Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727.

Bild:
<< vorherige Seite
Unicum
NOBILITATIS
fundamentum
est
VIRTVS!
Symb.
Virtus Vitam Beat Vitium Turbat.


DJe Tugend würckt Zufriedenheit,
Sie weiß die Laster zu vertreiben.
Des Fleisches-Lust, der Geitz und Pracht,
Die müssen ferne von ihr bleiben.
Sie wird zwar öffters sehr veracht,
Von denen, die sich ihrer schämen;
Doch wenn man es nur recht betracht,
So müssen sie, weil sie das beste Gut
Den Höchsten liebt; Dem Nechsten Gutes thut;
Von ihrem Glantz ein Gleichniß nehmen.
Der Böse streicht sein Thun mit Tugend-Farben
an,
Weil ohne sie kein Mensch recht glücklich leben
kan.
So muß das Laster auch der Tugend Affe seyn.
Die Tugend schaffet Ruh und mindert alle Pein,
Und wenn ihr starcker Arm die Laster hat besiegt,
So lebt der gantze Mensch an Leib und Seel
vergnügt.
Register.
Unicum
NOBILITATIS
fundamentum
eſt
VIRTVS!
Symb.
Virtus Vitam Beat Vitium Turbat.


DJe Tugend wuͤrckt Zufriedenheit,
Sie weiß die Laſter zu vertreiben.
Des Fleiſches-Luſt, der Geitz und Pracht,
Die muͤſſen ferne von ihr bleiben.
Sie wird zwar oͤffters ſehr veracht,
Von denen, die ſich ihrer ſchaͤmen;
Doch wenn man es nur recht betracht,
So muͤſſen ſie, weil ſie das beſte Gut
Den Hoͤchſten liebt; Dem Nechſten Gutes thut;
Von ihrem Glantz ein Gleichniß nehmen.
Der Boͤſe ſtreicht ſein Thun mit Tugend-Farben
an,
Weil ohne ſie kein Menſch recht gluͤcklich leben
kan.
So muß das Laſter auch der Tugend Affe ſeyn.
Die Tugend ſchaffet Ruh und mindert alle Pein,
Und wenn ihr ſtarcker Arm die Laſter hat beſiegt,
So lebt der gantze Menſch an Leib und Seel
vergnuͤgt.
Regiſter.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0376" n="354"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">Unicum<lb/><hi rendition="#g">NOBILITATIS</hi><lb/>
fundamentum<lb/>
e&#x017F;t<lb/><hi rendition="#g">VIRTVS!</hi><lb/><hi rendition="#i">Symb.</hi><lb/>
Virtus Vitam Beat Vitium Turbat.</hi> </head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>Je Tugend wu&#x0364;rckt Zufriedenheit,</l><lb/>
            <l>Sie weiß die La&#x017F;ter zu vertreiben.</l><lb/>
            <l>Des Flei&#x017F;ches-Lu&#x017F;t, der Geitz und Pracht,</l><lb/>
            <l>Die mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ferne von ihr bleiben.</l><lb/>
            <l>Sie wird zwar o&#x0364;ffters &#x017F;ehr veracht,</l><lb/>
            <l>Von denen, die &#x017F;ich ihrer &#x017F;cha&#x0364;men;</l><lb/>
            <l>Doch wenn man es nur recht betracht,</l><lb/>
            <l>So mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie, weil &#x017F;ie das be&#x017F;te Gut</l><lb/>
            <l>Den Ho&#x0364;ch&#x017F;ten liebt; Dem Nech&#x017F;ten Gutes thut;</l><lb/>
            <l>Von ihrem Glantz ein Gleichniß nehmen.</l><lb/>
            <l>Der Bo&#x0364;&#x017F;e &#x017F;treicht &#x017F;ein Thun mit Tugend-Farben</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">an,</hi> </l><lb/>
            <l>Weil ohne &#x017F;ie kein Men&#x017F;ch recht glu&#x0364;cklich leben</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">kan.</hi> </l><lb/>
            <l>So muß das La&#x017F;ter auch der Tugend Affe &#x017F;eyn.</l><lb/>
            <l>Die Tugend &#x017F;chaffet Ruh und mindert alle Pein,</l><lb/>
            <l>Und wenn ihr &#x017F;tarcker Arm die La&#x017F;ter hat be&#x017F;iegt,</l><lb/>
            <l>So lebt der gantze Men&#x017F;ch an Leib und Seel</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">vergnu&#x0364;gt.</hi> </l>
          </lg>
        </div>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Regi&#x017F;ter.</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[354/0376] Unicum NOBILITATIS fundamentum eſt VIRTVS! Symb. Virtus Vitam Beat Vitium Turbat. DJe Tugend wuͤrckt Zufriedenheit, Sie weiß die Laſter zu vertreiben. Des Fleiſches-Luſt, der Geitz und Pracht, Die muͤſſen ferne von ihr bleiben. Sie wird zwar oͤffters ſehr veracht, Von denen, die ſich ihrer ſchaͤmen; Doch wenn man es nur recht betracht, So muͤſſen ſie, weil ſie das beſte Gut Den Hoͤchſten liebt; Dem Nechſten Gutes thut; Von ihrem Glantz ein Gleichniß nehmen. Der Boͤſe ſtreicht ſein Thun mit Tugend-Farben an, Weil ohne ſie kein Menſch recht gluͤcklich leben kan. So muß das Laſter auch der Tugend Affe ſeyn. Die Tugend ſchaffet Ruh und mindert alle Pein, Und wenn ihr ſtarcker Arm die Laſter hat beſiegt, So lebt der gantze Menſch an Leib und Seel vergnuͤgt. Regiſter.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727/376
Zitationshilfe: Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727/376>, abgerufen am 21.11.2024.