</hi> Das <hi rendition="#aq">II. Diæti</hi>ſche <hi rendition="#aq">Conſilium</hi></hi></fw><lb/><note place="left">1) Die<lb/><hi rendition="#aq">Quali</hi>taͤt,</note>wein, Wein und hitzige Biere. Nehm-<lb/> lich, es ſchadet dieſer in gedachtem Ge-<lb/> traͤncke enthaltene <hi rendition="#aq">Spiritus</hi> unſerm<lb/> Coͤrper auf zweyerley Art: 1) Verur-<lb/> ſachet ſolcher eine hefftige und wider-<lb/> natuͤrliche Bewegung in dem Gebluͤte,<lb/> welches deren Pulß, ſo viel davon zu<lb/> ſich genommen, ſattſam ausweiſet; 2)<lb/> Greiffet derſelbe unſere Lebens-Theile<lb/><hi rendition="#aq">in ſubſtantia</hi> an, <hi rendition="#aq">extenui</hi>ret ſolche, und<lb/> verurſachet nach und nach groſſe <hi rendition="#aq">Cor-<lb/> ruptiones.</hi> Alſo iſt, zum Exempel, allen<lb/> Schlaͤchtern bekant, daß, wenn ſelbige<lb/> ein Schwein ſchlachten, ſo mit Brandt-<lb/> wein-Spuͤhlicht gemaͤſtet worden, die<lb/> Gedaͤrme zu denen Wuͤrſten nicht zu<lb/> gebrauchen ſind, weil ſolche allzuduͤnn<lb/> und muͤrbe. Ferner <hi rendition="#aq">referi</hi>rte mir ein<lb/> Ochſen-Haͤndler, daß er offte derglei-<lb/> chen Vieh mit Brandtwein-Spuͤhlicht<lb/> aufzumaͤſten pflege; es wuͤrden auch<lb/> die Ochſen baldigſt fett davon; iedoch<lb/> muͤſten ſelbige vorhero ſchon verhandelt<lb/> ſeyn, und zu gewiſſer Zeit abgeholet<lb/> und geſchlachtet werden; widrigenfalls<lb/> fielen ſelbige, wann ſie auch nur acht Ta-<lb/> ge uͤber die Zeit ſtuͤnden, uͤbern Hauf-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">fen.</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [330/0352]
L. Das II. Diætiſche Conſilium
wein, Wein und hitzige Biere. Nehm-
lich, es ſchadet dieſer in gedachtem Ge-
traͤncke enthaltene Spiritus unſerm
Coͤrper auf zweyerley Art: 1) Verur-
ſachet ſolcher eine hefftige und wider-
natuͤrliche Bewegung in dem Gebluͤte,
welches deren Pulß, ſo viel davon zu
ſich genommen, ſattſam ausweiſet; 2)
Greiffet derſelbe unſere Lebens-Theile
in ſubſtantia an, extenuiret ſolche, und
verurſachet nach und nach groſſe Cor-
ruptiones. Alſo iſt, zum Exempel, allen
Schlaͤchtern bekant, daß, wenn ſelbige
ein Schwein ſchlachten, ſo mit Brandt-
wein-Spuͤhlicht gemaͤſtet worden, die
Gedaͤrme zu denen Wuͤrſten nicht zu
gebrauchen ſind, weil ſolche allzuduͤnn
und muͤrbe. Ferner referirte mir ein
Ochſen-Haͤndler, daß er offte derglei-
chen Vieh mit Brandtwein-Spuͤhlicht
aufzumaͤſten pflege; es wuͤrden auch
die Ochſen baldigſt fett davon; iedoch
muͤſten ſelbige vorhero ſchon verhandelt
ſeyn, und zu gewiſſer Zeit abgeholet
und geſchlachtet werden; widrigenfalls
fielen ſelbige, wann ſie auch nur acht Ta-
ge uͤber die Zeit ſtuͤnden, uͤbern Hauf-
fen.
1) Die
Qualitaͤt,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |