Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727.von Anno 1722. Letzlich verlassen sich auch viele Men-Einwen- Nota: Nachdem die Sinne des Men- schen, durch ordentlichen Gebrauch, nach und nach abgenutzet werden; so kan man daraus gar leicht abnehmen, was deren Mißbrauch effectuiren müsse, und daß dahero ein ieder solche aufs be- ste menagiren, und nicht alle dem Flei- sche Y 2
von Anno 1722. Letzlich verlaſſen ſich auch viele Men-Einwen- Nota: Nachdem die Sinne des Men- ſchen, durch ordentlichen Gebrauch, nach und nach abgenutzet werden; ſo kan man daraus gar leicht abnehmen, was deren Mißbrauch effectuiren muͤſſe, und daß dahero ein ieder ſolche aufs be- ſte menagiren, und nicht alle dem Flei- ſche Y 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0361" n="339"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">von <hi rendition="#aq">Anno</hi> 1722.</hi> </fw><lb/> <p>Letzlich verlaſſen ſich auch viele Men-<note place="right">Einwen-<lb/> dung.</note><lb/> ſchen allzuſehr auf die <hi rendition="#aq">Medicos,</hi> und<lb/> meynen: Habe man doch <hi rendition="#aq">Medicin</hi> ge-<lb/> nung, vermittelſt welcher alle Kranck-<lb/> heiten gehoben werden muͤſten. Allein<note place="right">Beantwor-<lb/> tung.</note><lb/><hi rendition="#aq">non eſt in medico ſemper relevetur<lb/> ut æger.</hi> Wann ſich nehmlich der Ma-<note place="right">Fruͤchte<lb/> des unor-<lb/> dentlichen<lb/> Lebens.</note><lb/> gen, nebſt dem Gedaͤrme allzuſehr aus-<lb/> gedehnet und abgezehret, die Lunge an-<lb/> bruͤchig und faul, die Leber verhaͤr-<lb/> tet ꝛc. befinden; welche, und offt noch<lb/> mehrere <hi rendition="#aq">Læſiones,</hi> doch auf ein unor-<lb/> dentliches Leben gewiß zu folgen pfle-<lb/> gen; ſo iſt wohl von keinem <hi rendition="#aq">Medico</hi> in<lb/> der Welt voͤllige <hi rendition="#aq">Reſtitution</hi> dißfals<lb/> zu hoffen; ſondern ſie flicken an denen<lb/><hi rendition="#aq">Patient</hi>en ſo gut als ſie koͤnnen, und die-<lb/> ſe muͤſſen ſich gefallen laſſen, ihre alſo<lb/><hi rendition="#aq">miſerable</hi> zugerichteten Coͤrper und<lb/> vielfaͤltige <hi rendition="#aq">Paſſiones,</hi> biß in ihr fruͤhzeiti-<lb/> ges Grab mit ſich herum zu tragen.</p><lb/> <list> <item><hi rendition="#aq">Nota:</hi> Nachdem die Sinne des Men-<lb/> ſchen, durch ordentlichen Gebrauch,<lb/> nach und nach abgenutzet werden; ſo<lb/> kan man daraus gar leicht abnehmen,<lb/> was deren Mißbrauch <hi rendition="#aq">effectui</hi>ren muͤſſe,<lb/> und daß dahero ein ieder ſolche aufs be-<lb/> ſte <hi rendition="#aq">menagi</hi>ren, und nicht alle dem Flei-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Y 2</fw><fw place="bottom" type="catch">ſche</fw><lb/></item> </list> </div> </body> </text> </TEI> [339/0361]
von Anno 1722.
Letzlich verlaſſen ſich auch viele Men-
ſchen allzuſehr auf die Medicos, und
meynen: Habe man doch Medicin ge-
nung, vermittelſt welcher alle Kranck-
heiten gehoben werden muͤſten. Allein
non eſt in medico ſemper relevetur
ut æger. Wann ſich nehmlich der Ma-
gen, nebſt dem Gedaͤrme allzuſehr aus-
gedehnet und abgezehret, die Lunge an-
bruͤchig und faul, die Leber verhaͤr-
tet ꝛc. befinden; welche, und offt noch
mehrere Læſiones, doch auf ein unor-
dentliches Leben gewiß zu folgen pfle-
gen; ſo iſt wohl von keinem Medico in
der Welt voͤllige Reſtitution dißfals
zu hoffen; ſondern ſie flicken an denen
Patienten ſo gut als ſie koͤnnen, und die-
ſe muͤſſen ſich gefallen laſſen, ihre alſo
miſerable zugerichteten Coͤrper und
vielfaͤltige Paſſiones, biß in ihr fruͤhzeiti-
ges Grab mit ſich herum zu tragen.
Einwen-
dung.
Beantwor-
tung.
Fruͤchte
des unor-
dentlichen
Lebens.
Nota: Nachdem die Sinne des Men-
ſchen, durch ordentlichen Gebrauch,
nach und nach abgenutzet werden; ſo
kan man daraus gar leicht abnehmen,
was deren Mißbrauch effectuiren muͤſſe,
und daß dahero ein ieder ſolche aufs be-
ſte menagiren, und nicht alle dem Flei-
ſche
Y 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |